Dienstag, 31. März 2020

Corona-Theatertagebuch – Dienstag, 31. März 2020


9:37 Uhr:

Sonnenschein! So steht es sich direkt einfacher auf. Inspiriert vom gestrigen Austausch habe ich ein Video mit Netzwerktipps für Theaterpädagog*innen aufgenommen und auf Facebook gepackt. Ihr findet es hier:
https://www.facebook.com/sarahbansemertheater/videos/208619113807403/

Gleich ist wieder Probe mit meinem Privatschüler.

Mein Kalender sieht aus wie Sau, da ich einfach alle nicht stattfindenen Offline-Events weggestrichen und neue Sachen dazugeschrieben habe.


15:12 Uhr:

Der heutige Tag vergeht wahnsinnig schnell. Nach Privatstunde, Telefonat mit meinem Kollegen Christian und Mittagessen sitze ich jetzt an den Videomitschnitten vom Fortbildungswochenende, um sie in passable Längen zu schneiden, zu exportieren und die nächsten Tage zu verschicken.
Ich bin mir unsicher, ob sich Zoom-Mitschnitte wirklich lohnen. Auch bei Proben mache ich gar nicht allzu oft Videos, weil man sich die selten Jahre später noch anguckt. Wohingegen ich in Mitschnitten von Aufführungen gern immer wieder reinschaue.
Dafür bin ich großer Fan von Fotos. Davon mach ich allerdings auch immer viel zu viele und muss da mal irgendwann einiges auf meinen Festplatten löschen.

Mit meiner Genossenschaft vereinbare ich gerade einen Zoom-Chat für's Wochenende. Das wird ein Spaß.😀


18:22 Uhr:


Zwei Scheiben Hefezopf und eine Zoom-Sitzung mit Anati (Daaaanke für deine Hilfe!) und Christian später bin ich bereit für einen frühen Feierabend.
Zum Abschluss gucke ich noch in ein Live-Interview mit meiner Kollegin Claudia Hoppe an:
https://www.facebook.com/BerlinerRedekuenstler/videos/612586086254329/

Montag, 30. März 2020

Corona-Theatertagebuch – Montag, 30. März 2020


11:05 Uhr:

Der Tag startete unmotiviert hoch Dreizehn. Vermutlich, weil ich das ganze Wochenende gearbeitet habe. Wobei Wochenende oder Wochentage momentan auch nicht wirklich eine Rolle spielen. Es verschwimmt alles und formt sich neu.
Nach nächtlichem und morgendlichem Wecken durch den Kater (insgesamt 3x) schlafe ich bis 9:09 Uhr und kuschle dann ewig mit meinem Kater im Bett. Danach hab ich es geschafft, mal wieder Yoga zu machen, 20 min.
Dann saß ich in der Küche rum, hab mit meinem Mann gequatscht, um endlich in Schlafanzug an den Rechner zu gehen und erstmal Blogbeiträge zu lesen und nen Brownie zu essen.
Heute mache ich mal gemütlich.


12:12 Uhr:

Mit meiner Mutter telefoniert und eine Zoom-Schulung für nachmittags vereinbart. Dann mit meinem Vater telefoniert.


13:32 Uhr:


Es schneit!

Im Ofen ist ein Gemüse-Nudel-Auflauf.


15:41
Uhr:

Ich habe ein Bad genommen, meine Haare gewaschen, mir was richtiges angezogen (Jogginghose & Sweatshirt 😏), mich geschminkt und bei https://www.zuckerbergshop.de sehr viele Süßigkeiten bestellt. Läuft soweit.


16:57 Uhr:

Ich telefoniere mit meiner Mutter, aber ihr Mikro will bei Zoom nicht. Jitsi funktioniert. Hm. Vielleicht finden wir da noch eine Lösung.


18:52 Uhr:

Ich höre den Podcast, den meine Kollegin Claudia Hoppe mit Theaterpädagogin Maike Plath aufgenommen hat:
https://claudiahoppe.com/2020/03/30/podcast-nr-53-maike-plath-ueber-autoritaet-und-freiheit/?fbclid=IwAR0Szos_bDtPTt0CVE4l41TlTv0ELIhEHvh4tw-9R9LJn8eGoK8SD_7y9M8#t=13:17.891
Sehr empfehlenswert!

Die Aufgaben des Tages arbeite ich eher mühsam ab. Morgen sollte ich mal wieder das Haus verlassen, ich glaube, ich brauche mehr Frischluft. Was mich momentan am meisten nervt ist dieses Bei-Null-Anfangen. Vorher lief es sehr smooth mit meinen Kursen und Workshops. Das hat locker 8 Jahre gedauert bis ich mich da eingegroovt hab in meiner Selbständigkeit.
Und jetzt muss ich mir wieder alles mühsam von vorn arbeiten und ich fühle mich zeitweise Jahre zurück versetzt in die Phase, in der ich überall Abreißzettel an Laternen geklebt hab (Guerilla-Marketing), in der Hoffnung Teilnehmende für meine Kurse zu finden. Aber es ist gleichzeitig auch okay. Vielleicht – und das ist meine Hoffnung – etabliert sich jetzt eine Art Online-Theaterkultur, auch im Amateurtheater, die über das Streaming von Theaterstücken hinausgeht und Formate für Online-Proben, Online-Workshops und Online-Inszenierungen entwickelt. Ich bin bereit.
Jeden Tag widme ich einen Teil meiner Zeit der Fortbildung. Momentan nicht ganz soviel, aber auch jede Zoom-Sitzung, jeder Test-Workshop und jedes Kollegen-Gespräch ist ein Lernmoment.


21:31 Uhr:

Der wöchentliche kollegiale Austausch ist vorbei und war wieder total schön, wärmend und unterstützend. Jede Woche bekommt man neue Ideen und neuen Input und findet eine Art Familie, mit der man zusammen in einem Boot sitzt. Danke euch!

Feierabend.

Sonntag, 29. März 2020

Corona-Theatertagebuch – Sonntag, 29. März 2020



12:45 Uhr:

Heute ist ein ruhiger Tag. Ein bißchen müde, ein bißchen langsam. Die Sonne kommt nicht raus, es regnet, mein Kater hat Angst vor dem Wind und die Teilnehmenden der LAG Grundlagenbildung machen gerade eine 5-minütige Schreibaufgabe. Alle sind schon ein bißchen eingegroovt und der heutige Ausbildungstag ist ganz entspannt.


16:19 Uhr:

Der zweite Ausbildungstag lief gut und mit schönen Szenenergebnissen in Zoom. Ich merke, dass wir erst anfangen, herauszufinden, was alles online möglich ist und bin gespannt auf mehr.
Für die Teilnehmenden ist es gleichzeitig eine verunsichernde Situation. Auch wir Dozenten wissen noch nicht, wie lange das jetzt so weitergeht mit der Krise und wie wir damit umgehen werden. Das nächste Wochenende im April findet auf jeden Fall auch wieder online statt. Weiter können wir noch nicht planen.

Dieses Arbeitswochenende war extrem befriedigend. Ich fühle mich gut, wenn ich Arbeit machen kann, die Spaß macht, sinnvoll ist und sowohl persönliche als auch finanzielle Wertschätzung bringt. Mal ganz banal gesagt.


17:28 Uhr:


Jetzt backe ich Brownies und gucke Germanys Next Topmodel. Entspannungsprogramm.

Lydia von Büronymus hat einen witzigen Beitrag geschrieben:
https://www.bueronymus.de/pandemie-gute-zeiten-schlechte-zeiten/?fbclid=IwAR3FuFUYG93QvcSWIyMEyBlX_YAeXkeilzyMly89Dnbi98ovFe3v_GUccI0


19:43
Uhr:

So, noch ne Runde Homeoffice. So langsam trudeln Antworten auf gefühlt uralte Mails ein. Die Menschen gewöhnen sich so langsam an die Krise und finden eine Art neuen Alltag. Zumindest fühlt es sich so an. Teilweise auch für mich. Gleichzeitig aber auch wie ein immerwährendes Wochenende ohne richtig Wochenende zu sein. Manchmal kommt mir der Gedanke, dass ich irgendwann wieder rausgehe und mit Gruppen arbeite, richtig eigenartig vor.


20:44 Uhr:

Ich kann Rechnungen schreiben. So ein erleichterndes Gefühl in der aktuellen Lage.

Der Tag endet mit dem wunderbaren Ukulele Orchester of Great Britain:
https://www.youtube.com/watch?v=eueX33AMHLc

Feierabend.

Samstag, 28. März 2020

Corona-Theatertagebuch – Samstag, 28. März 2020



8:34 Uhr:

Ich habe mir den Wecker früh gestellt, um gemütlich in den Tag starten zu können. Mit einem Tee sitze ich vor'm Rechner und genieße den Sonnenschein im Büro.


10:13 Uhr:

Gleich öffne ich den Zoom-Raum für den heutigen Ausbildungstag der angehenden Spielleiter*innen der LAG.


12:22 Uhr:


Der erste Ausbildungsblock lief gut, alle 17 Teilnehmenden sind dabei. Wir haben Spiegelübungen gemacht und Standbilder in Breakout-Sessions, die wir gleich bestaunen werden.


19:15
Uhr:

Das war ein grandioser Ausbildungstag heute! Wir haben gelacht, Spaß habt und die Teilnehmenden waren super kreativ. Vera und ich haben noch einiges über Zoom gelernt.

Die letzten Abende und der heutige Tag haben mich richtig happy gemacht. Ich merke, wir sehr ich meine Arbeit brauche, um glücklich zu sein. Das gemeinsame kreative Spielen, das Inszenierungen und Ideen entwickeln in einer Gruppe. Dabei ist es für mich egal, ob das online oder offline geschieht. Mir macht beides Spaß. Die Online-Arbeit hat auch einige Vorteile. Man kann viel leichter überregional oder sogar international arbeiten, spart sich Fahrtwege, ist ortsunabhängig, hat viel weniger Raumkosten, kann auch arbeiten, wenn man erkältet ist, und kann sich den Arbeitsplatz so gemütlich machen wie man möchte.
Ich hoffe, dass die Online-Arbeit, die ich jetzt entwickle, weiterhin Bestandteil meiner Arbeit bleibt. Auch nach der Krise.

Einen Mini-Spaziergang habe ich auch gerade hinter mir.


19:23 Uhr:

Hurra! Ich habe zwei Anmeldungen für meine nächsten Online-Workshops und einen Gutschein-Kauf. Meine Kunden sind die tollsten! I love you all!


19:44 Uhr:

Ich koche jetzt zum zweiten Mal heute Spaghetti und dann ist Feierabend. Zeit für noch ein paar Folgen "The Office".

Freitag, 27. März 2020

Corona-Theatertagebuch – Freitag, 27. März 2020



8:57 Uhr:


Die Sonne scheint, ich habe etwas besser geschlafen, aber trotzdem bin ich irgendwie müde und alles ist zäh. Gestern habe ich mit meiner Mutter am Telefon noch Witze gemacht über so Jammer-Leute (eine Kollegin von ihr sagt wohl oft "Ich will auf den Arm!" und meine Mutter so zu mir: "Boah, das is bei mir echt der Ofen aus!"), heute jammer ich selber rum.
Gestern nacht hat mir Vorspielerin Andrea noch eine coole Idee für Erklärvideos geschickt, also dass ich meine Online-Workshops & -kurse in einem Video erklären könnte, um die Hürde für Leute zu nehmen, die nicht wissen, was sie erwartet. Das werde ich machen! Danke Andrea!
Auch meine Kollegin Anati hat Hilfe angeboten. Ihr seid super, Leute!

Die Welt fühlt sich gerade ein bißchen an wie "Sommergäste" von Maxim Gorki. Eine träge Langeweile, durchtränkt von Sorge und Elend, mit aufblitzenden enthusiastischen Momenten. Weird.


10:01 Uhr:


Heute ist International Theatre Day! Gleich mal ein Laber-Video auf Facebook hochgeladen.

Jetzt beginnt das Online Netzwerken von Barbara & Friends.

Andrea Hansen hat neue Postkarten im Shop, die ich wunderschön finde. Musste ich sofort bestellen. Die finden dann die nächsten Wochen ihren Weg zu Freunden und Verwandten. Guckt mal:
https://www.etsy.com/de/shop/MadameAHsDarlings


11:51 Uhr:


Hello Müdigkeit, my old friend.


12:26
Uhr:

Ich schneide gerade ein kleines Filmchen aus meinem Auftritt bei "Theater à la carte" zusammen.
Aus der Küche riecht es nach Mittagessen.


13:14 Uhr:

Es gab Kartoffelwürfel! Juhuuu!

Das Video ist fertig geschnitten und wird jetzt exportiert.


15:33 Uhr:

Nach zwei Versuchen und Umverteilung von Millionen Ordnern und Fotos, um auf meiner Festplatte Platz zu machen, ist das Video von meinem Auftritt sowohl exportiert als auch auf Facebook gepostet. Uff.
Das schlimme ist, dass ich in der Videoansicht auf meiner Facebook-Page dann immer anfange, alle möglichen älteren Videos von mir anzugucken. Kennt ihr das auch? Oder bin ich einfach nur selbstverliebt und hör mich gerne reden? :D

Wenn ihr das Video auch gern sehen möchtet – hier entlang:
https://www.facebook.com/sarahbansemertheater/videos/235053304549985/

So langsam steigt die Aufregung wegen meines Online-Workshops heut abend. Ich habe vier Anmeldungen, ich hoffe, es sind auch alle dabei. 


17:59 Uhr:

Ich habe eine Folge Suits geguckt und schon zwei Tassen Tee getrunken. Ich habe getanzt und die Katzen gekuschelt. Bin trotzdem innerlich unruhig und hibbelig. Hab solche Tage immer mal wieder, hängt glaube ich mit dem Zyklus zusammen. Und der Aufregung.


21:09 Uhr:

Der erste Online-Workshop ist beendet und hat richtig Spaß gemacht. Ich hatte nur zwei Teilnehmende, aber das war total okay, besonders bei dem Thema. Was ich gelernt habe: bei Stimmübungen sollte man alle stumm schalten. Ist notiert für's nächste Mal.
Hach, ich bin erleichtert, dass es gut lief.
Feierabend.



Donnerstag, 26. März 2020

Corona-Theatertagebuch – Donnerstag, 26. März 2020




9:53 Uhr:


Diese Nacht habe ich richtig schlecht geschlafen. In meinem Kopf habe ich Gedanken und Ideen zu  Online-Workshops gewälzt, zusammen mit der Sorge, dass das niemand bucht. Um 4 Uhr habe ich mir dann eingebildet, mein rechter Kiefer wäre an einer Stelle innen am Zahnfleisch dicker. Also musste ich aufstehen und das im Badspiegel auschecken. Der Unterschied war: ich habe rechts an dieser Stelle noch einen Zahn, links nicht. Man, man, man. Das Einschlafen war dann wieder genauso schwer.

Heute pinker Lippenstift und pinke Fingernägel. Um mal was positives zu sagen.


10:13 Uhr:

Ich checke meine Facebook-Nachrichten. Seit einer Woche bin ich dauernd in Spam-Chats, jeden Tag mindestens zweimal, muss dann immer diese eigenartigen Gruppenchats verlassen. Nervig.



Das erste, was ich morgens am Rechner mache, ist übrigens immer der Blick auf Bloglovin, wo ich allen Blogs folge, die ich mag (es sind viele). Um gleich am Morgen was schönes zu sehen. Leider wird auch grad weniger gebloggt.
So langsam bin ich auch übersättigt an Corona-News. Lese kaum noch Nachrichten und möchte auch keine Interviews mit Leuten, die jetzt durch Corona ihre Jobs verlieren, lesen. Ist bei mir ja ähnlich. Das reicht schon. Was nicht heißt, dass solche Beiträge keine Existenzberechtigung haben.

Von einer Teilnehmerin meines pausierenden Basiskurses bekomme ich eine sehr schöne Mail:
"Wie geht es dir denn? Ich bin mir sicher, dass es mit den ganzen Kursabsagen nicht einfach für dich ist. Gibt es eine Möglichkeit, dich zu unterstützen? 
Sag mir gerne Bescheid! :)"
Ja, gibt es! Ihr könnt bei meinen Online-Workshops mitmachen oder Gutscheine kaufen!

Ich habe es übrigens gestern spätabends noch geschafft, die besagte Mail an den nächsten Basiskurs zu schicken, dass er später im Jahr beginnen wird und ich noch nicht weiß wann. 

Erste richtige und harte Amtshandlung des Tages: ich muss zum ersten Mal an mein Erspartes ran, um meine Zahnarztrechnung zu bezahlen, die gestern im Briefkasten lag. Ich will nicht. Meehhh.

Gleichzeitig überlege ich, ob ich 4,99 € für TV.NOW ausgebe, nur um die Trash-Sendung "Prince Charming" zu gucken. Es geht bergab mit mir.

Zur Aufheiterung mache ich eine der Übungen des Junges Volkstheaters Wien (Tag 2 – "Noch Fragen?":
https://www.volkstheater.at/junges/ 

Hier mein Ergebnis:

11:02 Uhr:


Gestern hab ich noch gedacht: Jetzt komme ich in die Trauerphase. Und gerade habe ich diesen Artikel gefunden:
https://hbr.org/2020/03/that-discomfort-youre-feeling-is-grief?fbclid=IwAR0LiSxVcB8aJpYK9xijAVNiEze93nEOHK7b8A6BtL_F3DaVnFixabk3n4g
Wie passend.


12:32
Uhr:

Ich mache jetzt Mittag. Spaghetti mit Pesto.

Die Monthly Favourites für diesen Monat lege ich übrigens mit dem April zusammen, d.h. sie gehen Ende April online. Nur falls ihr euch wundert, wo die denn bleiben.


17:31 Uhr:

Ich habe Mittag gegessen, ich war einkaufen (bei Lidl gibt es Klopapier!), habe meiner Mutter mit GoogleDrive geholfen und meiner ehemaligen Gruppe Synchronschief angeboten, ihnen für ihre Online-Probe heute Zoom zu zeigen.
Außerdem sind weitere Online-Workshops auf meiner Website! Whoop whoop!
http://www.theaterkurse-online.de/

Jetzt geht gleich der Online-Marathon los: erst Synchronschief, dann die Gruppe Vorspiel. Schnell noch mal auf Klo.


19:38 Uhr:

Die neuen Staffeln Suits sind online! Zumindest bei Netflix Kanada ... räusper. Habe eben eine Folge im Wohnzimmer beim Abendessen geguckt und den Zoom-Chat meiner ehemaligen Gruppe auf meinem Rechner im Büro einfach angelassen. In ein paar Minuten werde ich ausprobieren, ob ich das Meeting verlassen kann ohne es zu beenden. Habe schon eine Co-Moderatorin ausgewählt.


19:38 Uhr:

Okay, Meeting verlassen ohne anderen Host geht nicht. Da hilft wohl auch die Co-Moderatorin nicht. Nunja.
Die Vorspiel-Probe lief sehr gut. Jitsi hat am Anfang leider schlapp gemacht, dann sind wir zu Zoom gewechselt, da lief es gut.

Ich hoffe, ich kann diese Nacht besser schlafen. Feierabend.


Hier noch mein Lieblingsbild von gestern Abend:


Mittwoch, 25. März 2020

Corona-Theatertagebuch – Mittwoch, 25. März 2020




11:19 Uhr:


Heute habe ich sehr lang ausgeschlafen, dann ewig mit meinem Kater im Bett gekuschelt und relativ motiviert die ersten Tagesaufgaben abgearbeitet: Rücküberweisungen, Zoom-Mitschnitte versenden, einen Artikel eines Kollegen korrigieren und Mails sortieren.
Mein Geist ist gerade recht klar, das ist angenehm.


15:03 Uhr:

Die Arbeit läuft recht unkompliziert. Ich habe am Vormittag noch das ganze Textscript (zumindest den Teil, der bis jetzt existiert) meiner Theatergruppe Vorspiel formatiert und angepasst. Mails beantwortet, noch mehr Korrektur gelesen und dann ein spätes aber gesundes Mittagessen gekocht: Kartoffel-Gemüse-Pfanne. Ich überlege, welche Kurse ich online anbieten könnte und ob ich dafür überhaupt Kunden finde. Aber das wird sich zeigen. Ansonsten bin ich ganz froh, dass ich heute nur Kram abarbeiten muss. Werde jetzt die Szenen für meinen Schnellzünderkurs, der gerade pausiert, in Google Docs in einer Tabelle zusammenfassen.

Ich will Baklava essen. Starre das Baklava aus Papier an, das mir mein Mann vor ein paar Monaten als selbstdesignten Bastelbogen geschenkt hat. Er ist der Beste!



15:57 Uhr:

Ich habe mich an den Küchentisch gesetzt und Postkarten geschrieben, an meine ganze Familie (vier Personen ... wir sind eine kleine Familie). Vorgestern habe ich Briefe und Päckchen an ein paar Freunde geschickt. Damit mache ich die nächsten Tage und Wochen einfach weiter. Ich glaube, "echte" schöne Post ist für alle gerade ein Lichtblick und Stimmungsaufheller.

Wieder zurück am Schreibtisch lese ich im Gruppenchat einer meiner pausierenden Gruppen, dass die Schwiegermutter einer Teilnehmerin gestorben ist. Momentan sind die Bestattungsregelungen auch sehr eingeschränkt, nicht mehr als 5 Trauergäste, keine Traugottesdienste. Es ist deprimierend.

Meine Oma, die ich sonst alle zwei Wochen im Heim besuche, würde mich gern wiedersehen. Telefonieren ist leider etwas schwierig, weil sie kein eigenes Telefon im Zimmer hat und auch nicht wirklich rangehen könnte, wenn es klingelt. Sie glaubt meiner Mutter nicht, dass Besuche verboten sind.
Ich habe ihr zum Geburtstag eine Postkarte geschrieben und hoffe, die Pfleger*innen lesen sie ihr vor.

Meine Haare sind so lang, dass ich sie im Zopf tragen kann.





18:51
Uhr:

Mit meiner Kollegin Vera hatte ich ein ausführliches Zoom-Meeting, um gemeinsam den Fahrplan für's kommende Wochenende der LAG zu planen. Viele gute Ideen gesammelt.

Kleiner Aufruf an meine Kollegen: ich komme an meine Tech-Support-Grenzen. Ich verstehe, dass viele Fragen zu Zoom und Jitsi haben. Ich helfe auch gern, aber es werden echt zu viele Anfragen.
Mache auch einen entsprechenden Post in Facebook.

Das hier ist übrigens eine gute Aktion, unbedingt auf Youtube liken:
https://www.youtube.com/watch?v=ixGdzqERNWc&fbclid=IwAR00DxO9znXYtvl0vEir4sdgO9-40PjTSNnah0V1kreGshrskiaUGp1OAiM

Ich denke, jetzt muss ich nochmal raus. Will auch noch Postkarten einwerfen. Feierabend? I don't know.

Dienstag, 24. März 2020

Corona-Theatertagebuch – Dienstag, 24. März 2020




09:43 Uhr:


Ein sonniger Morgen mit Ausschlafen. Perfekt. Die Sonne macht gute Laune, ich mache wieder 10 Minuten Yoga und lege für den Tag knallroten Lippenstift auf, passend zu meinem Spielzeug-Automaten-Pin, den ich heute zum ersten Mal trage.

Gestern abend habe ich noch eine Weile über ein Thema nachgedacht, dass Pablo in unserem kollegialen Austausch angesprochen hat: als Dozenten haben wir eine Verantwortung für unsere Teilnehmenden. Zum einen die Verantwortung zur positiven Hoffnung, aber auch zur Sicherheit und Stabilität. Und ich war gestern sehr gerührt, als ich von Kollegen gehört habe, die ohne Bezahlung weiter mit ihrem Teilnehmenden (Jugendliche, Studenten, etc.) Online-Meetings und -Proben machen, weil sie ihnen einfach am Herzen liegen. Wahnsinn.

Und nochmal aus der Rubrik "Was ich an der Krise mag": Ich lerne so viele neue Kollegen kennen! Seit Jahren versuche ich mich in der Theater(pädagogen)-Szene zu vernetzen und jetzt klappt es endlich besser.


11:40 Uhr:

Ich hatte wieder Privatunterricht, dieses Mal gab es aber technische Probleme mit dem Ton. Ich hoffe, nächste Woche funktioniert es wieder reibungslos. Aber es war okay und trotzdem dann noch eine lustige Stunde.



12:15 Uhr:

Mein Mann schickt mir ein Foto vom Balkon und ich setze mich für ein kurzes Weilchen mit raus zu ihm unter die Decke. Aber es ist doch ganz schön kalt draußen.


13:35 Uhr:

Zeit für ein Mittagessen. Spaghettiiiiii!


15:08 Uhr:

Das ständige Am-Rechner-Hängen macht mich richtig müde. Jetzt nehme ich erstmal ein Bad. Der heutige Tag fühlt sich wahnsinnig unproduktiv an. Eigentlich muss ich mal eine Mail an den Basiskurs schreiben, der im Mai beginnen soll. Der wird sich verschieben, weil der aktuelle Kurs unterbrochen ist und irgendwann erstmal fortgesetzt wird. Aber ich bringe es nicht über mich. Fühle mich gelähmt.


17:48 Uhr:


Ich habe für Kollegenen Zoom-Austausch veranstaltet, um ein paar Funktionen und Möglichkeiten zu zeigen. Jetzt will ich raus, spazieren.


20:01 Uhr:

Der Spaziergang war SO wichtig. Um mich selbst zu verwöhnen, habe ich mir zum Abendessen Burger und Curly Fries gekauft. I loooooove Curly Fries!
Jetzt sitze ich wieder am Rechner und telefoniere mit meiner Mutter.


20:48 Uhr:

Tech Support ist momentan mein Hauptjob. Ist für den Moment auch okay. Leider gibt's kein Geld dafür.
In 10 Minuten bin ich im Schlafzimmer zum Netflixen verabredet. FEIERABEND!



Montag, 23. März 2020

Corona-Theatertagebuch – Montag, 23. März 2020




8:52 Uhr:


Heute schon früh (für meine Verhältnisse) am Rechner, denn gleich habe ich ein Skype-Gespräch mit meiner Kollegin Inka, um weiter über unsere gemeinsame Website zu sprechen.

By the way: das Katzenstreu mit "Cashmere"-Duft riecht echt ätzend. Wie Parfum. Meine Katzen tun mir leid. Aber was soll man in der Krise machen ...


9:28 Uhr:

Das gemeinsame Website-Projekt wird noch eine Weile warten und damit kann ich auch gut leben. Alles zu seiner Zeit.



9:45 Uhr:

Ich teste mit meinem Mann in Zoom das Whiteboard (natürlich werden Penisse und Brüste gemalt ... wir sind sooo erwachsen 😂) und die Breakout-Sessions aus. In Ermangelung an Teilnehmern ist er natürlich erstmal allein in der Breakout-Session. Aber er hat's überlebt. Fühle mich immer mehr gewappnet für die ersten eigenen Seminare und Workshops.


13:32 Uhr:

In Jitsi warte ich auf meinen Kollegen Frederic (ebenfalls Theaterpädagoge) zum gemeinsamen Austausch.
Vorhin war ich im Kiosk, um Päckchen und Briefe aufzugeben und Briefmarken zu holen. Alle haben so gut es geht versucht, in dem engen Laden Abstand zu halten. Ein älterer Mann war extrem gereizt und ungeduldig. Dabei scheint er ja Zeit zu haben, wenn er mittags im Kiosk ist. Man, man, man ...


14:42 Uhr:

Das war ein sehr schönes Gespräch mit vielen interessanten Gedanken. Frederic meinte, ich soll einen Podcast machen. Die Idee habe ich ja schon seit längerem. Wird auf jeden Fall irgendwann gemacht!
Er hat mir auch einen Online-Workshop empfohlen, den ich gleich gebucht hab:
https://www.elanafishbein.com/remote-learning?fbclid=IwAR1ZXOjUjJ18dbprMaTsUFtlsracvYD50OKBomqhHRvwcgaLo8AqTVTvvNc


17:05 Uhr:


Man, bin ich müde! Das Nachmittagstief ist auf dem wirklich absoluten Tiefpunkt.


21:43 Uhr:

Der wöchentliche kollegiale Austausch in Zoom war toll und sehr interessant. Es bricht eine Zeit des Umdenkens an und ich freue mich, dass viele mitziehen und mit Lust und Neugierde in das unbekannte Terrain starten. Die ersten hatten jetzt schon Erfahrungen mit Online-Proben, die ziemlich positiv waren. Natürlich kann ich auch total verstehen, dass es für einige Kollegen abschreckend ist. Und dass viele (noch) in Schockstarre sind und nicht verstehen, was hier eigentlich gerade passiert. All das braucht jetzt Zeit und Raum. Und den haben wir, da es gerade für fast alle neu und ungewohnt ist. Außer für meinen Mann, der arbeitet weiter wie bisher (Programmierung, Grafik & 3D-Produktvisualisierung), dessen Hauptkunden zur Zeit Bestatter und Sanitätshandel sind. #keinscherzabertrotzdemlustig

Ich bin müde. Feierabend.

Sonntag, 22. März 2020

Corona-Theatertagebuch – Sonntag, 22. März 2020




9:39 Uhr:


Nach dem Aufwachen schreibe ich mit einer Freundin auf WhatsApp bis sie einfach anruft. Macht es deutlich einfacher. Hehe. Telefonieren kommt jetzt vielleicht wieder in Mode.
Wir sprechen über die aktuelle Situation und sie sagt den tollen Satz: "Ich hoffe, dass sich einfach mal was bewegt in den Köpfen der Menschen." Das hoffe ich auch.


11:22 Uhr:

Meine Freundin und Yogalehrerin Eva, mit der ich gestern telefoniert hab, hat mir gestern noch eine Audio-Datei mit 10 Minuten Yogaunterricht zum Testen geschickt. Eben habe ich die Yoga-Einheit ausprobiert und fand es richtig toll. Das Audio-Format ist ideal, wenn die Teilnehmer die Übungen schon kennen und einfach in Bewegung bleiben wollen. Man muss nirgendwo hingucken, sondern einfach nur lauschen und machen, was die Stimme sagt.



11:38 Uhr:

Bei so einem tollen Post kann man nur happy in den Tag starten:



Und auch viele andere tolle Nachrichten haben mich die letzten Tage erreicht. Schaut mal:

"Liebe Sarah, wieder schön geschrieben und ihr macht das alle ganz toll! Ich als eh schon sehr virtuell Arbeitende finde es sehr inspirierend, was ihr alle schafft! Macht weiter so und es darf absolut auch was kosten! Ist ja auch Arbeit und damit wertvoll! 😊💞"

"Ich lese mit regem Interesse deine Posts und Blogbeiträge. Finde es echt super dass du so viel ins Möglichmachen gehst, und Kraft und Ermutigung ausstrahlst!"

" Es berührt mich dein Tagebuch zu lesen... schön, wenn ich so sagen kann😊"

Vielen Dank für eure Rückmeldungen und Unterstützung. Es freut mich sehr, dass euch meine Posts gefallen und vielleicht auch ein bißchen helfen.
Praktische Hilfe und Blogbeiträge mit Tipps und Tricks werden bestimmt die nächsten Wochen folgen. Da muss ich jetzt erstmal selbst viel lernen und ausprobieren.


13:15 Uhr:

Aus der Rubrik "Was ich an der Krise liebe": Ich schaffe es endlich mal an Sachen teilzunehmen, an denen ich schon immer mal teilnehmen wollte. Heute endlich eine halbe Stunde Unterricht Physisches Theater bei Pablo Volo. War richtig, richtig gut (und anstrengend). Wenn ihr auch wollt – Pablo macht alle paar Tage ein offenes Training in Zoom, die Termine gibt's hier:
https://www.facebook.com/volo.pablo
und hier: https://www.pablovolo.com
Noch ist es kostenlos, aber sollte er eine Spendenmöglichkeit einrichten, dann hinterlasst ihm doch auch ein kleines Dankeschön. Muss ja nicht viel sein.
Ich werde bestimmt noch öfter dabei sein und freue mich, euch dort zu sehen. Let's have fun together!


13:25 Uhr:

Auf der To-Do-Liste für heute steht: Mittag kochen und dabei Germanys Next Topmodel gucken. Tja, da muss ich dann wohl mal ans Werk.


16:08 Uhr:


Werbung für mein Theater Meet Up Online gemacht. Austausch auf Facebook. Jetzt vielleicht mal ganz früher Feierabend und weg vom Rechner? We will see.


18:35 Uhr:

Ich geh doch nochmal an den Rechner. Wat soll man machen.


19:16 Uhr:

Ich dödel allein in Zoom rum und checke Möglichkeiten aus. Will auf jeden Fall bei meinen nächsten Workshops mit Breakout-Sessions arbeiten.


20:08 Uhr:

Vielleicht sollte ich Briefe schreiben oder Päckchen verschicken? Ich geh mal auf die Suche, hab Lust auf was kreativ-basteliges. Morgen stehen viele Online-Besprechungen auf dem Plan. Deshalb jetzt Feierabend und Zeit für Kreativität.

Samstag, 21. März 2020

Corona-Theatertagebuch – Samstag, 21. März 2020






11:17  Uhr:


Heute habe ich etwas länger geschlafen, nach dem Aufstehen kurz mit einem Freund ge-jitsi-t und war dann im Rossmann, wo alle (außer ich, weil ich sie anfangs übersehen habe) brav an den Aufklebern in 1,5 m-Abständen gewartet haben.

Fühle mich etwas ausgelaugt. Mein Hirn kollabiert aufgrund der ganzen neuen Infos und Lerninhalte und Ideen für Online-Kurse. Immerhin scheint die Sonne heute.
Die Tage haben immer noch keine richtige Struktur. Heute ist Samstag, könnte aber auch ein anderer Wochentag sein.

Im Briefkasten war ein Päckchen für meinen Mann, aus Amerika. Er hat über ein Forum Kontakt mit einer Schmuckdesignerin, mit der er viel schreibt. Da mein Mann Würfel aus verschiedensten Materialien sammelt, haben die beiden sich entschlossen, sich Päckchen zu schicken. Er hat ihr Fossilien und Steine sowie deutsche Süßigkeiten geschickt und sie ihm Edelsteine, Edelstein-Würfel und eine Kette. Die kleinen Edelsteine hat er mir geschenkt (inkl. Bonbon, den sie mitgeschickt hat) und sie sind wunderschön. Thank you, Cypress!


11:45 Uhr:

Ich höre meinen Mann in der Küche werkeln. Zum Mittag gibt's PIZZAAAA!


16:00 Uhr:

Eine Freundin – Yogalehrerin – hat mich angerufen und mit mir über technische Möglichkeiten für Online-Unterricht gesprochen.
Ein Aspekt, der viele Unterrichtende (Tanz- oder Yogalehrer, Sporttrainer, Theaterleute ...) gerade sehr umtreibt, ist das Thema Bezahlung. Gerade weil es für viele Dinge schon super professionelle Videos auf Youtube gibt, die kostenlos für alle ansehbar sind. Warum sollten meine Kunden dann mir für ein nicht mal annähernd so gut aufgenommenes und gestyltes Video oder wackelige Zoom-Meetings überhaupt Geld zahlen. Geschweige denn soviel Geld wie für die Kurse vor Ort?
Diese Sorge kann ich verstehen, weil für viele die Online-Varianten wie ein "billiger" Ersatz wirken.
Aber zwei Aspekte muss man dabei bedenken: Es steckt mindestens genauso viel Arbeit und Vorbereitung (und zum jetzigen Zeitpunkt für viele sogar viel MEHR) in den Online-Alternativen wie in den Vor-Ort-Kursen. Und die Kunden sind ja MEINE Kunden. Der Grund, warum sie bisher an MEINEN Kursen und nicht an denen von jemand anderem teilgenommen haben, hat ja in vielen Fällen auch persönliche Gründe. Sie mögen mich, sie kennen und schätzen meine Arbeit und meine Art und wollen diese Arbeit vielleicht auch einfach gern weiter unterstützen. Das mag nicht für alle Kunden gelten, aber für viele. Genau diesen Fakt müssen wir uns jetzt immer vor Augen halten. Wir dürfen auch für unsere Online-Arbeit Geld verlangen. Noch wichtiger: wir MÜSSEN sogar! Denn genau unsere Berufsgruppen sind finanziell gerade besonders stark betroffen. Natürlich sind wir keine professionellen Youtuber und können nicht mit perfekten Videoinhalten glänzen, denn wir haben weder die Erfahrung noch die Ausstattung. Aber was wir haben, ist eine bestehende – hoffentlich gute – Geschäftsbeziehung zu unseren Kunden. Und das ist viel wert.
Das Zauberwort ist hier Transparenz! Wir dürfen offen mit unseren Kunden sprechen und ihnen unsere prekäre Lage mitteilen. Das kann man neutral und simpel formulieren, ohne zu jammern oder zu betteln. Denn es ist ein Fakt, den viele vielleicht nicht als erstes auf dem Schirm haben, weil sie natürlich alle logischerweise gerade ihre ganz eigenen Schwierigkeiten und Probleme haben. Aber sobald sich die Lage etwas "normalisiert" (sofern man überhaupt von Normalität in dieser Krise sprechen kann) hat und sich alle noch mehr an den aktuellen Zustand gewöhnt haben, wird auch mehr Aufmerksamkeit da sein. Bitte lasst uns alle zu dem Wert unserer Arbeit stehen, ob online oder offline. Wenn wir anfangen, zu viel kostenlos zu arbeiten, schaden wir uns nicht nur selbst, sondern auch einander.
Wir alle brauchen jetzt Geld, also lasst uns auch dazu stehen! Unsere Arbeit ist immer noch genauso viel wert.


17:25 Uhr:

Eine Pause mit Wassermelone, Hefezopf (ebenfalls von meinem Mann gebacken ... ich werde verwöhnt!), Tee und "The Office".


Jetzt bin ich entspannter. Ich war bis vorhin sehr angespannt und getrieben von dem Gefühl, möglichst schnell möglichst viel machen, lernen und umsetzen zu müssen, erschlagen von der Fülle an neuen Informationen und Möglichkeiten. Dabei hab ich ja für vieles jetzt lange Zeit. Ich muss nicht ALLES jetzt sofort lernen und können. Aber ich kann mich die nächsten Tage auf konkrete Dinge vorbereiten wie meinen Workshop zum Thema "Text & Stimme" am nächsten Freitag und das Wochenende mit den Teilnehmenden der Grundlagenbildung der LAG.


17:55 Uhr:

Zeit für eine neue Zoom-Experience: ich nehme am Workshop "Grundlagen-Seminar Kommunikation" von Stefan Peters teil. Mein Freund Michael will auch teilnehmen. Vorfreude!


19:54 Uhr:


Das war ein schöner, entspannter Workshop und eine tolle Möglichkeit, Zoom weiter zu erkunden. Danke Stefan!

Ich mache jetzt Feierabend und werde noch mit einem Freund und meinem "The Goonies" als Netflix-Party gucken. Yeah! ... und ich hab noch Pizza übrig!!!!

Freitag, 20. März 2020

Corona-Theatertagebuch – Freitag, 20. März 2020






7:50 Uhr:


Da ich früher aufgestanden bin als mein Mann, gab es heute nur eine Mini-Yoga-Sequenz im Stehen im Büro, mit Blick aus dem Fenster. Meine Katzen wissen anscheinend, dass ich momentan die meiste Zeit im Büro verbringe und liegen dort schon bereit.
Ich bin müde, der Tag ist eher grau und der Elan von gestern ist heute nicht so präsent.
Jeder Tag ist anders und so richtig Normalität ist die neue Situation noch nicht geworden. Aber es wird jeden Tag normaler.
Sehr schön darüber geschrieben hat meine Kollegin Claudia Hoppe:
https://claudiahoppe.com/2020/03/19/my-corona-oder-wie-skills-aus-dem-impro-durch-die-krise-helfen-koennen/


8:46 Uhr:

Mein morgendliches Skype-Treffen mit meiner Kollegin Inka ist verschoben und ich hole mir Inspiration auf meiner neuen Lieblings-Facebookgruppe: https://www.facebook.com/groups/653505682144866/
Ein Teilnehmer hat einen tollen Text geschrieben und ich habe einen neuen Begriff gelernt, der jetzt mein Motto wird:
"Luckily, we are of the Theatre and our world requires a little bit of improv. We are adapting. My Marine Corps wive friends call it "Semper Gumby" always flexible."
Ich muss jetzt raus.


10:15 Uhr:

Nach einem ausgiebigen Spaziergang mit meinem Mann bin ich wieder bereit für neue Arbeit am Computer. Heute steht die Gestaltung der Kreativ-Aufgabe für die Gruppe Vorspiel auf dem Plan. Mir schwebt eine Traumreise als Audio-Aufnahme vor, für die Arbeit an ihren Rollen. Als erstes Thema geht es um das Zuhause der Rollen, der Raum, in dem sie leben, passend zu unserer aller Situation im Moment. Ich nehme die Traumreise als Audio-Datei mit dem Handy auf und unterlege sie danach noch mit Musik, in GarageBand. Das macht echt Spaß. Die Kombination aus verschiedensten Medien gefällt mir und ich freue mich schon, in den nächsten Wochen weitere Kreativ-Aufgaben zu entwickeln.

 

12:39 Uhr:

Ich habe mit meinem Kollegen Christian Lippmann von structura telefoniert. Weitere Status-Workshops für Führungskräfte sind geplant, erstmal als Kurzformat online zum Reinschnuppern. Vermutlich gehts damit im April los. Infos folgen.

Zeit für's Mittagessen.





15:46 Uhr:


Ich bin über ein neues, interessantes Thema gestolpert: "Relaxed Performances". Man, soviel Weiterbildungsstoff. Ich sammle und sammle.

Gleich beginnt das ImproFest Online.


19:30 Uhr:

Der Impro-Workshop vom ImproFest Online ist vorbei und hat richtig viel Spaß gemacht! Das Konzept war gut durchdacht und hat die technischen Möglichkeiten von Zoom super ausgenutzt. Mit dem Thema Breakout-Rooms muss ich mich auch noch beschäftigen, damit kann man echt viel machen. Ich bin Zoom-Fan!


19:58 Uhr:

Feierabend.

Donnerstag, 19. März 2020

Corona-Theatertagebuch – Donnerstag, 19. März 2020





8:18 Uhr:


Heute mache ich Yoga! Ha! Bei offenem Fenster. Da ich nicht mehr fast jeden Tag zur Arbeit laufe, brauche ich Bewegung. Als Sportmuffel muss ich da erstmal neue Routinen finden. Ich starte mal soft mit 10 min am Tag.

Ich schaffe es auch, mich etwas schicker anzuziehen, die Haare hochzustecken und mich zu schminken. So motiviert war ich schon lange nicht mehr.
In der Küche fällt mein Blick auf frisches Obst. Fühle mich schon beim Anblick direkt fit.

Schöne Überraschung am Rechner: eine weitere ursprüngliche Workshop-Teilnehmerin spendet ihren Beitrag. Ich freu mich sehr, aber fänd es auch schön, wenn manche Lust auf das Experiment Online-Workshop hätten. Hehe. Aber kann ja noch kommen. Ich denke ein neues Format erfordert auch oft neue Kunden.


10:30 Uhr:

Mit Vera Hüller von der LAG versuche ich eine Zoom-Besprechung hinzukriegen. Irgendwie will ihr Mikro und Lautsprecher nicht. Da müssen wir heute noch weiterforschen. Ich hab ja Zeit.

12:40 Uhr:

Geduld ist gefragt. Im Moment sind alle mit der aktuellen Situation beschäftigt und da ich im Freizeitbereich arbeite, muss ich jetzt ein bißchen die Füße stillhalten. Viele Kunden, die ich angeschrieben habe, melden sich gar nicht. In der Zeit seit Freitag habe ich nur zwei Rechnungen geschrieben, eine für einen Termin im Mai, eine für eine Workshopteilnahme an meinem Online-Workshop Vorglühen am 27. März. Normalerweise checke ich jeden Tag mein Konto. Habe ich seit Tagen nicht gemacht. Ändert sich ja eh nichts.
Also: Warten. Planen und Austausch stehen auf dem Plan. Erstmal mache ich Werbung für meinen Online-Workshop in allen möglichen Facebook-Gruppen.
Wenn ihr mir helfen wollt, könnt ihr die Veranstaltungslinks gern teilen:
https://www.facebook.com/events/1577236915774175/
und
http://www.theaterkurse-online.de/


 

16:19 Uhr:

Zweiter Zoom-Test mit Vera steht an, mal sehen, wie es diesmal klappt. Ich habe den Nachmittag mit Recherche auf Facebook verbracht und englischsprachige Gruppen für Theaterschaffende entdeckt mit SO SO SO SO SO viel Material: Unterrichtsideen, Videos, Tutorials etc. Musste erstmal alle Links in einem neuen Lesezeichnen-Ordner speichern und habe jetzt enorm viel Material, um mich fortzubilden. Wahnsinn.


17:40 Uhr:

Das war eine lustige Online-Session. Vera und ich haben sowohl Zoom als auch Jitsi getestet, uns unsere Wohnung gezeigt und viel gelacht. Ich bin sehr gespannt und vorfreudig auf das Online-Wochenende mit ihr und dem aktuellen Kurs Grundlagenbildung der LAG Spiel und Theater.

Habe gerade noch eines der letzten Tickets für das morgige ImproFest Online ergattert!

Jetzt plane ich die abendliche Probe mit meiner Theatergruppe Vorspiel und danach gibt's ein Päuschen.


18:54 Uhr:


Mein vorheriger Gruppendrang-Kurs, die Gruppe Synchronschief hat heute online Textprobe gemacht und ich hab mich einfach kurz mit reingeschaltet und fand es super cool, dass sie so aktiv sind und die digitalen Medien nutzen.


21:17 Uhr:

Die Online-Probe mit der Gruppe Vorspiel war sehr lustig, wenn auch technisch noch etwas schwierig. Es hat sich auch wieder – wie ich auch schon bei anderen Online-Meetings und -Workshops gemerkt habe – gezeigt, dass der lange Blick auf den Bildschirm sehr anstrengend sein kann. Für manche ist es unproblematisch, für andere extrem stressig.
Deshalb macht es Sinn bei Online-Unterricht auch asynchron zu arbeiten, also z.B. mit Aufgaben, die jeder für sich machen kann, wenn er Zeit und Lust hat.
Ich habe mich mit der Gruppe auf eine kürzere Online-Probenzeit geeinigt in Kombination mit Offline-Aufgaben, die ich ihnen immer einen Tag später zuschicke und mit der sie sich in der folgenden Woche beschäftigen können. Als Ideen schweben mir Audio-Aufnahmen und Arbeitsblätter vor, Video-Links, kreative Schreibaufgaben und ähnliches. Ich freue mich richtig darauf, mir jede Woche etwas neues auszudenken.


Feierabend.

Mittwoch, 18. März 2020

Corona-Theatertagebuch – Mittwoch, 18. März 2020





9:58 Uhr:


Ich war gerade beim Zahnarzt, im Wedding. Fast keine Patienten da, auch die Straßen waren ruhiger und die Bahnen leerer. Die Leute saßen sogar artig weit auseinander. Beeindruckend.

Müde bin ich, sehr müde. Ich habe wenig geschlafen, wegen des Zahnarzttermins. Morgen schlaf ich aus, ha!
Was ich jetzt gern machen würde: an der Drehscheibe sitzen und neue Keramik machen. Was ich stattdessen mache: alle selbstgemachten Teller und Schälchen abwaschen, hübsch im Schrank stapeln und von einem der Teller Nashibirne und Schokolade essen.

In einem meiner Lieblings-Blogs finde ich coole Ideen für die Corona-Zeit:
https://www.amazedmag.de/stop-quarantine-zehn-tipps-fuer-ablenkung-in-krisenzeiten/#comment-380073

Einige Kollegen sind aktiv, das finde ich großartig. Die Schauspielerin Marie-Theres Schwinn hat einen Patreon-Account (https://www.patreon.com/mariestheater) und Trainer Stefan Peters eine neue Podcast-Folge online (https://www.der-fortbilder.de/podcast?fbclid=IwAR0wopxXLDuMItbX-GifiyM14Xi15EwE_I3FZaz7ruEkDUlAc_UcWWowOnQ).


10:41 Uhr:

Bin unproduktiv und gucke faszinierende Youtube-Videos:
https://www.youtube.com/watch?v=LTejJnrzGPM


11:52 Uhr:

Eine weitere Kundin möchte zwar nicht an der Online-Variante des Workshops teilnehmen, für den sie sich angemeldet hatte, aber sie überweist mir den Beitrag trotzdem als Spende. I'm in love!


12:03 Uhr:

Andrea Hansen, eine Teilnehmerin meiner Theaterkurse, ist Fotografin und Illustratorin und bietet tolle Grafiken als Download in ihrem Etsy-Shop an. Ich schlage natürlich gleich zu:
https://www.etsy.com/de/shop/MadameAHsDarlings

#supportyourlocalfreelancer


14:34
Uhr:

Ich höre nebenbei bei einem Webinar mit, aber es richtet sich eher an Musiker. Trotzdem sind ein paar gute Ideen dabei. Überlege, ob ich demnächst mal einen Auftritt von mir hochlade oder einen Teil meiner Meeres-Trilogie live streame. Frage André von der WerkStadt nach dem Mitschnitt vom letzten "Theater à la carte".


16:15 Uhr:

Man, dieser Youtube-Kanal ist echt genial:
https://www.youtube.com/watch?v=lCIxvZAc-tE


17:37 Uhr:

Nach einer ausgiebigen Katzenkuschelrunde hab ich den heute gekauften Print ausgedruckt und gerahmt, um ihn auf meinen Schreibtisch zu stellen:




18:37 Uhr:


Mit meiner Familie war ich bei Jitsi zum gemeinsamen Videochat verabredet ... um 18:00 Uhr. Jetzt hat auch meine Mutter es geschafft, sich einzuloggen. Hehe. Wie ein Dealer möchte sie uns Medikamente andrehen. Dabei sind mein Bruder und ich gesund. Naja, wenn es sich ändert, komm ich drauf zurück.


19:08 Uhr:

In Bayern hat die erste Stadt Ausgangssperre. Bin gespannt, wann es in Berlin soweit ist. Überlege, ob ich noch ne Runde spazieren gehe. Auf jeden Fall heute früher Feierabend.

Dienstag, 17. März 2020

Corona-Theatertagebuch – Dienstag, 17. März 2020




8:44 Uhr:

Das Aufwachen fällt mir heute schwer, ich fühle mich zerknittert. Auf meinem Handy habe ich Sprachrichten einer Freundin und Kollegin, die ihre Gedanken und Ängste mit mir teilt. Dafür bin ich dankbar. Der Shut Down trifft alle hart. Ich glaube, viele durchlaufen Phasen der Trauer, von Schock und Nicht-Wahrhaben-Wollen oder Trotz und Wut und dann langsam zur Neuorientierung. Andere sind überraschend beflügelt und die Kreativität bricht auf. Ich versuche zu unterstützen, wo ich kann. Mut zu machen, Hilfe anzubieten. Ich glaube, es macht Sinn, jegliche Lösungen nicht als vorübergehenden Ersatz zu sehen, sondern nachhaltig auch für die Zeit nach der Krise zu entwickeln. Als Element zu übernehmen, das fester Bestandteil der Arbeit wird. Ich strukturiere gerade meinen Arbeitsalltag um und finde neue Strukturen. Mit dem Gedanken im Hinterkopf: Wie und was will ich arbeiten, wenn die Lage jetzt für immer so bleibt? (Das wird nicht so sein, aber es hilft mir, Veränderungen anzugehen) Oder zumindest für das nächste Vierteljahr oder das nächste halbe Jahr. Denn ich bezweifle, dass sich die Lage bis zum 19. April beruhigt hat bzw. dass die Leute ab da sofort wieder entspannt zu Veranstaltungen mit viel Anfassen rennen.


9:53 Uhr:

Als ich den Rechner für den gleich beginnenden Online-Unterricht auf den Stehtisch stelle, fällt mir ein Zettel in die Hand, den ich vor zwei Wochen geschrieben habe, mit Wünschen für die nächste Zeit:
  • mehr freie Zeit für Kreativität
  • weniger Organisation
  • mich selbst weiterbilden und Neues lernen
  • tagsüber in Ruhe lesen und mit den Katzen kuscheln
  • weniger Besitz
  • mehr Zeit für andere
  • Impro- & Theaterbesuche
Und wie durch ein Wunder merke ich: Wow, die Krise hat mir einige Punkte davon instant erfüllt. Das Arbeitspensum ist zwar gerade enorm, weil ich viel plane, aber es ist gleichzeitig Weiterbildung. Ich hab sogar endlich mal wieder ne Improshow gesehen – online!


11:10 Uhr:

Die erste Online-Probe mit meinem Privatschüler lief super gut. Statt wie sonst alle zwei Wochen zwei Stunden bei ihm zuhause, treffen wir uns jetzt einmal pro Woche für eine Stunde online. Ich bin erleichtert, dass das also weitergehen kann.


13:48
Uhr:

Ich wage mich raus zum Einkaufen. Sollte ich nicht wiederkommen: Es war schön mit euch!


15:22 Uhr:

Sind andernorts alle Billigartikel weggekauft und nur noch die Bioware übrig, so ist es im edlen Wilmersdorf andersrum – was nicht bio ist, bleibt im Regal.

Warum ist es eigentlich so FUCKING warm draußen? Ich bin nach einem kurzen Einkauf total verschwitzt. Den Wintermantel kann ich dann wohl so langsam mal wegpacken.


19:48 Uhr:

Ich bin schon wieder sooo müde. Gleich ist Krisensitzung mit meiner Dienstagsgruppe.


20:49 Uhr:

Die Krisensitzung hatte ein paar technische Schwierigkeiten, aber die Stimmung war entspannt und positiv. Die Gruppe hat sich dafür entschieden, mit dem Kurs zu pausieren und weiterzumachen, wenn wir wissen, wann das wieder möglich ist. Was mich sehr gerührt hat: sie haben mich gefragt, wie man mich jetzt unterstützen kann. Ich habe sie gebeten, meine neue Website zu teilen, damit ich Teilnehmer für meine Online-Angebote finde.


21:34 Uhr:

Feierabend.

Montag, 16. März 2020

Corona-Theatertagebuch – Montag, 16. März 2020




9:49 Uhr:


Ich habe gerade mit meiner Kollegin Inka von Inka Theatre geskypt. Wir planen eine gemeinsame Plattform, um Theaterunterricht online anzubieten. Ich freu mich auf die Kooperation und starte gut gelaunt in den Tag.

In meiner Facebookgruppe wird ein Zoom-Austausch unter Theaterpädagogen für heut abend geplant. Da muss ich dabei sein! Ich bin begeistert wie schnell viele aktiv werden, Austausch suchen, Hilfe anbieten und innovativ denken. Chapeau!


10:35 Uhr:

Ich setze mich zum ersten Mal in diesem Jahr mit einer Tasse Tee auf den Balkon und mache Notizen für Online-Kurse. Die Sonne scheint und ich trage sogar eine Sonnenbrille. Gar nicht so übel dieses Zuhause-Bleiben. Ich hab vergessen, Sonnencreme aufzutragen. Meeeh.


13:35 Uhr:

Ich will ja nicht angeben, aber bei mir gibt es heut zum Mittag NUDEL(!!!)-Auflauf.


17:56 Uhr:

Seit Ewigkeiten sitze ich an den Grafiken für die neue Website. Die Künstlerin geht mal wieder mit mir durch und ich verliere mich im Ausschneiden von Figuren und Formen, im Neu-Arrangieren und Verschieben. Draußen wird es dunkler und meine Augenlider schwerer. Aber ich will die Seite heute noch fertig kriegen ...


18:45 Uhr:
Die Website ist online! Whoop whoop!

http://www.theaterkurse-online.de/


19:33 Uhr:

Nach einer Pause wandere ich wieder an den Rechner, um an das Meeting heut abend zu erinnern, das ein Kollege angesetzt hat. Ich bin gespannt auf den Austausch. Und wahnsinnig müde.


21:10 Uhr:

Das Kollegen-Meeting war fruchtbar und man lernt auch mal wieder neue Leute kennen. Denkt man ja gar nicht, wenn man sich zu Hause einschließt.
Weiteres Highlight: eine ehemalige Kursteilnehmerin, die aus Berlin weggezogen ist, hat sich zum Online-Workshop angemeldet und freut sich, mal wieder mitmachen zu können. Ein Aspekt, den ich noch gar nicht so mitgedacht hatte – Kunden, die jetzt woanders wohnen oder gerade im Ausland verweilen, können wieder mitmachen. Nice! Und nächsten Montag treffen wir uns wieder online. Solidarität ist fein!


21:19 Uhr:

Ich will meine Tasche für den Privatunterricht in Tegel morgen packen. Merke, dass wir das ja online per Jitsi machen.


21:32 Uhr:

Ich starre in Verzückung meine neue Website an.
Vielleicht sollte ich endlich mal Feierabend machen.


Sonntag, 15. März 2020

Corona-Theatertagebuch – Sonntag, 15. März 2020




10:26 Uhr:


Gestern abend war dann doch nicht so richtig Feierabend. Spätabends erfüllte mich ein großer Kreativitätsschub. Ich notierte Ideen in meinem Notizbuch und ging sofort an den Rechner, um eine Domain für Onlinekurse zu reservieren. Ich setze gleich eine Seite auf und begann mit dem Programmieren bis schlagartig Müdigkeit einsetzte und ich dann doch ins Bett ging.

Nach dem Aufstehen und einem Tee wollte ich raus in die Sonne. Ich spazierte mit meinem Mann bis zum Jugendclub Spirale, um ihm meinen jetzt nicht mehr aktuellen Arbeitsplatz zu zeigen. Der Bäcker daneben war ziemlich leer. Kaum Kunden, kaum Gebäck. Immerhin gab es Sandtaler, ich war gerettet.

Jetzt sitze ich am Rechner und mache weiter mit der neuen Website. Auf einmal kommt mir die Aufgabe doch etwas groß vor. Dranbleiben, Sarah, dranbleiben.


11:10 Uhr:

Ich gucke nebenbei die gestern gestreamte Improshow der Improvisionäre und lasse ein bißchen Geld da. Tolle Idee und superschnell umgesetzt: https://www.facebook.com/improvisionaere/videos/490235478527413/


13:50 Uhr:

Nach dem Mittagessen habe ich kalte Füße und einen heißen Kopf. Ich messe Fieber. Hab keins. Hm. Erstmal ein heißes Bad nehmen.


16:39 Uhr:

Ich mache mir Notizen für die Krisensitzung mit meiner Mittwochsgruppe. Die Aufführungen in drei Wochen können auf jeden Fall nicht stattfinden. Trotz der frustierenden Lage freue ich mich darauf, mit der Gruppe zu sprechen. Sie sind eine tolle Truppe und ich bin mir sicher, sie bzw. wir finden eine gute Lösung für alle.


17:53 Uhr:

Gutes Gespräch. Dank Netzwerkkabel hatte ich auch keinerlei Verbindungsstörungen. Irgendwie eigenartig, dass der Kurs jetzt so geendet ist. Aber die Gruppe ist toll und ich hoffe, dass die Aufführungen einfach später im Jahr stattfinden. Ich bin dabei!



18:25 Uhr:

Feierabend.


Samstag, 14. März 2020

Corona-Theatertagebuch – Samstag, 14. März 2020




10:19 Uhr:


Letzte Nacht habe ich noch ewig am Handy gehangen und Facebook durchscrollt. Trotzdem bin ich für einen Samstag recht früh aufgewacht. Nach einem Tee und einem langen, ausgiebigen Gespräch mit meinem Mann sitze ich wieder am Rechner. Irgendwie ist es gerade egal, was ich wann mache. Die Tage haben für mich grad keine Struktur mehr.


12:45 Uhr:

Ich teste Zoom und lade spontan bei Facebook Leute ein. Zwei Kollegen kommen in den Chat und ich freue mich. Eine schöne, lustige Mini-Testrunde. Zoom ist gut und wird für meinen geplanten Workshop vorgemerkt. Abo muss ich noch kaufen.


15:04 Uhr:

Ich teste Jitsi als App auf dem Handy und bin begeistert! Werde damit meine Krisensitzungen machen – und vielleicht auch den Unterricht mit meinem Privatschüler.

Anschließend gehe ich raus, um Katzenstreu zu kaufen. Es gibt nur welches mit Cashmere-Duft. Nun gut, wenn es denn sein muss. Was auch immer Cashmere-Duft eigentlich sein soll ...

Es ist zwar Samstag, aber es fühlt sich nicht so an. Es fühlt sich nach gar nichts an. Die Zeit steht eigenartig still.


18:27 Uhr:

Ich lese die neueste Verordnung für Berlin: https://www.berlin.de/rbmskzl/aktuelles/rathaus-aktuell/2020/meldung.906890.php
Mein aktueller Theatergruppenkurs kann also defintiv nicht auftreten im April. In den Kommentaren zu den neuen Meldungen steht, dass das Schlosspark-Theater immer noch nicht dicht gemacht hat ... ich bin ein bißchen fassungslos. Aber jetzt müssen sie ja.

Ich realisiere, dass es erst Tag 2 von 1,5 Monaten ist, in denen ich mit großer Wahrscheinlichkeit keinerlei Termine (bis auf einen Zahnarztbesuch) außer Haus haben werde. Das irritiert mich maßlos. Jeden Tag eine Runde um den Block ist mein Plan. Und natürlich ab und zu einkaufen. Weird.

Ich fange an, eine wahllose Liste mit Ideen für diese gefühlt unendlich lange Zeit zu machen:
  • Online-Kurse & -workshops anbieten
  • Videos, Blogartikel, Online-Meetings usw.
  • der Family helfen
  • Haushalt / Saubermachen
  • Haare tönen
  • Solo-Theaterstücke proben
  • Yoga
  • Aussortieren
  • Fundus aufräumen
  • Unterlagen sortieren
  • Steuererklärung
  • Flaschen & Gläser wegbringen
  • neue Rezepte ausprobieren
  • Lesen
  • Netflix
  • meinem Mann bei seiner Arbeit helfen
  • Briefe an Freunde schreiben
Auf viele Sachen auf der Liste habe ich schon jetzt keine Lust ...

Ebenfalls ungewohnt, aber logisch: keinerlei Anmeldungen für Kurse oder Workshops. Normalerweise melden sich pro Tag 2-3 Interessenten.
Ich brauche erstmal ein bißchen, um in einen neuen Modus reinzukommen. Interessante Erfahrung.


19:36 Uhr

Ich dödel nur noch am Rechner rum. Zeit für den Feierabend.


Freitag, 13. März 2020

Corona-Theatertagebuch – Freitag, 13. März 2020



7:44 Uhr:

Ich werde wach, wanke verschlafen auf Klo und lege mich wieder ins Bett. Mir fällt auf, dass heute der Tag ist, an dem ich mich der Corona-Krise in Bezug auf meine Arbeit stellen muss. Ich kuschel mich an meinen Mann. Ein halbe Stunde später stehen wir dann doch auf. Ich mache mir einen Tee und setze mich an den Rechner.
Der gestrige Tag hat eine neue Info nach der anderen ausgespuckt. In meinem Basiskurs kamen ein paar Teilnehmende nicht und wir beratschlagten am Anfang, wie wir mit der Corona-Problematik umgehen. Als ich sagte, dass man auch bei leichtem Husten zu Hause bleiben soll, meinte eine teilnehmende Person, dass sie dann jetzt gehen müsse. Das tat mir leid und ich wollte sie nicht nach Hause schicken, auch weil sie sich fit und nicht krank fühlte. Ich fragte alle, ob jemand einen Einwand dagegen hat, dass sie bleibt. Keiner hatte was dagegen und die Probe ging los. Nach etwa 15 Minuten beschloss die Person dann doch zu gehen, weil sie zuviel Angst hatte, uns anzustecken. Das hat sich komisch angefühlt und ich war richtig betrübt. Der Kurs ging weiter und die Übungen haben gut geklappt. Ich habe darauf geachtet, dass sich keiner berühren muss ... und das beim Thema Improtheater. Aber es ging, auch wenn irgendwie die Stimmung gedämpft war.
Danach stand die Probe mit den Vorspielern an, aber mehrere waren krank oder anderweitig verhindert. Auf dem Weg zum Probenraum las ich eine Mail vom Jugendclub, in dem ich gerade meinen Dienstagskurs mache, dass sie augenblicklich schließen. Sie entschuldigen sich für die Unannehmlichkeiten. Kein Raum mehr. Ich war frustriert, auch weil wir in eben diesem Raum am 15. Mai eine Szenencollage aufführen wollten. Eine zweite Mail trudelte ein: das Deutsche Theater sagt alle Vorstellungen ab, auch die, auf die ich mich wahnsinnig freute. Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Ich fing an zu weinen. In einer Häuserecke schickte ich eine Sprachnachricht an meinen Mann. Dann gings wieder. Kurze Zeit später saß ich mit nur einer Vorspielerin im Restaurant um die Ecke des Probenraums und habe gequatscht. Natürlich über die Krise, darüber, wie es mit der Gruppe weitergehen könnte. Die Vorspieler spielen zusammen seit fast 10 Jahren, kennen und lieben sich. Meine Idee: wir proben online. Es war ein schönes, entspanntes Gespräch. Genau das richtige an so einem Tag.
Nach einer Stunde etwa beendeten wir den Abend, ich ging noch in den Supermarkt und kaufte in Prepper-Manier Streichhölzer und Tiefkühlgemüse.
Der Heimweg war eigenartig. Die Stimmung in der Stadt wie in Watte gepackt.


9:00 Uhr:

Ich brauche Austausch mit Kollegen und beschließe spontan eine Facebookgruppe für betroffene Theaterschaffende zu gründen. Sie wird super angenommen und füllt sich rasant. Ich fühle mich allein dadurch schon gestärkt.
Anschließend beginne ich alle Kurse und Gruppen sowie die Vermieter meiner Probenräume anzuschreiben. Meine Mittwochsgruppe trifft es am härtesten. Sie tun mir so leid! Sie haben rein theoretisch in 3 Wochen Aufführungen. Eigentlich warte ich nur darauf, dass das Theater alle Veranstaltungen absagt. Ich schlage eine Krisensitzung in Zoom am Sonntag vor. Die Reaktionen sind gemischt, nicht alle sind multimedia-affin. Aber wir werden das wuppen!


14:22 Uhr:

Mittlerweile sind alle Gruppen und Kurse informiert. Meine Vorspieler haben mich gerührt. Mit ihnen möchte ich gern donnerstags weiterproben, online in Zoom. Nächsten Donnerstag werden wir es einfach mal ausprobieren und besprechen, ob es eine Option für den Übergang ist. Positive Reaktionen kommen und mehrere pausierende Spieler wollen sich auch einschalten, um alle wiederzusehen. Schöööön!
Auch meine Dienstagsgruppe wird am Dienstagabend online eine Krisensitzung abhalten.
Meinen Basiskurs lasse ich online konsensieren (hier: https://acceptify.at/de/start), denn er lief erst vier Termine und es gibt auch keine Aufführungen. Entweder der Kurs wird abgebrochen und die Leute kriegen den Restbetrag der Kursgebühr zurückgezahlt oder der Kurs pausiert auf unbestimmte Zeit oder sie steigen beim nächsten Kursstart wieder neu mit ein ohne neu zu zahlen. Mal sehen, wie die Entscheidung ausfällt.

Nebenbei trudeln Schließungsmails von allen möglichen Theatern ein. Großer Shut Down.
Meine Facebookgruppe ist aktiv, das ist toll!
Zeit für eine Mittagspause.


15:50 Uhr:

Das Nachmittagstief ist da. Ich bin unmotiviert und dödel im Netz rum. Ich lese diese Tweets und muss Tränen lachen:
https://www.thebestsocial.media/de/das-ganz-grosse-finale-die-besten-tweets-zur-letzten-folge-vom-bachelor/?fbclid=IwAR1WMGsZaAH_4qVS0mcdvxSr4vDh97HP9vgH9F8lCdv3hB2xYq0Ofxd_OXo

Mein Kater hat Angst vor dem Sturm und sucht Zuflucht in meiner Recyclingpapier-Kiste unter'm Schreibtisch.





Außerdem habe ich beschlossen, die letzten Theatertickets, die ich gekauft habe, zu spenden statt sie erstatten zu lassen. Überlege, ob ich das meinen Kunden als Option für einen schon bezahlten Workshop anbiete. Entscheide mich, es einfach zu machen.


16:23 Uhr:

Wow, eine Teilnehmerin möchte wirklich ihren schon gezahlten Workshopbetrag spenden und verzichtet auf eine Rückerstattung. Ich bin baff und happy!


16:54 Uhr:

Ich fühle gerade starke Solidarität und Entgegenkommen. Bin etwas überwältigt. Beide Vermieterinnen lassen mich einfach bis Ende April aussetzen ohne Miete zu bezahlen. Ab Mai wird dann neu überlegt.


20:31Uhr:

Ich habe Veranstaltungen auf Facebook abgesagt und widme mich dem Update meiner Website. Mit Begeisterung sehe ich, dass eine Streaming-Plattform für Theater, Tanz und Performance vorzeitig online geht: https://www.spectyou.com/?fbclid=IwAR0XvmqmfW9QYCf7RmcnIhKNc5cooJHRk8M_Vq0ZXUC1ClWk7W4UcNBD1nc


21:01 Uhr:

Feierabend für heute.