Corona-Theatertagebuch – Samstag, 14. März 2020




10:19 Uhr:


Letzte Nacht habe ich noch ewig am Handy gehangen und Facebook durchscrollt. Trotzdem bin ich für einen Samstag recht früh aufgewacht. Nach einem Tee und einem langen, ausgiebigen Gespräch mit meinem Mann sitze ich wieder am Rechner. Irgendwie ist es gerade egal, was ich wann mache. Die Tage haben für mich grad keine Struktur mehr.


12:45 Uhr:

Ich teste Zoom und lade spontan bei Facebook Leute ein. Zwei Kollegen kommen in den Chat und ich freue mich. Eine schöne, lustige Mini-Testrunde. Zoom ist gut und wird für meinen geplanten Workshop vorgemerkt. Abo muss ich noch kaufen.


15:04 Uhr:

Ich teste Jitsi als App auf dem Handy und bin begeistert! Werde damit meine Krisensitzungen machen – und vielleicht auch den Unterricht mit meinem Privatschüler.

Anschließend gehe ich raus, um Katzenstreu zu kaufen. Es gibt nur welches mit Cashmere-Duft. Nun gut, wenn es denn sein muss. Was auch immer Cashmere-Duft eigentlich sein soll ...

Es ist zwar Samstag, aber es fühlt sich nicht so an. Es fühlt sich nach gar nichts an. Die Zeit steht eigenartig still.


18:27 Uhr:

Ich lese die neueste Verordnung für Berlin: https://www.berlin.de/rbmskzl/aktuelles/rathaus-aktuell/2020/meldung.906890.php
Mein aktueller Theatergruppenkurs kann also defintiv nicht auftreten im April. In den Kommentaren zu den neuen Meldungen steht, dass das Schlosspark-Theater immer noch nicht dicht gemacht hat ... ich bin ein bißchen fassungslos. Aber jetzt müssen sie ja.

Ich realisiere, dass es erst Tag 2 von 1,5 Monaten ist, in denen ich mit großer Wahrscheinlichkeit keinerlei Termine (bis auf einen Zahnarztbesuch) außer Haus haben werde. Das irritiert mich maßlos. Jeden Tag eine Runde um den Block ist mein Plan. Und natürlich ab und zu einkaufen. Weird.

Ich fange an, eine wahllose Liste mit Ideen für diese gefühlt unendlich lange Zeit zu machen:
  • Online-Kurse & -workshops anbieten
  • Videos, Blogartikel, Online-Meetings usw.
  • der Family helfen
  • Haushalt / Saubermachen
  • Haare tönen
  • Solo-Theaterstücke proben
  • Yoga
  • Aussortieren
  • Fundus aufräumen
  • Unterlagen sortieren
  • Steuererklärung
  • Flaschen & Gläser wegbringen
  • neue Rezepte ausprobieren
  • Lesen
  • Netflix
  • meinem Mann bei seiner Arbeit helfen
  • Briefe an Freunde schreiben
Auf viele Sachen auf der Liste habe ich schon jetzt keine Lust ...

Ebenfalls ungewohnt, aber logisch: keinerlei Anmeldungen für Kurse oder Workshops. Normalerweise melden sich pro Tag 2-3 Interessenten.
Ich brauche erstmal ein bißchen, um in einen neuen Modus reinzukommen. Interessante Erfahrung.


19:36 Uhr

Ich dödel nur noch am Rechner rum. Zeit für den Feierabend.


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