Freitag, 30. September 2016

Humor - Blogreihe #wertekatalog

Es ist Value-Friday und es geht weiter mit der Blogreihe #wertekatalog,

Der zweiundzwanzigste Wert ist:

HUMOR

Wikipedia sagt:
Humor ist die Begabung eines Menschen, der Unzulänglichkeit der Welt und der Menschen, den alltäglichen Schwierigkeiten und Missgeschicken mit heiterer Gelassenheit zu begegnen.[...] In einer weiteren Auffassung werden aber auch jene Personen als humorvoll bezeichnet, die andere Menschen zum Lachen bringen oder selbst auffällig häufig lustige Aspekte einer Situation zum Ausdruck bringen. (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Humor/

Humor gehört - wie Flexibiliät und Großzügigkeit - zu meinen wichtigsten Werten.
Dem Leben muss mit Humor begegnet werden. Er tröstet und lindert Schmerz und baut eine Brücke zu anderen Menschen. Er sorgt dafür, dass wir erkennen, wer passende Begleiter und Freunde in unserem Leben sind - und wer nicht zu uns passt.
Humor schweißt uns zusammen, er macht uns glücklich und sorgt dafür, dass wir uns mit unserem Umfeld verbunden fühlen.
Wir lachen auch aus Status-Gründen. Lachen heißt in der Regel, dass die Situation entspannt ist. Wir geben so zu verstehen, dass wir einen tieferen Status haben als unser Gegenüber. Wir sind also in dem Moment keine Gefahr. Allerdings hängt es ganz von der Art des Lachens, von der weiteren Verhaltensweise und auch von dem Selbstwertgefühl ab, über das das Gegenüber in dem Moment verfügt.
In Filmen wird gern mit dem Lachen von Bösewichten gespielt. Durch ihr Lachen und Nicht-Lachen bestimmen sie die Konversation, der Unterlegenere lacht nervös mit und versucht schnell wieder aufzuhören, wenn der Machtvollere schweigt.

Weil er so grandiose Wirkung zeigt, ist Humor auch ein Türöffner. Humorvolle Menschen werden in der Regel als charmant wahrgenommen. Sie haben die Freiheit, Dinge zu sagen, die ohne beigefügten Witz unhöflich wären. Sie können kritisch sein, sie können hinterfragen - und alle verzeihen es ihnen. Deshalb lieben wir Comedians und Kabarettisten.
Und wer kennt nicht den Standardtrick, in eMails hinter fiese Bemerkungen einfach noch ein Smiley zu setzen ... ein Smiley, das sagt: ich tue so, als meine ich es nicht ganz ernst.;)
Humor setzt die Grenze zwischen frech und unverschämt - und gibt uns so ein großes Spielfeld, auf dem wir unsere Meinungen und Ideen auf angenehme Weise mitteilen können. Kritik beruht auf Skepsis - und Skepsis auf einem Widerspruch, den wir wahrnehmen.

Humor basiert auf diesem Widerspruch. Wir haben eine Erwartungshaltung ans Erzählte, wir stellen uns die Umgebung und die Personen vor - und werden dann mit einer widersprüchlichen Pointe überrascht. Dieser Widerspruch ist (mal mehr, mal weniger) lustig.
Manche nehmen Humor als Bedrohung wahr, als etwas schwer zu fassendes.
"Wer über etwas lacht, nimmt es nicht ernst." denken viele. Aber das stimmt nicht. Wer über etwas lacht, betrachtet es auf eine andere Weise. Und er wählt vielleicht gerade deshalb den Weg des Humors, weil der ernste Weg zu schmerzhaft wäre.
Wir Menschen haben das Bedürfnis, uns mit dem auseinanderzusetzen, was uns geschieht. Darunter ist viel Leid, das auf uns einströmt. Einiges, das uns selbst betrifft, einiges, das andere betrifft. Ohne Humor sind wir diesen Eindrücken schutzlos ausgeliefert. Uns selbst täte es sehr gut, uns weniger ernst zu nehmen. Regeln, die wir uns auferlegen, die wir angeblich befolgen müssen, können wir auch einfach ignorieren.

Wir müssen gar nichts. Und das ist perfekt so. Lasst uns doch einfach stattdessen eine Runde lachen!


Hermann Hesse weiß Bescheid:


Foto: "Wer zuletzt lacht", Theatergruppe GROBKOST: http://www.facebook.com/grobkost

Montag, 26. September 2016

Warum man als Chef in die andere Rolle schlüpfen sollte



Es gibt verschiedene Wege, Führungskraft zu werden. Vielleicht hat man einen Beruf gelernt, ihn eine Weile lang gemacht und ist dann eine oder mehrere Ebenen nach oben gewandert. Vielleicht wurde man direkt in die höhere Position gesetzt - aufgrund von Ausbildung oder Erfahrung in einem anderen Job. Vielleicht impliziert aber auch der Beruf, dass man sowieso Leiter ist ... so wie z.B. bei mir als Theaterpädagogin.
Eines aber haben alle Wege gemeinsam: man verliert mit der Zeit das Gefühl für die Arbeit seiner "Schützlinge".
Man gesteht sich das nicht so schnell ein und wenn man diese Arbeit jahrelang gemacht hat, ist man fest überzeugt, zu wissen, wie die Mitarbeiter sich fühlen.
Das ist ein Irrglaube. Je seltener wir eine Tätigkeit ausüben, desto mehr vergisst unser Körper die damit verbundenen Emotionen. Er vergisst Schmerz und Anstrengung, aber auch Euphorie oder Freude, die mit der Tätigkeit verbunden sind. Was bleibt, ist eine Ahnung, wie sich das alles anfühlt.
Eine Ahnung ist aber eben nicht die Realität.

Genau dieses Problem taucht bei meiner Arbeit immer wieder auf. Wenn ich selbst nicht auf der Bühne stehe, aber Gruppen anleite, die eben genau das tun sollen.
Ich selbst muss nicht abends um 20 Uhr nach einem langen Arbeitstag noch anstrengende Übungen machen - ich leite sie an.
Ich vergesse, wieviel Energie und Aufmerksamkeit gefordert ist, wie konzentriert man sein muss. Ich vergesse, wieviel Zeit dieses Hobby fressen kann. Und ich vergesse, warum die Leute trotzdem da sind.

Um genau dem entgegen zu wirken, gibt es seit wenigen Jahren parallel zu meiner Arbeit auch immer ein privates Theaterprojekt. Eines, in das ich all mein kreatives Herzblut stecke, das mich als Spielerin fordert und mich zwingt, in die andere Rolle zu schlüpfen.
Ich erlebe dann wieder, wie sich all das anfühlt, was meine Teilnehmer tun: Vorfreude, Angst, Sorgen, Lampenfieber, Euphorie, Enttäuschung und Glückseligkeit.
Ich erlebe die körperliche Anstrengung, die fehlende Puste, den Muskelkater, die Kälte und die Hitze.
Ich erlebe die Kommunikation mit den anderen, das Brainstorming, die Meinungsverschiedenheiten, die Albernheiten, die gemeinsame Ausgelassenheit und den Teamgeist.

Genau das brauchen wir, wenn wir gute Chefs sein wollen. Wir müssen wissen, wie sich unsere Mitarbeiter fühlen. Wir müssen genau ihre Arbeit immer wieder mal machen. Wir müssen die Arbeitsbedingungen am eigenen Leib erleben.
Nur so sehen wir, wo es hakt.
Nur so merken wir, was fehlt.
Nur so können wir für eine angenehme Arbeitsatmosphäre, Freude an der Arbeit und ein besseres Klima sorgen.
Nur so ist unser Unternehmen oder unser Projekt erfolgreich.

Ich freue mich auf die nächste Probenzeit für mich selbst. Auf das erneute Zusammenkommen mit meinen Mitspielern, mit ihnen auf der Bühne zu stehen. Ich freue mich darauf, innerlich die Augen zu verdrehen, wenn mir irgendjemandes Idee nicht passt. Und noch mehr freue ich mich darauf, genau dann eine neue gemeinsame Lösung zu finden.


Auf die Bühne geht es wieder am 05. November 2016 im Kulturcafé Fincan in Berlin-Kreuzberg. Der Eintritt ist auf Spendenbasis, los geht´s um 20 Uhr.
Wer sich schon vorher anteasern lassen will, den laden wir herzlich am 21. Oktober um 19 Uhr zu unserem Trailer im Rahmen von "Theater á la carte" in der WerkStadt ein, gleich um die Ecke vom Fincan.
Dann heißt es wieder: eins, zwei, drei!

Fotos: "eins, zwei, drei" - ein Live-Hörspiel, http://sarah-bansemer.de/theaterspielen/onstage














































Freitag, 23. September 2016

Hoffnung - Blogreihe #wertekatalog

Es ist Value-Friday und es geht weiter mit der Blogreihe #wertekatalog,

Der einundzwanzigste Wert ist:

HOFFNUNG

Wikipedia sagt:
Hoffnung (vgl. mittelniederdt.: hopen „hüpfen“, „[vor Erwartung unruhig] springen“, „zappeln“) ist eine zuversichtliche innerliche Ausrichtung, gepaart mit einer positiven Erwartungs­haltung, dass etwas Wünschenswertes in der Zukunft eintreten wird, ohne dass wirkliche Gewissheit darüber besteht. Das kann ein bestimmtes Ereignis sein, aber auch ein grundlegender Zustand wie etwa anhaltende Gesundheit oder finanzielle Absicherung. Hoffnung ist die umfassende emotionale und unter Umständen handlungsleitende Ausrichtung des Menschen auf die Zukunft. Hoffend verhält sich der Mensch optimistisch zur Zeitlichkeit seiner Existenz.(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Hoffnung/

Hoffnung ist das, was uns Menschen am Leben hält. Sie ist essentiell. Wenn wir ohne Hoffnung sind, sind wir auch ohne Glück. Ohne Hoffnung erscheint uns alles sinnlos - unser eigenes Leben und die ganze Welt.
Damit die Hoffnung als Lebensquelle bestehen bleibt, haben wir Menschen eine grandiose Eigenschaft: wir können Vergessen und Verdrängen. So schaffen wir es, immer weiter zu machen, ohne an schlimmen Erlebnissen zugrunde zu gehen. So schaffen wir es, uns trotzdem fortzupflanzen und unsere Art zu erhalten.
Dieses Vergessen und Verdrängen reicht aber eben auch nur dafür - zum Überleben. Wenn wir noch mehr wollen, wenn wir nicht nur überleben, sondern glücklich leben wollen, hilft es nicht, Erlebtes zu vergessen oder zu verdrängen. Wir müssen es anschauen, abspeichern und aktiv ablegen. Nicht hinzuschauen, sorgt dafür, dass wir wie in einer Parallelwelt leben, in der neben uns ständig die Geister der Vergangenheit dunkel mitschweben. Wir werden sie nicht los, wenn wir nicht stehenbleiben und sie angucken. Dem Feind ins Auge blicken. Dann entpuppt sich der Feind oft als harmloser als er ist. Und vor allen Dingen merken wir: er ist nicht mehr da. Er ist nur ein Geist. Er sitzt in unserer Vergangenheit und dort darf er auch bleiben. In unserer Gegegnwart hat er nichts mehr zu suchen. Aber das wissen wir nur, wenn wir ihn wirklich kennen.

Wir leben JETZT. In diesem Moment steht uns alles offen. In diesem Moment können wir uns frei entscheiden, in welche Richtung wir gehen. Und das beste: im nächsten Moment können wir uns für die komplett andere Richtung entscheiden. Die Zukunft steht nicht fest. Sie entspringt aus unseren Entscheidungen.
Und Hoffnung treibt uns an, uns immer wieder aktiv zu entscheiden.


"It can be a dangerous place, but it's our last, best hope for peace."

Dieser wunderbare Satz ist Teil des Intros der Science-Fiction-Serie Babylon 5.
Vor ein paar Jahren entdeckte ich meine Liebe zu Science Fiction. Dort ist Hoffnung oft ein leitendes Element. Der Blick geht vom aktuellen Moment in die Zukunft. Die Handlungen sollen Weichen für die Zukunft stellen, alte Verletzungen werden überwunden.
In der Serie Babylon 5 geht es um eine Raumstation, die als Begegnungsort verschiedener Rassen dient. Entscheidungen werden in Allianzen getroffen, Botschafter aller Art wohnen auf dieser Raumstation. Dieses Projekt wurde nach einem Krieg in Angriff genommen und von der Hoffnung getrieben, zukünftig Meinungsverschiedenheiten im Vornherein zu klären, Kriege zu verhindern und den Frieden zu sichern.



Natürlich klappt das nicht wie gewünscht, denn unser Verhalten ist niemals ideal und wir sind unseren Instinkten, Ängsten, Glaubenssätzen - und ja, auch Werten - unterlegen.

An diesen Schwierigkeiten verzweifelt auch regelmäßig der Doctor aus der langjährigen britischen Erfolgsserie Doctor Who. Er ist ein Alien, das durch Raum und Zeit reist und eine besondere Affinität zu den Menschen hat. Sie faszinieren und nerven ihn zugleich. Er IST die personifizierte Hoffnung und deshalb muss man ihn einfach lieben:

“I am, and always will be, the optimist. The hoper of far-flung hopes, and the dreamer of improbable dreams.”


Das, was für Fortschritt sorgt, was unsere Ideen beflügelt und aktiv macht, ist unsere Hoffnung. Das war in unserer Vergangenheit so, ist in der Gegenwart so und wird auch in der Zukunft so sein.

Denn die Hoffnung stirbt nie:


Foto: "Wir sind noch einmal davongekommen", Theatergruppe Vorspiel: http://www.facebook.com/TheatergruppeVorspiel

Mittwoch, 21. September 2016

#monthlyfavourites - September-Lieblinge



Was gibt es auf allen möglichen Beauty-, Lifestyle- und Modeblogs, aber auf keinem Theaterblog? Monthly Favourites!
Also die Lieblinge des aktuellen Monats - seien es Produkte, Links, Texte, Orte oder neue Entdeckungen.
Es wird also unbedingt Zeit, die Kategorie in diesem Blog einzuführen.
Los geht´s!


Zum Arbeiten


Seit ich mal zwei Jazzdance-Kurse gemacht habe, bin ich großer Fan von Jazzdance-Schuhen, denn sie sind auch für die theaterpädagogische Arbeit perfekt. Es ist fast ein Sockengefühl, weil sie so weich sind, aber gleichzeitig sind sie auch halbwegs festes Schuhwerk und auch auf nicht ganz so sauberen Böden praktisch.
Mein erstes Paar ist letztens nach etwa sieben Jahren Gebrauch auseinandergefallen und es wurde Zeit für neue. Tadaaa! Dieses Mal von der Firma Domyos, gekauft bei Decathlon.
Und diese fancy gestreiften Notizbücher von Tiger sind für den neuen Gruppendrang-Kurs - damit auch alle fleißig beim Brainstormen mitschreiben können.


Zum Aufhübschen




Seit über zwei Jahren habe ich ein Glossybox-Abo, das es mir sehr leicht macht, neue Beauty-Produkte auszuprobieren und mir viele Anschaffungen abnimmt, denn irgendein Duschbad, eine neue Hand- oder Gesichtscreme oder ein neues Peeling sind in regelmäßigen Abständen dabei, so dass gar kein Leerstand entstehen kann.
In den letzten beiden Boxen waren zwei Produkte, die ich sofort ins Herz geschlossen habe: zum einen die Neutrogena visiblyclear® CC-Cream, die die Haut pflegt, mattiert und mit der leichten Abdeckkraft Rötungen ausgleicht, zum anderen das UB Rouge "Secret Flush" in Stiftform, das sehr einfach zu verteilen ist, ohne fleckig auszusehen, und mit dem neutralen Ton ein bißchen Frische ins Gesicht zaubert. Es kann auch auf den Lippen getragen werden, sieht dann aber eher schimmernd aus.
Ebenfalls begeistert bin ich von den Lippenstiften Infinitely Beauty von der DM-Hausmarke Trend IT UP. Auf der einen Seite sind es Lippenstifte mit breiter Spitze, auf der anderen Seite Lipliner mit schmaler Spitze. Die Farben sind kräftig und halten gut, so dass sie auch für die Bühne perfekt geeignet sind.


Zum Lesen


Lesestoff sammelt sich bei mir aufgrund meines erst kurz zurückliegenden Geburtstages gerade in großen Stapeln an, aber es gibt tatsächlich gerade drei Favoriten.
Kleist finde ich immer super und beim letzten Stöbern im Buchladen musste "Prinz Friedrich von Homburg" mit nach Hause. Ich habe bis jetzt nur ein paar Seiten reingelesen, aber die Geschichte eines jungen Prinzen und Generals, mit dem ein böses Spiel getrieben wird, klingt spannend und berührend zugleich.

Seit langer Zeit sitze ich aber an der Originalausgabe von Ayn Rands Klassiker "The Fountainhead" und bin sehr fasziniert von diesem Werk voll unglaublich genau beschriebener Charaktere. Der Hammer!

Schon seit einer ganzen Weile bin ich Fan des flow-Magazins, das sich viel mit Themen wie Achtsamkeit und Persönlichkeit auseinandersetzt - allerdings auf eine ganz angenehme, spielerische Weise. Die Magazine sind unglaublich liebevoll gestaltet, beinhalten immer kleine Extras wie Notizbüchlein, Postkarten, Lesezeichen etc. und sind in ihrer Aufmachung schon richtige Sammelobjekte.
Ab und zu gibt es ein Extra-Magazin, nur dem Thema Achtsamkeit gewidmet. Die neue Ausgabe dieses Specials enthält viele tolle Übungen, um sich selbst in Achtsamkeit zu schulen. Ich kann sie auch beruflich gut nutzen und freue mich schon auf den ersten Einsatz in einem meiner Workshops.


Zum Essen



Vor anderthalb Wochen wurde ich krank, gerade in der größten Hitze. Da half dann nur der stete Einsatz des selbstgemachten Honigs von meinem Opa. Gefühlte Tonnen an Tee habe ich mit großen Löffeln dieses Honigs gesüßt und in Kombination mit vielen Em-eukal Hustenbonbons den Hals beruhigt. Für mich immer noch die besten Hustenbonbons ever!
Dann zog auch schon die erste Herbststimmung ein mit Lebkuchen (JA! ICH gehöre zu den bösen Leuten, die sich schon im August auf den Weihnachtskram freuen und sich bei 30 Grad mit Spekulatius eindecken.) und vielen Weintrauben und Pflaumen aus unserer Gemüsebox, die ich sehr liebe.


Zum Stöbern

Puppet Porno from Nicholas Gurewitch on Vimeo.

Dieses Video fand ich sehr witzig, deshalb musste es einfach nochmal geteilt werden.

Dieser Artikel allerdings ist gar nicht witzig, aber hat mich sehr lange beschäftigt. Im Theater ist Consent genauso wichtig wie im normalen Leben auch, aber der Fall des Profile Theatres zeigt, wie schwierig es ist, gegen schlimme Strukturen in einem Theater vorzugehen. Der Artikel ist sehr lang, aber er ist es wert!
http://www.chicagoreader.com/chicago/profiles-theatre-theater-abuse-investigation/Content?oid=22415861

Auch in diesem Interview wird hinter die Fassade des Theaters geschaut - leider ebenfalls erschreckend:
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buehne-und-konzert/shenja-lache-ueber-kuendigung-beim-muenchner-residenztheater-14368854.html#GEPC;s2


Zum Hören

Vor einer Weile habe ich das Heaven and Hell Orchestra rund um den Sänger und Conferencier Daniel Malheur auf Startnext unterstützt und nun ist ihr erstes Album fertig. Herausgekommen sind Klassiker des Hard Rock und Metal in ganz neuem - bzw. altem - Gewand. Aber hört selbst:

Freitag, 16. September 2016

Hilfsbereitschaft - Blogreihe #wertekatalog

Es ist Value-Friday und es geht weiter mit der Blogreihe #wertekatalog,

Der zwanzigste Wert ist:

HILFSBEREITSCHAFT

Wikipedia sagt:
nicht viel, aber dafür bin ich auf wertesysteme.de fündig geworden:

Hilfsbereitschaft ist eine Zusammenwirkung zwischen Menschen, die auf gegenseitiger Bereitschaft zu helfen beruht.
Ist jemand hilfsbereit, heißt das, dass er sich dazu entscheidet, einer anderen Person zu helfen, ohne dass diese ihn zwangsläufig darum bittet oder mit einer Gegenleistung dienen wird.
(Quelle: http://www.wertesysteme.de/alle-werte-definitionen/g-h-i-j/hilfsbereitschaft/

Wir helfen einander, weil wir soziale Wesen sind.
Mal mit Freude, mal ohne. Nicht jeder hilft gern und nicht jeder nimmt gern Hilfe an. Nicht jeden will man als Hilfe und nicht jedem will geholfen werden.
Hilfsbereitschaft impliziert, dass man es in der Regel gern tut. Dass man ungefragt Hilfe anbietet - ohne Ansprüche, ohne Gegenleistung, ohne Hintergedanken.

Hilfbereitschaft ist etwas wunderbares. Und SO schwierig!
Zu oft rechnen wir im Kopf gegen. Oder denken, dass der andere etwas als Gegenleistung erwartet. Denn zum Helfen gehört auch immer das Annehmen. Beides funktioniert nur miteinander - Geben und Nehmen. Und beides bedingt und beeinflusst sich stetig.

Wir helfen gern, wenn der andere unsere Hilfe annimmt. Wenn er sich über Hilfe freut, wenn er Dankbarkeit zeigen kann und wenn wir das Gefühl haben, dadurch sinnstiftend tätig zu sein.
Wir helfen ungern, wenn wir das Gefühl haben, dass der andere sich von der Hilfe unter Druck gesetzt fühlt. Wenn das Gegenüber Angst hat, diese Hilfe nicht "ausgleichen" zu können. Dann fühlen wir uns als Eindringling statt als Helfender, ja manchmal fast als Peiniger. Also helfen wir lieber nicht.

Vielen fällt es schwer, Hilfe anzunehmen, besonders ohne Gegenleistung. Es scheint ihnen unmöglich zu glauben, dass der andere "einfach so" helfen möchte. Ohne etwas dafür zu bekommen. Das kann nicht sein, der Helfende macht das doch aus irgendeiner Motivation heraus, nicht komplett selbstlos ...

Natürlich nicht!
Natürlich hilft man aus einer Motivation heraus: weil Helfen ein gutes Gefühl gibt. Weil es schön ist, die eigene Zeit und Energie zu schenken, um jemandem behilflich zu sein. Weil Hilfe auch oft eine gewisse Produktivität beinhaltet, ein Ergebnis zum Ziel hat. Und wir Menschen lieben es, Dinge zu erschaffen. Wenn wir selbst gerade nichts zu erschaffen haben, dann helfen wir gern anderen dabei.

Hilfe schweißt uns zusammen und lässt uns noch mehr schaffen. Hilfe schont Ressourcen. Wenn wir etwas gemeinsam erledigen, sind wir danach entspannter als wenn wir es allein tun müssen. Wenn wir einander helfen, teilen wir - Verantwortung, Aufgaben, Leid und Freude.
Wir müssen es nur zulassen. Uns an Hilfe erfreuen, nicht rumhirnen, keine "falschen" Motivationen suchen, sondern einfach annehmen. Und gemeinsam ganz viel schaffen. Und einander danken.

Hilfsbereitschaft kann so schön sein. Und eigentlich SO leicht!


 Charles Dickens fasst es sehr schön zusammen:

Foto: "Leonce und Lena", Theatergruppe Vorspiel: http://www.facebook.com/TheatergruppeVorspiel

Montag, 12. September 2016

Wie ich das Persönlichkeitstypen-Modell (Riemann/Thomann) für meine Arbeit nutze






Vor zwei Wochen stellte ich das Persönlichkeitstypen-Modell (Riemann/Thomann) vor. Es ist nicht nur sinnvoll für die Kommunikation mit einzelnen Individuen, sondern auch für die Leitung ganzer Teams und Gruppen.

Als ich mich zum ersten Mal mit dem Modell beschäftigte, ordnete ich sofort gedanklich mein engstes Umfeld und mich selbst auf dem Achsenkreuz aus Nähe-Distanz & Dauer-Wechsel ein.

Anschließend war ich neugierig, wo in dem Modell meine Kursteilnehmer stehen. Dafür zeichnete ich für jede Gruppe ein Achsenkreuz und darin für jeden Spieler einen Kreis ein.

Hier zwei Beispiele:
Gruppe 1, die einzelnen Mitglieder sind durch orange Punkte markiert



Gruppe 2






Natürlich war das meine subjektive Wahrnehmung und nur eine grobe Einschätzung, aber es ergaben sich erstaunlicherweise zwei recht unterschiedliche Skizzen für die beiden Gruppen.
Jeder einzelne Kreis zeigte mir den Wohlfühlbereich eines einzelnen Gruppenmitglieds und gab mir dadurch einen Einblick, wie viele Teilnehmer zu welchem Typ tendieren und wie ich passend dazu auf ihre Bedürfnisse Rücksicht nehmen kann.


Wie gehe ich auf jeden einzelnen Persönlichkeitstyp ein?
Hier ein Beispiel, wie ich es bei meinen Workshops mache:

Sicherheitsliebende Typen (Dauer) haben gern einen Überblick über das Geschehen. Regeln und Abläufe sind ihnen wichtig, sie sind ohne dieses Wissen ungern spontan und experimentierfreudig. Also brauchen sie am Anfang eine Richtlinie, an der sie sich orientieren können. Das können klare Regeln für den Abend sein oder einfach eine kurze Beschreibung des Workshopablaufs direkt zu Beginn des Abends.

Im Gegensatz dazu sind überschwängliche Typen (Wechsel) heiß auf neuen Input, auf Abwechslung und kommen gern sofort ins Handeln. Deshalb lasse ich der kurzen Beschreibung des Abends in der Regel sofort ein schnelles Spiel folgen, das viel Aufmerksamkeit erfordert und gleichzeitig unterhaltsam ist.

Für die nähesuchenden Typen (Nähe) verbinde ich das Spiel gleich mit Körperkontakt oder wähle Übungen, in denen sich die Teilnehmer auf einer persönlichen Ebene besser kennenlernen und miteinander austauschen können.

Damit die Sachebene für die distanzierten Typen (Distanz) nicht zu kurz kommt, gibt es später sehr klare Aufgabenstellungen und Texte / Szenenvorgaben, mit denen die Teilnehmer arbeiten.


Der Persönlichkeitstyp der ganzen Gruppe

Aber nicht nur, dass ich durch die Beschäftigung mit den Individuen auf jeden eingehen kann, ist wichtig. Ich schaute, ob es Bereiche im Modell gibt, in dem besonders viele Teilnehmer angesiedelt sind. So entdeckte ich, dass die Gruppe als Ganzes zu einem bestimmten Typ tendiert. Dieses Gebiet, in dem sich die meisten Teilnehmer "ballen", ist die grundsätzliche Ausrichtung der Gruppe. Es beschreibt auch die Stimmung, die ich empfinde, wenn ich mit der Gruppe kommuniziere - die Ausstrahlung der Gruppe.

Mit einer gestrichelten Linie ist der Ballungsbereich markiert:

Gruppe 1

Gruppe 2




Diese Stimmung nehme nicht nur ich wahr, sondern auch neue Mitglieder, die in die Gruppe kommen.
Dadurch werden optimalerweise Menschen angezogen, die zur Gruppe passen, die den Gruppenmitgliedern ähnlich sind oder diese Verteilung gut ergänzen, weil sie eine Lücke füllen, die in der Konstellation der Mitglieder noch oder wieder frei ist.
Weiß ich als Leitung, wie meine Gruppe tickt, kann ich passende Mitspieler finden, die sich dort wohlfühlen werden. Ich kann aber auch eine andere Gruppe/einen anderen Kurs empfehlen, wenn ich merke, dass die Stimmung in der Gruppe für den Interessenten voraussichtlich nicht optimal sein wird.

Wenn ich dieses Modell für meine Arbeit mit Gruppen anwende und nicht nur auf das Individuum schaue, sondern auch auf die Gemeinsamkeiten in der Gruppe, bekomme ich eine Ahnung, was die Gruppe im Gesamten braucht. Je ähnlicher die Bedürfnisse der einzelnen Mitglieder sind, desto einfacher kann ich als Leitung darauf eingehen. Je unterschiedlicher sie sind, desto stärker rücken die Individuen in meine Wahrnehmung und desto stärker muss ich als Leitung auf Respekt und Wertschätzung der Teilnehmer untereinander achten.



Natürlich ist es ein vereinfachtes Modell, das niemals die Komplexität einer Persönlichkeit oder Gruppe widerspiegeln kann.
Dennoch ist es für Führungskräfte und Gruppenleiter ein nützliches Tool, um sich schnell und einfach einen Überblick über die Bedürfnisse ihrer Teammitglieder zu verschaffen.

Freitag, 9. September 2016

Gesundheit - Blogreihe #wertekatalog

Es ist Value-Friday und es geht weiter mit der Blogreihe #wertekatalog,

Der neunzehnte Wert ist:

GESUNDHEIT


Was heute ganz besonders ist? Ich habe wieder einen Gastartikel am Start!
Heute stammen die Gedanken aus der Feder meiner Freundin und Vorspiel-Mitspielerin Anne-Katrin Hennig:

Wikipedia sagt:
Gesundheit ist ein vielschichtiger, kulturell und historisch kontingenter Begriff. Eine einheitliche Definition liegt nicht vor. Je nach wissenschaftlicher Disziplin wird Gesundheit unterschiedlich verstanden und auch der subjektive Gesundheitsbegriff jedes Einzelnen variiert stark z.B. nach Alter, Geschlecht, Bildung und kulturellem Hintergrund. Ein naturwissenschaftlich verstandener enger Begriff von Gesundheit nach dem bio-medizinischen Modell steht in der heutigen Zeit einem ganzheitlichen Begriff von Gesundheit gegenüber. Gesundheit kann sich auf den einzelnen Menschen beziehen und als Zustand des körperlichen wie geistigen Wohlbefindens oder der physischen und psychischen Funktions- und Leistungsfähigkeit gefasst werden. Gesundheit kann auch als Gegenbegriff zu Krankheit gefasst werden und beschreibt dann den wünschenswerten Normalzustand als Abwesenheit von Krankheit. Gesundheit kann auch auf ein Kollektiv z.B. die Bevölkerung bezogen werden, und beschreibt dann das Ausmaß einer geringen Krankheitslast in einer Population.
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Gesundheit)

„Eine einheitliche Definition liegt nicht vor.“

Dann nähern wir uns der Gesundheit eben auf prosaische - andere würden sagen: kitschige - Art.
Es gibt diese Geschichte vom Mann, dem ein wunderschönes Pferd zuläuft. Das ganze Dorf beneidet den Mann um den Gewinn. Weise gibt er zu bedenken, dass man erst abwarten müsse: Ob dies wirklich ein Gewinn sei, werde sich zeigen. Kurz darauf fällt sein Sohn vom Pferd und bricht sich beide Beine. Das Dorf ist bestürzt. Der Mann sagt: Mal sehen, ob dies wirklich ein Unglück für uns ist. Kurz darauf bricht ein Krieg  aus. Alle Söhne - bis auf sein eigener - werden eingezogen.  Und - so - weiter.

Kitschig oder nicht, diese Geschichte ist eine Allegorie: für <Akzeptanz>. Mit der Gesundheit ist es genauso. Der Mensch muss sie so nehmen wie sie kommt. Man hat nur eine.

Allerdings hat man auch nur einen begrenzten Einfluss darauf. Klar, man sollte sich im Winter warm anziehen, sich impfen lassen und darauf achten, ob es vererbbare Krankheiten in der Familie gibt. Und trotzdem: Nichtraucher können an Lungenkrebs erkranken, im Alter tritt irgendwann aus heiterem Himmel so etwas wie Rheuma oder Arthrose auf, oder man hat irgendeinen dummen Sportunfall im Alltag, der einen mit Gips und Krücken wochenlang außer Gefecht setzt.

Dann ist man an dem Punkt angelangt – und das geht auch Hartgesottenen so – an dem man sich fragt: Hallo?! Wieso ich? Wieso jetzt?

Gesundheit ist mit vielem verknüpft: Familie, Freunde, Kameradschaft. Ohne ein liebendes, festes Umfeld vermag der Mensch es nicht, stark zu sein. Nur als Kämpfer ist es möglich,  seine Gesundheit zu erhalten oder sie zurück zu gewinnen. Es ist eine Wechselwirkung: Gesund sind wir, wenn wir durch unser Umfeld unterstützt werden, und gesund wollen wir sein, um gemeinsam mit unserer Familie, unseren Freunden das Leben zu genießen. Das eine soll und kann nicht ohne das andere, denn der Mensch ist ein Herdentier. Der Mensch hat Lebenswillen und Überlebenswillen – tief verwurzelte Instinkte im Menschen wie im Tier.

Wir klammern uns also ans Leben und unser generelles Wohlbefinden – und machen was? Treten beides recht oft mit Füßen. Als ob wir Katzen mit neun Leben wären.

Wie viele Menschen ignorieren Warnsignale ihres Körpers? Und damit sind nicht die Jammerer gemeint, die schon ein Schnupfen dazu bringt, sich krank zu melden. Nein – ein Stückchen Disziplin gehört im Leben dazu. Aber starke Warnsignale wie Erschöpfung, Schlaflosigkeit, Ohrenpfeifen – und auch hohes Fieber, heftige Halsschmerzen oder krasser Husten müssen uns aufhorchen lassen. Wir müssen auf unseren Körper hören, zum Arzt gehen, dafür leben wir in einem Land, das uns mit unserer „Chipkarte“ den Zugang zu Praxen, Kliniken und Apotheken ermöglicht. Krankheitsanzeichen zu ignorieren ist nicht nur gefährlich. Es ist so wahnsinnig dumm. Denn wenn wir solche Anzeichen versuchen wegzureden, was wollen wir wem damit beweisen?

Wir brauchen: Aufrichtigkeit und Achtsamkeit gegenüber uns  selbst. Das sind old-school Tugenden, denen man ruhig alle Achtung schenken sollte. Wir müssen auf uns und aufeinander aufpassen. Die Frage „Wie geht’s mir heute eigentlich?“ dürfen wir uns im Ernst stellen und - wenn sie mit „Gut!“ beantwortet wird - das auch leben und genießen. Wenn wir Freunde fragen wie es ihnen geht, sollten wir ernsthaft an der Antwort interessiert sein. Und vielleicht sollten wir nicht nur über die so gerühmte Entschleunigung reden und Ratgeber darüber lesen und Strategien entwickeln, wie man sein Leben umkrempeln könnte. Es genügt schon oft, zwischendurch mal durchzuatmen, auf sich zu achten und - Astrid Lindgren zu ehren, die sagte: „Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach dazusitzen und vor sich hinzuschauen.“
Oder - wie es ein herzlicher griechischer Kellner* aus Berlin-Wilmersdorf beim Ouzo**-Servieren regelmäßig und mit breitem Lächeln formuliert: "Yamas! Auf die Gesundheit!"

* Großartig: www.achilles-taverna.de
** Ja, ein bisschen Unvernunft hält auch gesund.

Danke, liebe Anne für deinen Text! Und die Achilles Taverna ist wirklich großartig!


Zum Abschluss gibt es heut ein Zitat von Ludwig Börne:



Foto: "Meister und Margarita", Theatergruppe Vorspiel: http://www.facebook.com/TheatergruppeVorspiel

Mittwoch, 7. September 2016

Ein Tag als Gasthörer bei Keith Johnstone

Gestern war es soweit! Ich war für einen Tag Gasthörerin bei der Master Class mit Keith Johnstone in Berlin!
Nach dem Interview letzte Woche war ich schon voller Vorfreude auf den Tag und Keith live zu sehen, hat sich wirklich gelohnt.

Aber beginnen wir von vorn:


Keith Johnstone und das Improvisationstheater
Während meiner Ausbildungszeit kam ich zum ersten Mal intensiver mit Improvisationstheater in Berührung. Ich kannte es natürlich vorher schon, aber habe mich immer ein bißchen gesträubt, wenn ich selbst bei Improvisationsübungen mitmachen sollte. Ich hatte Angst, dass mir nichts einfällt und meine Ideen doof sind. Es brauchte dann meine großartige Dozentin Vera Hüller, um mich zu überzeugen, wie methodisch wertvoll Improvisationstheater ist, die Effekte (mehr Offenheit, Selbstvertrauen und Entspanntheit) an mir selbst zu spüren und besonders für das Status-Training eine Begeisterung zu entwickeln.
Vera hatte damals auch von ihrer Teilnahme an einem Keith Johnstone Seminar geschwärmt und ich wusste: wenn er noch mal nach Berlin kommt, will ich dabei sein!

Aber wer ist Keith Johnstone?
Er arbeitete in den 60er Jahren als Dramaturg und Regisseur am Royal Court Theatre in London und lehrte an der Royal Academy for Dramatic Art. Um die Schauspieler lockerer zu machen und sie realistischer spielen zu lassen, fing er an, mit ihnen ganz neue Übungen zu machen und alte Regeln über Bord zu werfen. Daraus entstanden neue Formen des Improvisationstheaters und der Theatersport. In den 70er Jahren gründete er in Kanada das Loose Moose Theatre und gibt mittlerweile noch ab und zu  Improvisations-Seminare.
Sein Buch "Improvisation und Theater" ist quasi meine Lebens-Bibel, ich liebe es sehr!


Als Gasthörerin beim Seminar

Ja, und nun war es soweit, er war in Berlin. Schon vor einem Jahr sah ich die Werbung online, auf Facebook glaube ich. Die Preise waren recht hoch und ich entschied mich, nur einen Tag als Gasthörerin dabei zu sein. Im Nachhinein stellte es sich auch als genau die passende Wahl heraus. Als aktive Teilnehmerin dabei zu sein, hätte (zumindest für mich) keinen wirklichen Mehrgewinn gebracht.

Um 9:30 Uhr sollten die Teilnehmer im Theaterhaus Mitte vor Ort sein und um 10 Uhr startete der Workshop. Ich war sogar schon um 9:20 Uhr vor Ort (sicher ist sicher), aber außer mir nur Petra aus Freiburg, eine Juristin und Improspielerin, die bei den Freiburger Improleten Mitglied ist. Wir setzten uns raus in den Hof des Theaterhaus Mitte und unterhielten uns über Berlin und die Unterschiede zu Freiburg. Nach einer Weile netten Plausches liefen immer mehr Teilnehmer an uns vorbei und dann ging es auch schon los in der Werkstattbühne im Theaterhaus.
Diese liegt im Keller und ist nicht nur - bühnentypisch - sehr dunkel, sondern leider auch ziemlich kalt. Die alten Sitzreihen mit Klapptischen wie in einem Vorlesungssaal knarrten höllisch laut.
Als Keith das Seminar auf dem Sofa sitzend mit ein paar Gedanken und lockerem Erzählen begann, verstand ich kaum etwas, weil um mich herum alle noch ihre Notizbücher, Wasserflaschen, Stifte etc. aus den Taschen holen mussten. Die Location war also eher ungünstig gewählt, aber Keith machte es wieder wett!

Trotz seiner 83 Jahre ist er witzig und wach, manchmal etwas vergesslich, aber geht auch damit sehr locker um - er kann eben improvisieren.
Die gespielten Improszenen, an denen er seine Ideen erkläret, klappten nicht immer, die Teilnehmer swaren aber größtenteils auch keine (erfahrenen) Improspieler. Dennoch war es interessant zu beobachten, wie in kleinen Schrittchen Verbesserungen entstehen, Geschichten "realer" werden.



Leitsätze für die Bühne und für´s Leben

Es wurde den Tag über gar nicht soviel gespielt, aber es reichte auch vollkommen, Keith zu lauschen und seine Theorien und Gedanken kennenzulernen. Und bei jedem Satz nickte ich und stimmte zu.

Alle klugen Sätze des Tages aufzuschreiben, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, aber zu den grundlegenden Ideen gehörte die Aufforderung, zu handeln statt zu denken, das Offensichtliche zu tun statt des Bemüht-Originellen und das Gegenüber stets zu unterstützen und im besten Licht erstrahlen zu lassen.
Alles Regeln, die nicht nur für die Bühne, sondern für das Leben gelten!

Speziell für die Bühne ist es wichtig, die Handlung voranzutreiben und nicht in Emotionen zu verharren, denn das Publikum möchte sehen, dass etwas passiert, nicht dass jemand "nur" eine Emotion hat. Die Emotionen entstehen sowieso zusammen mit der Handlung. Und diese ist die Basis für das Fortschreiten einer Geschichte.
"Weniger ist mehr" gilt ebenfalls für die Bühne. Eine Szene wird umso interessanter, wenn ich das absolut Notwendige tue, nicht mehr.
Wir Spieler wollen immer möglichst originelle Ideen zeigen, aber je offensichtlicher wir arbeiten, desto besser und glaubwürdiger ist es für´s Publikum.

Je wohler sich die Spieler miteinander fühlen, desto einfacher fällt es ihnen, Fehler zu machen und keine Scham dabei zu empfinden. Nur so können großartige Dinge entstehen!

In diesem Satz ist es wunderbar zusammengefasst:









Der Tag hat sich sehr gelohnt. Keith Johnstone live zu erleben, ihn einmal im Leben bei der Arbeit zu sehen - das kann mir keiner mehr nehmen und wird mir ewig in Erinnerung bleiben. Und dazu noch fünf Seiten Mitschrift voller kluger Sätze als Inspiration.

Neben Keith war Petra mein Highlight des Tages. Ich habe sie gleich ins Herz geschlossen und hoffe, in nicht allzu ferner Zukunft mal in Freiburg zu sein - für eine Fortführung des Gesprächs und ein Besuch bei den Improleten.



Foto: "Weiße Katze": https://www.facebook.com/weissekatzetheater



Montag, 5. September 2016

Networking-Tipps für distanzierte Persönlichkeitstypen






Ein Netzwerk ist gerade für Freiberufler und Selbständige extrem wichtig. Über ein Netzwerk ist ein geschäftlicher Austausch möglich, die Reichweite erhöht sich enorm, es können neue Kunden gewonnen werden und man lernt Gleichgesinnte kennen, mit denen neue Projekte angegangen werden können.

Ich habe das jahrelang ignoriert. Oder sagen wir eher: absichtlich ausgeblendet.

Aus dem einfachen Grund, dass ich eher ein distanzierter Typ Mensch bin. Es gibt natürlich auch andere Persönlichkeitstypen, in der letzten Woche gab es dazu einen Blogartikel.
Ich bin eher auf der distanzierten Seite. Ich tue mich schwer mit Smalltalk und starte ein Gespräch mit Fremden gern auf einer sachbezogenen Ebene - wenn überhaupt. Ist die Hürde der ersten Kontaktaufnahme gebrochen, fällt mir das Gespräch leicht.
Aber besonders die Überwindung, überhaupt an einem Netzwerkevent teilzunehmen, ist enorm hoch.
Fremde Menschen anzusprechen, finde ich einfach extrem schwierig, wenn es kein Anliegen/Grund auf der Sachebene gibt, mit dem ich an die Person herantrete. Einfach so? Zum Kennenlernen? Warum? Ihr seht, keine einfache Sache mit mir.

Aber natürlich weiß ich, dass ein Netzwerk wichtig ist und deshalb hatte ich mir für dieses Jahr und besonders für diesen Sommer vorgenommen, an Netzwerkevents teilzunehmen und Neues auszuprobieren. Bis jetzt bin ich ziemlich gut dabei und suche mir immer wieder weitere Herausforderungen.

Mehrere Arten von Events habe ich besucht und mal zusammengefasst, worin die Vor- und Nachteile für eher distanziertere Charaktere liegen:


Barcamps
Schon letztes Jahr besuchte ich das Barcamp Arbeiten 4.0.
Dieses Jahr war ich beim Barcamp Berlin und von dem neuen Input begeistert. Natürlich war das Ansprechen anderer schwierig für mich. Also habe ich mich tapfer überwunden es natürlich auch nicht gemacht.
Ich habe mich morgens einfach an einen der langen Tische gesetzt, mit meinem Frühstück vor mir, und den Gesprächen um mich herum gelauscht. Und gewartet. Und irgendwann hat sich eine junge Frau zu mir gesetzt und mich angesprochen. Das war super!
So verlief auch der Rest des Tages: Menschen haben mich angesprochen und so kam es zu einem Austausch. Wenn ich dann schon jemanden kannte, war es easy für mich.
Das Barcamp-Format ist für distanziertere Menschen nicht ganz leicht. Wer nur Teilnehmer ist und in die Sessions als Zuhörer geht, kommt evt. nur mit sehr sehr wenigen oder gar keinen Menschen ins Gespräch.
Aber für uns distanzierte sachliebende Menschen gibt es ja die Möglichkeit selbst eine Session zu geben. Vorteil hier: es wird dich danach mit großer Garantie irgendeiner deiner Zuhörer ansprechen und mit dir in Kontakt kommen. Zudem rückst du über die Sachebene in den Fokus. Durch die morgendliche Vorstellung deiner Session stehst du vor allen auf der Bühne, erzählst kurz von dir und jeder hat zumindest schon mal dein Gesicht gesehen und eine Ahnung von deiner Tätigkeit. Bingo!

Fazit: Als Sessiongeber ein Gewinn, als Sessionnehmer zwar informativ, aber nicht gewinnbringend im Bezug auf´s Netzwerken. Die Ticketpreise liegen zwischen 20 und 200 €, aber dafür ist es auch gleichzeitig auch immer eine Art Fortbildung.



BNI - Business Network International

Jan Theofel, der Organisator des Barcamps Berlin lud mich als Gast zu einem BNI-Frühstückstreffen ein.
Darüber schrieb ich einen Bericht und muss sagen, dass es networkingtechnisch eine große Herausforderung ist. Wenn man selbst nicht so gern Leute anspricht, tut man sich schwer, denn Selbstinitiative ist durchaus gefragt. Als Gast wird man am Anfang mehreren Personen vorgestellt, das ist toll, aber beim Networking im Anschluss an die große Frühstücksrunde ist man auf sich allein gestellt.
Dafür hat man die Möglichkeit, sich in der Runde als Gast mit einem 30-Sekunden-Elevator-Pitch vorzustellen. So wissen immerhin alle, was man beruflich macht.
Ich hatte Glück und wurde danach von der lieben Bettina Scheer angesprochen und bin nun als Dozentin bei der neuen Speaker-Ausbildung von Norman Gräter und ihr dabei.

Fazit: Einmal als Gast hinzugehen lohnt sich, durch den Pitch in der großen Runde erfährt jeder Teilnehmer kurz etwas über die eigene Tätigkeit. Dennoch ist Mut zum persönlichen Ansprechen gewinnbringender. Zudem ist die Mitgliedschaft sehr kostenintensiv und es gibt eine Anwesenheitspflicht.



Online Kongress

Mit dem Online Selbstbewusstsein Kongress habe ich es mir leicht gemacht, denn online traue ich mich jeden anzusprechen, weil es eben nur auf schriftlichem Wege und nicht in real passiert.
Ein Online Kongress ist eigentlich kein Networking Event, sondern eine Gelegenheit, auf kostenlosem Wege viele Experteninterviews und Input zu einem bestimmten Thema zu bekommen. In diesem Fall war es "Selbstbewusstsein" - ich habe darüber zweimal berichtet: hier und hier.
Aber mit der passenden Facebook-Community gab es die Möglichkeit sich mit anderen Menschen auszutauschen und das ist ja irgendwie auch immer eine Form des Netzwerkens.
Weil die Community so sympathisch war und weil ich natürlich auch auf meine Arbeit aufmerksam machen wollte, veranstaltete ich auf der Facebook-Seite ein Gewinnspiel. Der Andrang war nicht groß, aber es war eine Möglichkeit, meine Arbeit zu teilen.
Der persönliche Gewinn durch den Kongress war natürlich deutlich größer und hat mir auch wieder Mut zugesprochen mit dem Networking weiterzumachen.

Fazit: Wenn man mit Anschreiben, Chatten und Posten keine Probleme und eine Social-Media-Affinität hat, ist es eine entspannte Austausch-Möglichkeit. Der Netzwerkfaktor ist eher gering, aber dafür ist es kostenlos.



Lokale Business-Netzwerke

Neben so großen Organistionen wie BNI gibt es natürlich auch unzählige kleine Business-Netzwerke. Ihr findet sie auf Google und Facebook und es gibt sie für unterschiedlichste Berufsrichtungen.
Vor kurzem war ich als Gast beim powerfrauen@berlin-Frühstück, mittlerweile bin ich schon Mitglied.
Das Netzwerk ist - wie der Name sagt - für Frauen, und zwar aus beratenden und kreativen Berufen.
Passt für meinen Job also perfekt und ich war sehr angetan von der netten Runde. Die Mitgliedschaft im Netzwerk ist kostenlos, es ist nur eine einmalige Gebühr zu zahlen, um auf der Website aufgelistet zu werden. Man kann aber auch als Nicht-Mitglied zu den Treffen kommen und sich vernetzen.
Zweimal im Monat gibt es Treffen, einmal ein Frühstückstreffen in einem Café, einmal ein Abendessen in einem Restaurant. Es gibt keine Anwesenheitspflicht (im Gegensatz zu BNI) und es ist sehr locker, offen und persönlich. Je nach Anzahl der Teilnehmer beim jeweiligen Treffen hat man natürlich auch deutlich mehr Zeit, um sich vorzustellen und von seiner Tätigkeit zu erzählen.
Und hier sind wir auch schon beim Vorteil: durch die ausführliche Vorstellungsrunde kommst du automatisch mit den Menschen ins Gespräch, auf sachbezogener und privater Ebene. Sehr praktisch!

Fazit: Perfekt! Kaum Smalltalk, dafür intensiver Austausch und nette Kontakte in der eigenen Stadt. Zudem kostengünstig, da man nur bezahlt, was man vor Ort isst/trinkt.

UPDATE 2019:
Die Powerfrauen@Berlin gibt es nicht mehr, dafür kann ich das kleine, feine Netzwerk "Barbara Fischer & friends" sehr empfehlen. Treffen ist einmal im Monat, Kosten betragen 10 € + das, was man vor Ort an Essen/Trinken konsumiert.
Ebenfalls gut: Business Netzwerken Berlin.



Xing-Events

Die Welt der Xing-Events habe ich noch nicht so ganz durchleuchtet, war aber auf ein paar wenigen. Es gibt viele Menschen auf Xing, die Events organisieren, einfach mal nach euren Interessen oder in eurer Stadt suchen.
In Berlin gehe ich gern zu Events im Kleinen Theater, organisiert von Vera Samusch, die dort arbeitet. Wir können dann bei einer Hauptprobe zuschauen, zahlen nur 10 € Eintritt und gehen anschließend gemeinsam etwas essen. Im Schnitt sind ca. 7-10 Personen dabei, leider allerdings bei gleicher Veranstaltungsart immer wieder die gleichen. Der Networking-Effekt ist also nicht ganz so groß. Aber sich umsehen und auf verschiedene Veranstaltungen gehen, ist eine gute Möglichkeit. Zudem kann man so immer mal an tollen, kulturellen Events zu einem günstigeren Eintrittspreis teilnehmen.

Fazit: Eine gute Möglichkeit, um mit Menschen aus der gleichen Umgebung in Kontakt zu kommen. Eigener Einsatz ist allerdings gefragt, denn es gibt meist keine Vorstellungsrunden. Dafür hat man durch die Veranstaltung schon Gesprächsstoff. Die Kosten hängen vom jeweiligen Event ab (Theaterbesuch, Restaurant, Bowling ...).

UPDATE 2019:
Mittlerweile habe ich keinen Xing-Account mehr, weiß also nicht, wie es aktuell mit den Events dort aussieht.



Eigene Netzwerkevents

Und natürlich gibt es noch die Möglichkeit, selbst ein Event auf die Beine zu stellen. Vorteil: man selbst ist der Gastgeber, spricht also in der Regel automatisch mit jedem, der sich anmeldet. Man kennt im Vornherein evt. schon die Namen und vielleicht auch den Beruf, hat also sofort einen Gesprächeinstieg.
Zudem kann man den Abend so gestalten, wie es einem gefällt.
Ich habe vor 2 Jahren das  Theater Meet Up gestartet, das vierteljährlich stattfindet.
Weil ich es gut finde, wenn jeder von jedem einen Eindruck hat, starte ich mit einer Vorstellungsrunde und gebe die Möglichkeit, bestimmte Anliegen in großer Runde zu erzählen (Fragen, Gesuche, ...). Anschließend kann frei untereinander genetzwerkt werden.
Zudem bitte ich auch ausdrücklich um Flyer und Visitenkarten, auch wenn bei Theaterpädagogen soviel Werbung nicht immer Usus ist oder manchmal die Werbematerialien auch gar nicht vorhanden sind.
Toll finde ich, wenn sich verschiedene Berufsgruppen anmelden und auch Leute vorbeischauen, die nicht im Theaterbereich arbeiten.

Fazit: Sehr gute Networking-Möglichkeiten, wenn es gelingt, genügend Leute zu versammeln. Allerdings ist viel Eigeninitiative nötig.

UPDATE 2021:
Im Rahmen der Corona-Pandemie bin ich über eine selbstgegründete Facebook-Gruppe in Kontakt mit vielen Kolleg:innen aus dem DACH-Raum gekommen und veranstalte einmal monatlich einen digitalen Kollegialen Austausch per Zoom. Alle Infos hier:
https://www.facebook.com/groups/229239588473028

 

Das waren meine ersten Tipps, ich werde eifrig weiter Networking-Events besuchen und regelmäßig Updates posten.

Habt ihr noch Tipps? Besonders für Events in Berlin?

Foto: "Weiße Katze": https://www.facebook.com/weissekatzetheater

Freitag, 2. September 2016

Nachhaltigkeit - Blogreihe #wertekatalog

Es ist Value-Friday und es geht weiter mit der Blogreihe #wertekatalog,

Der achtzehnte Wert ist:

NACHHALTIGKEIT

Wikipedia sagt:
Nachhaltigkeit ist ein Handlungsprinzip zur Ressourcen-Nutzung, bei dem die Bewahrung der wesentlichen Eigenschaften, der Stabilität und der natürlichen Regenerationsfähigkeit des jeweiligen Systems im Vordergrund steht.
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Nachhaltigkeit)
Nachhaltigkeit wirkt im ersten Moment wie ein sehr moderner Wert. Aber eigentlich ist es runtergebrochen einfach Teil des langfristigen Denkens.
Und langfristiges Denken ist etwas, was dem Menschen extrem schwer fällt. Langfristig zu denken, bedeutet, nicht sofort Ergebnisse zu sehen, nicht für sich selbst das meiste rauszuholen, eigene Bedürfnisse zum Schutze von Ressourcen zurückzustellen. Das entspricht nicht unserer Natur. Wir Menschen wissen, dass unser Leben begrenzt ist und wollen soviel wie möglich rausholen, egal was mit kommenden Generationen ist. Wir wollen stets, dass die aktuelle Generation (also wir) überleben und uns nach Möglichkeit viel fortpflanzen. Weit in die Zukunft denken, wenn uns diese Zukunft gar nicht mehr betreffen wird? Schwierig.

Wie oft sagen wir bei deprimierenden Zukunftsprognosen: "Hoffentlich erlebe ich das nicht mehr!"?
Kurzfristiges Denken ist so viel einfacher und angenehmer.

Aber wenn uns ein bißchen was an unserer Erde liegt, kommen wir um langfristiges Denken und Nachhaltigkeit nicht herum. Wir müssen uns diesen Gedanken stellen und überlegen, wie wir Ressourcen schonen können. Vielleicht gibt es Bereiche im Leben, in denen wir das nicht wollen oder können, weil uns ein bestimmter Luxus wichtig ist. Aber es gibt auch immer andere Bereiche, in denen wir flexibler sind.
Manche Menschen können vielleicht nicht auf Kaffee aus Kapseln verzichten, für andere ist das überhaupt kein Problem.
Manche Menschen ekeln sich vielleicht vor Secondhand-Kleidung, andere kaufen gern bei Kleiderkreisel und Co.
Für uns alle gibt es Möglichkeiten, Nachhaltigkeit zu leben. Nicht in jedem Lebensbereich, aber in denen, in denen es uns leicht fällt. Und vielleicht merken wir dann, dass es sich auch auf andere Bereiche positiv auswirkt. Dass wir nach und nach offener werden, mehr auf Qualiät als auf Quantität setzen.

Im Theater ist Nachhaltigkeit besonders schwierig. Die Kunst verlangt oft nach Extremen, nach Verschwendung. Behauptet sie zumindest.
Doch was ist das richtige Maß?
Muss es gleich eine Tonne Kartoffeln sein, die die große Bühnenrampe im Stadttheater herunterrollt? Isst die danach noch jemand? Oder werden sie entsorgt? Für wieviele Vorstellungen reicht diese Kartoffelmenge?
Brauchen vier Kinder für einen Ferien-Workshop zum Thema Kostümbau wirklich Stoffe, Draht und Nähmaterial, das für eine ganze Schulklasse ausreicht? Und warum wird 80% dieses Materials nach dem Workshop weggeschmissen?

Nachhaltigkeit ist im Theater gar nicht so schwer zu realisieren. Und ist im Amateurtheater zum Glück allein aus Geldmangel meist die einzige Option.
So versuchen meine Spieler und ich, möglichst ressourcenschonend zu inszenieren:
  • es gibt keine Programmhefte mehr, sondern nur eine angemessene Anzahl Flyer in Postkartengröße, die gleichzeitig als Werbemittel vor den Aufführungen verteilt werden können
    (bei der Gestaltung wird auf eine ansprechende Optik und dickes Papier geachtet --> so bleiben nicht so viele Flyer im Theater liegen und werden gerne als Erinnerung mitgenommen)
  • die Kostüme stammen entweder aus einem über die Jahre gesammelten Fundus oder werden als Secondhand-Ware gekauft, z.B. bei Kleiderkreisel oder ebay
  • auf ein großes Bühnenbild wird meist verzichtet, notwendige Möbelstücke werden in der Regel bei ebay-Kleinanzeigen erstanden und nach den Aufführungen wieder verkauft
  • statt Blutkissen o.ä. vorgefertigte Artikel für Special Effects zu kaufen, werden sie selbst hergestellt aus großen Blut-Vorratsflaschen und Folie (--> von BLUAT)
  • bei Requisiten kommt in der Regel nur auf die Bühne, was auch wirklich im Stück aktiv benutzt wird
Das ist zwar nur ein kleiner Beitrag zur Ressourcenschonung, aber ich denke jede Kleinigkeit hilft.


Wie steht ihr zum Thema Nachhaltigkeit? Fällt sie euch leicht? In welchen Bereichen ist euch Nachhaltigkeit wichtig, in welchen nicht?



Diesmal kommt Mark Twain zu Wort:

Foto: "Republik Vineta", Theatergruppe Vorspiel: http://www.facebook.com/TheatergruppeVorspiel