Sonntag, 24. Oktober 2021

Corona-Theatertagebuch – Woche 84


 

Montag: 

Ich bin zurzeit ein bißchen raus aus diesem "Arbeiten". Die Tage verschwimmen oft und ich habe noch kein Zeitgefühl gefunden für dieses neue Leben. Wenn ich aufstehe, geht es immer zuerst an den Hafen und danach überlegen wir, was wir an der Wohnung als nächsten Schritt machen können. Arbeitstermine habe ich gerade so selten, dass das zwischendurch komplett aus dem Fokus gerät. Ein interessantes Gefühl, das ich so gar nicht kenne bzw. schon sehr sehr lange nicht mehr erlebt habe.
Wir alle mussten ganz schön viele Veränderungen durchmachen die letzten anderthalb Jahre. Diese Wechsel der Arbeitsbedingungen und -orte haben zumindest mich ganz schön geschlaucht. Wenn man sich an die Online-Arbeit gewöhnt hatte, ging es analog wieder los und man musste erstmal wieder mit Menschengruppen klarkommen. Jetzt gerade muss ich mit der Situation Umzug klarkommen.:D

 
Dienstag:

Die Probe mit Nick fand wieder zwischen Kisten und Taschen mit Musik vom Plattenspieler statt. Vielleicht habe ich in einer Woche dann schon ein halbwegs eingerichtetes Arbeitszimmer. Wandfarbe habe ich schon gekauft, wenn auch nur einen Eimer. Mehr gab's halt nicht im Baumarkt. Eventuell bekomme ich morgen in einem anderen Baumarkt noch einen Eimer der gleichen Sorte. Wär ja fein.
Mittags kamen Mutter und Bruder in Rostock an und ich habe den Rest des Tages mit ihnen verbracht, was auch richtig schön war.

So langsam habe ich eine Vorahnung, wie sich hier ein neuer Alltag gestalten lässt. Das Zeitgefühl wird klarer. Immerhin bin ich jeden Abend neu überrascht, dass ich morgens schon am Hafen war. Ich hab das nachmittags meist wieder vergessen. Aber ich liebe dieses Morgenritual!

Gesundheitsminister Jens Spahn möchte die pandemische Lage gern auslaufen lassen in Deutschland. Mir kommt das verfrüht vor, immerhin haben wir noch immer eine relativ hohe Zahl an Infektionen. Und so komisch es klingt: Jetzt bin ich schon total an die ganzen Maßnahmen gewöhnt und die Maske ist an meinem Handgelenk festgewachsen. Wie sollte ich mich da so einfach davon trennen? Das wird nochmal eine Umstellung. Wie geht's euch damit?


Mittwoch:

Was ist denn jetzt mit den Corona-Maßnahmen? Weiß irgendwie grad auch nicht ...
Theaterspielen im analogen Rahmen ist auf jeden Fall ja jetzt schon eine ganze Weile möglich, wenn alle getestet, geimpft oder genesen sind. Bei den Vorspielern sind alle komplett geimpft, was ich super finde. Eine Berliner Kollegin startet bald einen neuen Kurs und bietet diesen nur für Geimpfte an. Finde ich passend und eine klare Aussage – auch wenn natürlich wieder jemand auf Facebook rumgemosert hat, dass das nicht demokratisch sei. Sie ist aber eine Unternehmerin, die für ihr eigenes Unternehmen entscheiden kann, welche Kund*innen sie bedient und welche nicht.
Bei unserer Ausbildung bei der LAG ist das schon schwieriger. Wobei da glaube ich auch alle geimpft sind. Zumindest waren es die Bewerber*innen bei der analogen Basiswerkstatt.
Wie arbeitet ihr grad? Habt ihr Regeln für euch selbst aufgestellt?

Der heutige Tag war voller Erlebnisse: morgens Hafen mit Weg zum Hotel meiner Familie, dann mit denen nach Warnemünde an den vollen Strand (Ferienzeit!) und ins Restaurant und an den offenen Bücherschrank im Kurpark. Dann wieder in die Stadt rein, abends Kurstermin mit meinem neuen Online-Basiskurs (Thema heute: Kreatives Schreiben) und im Anschluss Abend in einem anderen Restaurant mit der Familie ausklingen lassen.
Spät abends fuhr ich dann mit der Straßenbahn nach Hause und traf auf den letzten Metern meine Nachbarin Marie. Es ist immer richtig schön, mit einer Person im gleichen Haus zu wohnen, mit der man sich gut versteht. Das hatte ich noch nie, dass Bekannte so nah dran gewohnt haben (außer als Kind). By the way: Marie könnte noch eure Stützung gebrauchen. Vielleicht habt ihr Lust, hier für die Realschule Elsenfeld abzustimmen? Mit dem Preisgeld könnten Gastspieler*innen in die Schule geladen werden, z.B. Marie, die dort gerade eine Lesung gemacht und einen Film des Spoken Word Theaters gezeigt hat.  https://www.sparda-machts-moeglich.de/profile/staatliche-realschule-elsenfeld/


Donnerstag:

Kunsthalle Rostock stand heute auf dem Programm. Ich habe mir gleich eine Jahreskarte gekauft, damit ich mal regelmäßig Kunst angucke. Und ich mag die Ausstellungen dort sehr gern.
Generell muss ich sagen, dass ich in Rostock immer wieder fasziniert von der Freundlichkeit jeglichen Service-Personals bin. Als Berlinerin erschreckt einen das richtig, weil in Berlin fast alle pampig sind.

Nachmittags hab ich eher rumgedümpelt, aber gegen Abend genug Energie gehabt, die ganzen Kisten zu verräumen und so mein Zimmer für das Streichen vorzubereiten. Das erste Mal im Leben richte ich mir ein eigenes Homeoffice komplett nach meinen Wünschen ein. In den ersten Wohnungen hatten mein Mann und ich gemeinsame Arbeitszimmer und in der letzten Wohnung war das gemeinsame Zimmer zwar in den letzten 1-2 Jahren mein eigenes, aber da war schon klar, dass wir ausziehen werden und ich fand es dann unnötig noch so "monumentale" Änderungen wie eine neue Wandfarbe anzugehen.
Hier in Rostock ist es nun soweit. Und ich freue mich extrem darauf!

Vorspiel-Probe abends wieder auf Zoom. Ist grad schwierig mit Arbeit, Krankheit usw. in der Gruppe. Aber hey: Am Schluss waren 5 Leute da, und das ist schonmal ziemlich cool!

Wichtiger Artikel:
https://www.thisisjanewayne.com/news/2021/10/21/frankfurter-buchmesse-die-kaempfe-kaempfen-immer-dieselben/



Freitag:

In der letzten Woche habe ich einen eigenen Arbeitsplatz wirklich vermisst. Von Tag zu Tag mehr. Aber so langsam arbeite ich mich voran. Der erste Anstrich in meinem Arbeitszimmer ist fertig.

Samstag:

Zweiter Anstrich fertig und die ersten Sachen eingeräumt.



Sonntag:

Ich habe die Möbel im Arbeitszimmer aufgestellt. Daneben gefühlt tausend Umzugskisten. Hab erstmal die meisten Bücherkisten ausgepackt und bei der Gelegenheit gleich noch 32 Bücher aussortiert, von denen ich ein paar verschenke und den Rest in einen öffentlichen Bücherschrank bringe. Teilweise hatte ich sie nur wegen einer Szene oder einer Kurzgeschichte aufgehoben. Habe mir diese Seiten abfotografiert. Wichtigstes Ergebnis: jetzt habe ich einen Tisch und einen Stuhl, um daran zu arbeiten – wenn auch mit Kisten drumherum.
Die nächste Woche wird noch einmal voll, denn es geht von Mitte bis Ende der Woche wieder nach Berlin – zur Wohnungsübergabe und zum ersten LAG-Wochenende der neuen Grundlagenbildung.


Gedanklich bin ich momentan oft raus aus der Arbeit. Irgendwo anders, meist bei der Einrichtung, beim Streichen. Oder ich stehe einfach nur am Fenster und gucke Vögel an. Momentan ist auch die Zeit der Vogelzüge und hier kann ich wirklich viele beobachten.

Rostock ist generell voller Vögel. Ob Möwen, Schwäne, Kormorane, Enten, Gänse, Krähen, Blaumeisen, Dohlen, Elstern ... hier wird's für Vogelfans echt nicht langweilig.
Highlight der Woche: Krähen, Krähen und nochmals Krähen! Hier gibt es so viele (Nebel-, Raben- und Saatkrähen), die in großen Gruppen morgens und abends über die Dächer ziehen. Sie sind laut und großartig. Am Hafen nehmen sie auch manchmal eine Erdnuss und kommen dann auch etwas näher ran. Lektüre der Woche war demnach auch mein Krähen-Buch, das ich mir zum Geburtstag letzten Monat gekauft hatte.


Also ja, ich schweife wirklich ab im Kopf und erschrecke manchmal, wenn mir was arbeitsmäßiges einfällt, an das ich gar nicht gedacht hatte. Ich vergesse keine Termine – zum Glück! –, aber ich kreise nicht mehr dauernd mit den Gedanken um die Arbeit wie das in Berlin der Fall war.
Und das ist auch irgendwie richtig gut so.



Freitag, 15. Oktober 2021

Corona-Theatertagebuch – Woche 83


 

Montag: 

Ein Tag, an dem jetzt nicht allzuviel passiert ist. Morgendlicher Besuch am Hafen (unser neues Ritual), dann in der Wohnung "Tetris spielen" und Dinge in den Keller schaffen. Mittags Essen holen und abends Nils' und mein zweiter Fortbildungs-SNACK. Ich liebe dieses neue Format, das wir uns zu zweit erdacht haben. Kurz, knackig und voller praktisch anwendbarer Methoden und Übungen.
Einen Arbeitsplatz habe ich noch nicht, aber ich saß am Schreibtisch meines Mannes.







 
Dienstag:

Mit Nick fand die Probe heute per Handy in meinem mit Kisten und Taschen vollgestellten zukünftigen Arbeitszimmer statt. Kreatives Schreiben stand auf dem Programm und wir haben viel gelacht. Auch der "Song des Tages" ist wieder da, dieses Mal per Schallplatte.
Ich liebe meine Arbeit immer dann besonders, wenn ich kreativ spontan neue Lösungen erdenken kann. Und genau das ist ja auch eine Fähigkeit, die durch das Theaterspiel und besonders die theaterpädagogische Arbeit bei den Teilnehmenden geschult wird. Je öfter ich mit ungewohnten Situationen umgehen muss, desto mehr beginne ich, mir selbst zu vertrauen und die Angst vor der Ungewissheit zu verlieren.

Abends ging es nach Berlin und an der Bushaltestelle am ZOB Rostock habe ich endlich eine Krähe mit einer Erdnuss füttern können. Ich feier das total!


Mittwoch:

Morgens früh aufgestanden und in die alte Wohnung gefahren. Schlüsselübergabe an Maler: Check! Sperrmüllabholung: Check! Weitergabe der alten Balkonmöbel an meine Freundin: Check! Küche und erste Türen geputzt: Check! Neue Hose gekauft: Check!

Abends fuhr ich zurück in den Norden Berlins, wo ich während meiner Berlin-Aufenthalte bei meiner Mutter wohne, und ging direkt vom Bahnhof aus auf einen Messenger-Spaziergang mit meinem neuen Online-Basiskurs. In einer Signal-Gruppe checkten alle per Selfe ein und dann gingen wir gemeinsam jede*r in seiner/ihrer eigenen Umgebung spazieren – ob in Berlin oder Aachen oder ...
Während des Spaziergangs sendete ich kleine Aufgaben in den Chat, z.B. Worte sammeln, Fotos machen, Geräusche aufnehmen. Es war irgendwann saukalt, aber ein richtig schöner Abend. Die Gruppe hat sich auf dieses ungewöhnliche Format eingelassen und wir haben viel Material gesammelt, dass bei den zukünftigen Proben genutzt werden soll. Und darauf freue ich mich jetzt schon!


Donnerstag:

Vormittags ging es zu meiner Oma ins Heim. Vielleicht einer unserer letzten Besuche ...

Nachmittags dann wieder in die Wohnung, wieder putzen. Diesmal mit tatkräftiger Unterstützung meiner Freundin Carmen, die mir auch extrem schöne Geburtstagsgeschenke mitgebracht hat, die ihr hier im Blog bestimmt noch zu sehen bekommt.
Zwischendurch ein 20-Kilo-Paket Katzenfutter, das ich idiotischer Weise aus Versehen nach Berlin habe liefern lassen, zum Paketshop geschleppt, um es nach Rostock zu schicken.

Abends dann analoge Probe mit den Vorspielern. Da nur zwei Leute Zeit hatten, war es ein gemütlicher Termin im Restaurant gegenüber des Probenraums, aber nicht ohne lustige, technische Ideen für die Inszenierung.

Manchmal erschrecke ich über mich selbst, dass ich für Momente Corona vergesse. Das Ohne-Maske-drinnen-Sein passiert jetzt immer häufiger. Aber es gibt dann dennoch immer noch Situationen, wo ich mich ohne Maske dann doch unwohl fühle – im Flixbus, im Kino, im ÖPNV.

Das Putzen und viele Herumfahren in Berlin erschöpfen mich total. Abends schlafe ich ein wie ein Stein.


Freitag:

Heimweg nach Rostock. Klingt noch etwas komisch, wenn man das so schreibt. Die Busfahrt war dieses Mal wunderbar. Ich habe unzählige Kraniche gesehen, einen Raubvogel (Bussard oder Habicht, ich weiß es nicht), eventuell einen Raben im Flug (das wäre unglaublich!), Rehe, Kühe, Krähen und einen großen Schwarm kleiner Zugvögel. Diese Fülle an Natureindrücken hat mich richtig überwältigt und staunen lassen. Dazu habe ich Folgen vom "Gut zu Vögeln"-Podcast gehört:
https://open.spotify.com/show/7GAKLARXiDgFm8dwNYZsf4


Bei meiner Ankunft holte mein Mann mich am ZOB ab und wir waren in einem wunderschönen Restaurant.  Nach einem abendlichen Hafenspaziergang bin ich sehr müde und erledigt und spüre jeden Knochen.

Zeit für's Wochenende!
 

 

Montag, 11. Oktober 2021

Corona-Theatertagebuch – Woche 82

 


 
Montag: 

Puuuh, dieser Tag war nicht leicht. Am Vormittag wurde in der Wohnung nochmal ordentlich gewerkelt und mittags ist mein Mann nach Rostock gezogen, um dort schon die ersten wichtigen Sachen (Internet etc.) in der neuen Wohnung zu organisieren.
Jetzt sitze ich hier allein in dieser kahlen Wohnung und komme darauf noch nicht ganz klar. Die Emotionen kicken jetzt erst rein und der Trauer- und Änderungsprozess bricht sich immer mal Bahn.

Abends gibt es einen Totalausfall von Facebook und WhatsApp, über mehrere Stunden. Somit ist bei dem Kollegialen Austausch auch nur die Mini-Belegschaft aus zwei Kolleg*innen und mir anwesend. Die beiden haben mich auf anderweitem Wege angeschrieben und nach dem Zoom-Link gefragt. Das war aber eine richtig, richtig schöne Runde. Mit den beiden quatsche ich einfach immer wahnsinnig gern.

Wie immer, wenn mein Mann nicht da ist, gehe ich viel zu spät schlafen. Um 1:30 Uhr nachts.😜





Dienstag:

Auch der heutige Tag war wieder emotional. Ich hatte meinen vorerst letzten analogen Termin mit Nick in Tegel. Gemeinsam mit meiner Kollegin, die die analogen Stunden bei ihm übernehmen wird, waren wir am Tegeler See und haben den Testlauf zu unserem neuen Audiowalk gemacht.
Nach einer weiteren spätabendlichen Session ist er nun auch online:
https://orangeplaty-berlin.blogspot.com/p/audiowalks.html
Enjoy!

Als wir dort am See standen, am Endpunkt des Audiowalks, kam ein kleines Rotkehlchen angeflogen, setzte sich auf einen Stein vor uns und schaute uns mit zur Seite gelegtem Kopf an. Was für faszinierende kleine Lebewesen.

Bei einer Spielerin meiner Mittwochsgruppe, die letzte Woche ja ihren letzten Termin mit mir hatten, habe ich das fertige Magazin zu ihrer Inszenierung abgeholt. So ein selbstgestaltetes Druckerzeugnis in den Händen zu halten, ist immer wieder total faszinierend.

Die Abschiede sind gerade alle sehr präsent. Es fühlt sich nicht wie ein Abschied von Berlin an, auch weil ich ja ständig hier sein werde. Es ist ein Abschied von einer Lebens- und Arbeitsweise, die ich über Jahre etabliert habe. Und dieser Wechsel ist so neu und ungewohnt. Aus den vertrauten Bahnen auszubrechen und sich an einem neuen Ort neu zu orientieren. Zumindest teilweise (ein großer Berlin-Arbeitsteil bleibt ja bestehen).

Freunde und Familie haben mir noch Hilfe für die letzten Tage angeboten, aber momentan ist das eher schwierig, weil ich mich gar nicht gut auf andere konzentrieren und schon gar nicht Aufgaben für sie aussuchen kann. Ich empfinde es gerade am einfachsten, mit den letzten ToDos allein zu sein.

Es ist ein komischer Zustand so kurz vor dem Umzug. Die Wohnung ist leer und total unwohnlich. So unwohnlich, dass es sich für mich anfühlt, als hätte ich gerade gar kein richtiges "Zuhause". Einfach weil es leer und abweisend ist. Einerseits macht es den Abschied leicht, weil man an diesen leeren Räumen nicht mehr hängt, andererseits ist es gleichzeitig auch kräftezehrend und auslaugend.
Morgen werden die Katzen abgeholt und ich möchte sie gar nicht gehen lassen. Ich weiß, ich sehe sie am Freitag wieder, aber man ... sie in ein fremdes Auto zu setzen und wegfahren zu lassen, fällt mir echt nicht leicht.




Mittwoch:

Die Katzen sind schnell und unkompliziert in Rostock angekommen und ich bin sehr, sehr erleichtert. Derweil räume und packe und schraube ich hier in der Wohnung rum.

Mittags gehe ich im Restaurant essen. Diese Pause brauche ich dringend.

Der Gedanke, abends einfach wieder einen entspannten Online-Kurstermin zu haben, macht mich richtig happy. Gerade in Momenten wie diesen ist das in einer Stadt wie Berlin, in der die Wege sehr lang sind, eine ungeheure Zeitersparnis.

In meinem neuen Basiskurs kommen die Teilnehmenden aus unterschiedlichsten Ecken Deutschlands. Wie cool ist das bitte? Sie hätten sich vermutlich sonst nie kennengelernt. Ich freu mich darauf, in den nächsten Wochen mit ihnen viel ausprobieren zu können.


Donnerstag:

Theater ist immer wieder eine Quelle der Freude und des "Upliftings". Nachdem ich gestern abend mit dem Kurstermin fertig war, habe ich noch kurz mit einem teilnehmenden Freund gequatscht und wir waren beide fasziniert davon, wie auch online gemeinsame Bilder und Miteinander entstehen können. Das hat mich richtig gehoben und fröhlich gemacht. Und bereit für den morgigen Tag.

Tagsüber habe ich heute alles in der Wohnung fertig gemacht, was vor dem Umzug noch zu tun war. Und jetzt mag ich für die nächsten 10 Jahre eigentlich nichts mehr putzen.

Die abendliche Vorspiel-Probe findet ebenfalls über Zoom statt, weil viele heute keine Zeit haben und sich der Remote-Abend dann gar nicht lohnt.


Freitag:

ICH BIN DA!!!!
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

ICH BIN IN ROSTOCK!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Der Tag war nervenaufreibend und wahnsinnig anstrengend. Aber nach vielem Bangen und Warten ist alles angekommen. Nicht alles ganz heil, aber alles ist da. Und ich bin auch endlich da, nach einer ewig langen Busfahrt mit viel Verspätung und viel Stau.

Eigenartig. Hier wohne ich jetzt. Verrückt! Es fühlt sich gleichzeitig total normal und total abwegig an.




Samstag:

Heute ist der erste komplette Tag in Rostock.
Er beginnt mit Frühstück am Hafen. Das darf gern jeden Tag so sein. Mal sehen, ob wir den morgendlichen Hafenbesuch als Ritual etablieren können. Der Weg ist auch wirklich kurz.

Merke: Mittags haben am Wochenende nicht so viele Restaurants auf.

Viel, viel gelaufen sind wir heute. Durch unseren Bezirk und am Hafen entlang.
Um uns in der Wohnung überhaupt irgendwie bewegen zu können (wir sind ja in eine Wohnung gezogen, die ein Drittel so groß ist wie unsere vorherige), tragen wir gerade ganz viel Kram in den Keller, den wir jetzt nicht sofort brauchen.
Merke: Wenn man handwerkliche Hobbies hat, füllt man damit unzählige Umzugskisten.

Abends gehe ich nochmal einkaufen (wir haben einen Supermarkt hinter dem Haus ... LUXUS!) und nehme Erdnüsse in der Schale mit – weil sie lecker sind und wegen dieses Artikels, der mich zu einem anderen Artikel geführt hat, indem gesagt wird, dass Erdnüsse ein Top-Nahrungsmittel für Krähen sind:
https://bigthink.com/neuropsych/crows-higher-intelligence/#Echobox=1633408590
Und Krähen finde ich ziemlich großartig!


Sonntag:

Heute ging es dann doch nochmal ein bißchen um's Thema Theater, denn nach dem morgendlichen Hafenbesuch (dieses Mal eine ganz andere Ecke), hatte ich online das Planungstreffen mit meinem Kollegen Nils für unseren morgigen SNACK-Workshop zum Thema "Namens- und Kennenlernspiele". By the way: Es gibt noch freie Plätze:
https://www.nilsholst.de/fortbildungs-snacks

Ich kann natürlich noch nicht sagen, ich sei "angekommen", aber ich fühle mich richtig wohl hier. Zum Sonnenuntergang waren wir heute endlich am Meer. Das war traumhaft schön und hat mir wieder gezeigt, warum ich hierher wollte. Und wir hatten eine Möwe zu Besuch, die sogar eine Erdnuss gegessen hat. Aber nur geschält und ohne Haut. Ziemlich picky.;)

Morgen startet wieder eine volle Woche, in der ich nach Berlin fahren und in der alten Wohnung putzen muss. Die Vorfreude auf die komplette Abgabe der Wohnung Ende Oktober ist SEHR groß. Und dann wird eine neue Arbeits- und Lebensroutine etabliert.



Freitag, 1. Oktober 2021

Corona-Theatertagebuch – Woche 81



 
Montag: 

Super, bin erkältet.😐  Brauch ich genau jetzt im Endspurt vor dem Umzug. Habe mich schon zweimal selbst getestet. Wohl kein Corona.
Passend dazu meine Periode. Wow. Ganz großes Kino.

Der Tag ist voller ebay-Kleinanzeigen-Abholungen und abends treffe ich mich mit meinem Papa, der mit mir zu irgendeinem Event gehen will, das ich noch nicht wissen darf.


Dienstag:

Gestern Abend war ich erstmalig IM Theater seit Beginn der Corona-Krise. Mein Vater hat mich als nachträgliche Geburtstagsüberraschung zu "Die Dreigroschenoper" ins Berliner Ensemble eingeladen. Es war zunächst mal sehr eng und warm und es bestand Maskenpflicht, die ich mir
sowieso selbst auferlegt hätte bei den Sitzverhältnissen.
Aber die Inszenierung hat Spaß gemacht (auch wenn ich mir irgendwie einen charmanteren Mackie Messer gewünscht hätte) und ich möchte endlich auch mal ein Stück mit Glitzervorhang inszenieren. Muss ich mit den Vorspielern machen!
Und ich hab jetzt eben auch endlich mal die Dreigroschenoper gesehen. Nach 37 Lebenjahren in Berlin.😂

Habe einen interessanten Artikel entdeckt:
https://www.spektrum.de/news/interozeption-signale-aus-dem-koerperinneren/1916227?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

Rest des Tages: Homeoffice im Bett und viele Kleinanzeigen-Abholungen. Die Wohnung leert sich stetig.


Mittwoch:

So laaaangsam geht's hier gesundheitlich wieder entspannter zu. Der Tag begann mit einer ebay-Kleinanzeigen-Abholerin, die mir als Dankeschön Donuts mitgebracht hat. Wie geil ist das denn!!! Ich war begeistert.:)

Der rote Küchenschrank, der uns seit unserer ersten gemeinsamen Wohnung begleitet, wurde heute zusammen mit zwei unserer Barcelona-Möbelstücke abgeholt und zu meiner Mutter gebracht. Also irgendwie ein Abschied und ein bißchen traurig, aber es bleibt in der Familie und wird von mir dann ja alle paar Wochen besucht.

Auch heute abend stehen Neuanfang und Abschied nebeneinander. Es findet der Schnuppertermin für meinen neuen Online-Basiskurs statt, und danach verabschiede ich meine Mittwochsgruppe, die letzte Woche ihre Online-Inszenierung aufgeführt hat. Ob und wie sie jetzt ohne mich (oder mit gelegentlicher Unterstützung von mir?) weitermachen, wird heute besprochen.


Donnerstag:

Ach Mensch, schön war's gestern. Ein sehr entspannter, angenehmer Abend. Ich bin noch ein bißchen ... hm ... wehmütig, dass die Mittwochsgruppe jetzt nicht mehr "meine" Gruppe ist. Es war wirklich schön mit ihnen. Aber wer weiß, was sie jetzt gemeinsam auf die Beine stellen. Da wird sich was finden.
Und der neue Kurs war auch sehr lustig. Da hoffe ich, dass genügend Menschen weitermachen wollen. Wobei ich auch gewillt bin, einfach mit einer sehr kleinen Gruppe zu starten.


Freitag:

Mit den Vorspielern war es sehr lustig, wir waren vorher noch zum Abschiedsessen im Restaurant gegenüber vom Probenraum. Wir haben den Großteil der Zeit mit dem Versuch verbracht, irgendeinen Videochat mit einer JBL-Bluetooth-Box zu koppeln. Ging nicht. Why???? Wenn jemand einen Tipp hat, her damit. Wir haben es jedoch nur mit mobilen Endgeräten (Tablet und Handy) probiert. Muss ich mal recherchieren.
Ansonsten fühlen sich die Proben so komplett ungeimpft und ohne Maske wieder ziemlich "normal" an. Was jedoch verschwunden ist: Wir umarmen uns nicht mehr alle zu Begrüßung und Abschied. Aber irgendwann kommt das bestimmt auch wieder.

Fühle mich heute nach dem Aufstehen immer noch ziemlich zerknickt und angekränkelt. Lese zum Einstieg in den Tag diesen interessanten Artikel von einem Legastheniker:

https://www.stern.de/familie/leben/tag-der-legasthenie--erfahrungen-eines-22-jaehrigen-mit-lese-rechtschreib-schwaeche-30728424.html
In dem Abschnitt, in dem er über Sprachunterricht in der Schule schreibt, und wie er gezwungen wurde, Latein statt Französisch zu wählen, dachte ich wieder, dass wir Deutsche Gebärdensprache unbedingt mit in den Schulunterricht aufnehmen sollten. Sie ist so wichtig und praktisch. Einfach eine andere Form auf Deutsch miteinander zu kommunizieren.
Denn damit ist es wie mit dem Rest der Barrierefreiheit: sie nutzt nicht nur Menschen mit Behinderung, sondern allen. Wie cool ist es, in einer Gesprächsrunde ohne Unterbrechung jemanden still nach einem Stift zu fragen? Oder immer noch Gespräche führen zu können, selbst wenn man so erkältet und heiser ist, dass man nicht mehr Lautsprache sprechen kann. Oder während eines Lockdowns von Fenster zu Fenster zu kommunizieren ohne den Innenhof zuzubrüllen.
Als ich nachmittags mit meiner Mutter telefoniert habe, die als Lehrerin an einer Gesamtschule arbeitet, haben wir genau darüber auch gesprochen. Dass es einfach wichtig ist, allen Lernenden soviel Zeit zu geben wie sie brauchen. Sie ist die einzige Lehrerin an ihrer Schule, die den Schüler*innen einfach länger Zeit gibt, wenn diese sie benötigen. Und die Schüler*innen können im Theaterunterricht z.B. auch gern in ihrer Muttersprache sprechen, was gerade bei Familienszenen zu einem viel authentischeren Spiel führt. Die Schüler*innen sind deshalb immer ganz überrascht, weil sie das bei den anderen Lehrkräften nicht dürfen. Aber das ist doch genau das, was Inklusion bedeutet. Was ist denn los an den Schulen? Leute!

Jetzt geht's ins Wochenende, wobei da nicht gechillt, sondern in der Wohnung nochmal richtig rangeklotzt wird. Endspurt!