Mittwoch, 30. August 2017

"Theaterspielen ist entspannend für den Kopf." - Interview mit André Schneider

Bei einem meiner Theater Meet Ups lernte ich André Schneider kennen. Er ist Veranstalter der Theaterreihe "Theater à la carte" und auch sonst im Theaterbereich sehr aktiv. Es wurde also Zeit für ein Interview!


André, ich kenne dich als Veranstalter von „Theater à la carte“, habe zugeschaut und bin dort auch selbst schon aufgetreten. Was ist das für ein Veranstaltungsformat und wie bist du darauf gekommen?

Foto: Kodo Miura
Ich hab halt vor ein paar Jahren wieder Lust bekommen, Theater zu spielen und da hätte ich mir auch eine Theatergruppe suchen können oder sowas. Aber da ich hier in dem Verein bin und hier die Möglichkeit habe, die Räumlichkeiten zu nutzen, und das quasi mein zweites Wohnzimmer ist, hatte ich Lust, selber etwas zu machen und habe mit zwei Leuten angefangen hier Theater zu machen, kleine Sketche. 
Es hat sich dann bei der Arbeit mit den beiden herausgestellt, dass es ganz gut war, dass wir mit den Sketchen angefangen haben, denn es waren immer 2-Personen-Szenen und wir haben es irgendwie nie geschafft, uns zu dritt zu treffen. 
Dann ruhte es ein bißchen, weil die beiden andere Dinge zu tun hatten und abgesprungen sind. Da hatte ich dann die Idee zu „Theater à la carte“. Mir ging es darum, eine regelmäßige Veranstaltung zu machen mit kleinen Szenen, zu denen ich mir Gastgruppen einlade, denn ich allein schaffe es nicht, alle zwei Monate ein volles Programm zu machen.
Tatsächlich auf die konkrete Idee kam ich bei einem Firmenevent von der Firma, für die ich arbeite. Wir waren bei einem Abendessen und da dachte ich mir: warum nicht eine Speisekarte mit Theaterstücken drauf?
Außerdem haben wir hier im Verein eine Bar, die uns mitfinanziert. So war auch noch der Hintergedanke dabei, eine Veranstaltung mit mehreren Pausen zu machen, in denen die Zuschauer Getränke kaufen können. Also ein Event, das die Bar beleben kann. So entstand „Theater à la carte“. 
Ich bereite dafür eine Speisekarte vor mit Theaterstückchen, bestehend aus Vorspeise, Hauptgang und Nachspeise. Pro Gang gibt es zwei Wahlmöglichkeiten und das Publikum wählt sich sein Menü aus. Ein bis zwei Gänge bestreite ich selbst, für den Rest lade ich mir Gastgruppen ein.


Wie bist du noch im Verein WerkStadt e.V. aktiv, außer mit Theater? Und wie bist du in den Verein gekommen?

Die WerkStadt gibt es seit 2008 und von den sieben Gründungsmitgliedern kannte ich drei Leute, hab hier also oft rumgehangen und auch Barschichten übernommen. So bin ich dann langsam in den Verein reingekommen.
Seit drei Jahren bin ich im Vorstand und helfe mit, wo ich kann. Es ist ein Kunst- und Kulturverein, wir haben wechselnde Ausstellungen und Ateliers für günstige Preise, die wir an Künstler vermieten. Hier passiert viel Projektarbeit. Unser größtes Projekt ist der Kinder-Kultur-Monat, ein Programmheft voll mit kostenfreien Kunst-und-Kulturveranstaltungen für Kinder, z.B. eine Führung durch die Philharmonie. Es sind teilweise Angebote, die es schon gibt, und teilweise neue Angebote, die extra für den Kinder-Kultur-Monat entwickelt werden. Wir übernehmen dafür die Öffentlichkeitsarbeit.
Es gibt auch Kunstprojekte für Schulklassen, in denen Künstler mit Pädagogen zusammen mit einer Klasse über mehrere Wochen hinweg ein Kunstprojekt machen. Oder auch Umweltprojekte und Projekte für´s Quartiersmanagement.


Dein Engagement in der WerkStadt ist rein ehrenamtlich, oder?


Ja, das mache ich nur in meiner Freizeit, ich verdiene hier keine müde Mark. Ich bin eigentlich von Beruf Softwareentwickler. In meiner Arbeitszeit bin ich zum Glück recht flexibel und arbeite nur 4 Tage die Woche. So habe ich Zeit für Theaterprojekte, auch außerhalb der WerkStadt.


Stimmt, ich habe dich mit den „Polyrealisten“ auf der Bühne gesehen.


Ja, das ist ein Theaterprojekt an der Schaubühne. Das war total interessant und ich kann es jedem empfehlen. Es wird aber immer schwieriger, sich dort zu bewerben. Im ersten Jahr haben sich 16 Leute beworben, die sind alle reingekommen. Im zweiten Jahr waren es 90, da mussten sie dann auslosen, wer mitmachen darf. Bei uns waren es 170 und dieses Jahr werden es bestimmt mindestens 200 Bewerber sein. 
Ich werde mich aber dieses Jahr nicht nochmal bewerben, weil ich Lust habe, noch andere Sachen auszuprobieren. Vielleicht einen Schauspielkurs, der mehr in die Tiefe geht, oder die Spielleiter-Ausbildung an der Volkshochschule Neukölln. Mal schauen.


Für die WerkStadt inszenierst du ja kleine Stücke. Schreibst du die Texte selbst?


Wir haben mit Fremdtexten angefangen und wollten dann irgendwann was anderes ausprobieren. Erst wollte ich Texte umschreiben, habe aber gemerkt, dass es schwierig ist, da passende Vorlagen zu finden, also habe ich angefangen, die Texte für die Szenen komplett selbst zu schreiben. Der Vorteil ist natürlich auch, dass die Rechte an den Texten dann auch komplett bei uns liegen.


Und natürlich noch die Standard-Frage: Warum Theater?

Es gibt häufig die Antwort: „Weil ich da andere Sachen ausprobieren kann, andere Leben ausprobieren kann.“ Das empfinde ich eigentlich nicht so. 
Ich würde mal sagen, auf der Bühne weiß ich, was ich zu tun hab. Es gibt keine Fragen. Im wirklichen Leben muss man immer was bedenken, auch bei den Proben kann man sich fragen, ob es sinnvoll ist, was man da macht. Aber wenn ich auf der Bühne stehe, dann zieh ich mein Ding durch. Dann gibt es nichts außer das Spiel. Und irgendwie ist das schön. Einfach mal quasi meinen Kopf zu entspannen. Theaterspielen ist entspannend für den Kopf.


Ja, finde ich auch!

Einfach mal loslassen. Wenn man selber Theater macht und selber Sachen schreibt und inszeniert, dann fragt man sich natürlich: Ist das gut? Was kann ich anders machen?  Dann hat man auch mal Zweifel und es gibt kurz vor den Aufführungen hier in der WerkStadt immer so den Moment, wo ich denke: Wozu mach ich den Scheiß hier eigentlich? Aber da bin ich auch Veranstalter, das ist der Grund. Das ist so ein Moment der emotionalen Erschöpfung. Aber sobald es auf die Bühne geht, ist das alles weg. Das macht Spaß, das ist gut, ich weiß, was ich zu tun habe, mein Kopf ist frei von allem anderen Scheiß.
Ich hab auch das Gefühl, auf der Bühne kann ich mehr. Mehr sein. Auf der Bühne bin ich frei, Sachen zu machen, weil sie notwendig sind. Weil sie jetzt, in dieser Situation, sein müssen. Ich hab keine Zweifel.
 


Findest du dann das Schauspielen besser als das Inszenieren?

Es hat beides seine schönen Seiten. Das Inszenieren ist anstrengender, weil es mehr mit Zweifeln verbunden ist. Man kann aber auch mehr gewinnen, finde ich. Wenn was Gutes bei raus kommt, ziehe ich da mehr raus als wenn ich bloß eine Rolle gespielt hab. Theaterspielen ist eher Entspannung und beim Inszenieren kann ich mehr stolz auf das Endprodukt sein. Weil ich weiß, das ist von mir.


Alle weiteren Informationen zu WerkStadt und zu "Theater à la carte" findet ihr hier:
https://werkstadt.berlin/

Freitag, 25. August 2017

#wertekatalog – Top Ten



68 Wochen, 68 Blogartikel.

In jedem ging es um einen Wert aus der Werte-Liste im Kalender "Ein guter Plan".

Nachdem ich in einem Workshop zum Thema "Authentiziät" mit dieser Liste gearbeitet habe, war ich angefixt und habe mir diese Challenge gestellt. Ich wollte über jeden dieser Werte nachdenken und schreiben.
Manchmal fiel mir viel ein, manchmal weniger. Es gab Werte, die waren weit weg von mir ("Spiritualität" z.B.), andere gehörten zu den für mich wichtigsten Werten (u.a. "Humor").
Manche Artikel gingen mir leicht von der Hand, mit anderen habe ich mich geplagt. Und ab und zu gab es Gastartikel.

Ich habe noch einmal alle Artikel überflogen und meine persönlichen Top Ten gefunden. Hier sind sie, in chronologischer Reihenfolge (ohne Prioritäten!):

Verantwortung

... weil ich die kleine Szene so mag, von der ich im Artikel erzähle.


Zeit für mich

... weil ich in dem Bereich mittlerweile – besonders diesen Sommer – starke Fortschritte gemacht habe!


Gesundheit

... weil wegen griechischem Essen. Reicht das als Grund? Wenn nicht: es ist ein toller Gastartikel meiner Freundin Anne.


Hoffnung

... weil Doctor Who und Babylon 5 in einem Artikel auftauchen. Und weil es um Hoffnung geht. Die verdient einen Ehrenplatz.


Ordnung

... weil es noch immer Thema bei mir ist ... und vermutlich immer sein wird.


Gerechtigkeit

... weil es für meine Arbeit ein essentieller Wert ist.


Schönheit

...weil mir dieses Thema extrem am Herzen liegt und der Schönheitswahn der Theaterarbeit so oft im Weg steht.


Sicherheit

... weil sich in den Artikel auch eines meiner liebsten Johnstone-Zitate geschmuggelt hat. Es ist eben DER Impro-Anti-Wert schlechthin.


Genauigkeit

... weil es ein toller Theaterwert ist und ich den Text einfach mag.


Nähe

... weil mich der Text an den Tod meiner Katze erinnert – auf eine schöne Weise.



Ich danke allen Lesern und hoffe ihr hattet Freude am #wertekatalog. Ich selbst hatte viel Spaß mit der Challenge.

Der Blog ist für mich eine wunderbare Übungswiese zum Schreiben. Eigentlich schreibe ich nämlich nicht besonders gern, aber ich will mich einfach darin üben. Es regelmäßig tun.

Nächste Woche startet die Reihe #freitagsgedanken. Das Wort ist nicht neu, der Hashtag bekannt. Aber ich mag die Idee, sich am Ende einer Arbeitswoche ein paar Gedanken zu machen. Worüber ich schreiben werde, weiß ich jetzt natürlich noch nicht. Und genau deshalb freu ich mich drauf!











Mittwoch, 23. August 2017

#monthlyfavourites - August-Lieblinge




Es ist wieder Zeit für die Lieblinge des aktuellen Monats - die #monthlyfavourites im August! 




Zum Arbeiten


Ich bin ein Uhrenfan, aber vergesse sie oft, wenn ich zur Arbeit gehe. Ich arbeite daran, für die Arbeit stets eine am Arm zu tragen. Mein neuester Zugang von "Save our Oceans" hilft mir hoffentlich dabei. Besonders entzückend ist der Sekundenzeiger: ein kleines Flugzeug, das um die Welt fliegt.

Wenn neue Kurse geplant werden, nimmt die Anzahl meiner Miniflyer stetig zu. Dann reicht nicht mehr ein Mini-Täschchen, sondern es braucht etwas größeres. Die Tasche mit dem Katzendruck von "Tiger" hat ungefähr die Größe eines Brillenetuis und bietet Platz für viele, viele Flyer.


 
Zum Aufhübschen


August ist für mich immer ein maritimer Monat. Der Sommer wird entspannter und oft etwas windiger und somit dominiert im Moment die Farbe Blau die täglichen Outfits. Passend dazu sind neue Ohrringpaare von H&M eingezogen. Beide groß, beide transparent, beide super Eyecatcher.

Die Marke Catrice hatte eine Limited Edition im Regal, aus der es mir die beiden kleinen Nagellacke in mattem Dunkelblau und metallischem Blaugrau besonders angetan haben – nicht zuletzt wegen der hübschen Flaschen.#verpackungsopfer
Begeistert bin ich auch von diesem kleinen unscheinbaren weißen Stick. Es ist ein kühlender und mattierender Primer, den man einfach direkt auf´s Gesicht auftragen kann, mit oder ohne MakeUp und einfach immer mal zwischendurch.

So langsam wird es an den Abenden immer kühler, so dass ich diesen Monat erstmalig wieder zu Tüchern und Schals gegriffen habe. Dieser leichte weiß-beige Sommerschal war ein Geschenk meiner Mutter und ist so schön groß, dass man ihn sich auch gut um die Schultern legen kann.

Ein weiterer Favorit und ständiger Begleiter ist diesen Monat das dunkelblaue Sonnenbrillen-Etui, das mir mein Mann genäht hat.


Zum Lesen


Ich lese im Moment eher Online-Artikel und blättere Kochbücher durch. Eines, das ich schon ewig im Schrank habe, begeistert mich immer wieder: "Tea Time" von GU. Es ist ein kleines feines Buch mit Rezepten für Tee und passende Snacks. Es ist eingeteilt in vier Kapitel: "Deutsche Teetafel", "Englands Teekultur", "Afrika und Orient" und "Asiens Tradition".
Nächstes Wochenende will ich ENDLICH mal ein paar Rezepte ausprobieren, es wird vermutlich ein Full English Breakfast für meinen Mann und die süße Variante mit Karamelltee und Scones für mich.



Zum Essen


Der August war bis jetzt sehr süüüß!
Florida Eis gehört zu meinen Favoriten und die Sorte Haselnuss mit kleinen Nussstückchen war köstlich.
Ein ebenfalls seeeehr leckeres Eis ist die Sorte "Roché" beim Eisladen im Berliner Hauptbahnhof. Nur zur Info ...
Am Winterfeldtplatz in Schöneberg gibt es einen wunderschönen Schokoladen-Laden (inkl. Café), in dem es die kleinen Winterfeldt-Schokoladen gibt. Marshmallow ist meine absolute Lieblingssorte und diesen Monat habe ich noch Karamell ausprobiert. Auch lecker.
Für den gesunden Eindruck hat sich noch ein Müsliriegel eingeschlichen. Die Riegel von foodloose finde ich generell ziemlich gut (besonders Poesie Amelie), jetzt habe ich eine neue Sorte entdeckt: Poppy Limona. Ich freu mich drauf, denn ich liebe Mohn!



Zum Stöbern

Eine Networking-Bekanntschaft hat mir dieses Interview geschickt und ich war begeistert, beschreibt der Führungskräfte-Coach doch genau die Status-Mechanismen, die ich in meinen Workshops behandle:
https://editionf.com/Severin-von-Hoensbroech-Coaching-Auftritt-Buehne 

Wenn ich ein bißchen (oder sehr viel) Amüsement zwischendurch brauche, lese ich neuerdings die Familien-Tweets der Woche auf dem Blog Familienbetrieb. So, so geil!
http://www.familienbetrieb.info/familien-tweets-der-woche-166/




Zum Hören

Was aktuelle Musik angeht, bin ich immer Lichtjahre hinterher. Seitdem ich nicht mehr regelmäßig Radio höre, kriege ich gar nichts mit. Letztens stolperte ich dann über Alice Mertons "No Roots" und habe seitdem einen Hardcore-Ohrwurm. Hammer!





Ein weiterer Ohrwurm ist dieser Song aus dem Film "Valerian":





Sehr interessant ist auch diese kleine, aber feine Podcast-Episode, die über Frauen in der Programmierung erzählt und warum ihre Anzahl seit den 80er Jahren extrem abgenommen hat:
When women stopped coding



Zum Anschauen

Ich war mal wieder im Kino! Und zwar bei Valerian. Fazit: Wahnsinnig tolle Kostüme, ein hammermäßiger Ethan Hawke, tolle Regie mit gutem Timing und ein Fest für die Augen.





Und – natürlich! – Spider-Man Homecoming! Endlich, endlich, endlich ein Spider-Man, wie man ihn sich wünscht: jung, witzig, spritzig, naiv. Einfach herrlich!




Serien dürfen natürlich nicht zu kurz kommen. Ich lege euch eine Star Trek TNG Folge ans Herz, die mich schauspielerisch sehr begeistert hat: "The Most Toys" bzw. auf Deutsch "Der Sammler". Saul Rubinek spielt darin Kivas Fajo, einen Händler mit einer Privatsammlung einzigartiger Stücke. Eine so tolle Rolle, fantastisch gespielt! Leider konnte ich kein Video finden, das die besten Momente der Folge zeigt, deshalb hier einfach der Schluss als Video. Die ganze Folge gibt´s auf Netflix:





Ebenfalls auf Netflix gibt es eine neue Staffel RuPauls Drag Race. So gut wie alle, denen ich die Show gezeigt habe, sind süchtig danach. Also hopp, hopp, Netflix an und mitfiebern!
Kleiner Extratipp: Auf Youtube gibt es die passenden "Untucked"-Folgen!

Freitag, 18. August 2017

Abenteuer - Blogreihe #wertekatalog

Value-Friday, heute zum letzten Mal mit dem allerletzten Wert der Blogreihe #wertekatalog,

Der achtundsechzigste Wert ist:


ABENTEUER

Wikipedia sagt:


Als Abenteuer (lat.: adventura: „Ereignis“; mittelhochdt.: aventiure) wird eine risikoreiche Unternehmung oder auch ein Erlebnis bezeichnet, das sich stark vom Alltag unterscheidet. Es geht um das Verlassen des gewohnten Umfeldes und des sozialen Netzwerkes, um etwas Wagnishaltiges zu unternehmen, das interessant, faszinierend oder auch gefährlich zu sein verspricht und bei dem der Ausgang ungewiss ist. In diesem Sinne gelten und galten Expeditionen ins Unbekannte zu allen Zeiten als Abenteuer. (https://de.wikipedia.org/wiki/Abenteuer)

Abenteuer ist ein Wort, das ein bißchen von der ursprünglichen Bedeutung weggedriftet ist, um nun in ganz individuellen Kontexten gebraucht zu werden.
Noch immer bedeutet ein Abenteuer eine neue, ungewohnte Unternehmung. Etwas, bei dem man die eigene Komfortzone verlässt.
Jedoch wird der Begriff nicht mehr unbedingt für waghalsige Reisen oder Ausflüge genutzt, sondern bezeichnet auch berufliche neue Pfade, neue soziale Konstellationen und generell oft persönliche Herausforderungen.

Das Tolle an einem Abenteuer ist die Mischung aus Fazination und Angst. Ein Abenteuer hat stets zwei sehr stark ausgeprägte Pole, die miteinander in einer wichtigen Wechselwirkung stehen.
Wenn wir ein Abenteuer wagen, dann deshalb, weil wir sowohl unsere Angst überwinden als auch etwas Neues erleben wollen. Nur einer der beiden Punkte macht noch kein Abenteuer aus.
Ein Abenteuer hat für mich immer mit einem Funkeln in den Augen zu tun, mit dem Anflug eines herausfordernden Lächelns, mit einem Bild unendlicher Möglichkeiten. Es ist immer mit einem starken Reiz verbunden, etwas, was uns zieht und hinausträgt – trotz unserer Angst.

Da dies der letzte Artikel einer sehr langen Blogreihe ist, würde ich gern schreiben, dass es ein Abenteuer war. Aber das war es nicht. Es war am Anfang eine Challenge und später ein liebgewonnenes Ritual. Dabei von einem Abenteuer zu sprechen, wäre übertrieben. Schade eigentlich, es hätte so gut geklungen.

Generell bin ich kein abenteuerlustiger Mensch, aber ich habe dennoch Freude an einem Abenteuer, wenn es sich ergibt. Im Nachhinein sind abenteuerliche Situationen nämlich immer wunderbarer und aufregender als im Moment des Geschehens.

Schon immer hatte ich eine Affinität zu Abenteuergeschichten, besonders solchen, die auf hoher See spielen. Dabeisein möchte ich jedoch nicht.
Auch Roadmovies begeistern mich, ich selbst habe noch nicht einmal einen Führerschein.
Ich bin ein Sofa-Abenteurer, gucke mir Reisedokus auf arte an und trinke dabei Tee. Und ich liebe es.

Der Begriff "Abenteuer" ist immer ein individueller. Was für den einen mit einem (inneren) Risiko verbunden ist, ist für den anderen normal. Die Komfortzone ist für den einen eine Weltreise, für den anderen ein Häuschen im Grünen. Für den einen ist eine feste Beziehung eine extreme Herausforderung, für den anderen totale Normalität. Manch einer würde mit einem ersten Date niemals nach Hause gehen, für jemand anderen ist das gar kein Problem.

So habe ich in meinem Leben sicherlich viele Dinge gemacht, die für andere weit außerhalb ihrer Komfortzone liegen und vermutlich als Abenteuer bezeichnet würden.
Auf der Bühne stehen und Theaterstücke inszenieren, ist eines davon. Gruppenleiten ein anderes.
Es ist wunderbar, dass jeder von uns seine ganz eigenen Herausforderungen hat, dass wir jeder unsere ganz eigenen Abenteuer bestehen.


Mit meiner Arbeit kann ich anderen Menschen einen Raum für Abenteuer geben. Zum ersten Mal an einer Theaterproduktion mitzuwirken und auf der Bühne zu stehen, kann ein überwältigendes Abenteuer sein. Für manche meiner Teilnehmer ging damit ein Lebenstraum in Erfüllung.

Genau für diese Abenteuer liebe ich meine Arbeit. Und für all die Abenteuergeschichten, die es noch auf die Bühne zu bringen gilt. Let´s go for it!


Dieser letzte #wertekatalog-Post endet mit einem Zitat von Erasmus von Rotterdam:

Foto: "DREAMS INC.", Theatergruppe Vorspiel: https://www.facebook.com/TheatergruppeVorspiel/

Freitag, 11. August 2017

Ehrlichkeit - Blogreihe #wertekatalog

Es ist Value-Friday und es geht weiter mit der Blogreihe #wertekatalog,

Der siebenundsechzigste Wert ist:


EHRLICHKEIT

Wikipedia sagt:


Ehrlichkeit bezeichnet die sittliche Eigenschaft des Ehrlichseins (von „ehrlich“, ahd. „êrlîh“, mhd. „êrlîch“) und wird heute meist in der Bedeutung von Redlichkeit, Aufrichtigkeit, Wahrhaftigkeit, Offenheit, Geradlinigkeit und Fairness verwendet.
Die Ehre (Ehrenhaftigkeit) als persönliches Attribut kann als Ergebnis der Ehrlichkeit (ehrlichen Verhaltens) angesehen werden. Parallel dazu läuft die Entwicklung von „ehrlich“ und „Ehrlichkeit“. Bis vor einigen Jahrzehnten verstand man unter einem ehrlichen Menschen ausschließlich einen Menschen, der nicht lügt und nicht stiehlt: So lautete die Forderung seit der Pädagogik der Aufklärung. Die Erziehung zur Ehrlichkeit oder – negativ gewendet – die Verabscheuung der Lüge blieb ein zentrales Anliegen erzieherischer Praxis. In neuerer Zeit – kurz nach dem Zweiten Weltkrieg durch literarische Werke wie etwa Osbornes Look back in Anger („Blick zurück im Zorn“) oder Kingsley Amis’ Lucky Jim angebahnt – hat sich eine Bedeutungserweiterung vollzogen: Als „ehrlich“ werden mittlerweile auch jene Menschen bewertet, die zu sich selbst, ihren Macken, ihren Defiziten, ihren entwicklungsbedingten Störungen usw. (reflektiert) stehen und nichts beschönigen. Unterschieden wird Ehrlichkeit im Reden, was bedeutet, die Wahrheit zu sagen, und die Ehrlichkeit im Verhalten, zum Beispiel um andere nicht zu manipulieren, nicht zu täuschen, um anderen nicht zu schaden oder einen Auftrag (ohne einen eigenen Vorteil wahrzunehmen und im Sinne eines fairen Auftraggebers) sachlich zu Ende bringen.(https://de.wikipedia.org/wiki/Ehrlichkeit)

Ehrlichkeit ist ein Wert, über den ich mir immer wieder Gedanken mache.
In einer Welt, in der wir einander liebevoll, auf Augenhöhe und mit Achtsamkeit begegnen wollen, stellt sich die Frage, wie wir Ehrlichkeit in diesem Zusammenhang leben.

Ehrlichkeit wird von vielen als Ausrede für Beleidigungen benutzt. "Ich bin einfach nur ehrlich" gilt als Legitimation, sich wie ein Arschloch zu verhalten und das Gegenüber zu bewerten und somit herabzusetzen.
Aber wie bin ich ehrlich, ohne gemein zu sein?
Ich denke, der erste Punkt ist, dass ich meine Meinung sage, wenn ich danach gefragt werde. Wenn jemand an mir als Person oder an meiner Arbeit / meinem Werk herumkrittelt, ohne dass ich ihn danach gefragt habe, empfinde ich das oft als übergriffig oder beleidigend.
In meiner Zuschauertypen-Sammlung habe ich diesen Typus auch mitaufgenommen, denn er begegnet einem immer wieder. Natürlich sollte jeder seinen kritischen Blick schulen und ich begrüße es, wenn jemand seine Meinung in Worte fassen kann, auch und gerade, wenn sie negativ ist.

Mir hat es geholfen, mir selbst ein paar Fragen zu stellen, bevor ich jemandem negatives Feedback gebe:
  • Ist es nötig, um in der aktuellen Situation voranzukommen?
  • Ist es für die Person wirklich hilfreich?
  • Ist es für die Person wichtig?
  • Habe ich einen Verbesserungsvorschlag?
  • ... oder fühle ich mich gerade unterlegen und möchte nur den Status der Person senken?
Letzteres ist leider sehr häufig der Fall.
Sagt jemand nach einer Theaterinszenierung zu mir "Ihr wart zu leise.", "Ich hätte mir noch mehr Energie auf der Bühne gewünscht." oder "Ich habe die Handlung im 2. Akt nicht verstanden.", ist das für mich hilfreiche Kritik. Derjenige gibt mir wertvolles Feedback und benennt konkrete Probleme oder Fehler. Darauf kann ich eingehen und es beim nächsten Mal verbessern.
Sagt jemand hingegen "Naja, bei euch geht es ja hauptsächlich um den Spaß." oder "Die Gesangsnummer grenzte an eine Zumutung.", sind die Aussagen unkonkret, beleidigend gemeint und dienen dem Kritikgeber als Status-Heber. Er fühlt sich dadurch (kurzfristig) besser, ich mich beschissen. Und geholfen ist mir damit auch nicht.

Werde ich nicht nach meinem Eindruck oder meiner Meinung gefragt, ist immer die Frage, aus welchem Grund ich meine ehrliche Meinung sagen möchte.
Um dem anderen ein gutes Gefühl zu geben? Super.
Um dem anderen wirklich zu helfen! Super.
Um meine schlechte Laune loszuwerden und mich dadurch besser zu fühlen? Unnötig.

Wenn mein Gegenüber eine negative Meinung von mir nicht braucht, also damit nichts anfangen kann außer sich schlecht zu fühlen, dann ist es am sinnvollsten, einfach mal die Klappe zu halten.
Den anderen nicht zu beleidigen heißt nicht, ihn anzulügen. Den anderen nicht zu beleidigen heißt, dass mir sein Wohlergehen wichtig ist und ich ihm auf Augenhöhe begegnen will. Dafür muss ich mit meinen eigenen Unsicherheiten umgehen können – und diese auch einfach mal aushalten.

Denn im Grunde ist Ehrlichkeit etwas wunderbares. Sie schafft eine Nähe zwischen Menschen und sorgt dafür, dass wir uns verstanden und gesehen fühlen.
Wir können ehrlich zu uns selbst stehen, uns dem anderen so zeigen, wie wirklich sind. Wenn wir uns das trauen, brauchen wir keine Beleidungen mehr. Dann fühlen wir uns einfach so richtig wohl.

Schön formuliert es William Somerset Maugham:

Foto: "Meister und Margarita", Theatergruppe Vorspiel: https://www.facebook.com/TheatergruppeVorspiel/

Mittwoch, 9. August 2017

Recap/Preview #7



Der Sommer geht in seine Schlussphase! Zeit für Recap #7!



Und schon wieder ein halbes Jahr vorbei ...
... , was ich daran merke, dass es Zeit für ein neues Spielzeitmagazin ist. Seit einer Woche ist es online und vollgepackt mit tollen Sachen: Fotostrecken, Interviews, Gruppeninfos, Zitaten. Guckt mal rein: Klick!

Ebenfalls vorbei ist in wenigen Wochen meine Blogreihe #wertekatalog. Über ein Jahr lang habe ich jeden Freitag über einen Wert der Werteliste des Kalenders "Ein guter Plan" gepostet. Nun sind bald alle Werte abgehakt. Schade und schön zugleich, denn bald gibt es die #freitagsgedanken. Ick freu mir!



Status-Shooting

Endlich konnte ich eine kleine Gruppe williger Menschen zusammenstellen, die für mich Fotomodell waren. In einem 1,5-stündigen Workshop gab es einen ersten Einblick in das Thema Status und nebenbei wurden eifrig Fotos geknipst. Das Ergebnis seht ihr als Hintergrund-Galerie auf meiner Website: http://www.sarah-bansemer.de/status



Neu, neu, neu!
Der Sommer gibt mir immer Zeit, neue Konzepte zu entwickeln, neue Kurse und Workshops zu planen. Und zwei neue Kurse beginnen im Herbst. Für alle, die morgens munterer sind, gibt es Freitags um 9 Uhr Improtheater pur im Kurs "Raus damit!". Direkt im Anschluss findet der Kurs "Weil ich´s kann." statt, ein Gemisch aus Theater, Networking und Selbsterfahrung. Ein ganz neues Format, das hoffentlich allen Teilnehmern viel Spaß bringt.
Ihr findet alle Infos zu den Kursen hier: Klick!



Theaterstückchen statt Theaterstücke
... gab es im Café Fincan in Neukölln beim Theater-Taster. Mit dabei: meine Genossenschaft und ich. Ein schöner Abend mit Impro, André aus der WerkStadt (ein Interview mit ihm findet ihr im Spielzeit-Magazin), einem Ausschnitt von Maria-Stuart (Probenfotos gibt´s ebenfalls im Magazin!) und einer neuen kurzen Überraschungs-Geschichte von uns.
Ich freue mich, wenn das Format wiederholt wird und wir werden bestimmt auch beim nächsten Mal dabei sein. Noch mehr Fotos gibt es hier: Die Genossenschaft








Barcamp-Time!
Ende September findet wieder das LifeWorkCamp in Berlin statt! Die Vorfreude ist riesig!
Dieses Mal geht es leider nur einen Tag, aber auch den werden wir mit tollen Sessions und schönen Gesprächen füllen.
Wenn ihr dabei sein wollt, könnt ihr euch hier anmelden (auf der Website sind noch zwei Tage angegeben, aber vom Organisator Jan Theofel weiß ich, dass es nur der Freitag sein wird):
http://www.theaterberlin.blogspot.de/2016/11/ruckblick-zum-lifeworkcamp-berlin-2016.html

Montag, 7. August 2017

Fehler, die ich in der Teamleitung gemacht habe: #5 Fehlendes Engagement



Vor kurzem startete ich eine Reihe über meine fünf größten Fehler in der Teamleitung, heute ist der letzte große Fehler, Nummer 5, an der Reihe:

#5 Fehlendes Engagement


Theaterpädagogik lebt – wie Pädagogik allgemein – von der Partizipation derjenigen, mit denen man arbeitet, denen man etwas beibringen will.
In der Theaterpädagogik werden die Spieler intensiv in den Entstehungsprozess involviert, sie machen quasi die Arbeit selbst, übernehmen Aufgaben, Entscheidungen, haben eigene Ideen.

Diesen Gedanken hatte ich durch die Ausbildung extrem stark verinnerlicht. Ich hatte gelernt, die Spieler machen zu lassen und die Gruppe "sich selbst entwickeln zu lassen".
Zumindest dachte ich, dass es so passiert.

Die schon erwähnte Ablehnung und zu viel Distanz führten aber mit der Zeit dazu, dass ich mich immer weniger in den Gruppenprozess und vor allen Dingen in das Endprodukt einbrachte.
Wenn die Spieler andere Vorstellungen als ich hatten, gab ich schnell nach und dachte, dass SIE ja auf der Bühne stehen müssen, nicht ich. Und somit ließ ich sie in vielen Fällen oft einfach machen. Ich scheute Auseinandersetzungen und Diskussionen und entwickelte somit immer weniger Engagement.
Mir wurde die Aufführung egaler.

Diese Entwicklung war fatal. Gar nicht mal so sehr für die Gruppe, sondern vor allen Dingen für mich selbst und meine Freude an der Arbeit. Das, was ich an meinem Job liebe, ist der Schaffungsprozess, das Inszenieren.
Ich kreiere gern lebendige Bilder, mit Bewegung, Stimme, Kostüm und Maske. Ich liebe es, wenn das Gesamtbild in sich stimmig ist, wenn alles passt. Ich freue mich, wenn jemand über sich hinauswächst, wenn er auf der Bühne agiert wie er es zuvor noch nie getan hat. Wenn er ein Kostüm trägt, das er sich sonst nie trauen würde zu tragen. Wenn er bedeutende Sätze sagt ohne sich zu schämen.

All das ging mir durch mein fehlendes Engagement verloren. Nach einer inneren kleinen Krise erkämpfte ich mir dieses Engagement wieder.
Ich wusste: meine Arbeit funktioniert nicht, wenn mir das Ergebnis egal ist. In jedem Projekt muss der Projektleiter eine Vorstellung vom Ergebnis haben.
Das heißt nicht, dass sich diese Vorstellung mit der Zeit nicht verändern kann – das passiert bei mir ständig –, aber es muss immer eine Vorstellung da sein.

Heute kann ich mit den Ideen meiner Spieler spielen. Ich bin gespannt, für welche Stücke sie sich entscheiden, und lasse mich auf ihre Ideen ein. Diskussionen werden nicht mehr gescheut, aber ich bemühe mich, sie nicht ausufern zu lassen – zum Wohl aller.
Meine Spieler treffen stets den Löwenanteil der Entscheidungen und bestimmen den roten Faden der Inszenierung. Im Gruppendrang-Kurs noch stärker als z.B. bei den Vorspielern. Das müssen sie auch, ist es doch ihr Projekt.
Ich halte die Fäden zusammen, suche nach Logik-Fehlern und bin mit meinem Theatererfahrungsschatz dabei. Und ich bringe Ideen ein. Manchmal werden sie begeistert übernommen, manchmal entstetzt abgelehnt.
Das macht nichts. Denn das wichtigste ist: ich habe wieder Spaß am Inszenieren.

Freitag, 4. August 2017

Authentizität - Blogreihe #wertekatalog

Es ist Value-Friday und es geht weiter mit der Blogreihe #wertekatalog,

Der sechsundsechzigste Wert ist:


AUTHENTIZITÄT

Wikipedia sagt:

Authentizität (von gr. αὐθεντικός authentikós „echt“; spätlateinisch authenticus „verbürgt, zuverlässig“) bedeutet Echtheit im Sinne von „als Original befunden“. Das Adjektiv zu Authentizität heißt authentisch.[...] Authentizität bezeichnet eine kritische Qualität von Wahrnehmungsinhalten (Gegenständen oder Menschen, Ereignissen oder menschliches Handeln), die den Gegensatz von Schein und Sein als Möglichkeit zu Täuschung und Fälschung voraussetzt. Als authentisch gilt ein solcher Inhalt, wenn beide Aspekte der Wahrnehmung, unmittelbarer Schein und eigentliches Sein, in Übereinstimmung befunden werden.(https://de.wikipedia.org/wiki/Authentizität)


Heute mal ein Wert, der in Gesprächen immer gern zitiert wird. Schnell wird etwas oder jemand als authentisch oder unauthentisch betitelt. Manchmal vielleicht zu schnell?

Authentizität beschreibt in erster Linie, ob wir Schein und Sein als kongruent wahrnehmen.
Auf Menschen bezogen: wenn das äußere Verhalten zur inneren Einstellung passt. Und das ist gar nicht so oft der Fall.
Um authentisch zu sein, müssen wir mehrere Kriterien erfüllen:
  • uns unserer eigenen Stärken und Schwächen bewusst sein
  • ehrlich mit uns selbst sein und auch unangenehme Rückmeldungen akzeptieren
  • konsequent nach unseren eigenen Werten handeln (auch zu unserem eigenen Nachteil)
  • die Bereitschaft haben, negative Seiten nicht zu verleugnen (Stichwort Aufrichtigkeit)




Gar keine so leichte Aufgabe, dieses Authentisch-Sein. Dennoch kriegen wir es erstaunlich oft hin.
Das beruhigende ist: ein authentischer Mensch ist nicht automatisch ein besserer Mensch. Er ist nicht automatisch beliebt oder sympathisch oder erfolgreich oder beeindruckend. Er IST einfach.

Authentizität bedeutet runtergebrochen einfach SEIN. Die eigenen Gefühle wahrnehmen und annehmen. Sie je nach Impuls nach außen tragen oder auch nicht. Sich seiner eigenen Wertvorstellungen und Prinzipien klar zu sein und diese zu vertreten.

Zu Unrecht wird der Begriff "Theater" oft missbraucht, wenn etwas als unauthentisch beschrieben wird.
Theater ist für viele der Inbegriff des Falschen, der Schein entspricht nicht dem Sein. In Redewendungen wird das besonders deutlich. Gefällt uns nicht, wie ein Mensch sich verhält, reden wir gern davon, dass er eine "Maske" trägt, er ist dann "ein guter Schauspieler". Übertreibt jemand in seiner Reaktion, wird er mit "Mach nicht so ein Theater!" ermahnt.

Aber ist Theater wirklich unauthentisch? Ich denke nicht.
Im Theater stehen Menschen auf einer Bühne und spielen anderen Menschen, die ihnen zuschauen, etwas vor. Man könnte meinen, dieser Fakt allein sei ein Zeichen für Unauthentizität. Sie spielen ja nur, sie sind es ja nicht.
Doch so wie wir uns selbst als Mensch betrachten, müssen wir auch die Figur, die ein Schauspieler verkörpert, als einen Menschen sehen.
Die Rolle, die ein Schauspieler spielt, ist ein Charakter für sich. Dieser Charakter hat seinen eigenen Wertekatalog. Erfüllt diese Rolle in ihrem Handeln den eigenen Wertekatalog, ist sie authentisch.
Der Schauspieler mag ganz andere Werte haben, aber in diesem Moment ist seine Aufgabe, eine andere Person darzustellen, nicht sich selbst.
Interessant ist dabei, dass die Rolle natürlich Elemente des Schauspielers besitzt, mindestens mal den Körper und das damit verbunde Aussehen sowie die Stimme.
Das macht es für uns Zuschauer so schwer, zwischen Rolle und Spieler zu trennen. Je stärker der Kontrast zwischen beiden ist, desto leichter fällt uns eine differenzierte Betrachtung.

Da die Rolle über die Authentizität entscheidet, gibt es im Theater auf der Bühne authentische und unauthentische Charaktere. Verhält sich jemand nicht entsprechend der Werte, die er zu vertreten behauptet, erscheint er unglaubwürdig und somit unauthentisch. Ein gutes Beispiel dafür ist Franz Moor aus Schillers "Die Räuber".
Verhält sich jemand sehr klar seinen Werten entsprechend, ist er für uns authentisch, wie beispielsweise Howard Roark aus Ayn Rands "The Fountainhead".


Theater ist immer ein Vergrößerungsspiegel unserer eigenen Welt. Die Reaktionen sind stärker, die Emotionen größer, die Stärken stärker und die Schwächen schwächer. Und es ist – wenn es gut inszeniert ist – auch immer authentisch.

Theaterrollen können ein Vorbild für Authentizität sein. Das Theaterspielen hilft uns aktiv dabei, selbst authentischer zu werden.

Deshalb kommt heut zum Schluss auch mal wieder ein Theatermensch zu Wort – Oscar Wilde:

Foto: "Meister und Margarita", Theatergruppe Vorspiel: https://www.facebook.com/TheatergruppeVorspiel/

Mittwoch, 2. August 2017

Spielzeit-Magazin 2017



Juhuuuu, das neue Spielzeit-Magazin ist online!

Es gibt:
  • Infos zu den letzten und nächsten Aufführungen, der Vorspieler, Spielschauer und der Tiger Alien K(r)uh
  • ein Interview mit André Schneider vom WerksTheater
  • eine Kurzvorstellung der Theaterpädagogin Susanna Quandt
  • neue Kurse und Workshops
  • ein Theaterbesuch im Deutschen Theater
  • ein Besuch bei "Maria Stuart"
  • ... und viel mehr!
Schaut mal rein: http://www.sarah-bansemer.de/sarahbansemer/magazin