Freitag, 27. Juli 2018

#freitagsgedanken – Zeitlupe


Zeitlupe

Am Wochenende ging es los. Mit der Hitze.

In Schöneberg war das Lesbisch-Schwule Stadtdest und wie jedes Jahr wollten wir vorbeischauen. Da wir Samstags auch immer unseren Wochenvorrat an Gemüse auf dem Markt kaufen, wurde beides verbunden.
Kaum verließen wir das Haus, merkte ich bereits, das es hart werden wird. Und so war es auch. Die Sonne brannte auf unsere Köpfe und schon die kleine Runde über das Fest war ... warm.

Weil wir einen bestimmten Stand nicht gefunden hatten, ging es am nächsten Tag wieder auf's Fest. Es war noch heißer und ohne Sonnenhut kaum erträglich in den engen, heißen Gassen zwischen all den Menschen.

Kaum zu Hause, begann dann die Zeitlupe. Der Wetterbericht sagte eine lange Hitzeperiode voraus und wir verfielen in den Faultiermodus. Im Dachgeschoss wohnend, leben wir während einer Hitzewelle im Backofen.
Im Haushalt wurde nur das nötigste gemacht, und das direkt früh am Morgen oder spät am Abend.
Schwitzend saß ich in Unterwäsche vor dem Rechner, der hart mit der Hitze kämpfte. Lange ließ ich ihn nie an, aus Angst vor Überhitzung.
Dann schnappte ich mir ein Buch und lag in der Küche auf dem Sofa. Oder starrte apathisch die Katzen an, die apathisch zurückstarrten, lang auf dem Fußboden ausgestreckt, von der Hitze ermattet.
Oder ich setzte mich kurz in unseren Badezuber auf dem Balkon, der mit kaltem Wasser gefüllt ist.

Der überlebenswichtige Eistee-Sirup ging zur Neige. Zwei Tage schob ich es vor mir her, dann kaufte ich 16 Zitronen und kochte in Zeitlupe neuen Sirup. Wenn ich 4 Zitronen ausgequetscht hatte, machte ich Pause.
Nach gefühlten tausend Stunden war der Vorrat wieder hergestellt. Bis zum Ende der Hitzeperiode muss er reichen, noch einmal mag ich nicht ans Werk. Zu warm ist ein großer Topf mit kochender Flüssigkeit.

Eis ist ebenso wichtig. Jeden Tag mindestens eins, so will es das Hitze-Gesetz.

Wenn ich das Haus verließ, fühlte ich mich schwer. Ein vollgesogener Schwamm, der sich langsam über den heißen Asphalt schiebt. Müde, träge, verschwitzt und langsam im Denken.

Aber ich bin optimistisch. Irgendwann werden die Tage kürzer. Spätestens dann muss die Hitze abnehmen. Und dann kommt auch mein normales Lebenstempo zurück.
Bis dahin geht es irgendwie weiter – in Zeitlupe.

Mittwoch, 25. Juli 2018

#monthlyfavourites – Juli-Lieblinge



Es ist wieder Zeit für die Lieblinge des aktuellen Monats - die #monthlyfavourites im Juli! 




Zum Arbeiten

Immer wenn ein neuer GRUPPENDRANG-Kurs beginnt, bekommt jedes Mitglied der neuen Theatergruppe ein Notizbuch + Stift geschenkt. Dieses Mal sehen sie so aus. Aber psssst ... sie bekommen sie erst heut Abend!



 

Zum Aufhübschen

Als großer Lidschattenpaletten-Freak habe ich in meinem Schmink-Fundus gekramt und diese Palette wiederentdeckt. Die Farben passen perfekt zum Hochsommer und deshalb ist die "Wild & free"-Palette von bhcosmetics diesen Monat im Dauereinsatz

Bei der Hitze hält zwar nicht viel MakeUp, aber wenn mein Gesicht sowieso schon vor Schweiß glänzt, schadet es nicht, wenn ich noch großzügig Highlighter raufpacke. Den goldenen, flüssigen Highlighter habe ich schon ewig, er war mal in einer Glossybox und ist von MeMeMe. Der Goldton sieht bei leicht gebräunter Haut super auf den Wangenknochen aus.
Der weiße, cremige Highlighter ist von alverde und ein Geschenk meiner Freundin Carmen. Ich nutze ihn meist im Augeninnenwinkel, um den Blick wacher wirken zu lassen.

Schmuckmäßig ist der Juli ein einziger Obstsalat. An den Ohren haben sich allerlei Früchte breitgemacht: die Orangen- und Zitrinenstecker sind von Tiger, die Melonen habe ich auf ebay entdeckt und die Fantasie-Grapefruit ist von Mango. Das bunte Armband hat mir Vorspielerin Rike vor ein paar Jahren zum Geburtstag geschenkt.



Zum Lesen

Meine facebookfreie Urlaubswoche im Juni war ein guter Start in eine neue Leseroutine. Ich bin drangeblieben und habe diesen Monat weitere Bücher vom Lesestapel geschafft! Die Biografie über Djuna Barnes (von Kyra Stromberg) ist super interessant und bietet einen guten Einblick in die Lebenswelt der Künster und Intellektuellen der 20er bis 30er Jahre in Europa.

Endlich habe ich auch "Prinz Friedrich von Homburg" von Kleist fertig gelesen und mag das Stück sehr. Ihr werdet es in meinem neuen Spielzeit-Magazin, das nächste Woche online geht, wiedersehen.

Aktuell lese ich gerade "Amerika", ein unvollendeter Roman von Franz Kafka. Ich habe "Amerika" schon einmal als absolut wunderschöne Bühnenproduktion mit Amateuren gesehen und wollte es danach immer mal lesen ... aber wie das so ist, sowas verschleppt sich. Dann habe ich es irgendwo in einem öffentlichen Bücherschrank entdeckt und somit war das Schicksal besiegelt.



Zum Essen

Wie schon vor einer Weile erwähnt, habe ich vor ein paar Wochen erstmalig einen Keramikkurs an der Drehscheibe gemacht. Endlich konnte ich die Keramik abholen und bin schwer verliebt in meine zehn verschiedenen kleinen Schalen. Diesen Monat habe ich am meisten diese drei schwarzen Schälchen benutzt. Sie sind auch die ersten drei, die ich gedreht habe, und etwas schiefer als der Rest der Kollektion. Dafür liebe ich sie umso mehr.

Bei der Hitze kann man momentan nichts anderes machen als tonnenweise Eis essen. Mein Favorit ist momentan Pirulo Watermelon.




Zum Stöbern

Wie immer ein paar tolle Artikel, die mich diesen Monat begeistert haben:



Zum Hören

Ein Podcast, der dieses Jahr oft im Hintergrund bei mir lief, ist "Whimsically Volatile". Für Fans von RuPauls Drag Race ein Muss, für alle anderen vielleicht aber auch unterhaltsam:

http://whimsicallyvolatile.libsyn.com/



Zum Anschauen

Das Highlight des Monats war die zweite Staffel der Serie Glow. Einfach nur grandios! Danke Netflix, für diese Serie!
https://www.youtube.com/watch?v=9iM7W1Dvl6Q

Ich liebe die Doku-Reihe "Somebody Feed Phil", in der Produzent und Drehbuchautor Phil Rosenthal durch die Welt reist und isst. Er ist dabei so unglaublich sympathisch, hat ein sonniges Gemüt und kann sich unglaublich für's Essen begeistern. Man MUSS ihn einfach lieben.
Bei Netflix ist nun die zweite Staffel online:
https://www.youtube.com/watch?v=Oh3dVuDoJeI

Ebenfalls auf Netflix und sehr entzückend ist Project Runway Junior:
https://www.youtube.com/watch?v=wgy23dwA9Ew

Unglaublich witzig ist diese Youtube-Reihe mit amüsanten Kurzdokus über verschiedenste Tiere:
https://www.youtube.com/playlist?list=PLOHbM4GGWADc5bZgvbivvttAuWGow6h05


Freitag, 20. Juli 2018

#freitagsgedanken – Alles ist gut


Alles ist gut


Diese Woche war geprägt von vielen Gedanken und Erwägungen für die nahe und ferne Zukunft. Manche Sachen wurden herumgesponnen.
Wie wollen wir später wohnen?
Was soll in meinem Leben noch passieren?
Soll überhaupt noch was passieren?
Was soll eigentlich mit meinem Leichnam nach dem Tod passieren?
Was passiert mit meinen Social Media Accounts, wenn ich sterben sollte?
Wer übernimmt meine Arbeit oder informiert meine Kunden im Sterbefall?
Sollte ich nicht mal ein richtiges Testament schreiben?
Was habe noch für Möglichkeiten in meinem beruflichen Einsatzbereich?
Welche Angebote könnte ich noch entwickeln?
Oder hab ich Lust noch andere Passionen auszuleben und vielleicht einen Etsy-Shop zu betreiben?

Also viele Fragen, die durch meinen Kopf und durch den von Freunden spuken. Gemeinsam wurden diese Gedanken gesponnen und auch teilweise Pläne geschmiedet.
Wusstet ihr, dass man auf Facebook einen Nachlasskontakt auswählen kann, der dann das eigene Profile verwalten oder löschen kann? (Klick!)

Aber erstaunlicherweise liefen diese Gedanken allesamt ganz entspannt. Denn über allem lag diese Woche so eine Ruhe.
Ich bin durch die Tage gelaufen, habe meine neue Theatergruppe noch besser kennengelernt und berufliche Termine für das nächste Halbjahr geplant. Ich habe an meinem Magazin gearbeitet und dafür fotografiert und gelayoutet. Und alles gänzlich ohne Stress.
Ich kann nicht sagen, dass ich im Flow war, sondern es war einfach alles angenehm ruhig.

Und als ich heute so durch die ganze Stadt fuhr, schaute ich aus dem S-Bahn-Fenster und dachte "Alles ist gut."

Mittwoch, 18. Juli 2018

#theaterunterwegs – Meine Networking-Essentials



Seit etwa zwei Jahren hat sich das Netzwerken in mein Leben geschlichen – in Form von verschiedensten Netzwerkveranstaltungen.
Mit Menschen direkt ins Gespräch zu kommen, finde ich für mich viel gewinnbringender als online neue Kontakte zu schließen.

Einige Male habe ich schon über's Netzwerken gebloggt, hier könnt ihr meine Erfahrungen und Tipps nachlesen:

Aber was nimmt man eigentlich am besten mit zum Netzwerken?
Denn die reine Anwesenheit vor Ort ist nicht alles. Optimalerweise habe ich auch folgende Dinge mit im Gepäck:
  • Visitenkarten
    Beim Face-to-Face-Netzwerken sind Visitenkarten immer noch das A & O! Bei einigen Veranstaltungen werden sie sogar für den Ablauf gebraucht, z.B. beim Business Netzwerken Berlin. Was ich an Visitenkarten liebe: Sie geben einem meist gleich einen Eindruck von der Person, von deren Stil, Vorlieben und Ideen.
    Kleiner Tipp: Visitenkarten mit Foto punkten immer! So hat das Gegenüber eine gute Erinnerungshilfe nach der Veranstaltung.
  • Flyer
    Nicht nur eine Visitenkarte vermittelt einen Eindruck vom eigenen Geschäft, sondern auch ein Flyer, der etwas mehr zeigt und z.B. interessantes Bildmaterial und/oder wichtige Infos bietet. Meine Flyer zeigen vorn ein Aufführungsfoto eines meiner GRUPPENDRANG-Kurse mit einem Zitat, das zu meiner Arbeitsweise passt. Auf der Rückseite stehen Logo und meine Webseiten sowie meine Facebook-Fanpage, ansonsten ist sie komplett weiß. So kann ich meinem Gegenüber wichtige zusätzliche Infos notieren.
  • Veranstaltungsflyer
    Mein Arbeitsbereich – Theater – lebt von Live-Veranstaltungen. Stehen demnächst Aufführungen meiner Gruppen an oder stehe ich selbst auf der Bühne, habe ich stets die passenden Veranstaltungsflyer im Gepäck, um neue Kontakte einladen zu können. Denn über Theater kann man zwar viel erzählen, aber am besten sieht man es live.
  • Kalender
    Ich habe zwar meine Termine auch alle in meinem Handy, aber meist habe ich trotzdem meinen Kalender in Buch-Form dabei, von "Ein guter Plan"
  • Handy
    Für einen schnellen Kalendercheck, für's Zeigen von Fotos oder zum Verknüpfen in den sozialen Medien ist das Handy natürlich immer dabei
  • Notizbuch
    Schon seit ein paar Jahren habe ich mir angewöhnt, verschiedene Notizbücher für verschiedene Arbeitsprojekte zu benutzen. Obwohl normalerweise fast alle meine Arbeitsnotizbücher schwarz sind, ist das zum Netzwerken knallorange – passend zu meiner CI.
  • Stifte
    Unabdingbar sind natürlich Kugelschreiber.
  • Wasser
    Ich gehöre zu den Leuten, die ständig eine Flasche Wasser bei sich tragen. Immer, wenn ich das Haus verlasse. Die Konferenzflasche habe ich – wie sollte es anders sein – von einem Networking-Event.

Alles zusammen (bis auf das Wasser) kommt in eine etuiförmige Stofftasche. So werden die Materialien in meiner normalen Tasche nicht schmutzig und ich finde alles schnell.

Geht ihr auch gern auf Netzwerkevents? Was habt ihr immer dabei?

Freitag, 6. Juli 2018

#freitagsgedanken – Family-Feeling


Family-Feeling

Ich bin ja gar nicht so der Familienmensch. Ich mag meine Familie, aber ich freue mich auch sehr, wenn ich allein bin.
Aber ich mag es, wenn eine Gruppe sich zu einer Art Familie entwickelt. Wenn ich irgendwohin komme, Menschen wiedersehe, die mir sympathisch sind, und mich gleich wie zu Hause fühle.

Diese Woche war vollgepackt mit diesem Gefühl, an verschiedenen Orten.
Dienstag war ich – wie fast jeden Dienstag – bei meinem Privatschüler zum Schauspielunterricht. Neben Stimm-, Theater- und Improübungen werden auch viele dumme Witze gemacht und viel gelacht. Ein bißchen Familienfeeling ist dann immer dabei.
Abends gab es dann noch oben drauf das Real-Family-Feeling: beim Geburtstagsessen meines Bruders.

Am Mittwoch war das Business Netzwerken richtig familiär, denn die Anzahl der Menschen, die ich schon kannte, war größer als die, die neu dabei waren. Und das war auch mal richtig schön. Zwar für den Netzwerkcharakter nicht optimal, aber dennoch richtig schön und gemütlich. Eine Netzwerk-Familie eben.

Mittwochabend dann fand der Schnuppertermin für meinen neuen Kurs statt. Etwa die Hälfte der Teilnehmer kannte sich schon durch die Vorglühen-Workshops der letzten Monate, die andere Hälfte war ganz neu. Und irgendwie war da auch wieder dieses Familien-Feeling, weil eine gewisse Vertrautheit schon da war ... und die Aussicht auf eine Vertrautheit, die in den nächsten Monaten in und mit dieser Gruppe entstehen wird.

Beim Yoga gestern waren wir nur zu dritt und es war kein neues Gesicht dabei. Als ganz kleine Familie haben wir zusammen geächzt und Witze gemacht. Eine der gemütlichsten Yogastunden seit langem.
Abends ging es dann wie jeden Donnerstag zu den Vorspielern. Ein momentan pausierender Mitspieler war zu Besuch und zack: natürlich wieder großes Family-Feeling.

Vertraute Gesichter und bekannte Gruppen sind wunderbar heimelig. Man muss sich keine Gedanken machen, wie man sich verhält, denn es keinen einen ja schon alle.
Man ist entspannt und genießt das Gruppengefühl.

Zu vertraut darf es natürlich nicht werden, also habe ich dafür gesorgt, dass ich nächste Woche wieder auf neue, unbekannte Menschen treffe.

Wie ist es bei euch? Mögt ihr dieses Family-Feeling?

Mittwoch, 4. Juli 2018

"Rom" - Deutsches Theater Berlin

Foto: Arno Declair, Bildquelle: https://www.deutschestheater.de


"Entschuldigung, aber dieser Mann ist nicht wählbar."
Rom also ...
"Rom" als Stücktitel klingt schon mal fulminant. Klingt nach VIEL Stoff. Dieses eine Wort – dieser Stadtname – ist eine Ansage.
Und so ist auch Karin Henkels Inszenierung dieses Klassiker-Mixes: eine fulminante Ansage.

Drei Stücke von Shakespeare werden hintereinander in ihrer Essenz präsentiert: "Coriolanus", "Julius Cäsar" und "Antonius und Cleopatra". Jedes Stück komprimiert auf etwa eine Stunde. Und mehr braucht es auch nicht, um die Parallelen zu zeigen, die Figuren der verschiedenen Geschichten aufeinander treffen zu lassen und die ganze Blutrünstigkeit zu zeigen.


Der Abend ist trotz der Länge von drei Stunden fantastisch! Denn die Schauspieler holen den Zuschauer ab, nehmen ihn an die Hand und mit hinein in die Geschichte Roms. Sie spielen mit Präzision und Leidenschaft, besonders die hinreißende Kate Strong mit ihrer durchdringenden Stimme und dem genialen englischen Akzent sowie das Duo Camill Jammal und Benjamin Lillie, die stets gemeinsam als eine Figur auftreten und bis in die letzte Faser ihrer Körper die gleiche Haltung einnehmen können.

In der zweiten Häfte des Abends haute mich Manuel Harder mit seinem Antonius-Monolog um.
Klar, man kennt irgendwie diese Sätze wie "... und Brutus ist ein ehrenwerter Mann", aber so wie er sie spricht, verstehe ich sie, gehen sie tief bis ins Mark und setzen sich dort fest.

"Rom" ist eine Inszenierung, die alles bietet: man bestaunt das riesige Bühnenbild, lacht manchmal lauthals über das exzentrische Spiel und die bösen Kommentare, sitzt bei einigen Monologen mit offenem Mund da und ja ... wackelt auch manchmal auf dem Sitz herum, weil drei Stunden nunmal immer noch drei Stunden sind.

Aber wenn ihr die Gelegenheit habt: schaut euch diese Inszenierung an!
Allein schon, um nach einem Abend drei Stücke auf einmal gesehen zu haben.