Freitag, 24. November 2017

#freitagsgedanken – Sparmaßnahmen



Sparmaßnahmen

Ich verdiene nicht viel Geld. Das ist okay und ich freue mich, wenn mein Einkommen langsam wächst. Das tut es auch, mal mehr, mal weniger.

Die meiste Zeit komme ich gut mit meinem Geld hin, kann unterwegs mal eine Leckerei beim Bäcker kaufen, mal einen Saft am Kiosk, mit Freunden Essengehen, Zeitschriften und Bücher kaufen, ins Theater oder Kino gehen. All das ohne mir zu große Gedanken zu machen, ob das Geld bis zum Monatsende reicht.

Nun ist dieser Herbst etwas speziell. Als Mitglied der privaten Krankenversicherung habe ich mich vor Jahren für ein Versicherungsmodell mit Selbstbeteiligungsbetrag entschieden. Ich gehe sehr selten zum Arzt (ihr wisst schon ...) und hatte deshalb in all den Jahren nie ein Problem damit, dass ich alle Arztkosten selber trage, mit denen ich im Jahr unter meinem Selbstbeteiligungsbetrag liege. Die Kosten waren auch meistens deutlich drunter.

Doch diesen Herbst habe ich mich entschieden, etwas gegen meine Allergie zu tun. Ich machte einen Allergietest und startete eine sublinguale Hypersensibilisierung. Doch Schock: die dafür notwendigen Medikamente sind extrem teuer. Da hab ich erstmal geschluckt, meine Moneten zusammengekratzt und schweren Herzens den Preis bezahlt.
Mit einem Paket ist jedoch eine dreimonatige Behandlung nicht getan, ich brauche noch ein zweites. Ächz.

Dann war ich mal wieder beim Zahnarzt und es wurde eine Krone fällig. Ebenfalls eine sehr kostspielige Behandlung.
Ach, und habe ich erwähnt, dass ich mein Monatsticket für November verloren hab? Mitten IM November? Arrrggghhhh! Es kommt immer alles auf einmal, man kennt es. Bitte eine Runde Mitleid für mich!

Also ist seit einigen Wochen striktes Sparen angesagt. Jede kleine Ausgabe wird genau gegengecheckt, ständig rechne ich rum: wieviel kommt noch rein, wieviel werde ich brauchen ...

Und mir fällt jetzt so richtig auf, wieviel Geld ich normalerweise ausgebe. Für Nonsens. Weil ich´s kann. Die ganzen Alltäglichkeiten fallen weg.
Ich kaufe mir unterwegs nichts mehr zum Trinken, sondern halte mich strikt an die Flasche Wasser in meiner Tasche.
Süßkram und kleine Snacks nehme ich mir von zu Hause mit.
Vor der abendlichen Arbeit gibt es ein Abendessen am eigenen Küchentisch statt im Burgerladen.
Wenn ich in den Supermarkt gehe, halte ich mich an den Einkaufszettel und kaufe nicht noch irgendwas, was mir ins Auge sticht.
Der 300. Nagellack bei Rossmann bleibt einfach mal im Regal stehen.
Meine Lieblingszeitschrift kaufe ich nicht sofort beim Erscheinen, sondern warte ein paar Wochen bis ich wieder das Geld hab.
Ich habe mich entschieden, meine BGE-Spende und mein audible-Abo zu behalten, die Glossybox jedoch gekündigt.
Und genetzwerkt wird momentan nur noch in Laufnähe.

Natürlich nervt mich das. Es nervt mich an manchen Tagen sogar tierisch. Aber es ist für mich auch gerade ein fantastisches Training. Ein Training in Willensstärke und Achtsamkeit.
Was brauche ich wirklich? Worauf habe ich wirklich Appetit? Will ich den Kuchen jetzt aus Langeweile essen oder weil ich ihn wirklich will? Möchte ich das Produkt kaufen, weil es einfach nur hübsch ist, oder habe ich dadurch einen wirklichen Mehrwert? Wie oft werde ich es benutzen?

Alles, was ich konsumiere, stelle ich vorher auf den Prüfstand. Das ist anstrengend, aber im Moment habe ich keine Wahl. Ich merke an vielen Tagen: es tut mir gut, so wie es gerade ist. Ich lerne, mehr auf meinen Körper zu hören und meiner Intuition zu vertrauen.

Ich weiß, ab Januar/Februar wird es besser, dann sind die großen Rechnungen bezahlt.
Ich hoffe jedoch, ich behalte mir die neu trainierte Achtsamkeit – zumindest zeitweise – bei.

Mittwoch, 22. November 2017

#monthlyfavourites - November-Lieblinge




Es ist wieder Zeit für die Lieblinge des aktuellen Monats - die #monthlyfavourites im November! 




Zum Arbeiten


Ich nutze nun schon das zweite Jahr "Ein guter Plan" (letztes Jahr das Original, dieses Jahr die Pro-Variante) und vor einer Weile kam "Ein guter Plan Pro" für 2018 an. Im Herbst mehren sich die Termine für´s neue Jahr und ich trage sie schon fleißig in diesen wunderschönen Kalender ein.

Schon seit Jahren arbeite ich nur noch mit Notizbüchern, die ich für bestimmte Themen nutze. So habe ich für jeden Kurs eines, eins für Kooperationen, eins für Blogideen ... und auch eins für Fortbildungen. Während alle anderen Notizbücher einheitlich schwarz sind, fällt das für Fortbildungen aus der Reihe mit seinem "Phryné"-Aufdruck. Aber es ist wunderschön und leicht. Diesen Monat war es bei der Drop-In-Class zum Thema Meisner-Training im Einsatz. Hier habe ich davon berichtet: Klick!

Mit dem Thema "Fachliteratur lesen" kam ich die letzten Monate schwer voran. Jetzt endlich ist wieder mehr Zeit und da ich im Dezember Kuratorin auf der Facebook-Seite "Wir retten das Spiel" bin, bereite ich mich gerade mit dem Hörbuch "Rettet das Spiel" von Gerald Hüther vor. Dafür ist auf Bahnfahrten mein guter, alter iPod Shuffle im Einsatz. Ich bin so unglaublich begeistert von dem Hörbuch, dass ich es mir auch noch in der Buchvariante kaufen werde.


 
Zum Aufhübschen


Im grauen November bin ich immer in Mondstimmung. Der Schmuck mit den Mondmotiven ist nicht neu, sondern teilweise schon seit Jahren in meiner Schmucksammlung, aber ich trage die Stücke im Moment besonders gern.

Passend zu grauer Kleidung und Mond-Schmuck trage ich im November am liebsten dunkle Nägel. Einer meiner Favoriten ist der dunkelrote Glitzerlack "Moscow Nights" von Manhattan.

Als regelmäßige Baderin brauche ich genauso regelmäßig neues Schaumbad. Diesen Monat nutze ich von tetesept das "Mein Moment"-Schaumbad mit Kakaobutter, Vanille und Macadamia. Der Geruch ist wunderbar süß und stimmt schon ein bißchen auf die Plätzchenzeit ein.
 


Zum Lesen


In Warnemünde gibt es einen "Bücherbaum" im Stadtpark, in dem ich "Die Heiden von Kummerow" fand. Als mein Opa noch lebte, lag er mir zusammen mit meiner Mutter ständig in den Ohren, dass ich dieses Buch unbedingt lesen muss. Die Geschichte spielt in der Region meiner Großeltern in Mecklenburg Vorpommern. Nun endlich habe ich damit angefangen. Es ist lustig und ich stelle mir die Kindheit meiner Großeltern ziemlich genauso vor wie in dem Buch beschrieben.
Die Abneigung gegen Religionsunterricht waren bei meinem Opa und dem Hauptprotagonisten des Buchs auf jeden Fall gleich.



Zum Essen


Nougat ist bei mir grad groß im Trend. Diese kleinen Kügelchen mit Nougat- und Pralinéfüllung habe ich bei Aldi entdeckt bin großer Fan!

Endlich gibt es auch leckere Clementinen und Mandarinen. Jeden Tag wandern mindestens zwei in meinen Mund. So wird es die nächsten Monate vermutlich auch bleiben.



Zum Stöbern

Ich hatte diesen Monat ein bißchen mehr Zeit für mich und auch mehr Zeit zum Lesen im Netz. Hier einige wirklich tolle Artikel, die ich entdeckt habe:

Eine amüsante Kurzgeschichte über die berufliche Zukunft der aktuellen Hipster-Generation: http://www.amazedmag.de/short-cut-unterschaetze-nicht-das-mittelmass-eine-geschaeftsidee/

Warum Menschen trotz klarer Fakten immer noch Brexit und Trump unterstützen:
https://www.theguardian.com/science/brain-flapping/2017/nov/09/the-neuroscience-of-no-regrets-why-people-still-support-brexit-and-trump

Schwule Männer und Sexismus:
https://www.theguardian.com/commentisfree/2017/nov/09/gay-men-attitude-masculinity-sexuality-women



Zum Hören

Wie schon oben erwähnt, höre ich gerade "Rettet das Spiel" von Gerald Hüther. Es ist sooo gut! Wenn ihr mehr über die Wissenschaft hinter dem Spielen erfahren und lernen wollt, warum das Spielen für uns Menschen so wichtig ist, hört dieses Buch:

https://www.audible.de/pd/Freizeit-Leben/Rettet-das-Spiel-Weil-Leben-mehr-als-Funktionieren-ist-Hoerbuch/B073WV1VQX



Zum Anschauen

Im Moment haben wir mal wieder für einen Monat AmazonPrime und haben ein paar Filme geguckt, die ziieeemlich gut sind.

Zum einen "Trumbo" über den amerikanischen Drehbuchautoren Dalton Trumbo, der als Mitglied einer kommunistischen Partei auf der Blacklist landete und eine lange Weile nicht unter seinem eigenen Namen arbeiten konnte. Mit einem fantastischen Bryan Cranston in der Hauptrolle!





Für alle, die britischen Humor und britische Schauspieler lieben und nichts gegen Vampire haben, ist "Eat Locals" genau der richtige Film:





Katzenliebhaber werden "A Street Cat Named Bob" sicher schon kennen, aber ich habe ihn erst jetzt gesehen und am Schluss natürlich auch vor Rührung geweint:






Und natürlich darf "RuPauls Drag Race" Staffel 9 nicht fehlen, die jetzt auf Netflix verfügbar ist. Mit einem grandiosen Geheimauftritt von Lady Gaga!

Dienstag, 21. November 2017

Ich möchte kein dickes Fell haben.





Gestern Abend saß ich in meinem Flur auf dem Boden und stöberte in alten Notizbüchern von meiner Ausbildung zur Theaterpädagogin, auf der Suche nach vergessenen Übungen, die ich mal wieder in meine Proben oder Workshops einbauen könnte.
Auf den letzten beschriebenen Seiten fand ich das Feedback zu meinem Praktikumsbericht.

Für den Abschluss als Theaterpädagogin war ein Praktikum im Theaterbereich zwingend und ging mit einem Praktikumsbericht einher.
Um das Schöne mit dem Nervigen zu verbinden, hatte ich mir damals ein Praktikum in meiner Lieblingsstadt Wien besorgt. Vier Wochen in einem Sommertheater im Herzen der Stadt.

Das Praktikum entpuppte sich schon ab dem ersten Tag als unglaublich langweilig. Mir wurde bei der Bewerbung gesagt, dass sie sich über jede helfende Hand freuen, aber als ich dort war, gab es keinerlei Aufgaben für mich. Jeden Tag fragte ich nach, aber es gab nichts zu tun, außer ab und zu ein Getränk für irgendjemanden aus dem Kühlschrank zu holen. Oder das klassische Kaffeekochen. Diese zwei Aufgaben durfte ich mir zudem mit zwei weiteren Praktikantinnen teilen, die genauso unterbeschäftigt waren wie ich.
In den vielen Stunden, die ich einfach nur mit meinem Notizbuch in irgendeiner Ecke saß, hatte ich Zeit, die Strukturen und Verhaltensweisen des Teams zu beobachten. Es war ein kleines Team, bestehend aus einer Handvoll Schauspielern, dem Regisseur, dem kaufmännischen Leiter, einer Technikerin, einem Musiker und der Regie-Assistentin. Letztere hat 90% der Arbeit gemacht, sie wurde auch wie selbstverständlich mit allen Aufgaben überschüttet.
Der Regisseur war ein unangenehmer Mensch. Geltungsbedürftig, selbstgefällig und übergriffig. Ich sah, wie er ständig den Arm um die Frauen im Team legte, eine Schauspielerin auf seinen Schoß zog und ständig irgendwem Küsschen gab.
Belästigung, Sexismus, Ausbeutung und Machtmissbrauch standen auf der Tagesordnung, in netter und charmanter Verpackung daherkommend und deshalb ganz unauffällig.
Mir behagte das nicht. Ich selbst hatte Glück und wurde "verschont", aber ich hatte keine Lust, meine kostbare Zeit in diesem Theater totzusitzen und mir dieses unangenehme Arbeitsumfeld anzuschauen, ohne Aufgabe und ohne eine Möglichkeit, etwas zu lernen.

Wobei, ich hatte etwas gelernt: dass der Theaterbetrieb nicht mein Bereich ist und ich in so einem Umfeld nicht arbeiten möchte.
Nach anderthalb Wochen hatte ich keine Lust mehr, brach das Praktikum ab und suchte mir für den restlichen Zeitraum spontan zwei neue Praktika, Theater-Ferienangebote für Kinder.

In meinem Praktikumsbericht stand nichts von der Übergriffigkeit, nichts von Belästigung. Es brauchte Jahre bis ich verstand, was ich da gesehen hatte und es benennen konnte.
Aber ich hatte mich in meinem Bericht darüber beklagt, dass ich nichts zu tun hatte und dass die Aufgabenverteilung extrem ungerecht und der Regisseur nervtötend und anstrengend war. Dass mir all das keinerlei Freude bereitete und ich deshalb wechselte.

Meine beiden Dozentinnen kamen aus dem Theaterbetrieb und waren nicht zufrieden mit meiner Entscheidung, das Praktikum abzubrechen. Sie meinten, dass solche Erfahrungen eben dazu gehören, dass man da durch muss und wir ja genau deswegen das Praktikum machen sollen.
Sie sagten, dass ich halt eine andere Generation bin, aber dass man so kein dickes Fell entwickelt.


Damals wusste ich nicht so recht, was ich dazu sagen soll. Gestern abend beim Lesen der Feedback-Notizen wusste ich es:



Ich möchte kein dickes Fell haben.

Ich möchte auf Augenhöhe arbeiten, ich möchte Wertschätzung für meine Arbeit und ein ehrliches Umfeld.
Ich möchte keine Spielchen, keine Intrigen, keine Ausnutzung und keinen Sexismus bei der Arbeit ertragen müssen.
Ich möchte nicht "durch etwas durch müssen". Denn das "Da musst du durch"-Prinzip ist Bullshit.
Hindurch-Müssen impliziert, dass einen auf der anderen Seite etwas besseres erwartet. Etwas, das nicht so ist wie das, durch das ich "durch muss". Doch da gibt es nichts. Man kommt nirgendwohin, wo es schöner ist, wenn man sich ein dickes Fell zulegt.
Es wird immer gleich bleiben und vielleicht sogar schlimmer werden. Und je dicker das Fell ist, desto mehr nehmen sich die anderen heraus. Weil sie können. Und weil nie jemand sagt: nicht mit mir!

Wenn wir uns alle ein dickes Fell antrainieren, dann wird sich nie etwas ändern. Dann bleibt es einfach genauso scheiße wie es ist.
Genau deshalb wird es einem ja auch immer wieder vorgeschlagen. Weil keine Veränderung der Situation gewünscht ist. Weil bitte jeder an dem ihm angestammten Platz bleiben soll. Und weil jeglicher Aufstand eine Gefahr bedeutet. Dir passt etwas nicht? Dann bist du einfach zu sensibel und brauchst ein dickeres Fell. Das IST HIER EINFACH SO.

Anstatt zu fragen, warum jemand nicht bereit ist, etwas auszuhalten, sollten wir doch lieber fragen, warum er es überhaupt aushalten soll? Was hat er davon? Irgendwann in eine Position zu kommen, aus der heraus er sich für das erlittene Leid rächen kann? Auf Kosten der eigenen psychischen und phsyischen Gesundheit?
Das kann man machen. Muss man aber nicht.

Ich verzichte gern.
Ich möchte kein dickes Fell.

Oder wie einer meiner Kunden heute so schön sagte: "Ich bin mit meinem dünnen Fell ganz zufrieden."


Foto: Sarah Bansemer in "Weiße Katze"

Freitag, 17. November 2017

#freitagsgedanken – Krank


Krank

Letzten Samstagabend fing es an. Ich spürte ein leichtes Kratzen im Hals und wusste: das wird nicht gut enden.
Am Sonntag wachte ich mit noch kratzigerem Hals auf, trank viel Tee und machte mich dann dick eingepackt am Nachmittag auf zur Extraprobe der Gruppe Vorspiel.
Im Theater war ich abgelenkt und auf die Szenen konzentriert, aber auf dem Heimweg ging mir alles auf den Geist: jeder Mensch, jeder dumme Satz, den ich mithören musste, und vor allen Dingen jeder Geruch.
Zuhause erklomm ich mühsam den fünften Stock, denn einen Tag vorher war der Fahrstuhl ausgefallen.

Ja, und das war´s dann. Am nächsten Tag konnte ich mich als krank bezeichnen: erhöhte Temperatur, Schnupfen, Husten ... das volle Programm.
Mein Gründerwoche-Workshop musste ausfalllen und ich vegetierte vor mich hin.

Interessant ist ja, dass fast jeder eine Art immer gleichen Ablauf hat, wenn er krank wird. Aber jeder für sich individuell.
Bei mir ist es ungefähr so: erst Kratzen im Hals, dann häufiges Niesen, dann evt. Gliederschmerzen, Erschöpfungszustand, erhöhte Temperatur oder Fieber, Schnupfen, eine durchgeschwitzte Nacht, Temperatur niedriger, starker Schnupfen + erste Huster, eine zweite durchgeschwitzte Nacht, normale Temperatur, Schnupfen + Husten. Danach noch ein paar Tage langsam (manchmal seeehr langsam) ausklingender Schnupfen + Husten.
Bei meinem Mann hingegen ist der Fokus ganz stark auf dem Hals. Von Schnupfen ist er kaum betroffen, dafür aber extrem von Halsschmerzen geplagt.

So hat jeder Körper seinen ganz eigenen Erkältungs-"Style".

Und passend zum eigenen Style hat auch jeder seine ganz eigenen Wohlfühl- und Linderungsstrategien. Seine eigenen Go-To-Essentials. Bei manchen ist es Ingwer-Tee (Grusel!!!), bei anderen ist es die gute alte Hühnerbrühe.
Sobald ich krank werde, geh ich noch schnell einkaufen: em-eukal Kinder-Hustenbonbons, Kirschsaft (fragt mich nicht, wieso), Früchtetee (der mit sehr viel Honig getrunken wird), Taschentücher und Mandarinen. An motivierten Tagen noch Zutaten für eine Hühnersuppe, ansonsten einfach alles, was weich und lecker ist, wie Milchschnitten, Eis oder Apfelmus.

Wenn dann der Schnupfen richtig zuschlägt, brauche ich zu den Mahlzeiten Essen, das sehr intensiv schmeckt, also viel Salz und viel Fett enthält. Geht es euch aus so?
Was immer geht, ist Pizza. Immer! Auch, wenn ich nicht krank bin.
Die hat mein Mann mir dann zum Mittag gezaubert. Perfekt!

Nun ist auch er krank (natürlich!) und wir fröhnen gemeinsam der Ruhe und dem etwas langsameren Lebensstil.

Eine Erkältung zwingt uns immer ein bißchen in die Knie. Zurecht, wie ich finde. Der Körper weiß, wann man übertrieben hat. Stress schwächt das Immunsystem und lädt fröhlich alle Viren ein, sich bei uns auszubreiten.

Mit einer Erkältung wird man zur Ruhepause gezwungen.

Finde ich gar nicht so schlecht, ehrlich gesagt.

Freitag, 10. November 2017

#freitagsgedanken – Komfortzone


Komfortzone

Am Dienstag war ich in einer Schauspielschule. Genauer gesagt im André Boulouri Actors Space. Ein Bekannter, der Schauspieler ist, hatte auf Facebook von dem dortigen Kurs zur Meisner Technik geschwärmt und auf Nachfrage erfuhr ich, dass es eine Drop In Class gibt, an der jeder teilnehmen kann.

Nun bin ich ja keine Schauspielerin. Zwischen Amateurschauspiel und Schauspiel als Beruf liegt eine ganze Menge Luft. Und eine ganze Menge fehlender Technik sowie – und das habe ich am Dienstag gemerkt – ein emotionaler Puffer.

Ein Schauspieler soll auf der Bühne oder im Film das menschliche Handeln und die menschliche Emotionswelt so realistisch wie möglich darstellen.
Der erste Gedanke ist, dass er diese Empfindungen einfach sehr gut spielt.
Aber ganz so einfach ist es nicht. Um eine Emotion wirklich ergreifend rüberbringen zu können, reicht bloßes Spiel nicht aus. Der Schauspieler erlebt diese Emotionen.
Die Meisner-Technik unterstützt ihn bei diesem Erleben und schult ihn darin, auf sein Gegenüber einzugehen und somit emotionale Reaktionen zu erreichen.

Puh, soweit, so abschreckend. Also für jemanden wie mich, der sich mit Emotionen manchmal etwas schwertut.
Nicht mit dem Erleben oder Zulassen, sondern mit dem Haben. Besonders bei negativen Emotionen. Hab ich halt eher weniger.

Nichtsdestotrotz wollte ich die Meisner Technik kennenlernen. Aber vor Schauspieltraining hab ich immer Angst. Denn das bedeutet Ernsthaftigkeit. Da gehts nicht um Spaß. Im Gegenteil.

Ich fuhr also zum Moritzplatz, fand das Studio und stand dort etwas hilflos rum. An mir vorbei zogen gefühlt Scharen wunderschöner, junger Menschen. Elbenwesen aus einer anderen Welt. Einer Welt, in der die Leute Schauspiel sehr ernst nehmen. Eine Welt also, in der jemand, der das nur aus Spaß macht, keinen Zutritt hat.

Das ist natürlich Quatsch, aber so fühlte ich mich. Zum Glück sprach mich die Dozentin der Drop In Class an, erzählte mir ein bißchen Theorie zur Meisner Technik und dann ging es mit der einzigen anderen Teilnehmerin in den Nebenraum.
Bitte? Drei Stunden Training, nur zu zweit? Hilfeeee!
Kurz danach tauchte noch ein junger Mann auf. Glück gehabt. Immerhin zu dritt!

Nach der Aufwärmung starteten die beiden anderen mit der Übung des Tages, ich konnte erst einmal zuschauen. Es schien gar nicht so schwer, aber ich wusste aus Erfahrung, dass der Schein trügt.
Als ich dann selbst dort stand, mich auf mein Gegenüber, auf seine und meine Handlungen und Emotionen konzentrieren musste, war es ziemlich anstrengend. Manchmal zäh, manchmal gut, aber eben vor allem anstrengend.

Auf dem Heimweg grübelte ich. Über meinen Mangel an Wut (wo zaubern andere das her?), über die Unterschiede zwischen Schauspiel und Amateurtheater und Theaterpädagogik. Über das Spielen, das Erleben, die Realität.
Und über meine Komfortzone. Der Workshop war ein Schritt heraus aus dieser Komfortzone, ein Blick über meinen Tellerrand, der mir eine andere, recht fremde Welt gezeigt hat. Eine Selbsterfahrung, die mir überraschenderweise ganz viel über mich selbst verraten hat, mir gezeigt hat, wie sehr ich Komödie und Lachen liebe, wie ich in allem den Witz suche – und wie das in solch einem Kontext unpassend und wenig zielführend sein kann.

Die Übung war für meine Arbeit und mich sehr wertvoll und wird auf jeden Fall demnächst ausprobiert. Auch generell will ich mehr über die Meisner Technik herausfinden.

Meine Achtung vor dem Schauspielberuf ist an diesem Tag enorm gestiegen.
Wahnsinn, was dieser Beruf an emotionalem Input erfordert. Und wunderbar, wie sehr Schauspieler uns an dieser Gefühlswelt teilhaben lassen.

Freitag, 3. November 2017

#freitagsgedanken – Endlich kalt.


Endlich kalt.

Am Montag war es plötzlich kalt. Ich fuhr nach Tegel, wo ich einmal wöchentlich bei einem ehemaligen Gruppenmitglied Schauspielunterricht gebe, bekam zum Abschied selbstgemachten Nusskaramell geschenkt, konnte deshalb meine Handstulpen nicht anziehen und stand an der Bushaltestelle, die Hände frei im Wind. Und diese Hände waren binnen Sekunden saukalt.

Wo andere jedoch in Depressionen versinken, weil jetzt die kalte Jahreszeit beginnt, verfiel ich innerlich in Jubel. Endlich! Endlich beginnt so langsam meine liebste Jahreszeit: der Winter!

Ja, es ist noch Herbst, und auch der ist toll, aber das wichtigste ist: es wird kalt. Ich mag es, wenn es kalt ist. Wenn irgendwann der Moment gekommen ist, an dem man zum ersten Mal die Kälte richtig spürt, weiß ich: Miss Winter is coming ...

Ich mag die leicht melancholische Stimmung, die kahler werdenden Bäume, den Wind, die leeren Straßen. Das graue, trostlose und gerade dadurch auf ganz eigene Art wunderschöne Berlin.

Ich liebe die Kälte, weil ich in ihr nicht schwitze.
Endlich weiß ich, was ich anziehen soll: etwas Warmes. In der Übergangszeit ist man ständig zu warm oder zu kalt angezogen, im Hochsommer ist jedes Kleidungsstück sowieso zu viel. Aber im Winter ist es einfach: so warm wie möglich.
Und das kann ich. Wenn es eines gibt, was ich kann, dann ist es warm anziehen.

Die Wintermode finde ich auch immer viel schöner als die Sommermode. Man kann einfach so viel mehr Kleidungsstücke tragen. Modisches Kombinieren bekommt eine völlig neue Bedeutung: das Drinnenoutfit muss zur Draußenkleidung passen, zu jedem Outfit muss die passende Jacke oder der passende Mantel, sowie Handschuhe, Schal, Mütze und Schuhe herausgesucht werden. Eine fantastische Aufgabe!
Endlich kann ich mich auch wieder schminken. Was im Sommer einfach verläuft, bleibt nun endlich im Gesicht haften – und das den ganzen Tag.

Wenn es kalt wird, gehe ich auch öfter raus. Sogar gerne. Ich mag dann Spaziergänge durch die Stadt, eine abendliche Runde am Kudamm entlang und in der Mittagssonne auf einer Bank sitzen.

Mit der Kälte kommt auch wieder die Lust auf Kultur, auf Theater und Museen, auf Kino und Filmabende mit Freunden.

Neue Musik ist auf meinen iPod gewandert. Musik, die zur Dunkelheit passt, jazzige und herbstliche Töne wie "Element of Crime" oder Frank Sinatra.
Auch good old Robbie Williams mit seinen Sinatra-Covern ist dabei.

Und wenn ich im Dunkeln, einpackt in Mantel und Schal, die Straße entlanglaufe und dabei "One for my baby" in meinen Ohren klingt, blühe ich auf. Jetzt beginnt MEINE Zeit im Jahr.