Mittwoch, 31. August 2016

Interview mit Keith Johnstone im Theaterhaus Berlin Mitte




















Der Meister persönlich war in Berlin!
Letzte Woche gab der Begründer des modernen Impro-Theaters - Keith Johnstone - vor dem Theaterhaus Berlin Mitte ein Interview.
Ich war natürlich im Publikum dabei, in der prallen Hitze und schwitze mich zu Tode. Aber man muss auch Opfer bringen für die Kunst.

Ich wollte ihn unbedingt live sehen und schon einen ersten Eindruck bekommen bevor ich diesen Donnerstag Gasthörerin bei einem Workshop von ihm sein werde.


Keith Johnstone ist Jahrgang 1933 und somit kam es während des interviews immer mal zu Abschweifungen, er verlor ab und zu den roten Faden, aber nahm es selbst mit Humor. Er ist auf jeden Fall so sympathisch wie in seinen Büchern und sagt großartige Sätze.

Das Interview war nur kurz, er wurde nach seine Einstellung zum modernen Improtheater gefragt (er hat schon ewig keines mehr gesehen ;) ) und generell nach Tipps zum Thema Impro.

Er nutzt für Improvisation gern Gegenstände, lässt die Spieler nicht nur stehen, sondern nutzt alle Ebenen. Er regt seine Spieler an, die Angst vor Veränderungen abzulegen, sich zu trauen.

Dies waren meine Lieblingssätze:
"Drama is: A changes B."
"The audience want´s to see people change but the actors hate it."

"There is no evidence that doing your best has the slightest use." 

"It´s amazing that we managed to kill curiosity."

Ich bin sehr gespannt auf das Seminar mit ihm und werde berichten!

Montag, 29. August 2016

Was sind eigentlich die vier Persönlichkeitstypen? (Riemann-Thomann-Modell)


In meinem Workshop "Ich so: Och bitte! Die andern so: Nö!" erkläre ich interaktiv und immer wieder mit viel Freude die vier verschiedenen Persönlichkeitstypen des Riemann-Thomann-Modells, die auf die "Grundformen der Angst" von Fritz Riemann zurückgehen. Der Psychologe Christoph Thomann hat diese Angstformen für seine Arbeit entpathologisiert und das Modell der vier Persönlichkeitstypen entworfen.

Wir Menschen haben verschiedene Bedürfnisse, die auf 4 Grundausrichtungen herunter gebrochen werden können und zwei Gegensatz-Paare bilden: Nähe & Distanz sowie Dauer & Wechsel. Wir sind eine Mischung aus allen Bedürfnissen, bei jedem ist die Verteilung anders und formt einen Wohlfühlzustand, der sich irgendwo auf diesem Koordinatenkreuz eintragen lässt:


Das ist der Zustand, in dem es uns gut geht, von dort aus sind wir unterschiedlich anpassungsfähig, haben also einen unterschiedlich großen Aktionskreis, in dem wir angenehm agieren können. Verlassen wir diesen Aktionskreis im Koordinatensystem, fühlen wir uns zunehmend unwohl.

Die vier verschiedenen Persönlichkeitstypen. Hier die wichtigsten Eigenschaften:

Nähesuchender Persönlichkeitstyp (Nähe)
verständnisvoll
empfindsam
zugewandt
kompromissbereit
offen
hilfsbereit
kameradschaftlich

Distanzierter Persönlichkeitstyp (Distanz):
selbstsicher
konsequent
entscheidungsfreudig
kritisch
eigenständig
zielstrebig
unabhängig

Sicherheitsliebender Persönlichkeitstyp (Dauer):
genau
systematisch
ausdauernd
Regeln schaffend
zuverlässig
ordentlich
vorsichtig

Überschwänglicher Persönlichkeitstyp (Wechsel):
spontan
flexibel
innovativ
beweglich
großzügig
risikofreudig
abenteuerlustig


Es ist ein einfaches Modell, das aber eine gute Kategorisierung ermöglicht, wenn man sich einen Überblick über sich selbst und sein Umfeld schaffen will. Und vor allen Dingen, wenn man wissen will, warum andere anders ticken als man selbst.
Passend dazu wird es auch noch einen Post geben, wie ich das Modell für meine theaterpädagogische Arbeit nutze.

ABER: Wir Menschen haben alle Grundstrebungen und Typen in uns drin und sind auf allen vier Kanälen ansprechbar. Wir sind also immer Mischtypen!
In Grenzsituationen neigen wir jedoch dazu, uns in unser Wohlfühlfeld zurückzuziehen. Um meinem Gegenüber ein sicheres Gefühl zu geben, kann ich ihm genau das schenken, was er in diesem Moment braucht.

Im Oktober gibt es einen neuen Workshop zum Thema Gruppendynamik, in dem die Teilnehmer die Möglichkeit bekommen, sich mit den verschiedenen Typen auseinander zu setzen, den eigenen Typ zu finden und auszuprobieren, wie es sich anfühlt, in die Rolle eines anderen Persönlichkeitstyps zu schlüpfen. Zusätzlich werden die verschiedenen Phasen erklärt, die eine Gruppe in ihrer Zusammenarbeit durchläuft. Es sind noch Plätze frei!


Foto: "Wer zuletzt lacht", Theatergruppe Grobkost: http://www.facebook.com/Grobkost

Freitag, 26. August 2016

Fröhlichkeit - Blogreihe #wertekatalog

Es ist Value-Friday und es geht weiter mit der Blogreihe #wertekatalog.

Der siebzehnte Wert ist:

FRÖHLICHKEIT
Wikipedia sagt:
nichts

aber dafür zeigt mir Google eine simple Definition:

Frö̱h·lich·keit
Substantiv [die]
der Zustand, vergnügt zu sein.
So ein gut gelaunter Wert!
Fröhlichkeit ist für mich meist ein hehres Ziel, das ich aber nicht immer erreiche. Ich denke, das liegt daran, dass ich nicht immer in expressiver Stimmung bin.
Um Fröhlichkeit zu zeigen und mit anderen zu teilen, muss sie in Gestik und Mimik sichtbar sein - und das ist gar nicht so einfach. Ich bin meist gut gelaunt und fast immer recht entspannt. Zudem bemühe ich mich um einen positiven Gesichtsausdruck, um ein Lächeln. Allein schon, um einem miesepetrigen Gesichtsausdruck im Alter entgegen zu wirken.

Aber Fröhlichkeit ist mehr. Fröhlichkeit ist nicht einfach Glück. Es ist eine offene Freude, die sich im ganzen Wesen zeigt, in diesem Moment. Fröhlichkeit ist meist akut, kann aber auch lange anhalten.



Wann ist man fröhlich? Vermutlich jeder in anderen Augenblicken.
Ich bin fröhlich, wenn ich mit Menschen Zeit verbringe, die meinen Humor teilen. Wenn ich mich fallenlassen kann, wenn ich albern sein kann, wenn mich mein Umfeld zum Lachen bringt und ich wiederum mein Umfeld. Wenn sich ein gemeinsamer Abend endlos anfühlt, wenn ich nicht an nervige Aufgaben denke. Immer, wenn ich mit meinem Hörspiel-Quartett Zeit verbringe, dauert es nicht lange und der Raum ist von Fröhlichkeit und Albernheit erfüllt. Ich liebe das!

Im Beruf bin ich oft fröhlich, wenn eine Aufführung geschafft ist, wenn die Stimmung hochkocht, wenn alle gelöst, verschwitzt und glücklich von ihren Freunden empfangen und gefeiert werden.

Manche Menschen sind nie fröhlich. Die Gründe sind vielfältig. Ich glaube, dass ein häufiger Grund Scham ist. Die Angst, sich zu öffnen, die Angst vor einem Lächeln, die Angst vor Blamage. Wenn ich fröhlich bin, bin ich offen und durchlässig. Ich gebe meine Emotionen preis und mache mich damit angreifbar. Diese Angriffsfläche entsteht, indem ich offen zeige, dass ich mich begeistere. Für etwas, für jemanden, für eine Stimmung oder für ein Gefühl. Oder noch schlimmer: einfach so.
Fröhlichkeit wird mitunter verurteilt. Weil sie so auffällig ist. Besonders, wenn sie ohne Alkohol oder andere "Gründe" entsteht, wenn sie einfach aus dem Glück eines Menschen entspringt. Denn dieser Mensch zeigt uns in dem Moment, dass er zufriedener mit sich selbst ist, als wir es sind. Das ist hart, das ertragen wir nur schwer. Es ist ein Machtgefälle, ein Statuskampf. Um uns besser zu fühlen und dieses Gefääle auszugleichen, müssen wir diese Fröhlichkeit in Frage stellen, müssen sie schlechtreden.

Warum lassen wir uns nicht einfach anstecken von der Fröhlichkeit?
Ein Lachen, eine gute Stimmung - das ist auch immer eine Einladung an uns. Eine Einladung, Glück und Zufriedenheit zuzulassen und sie zu zelebrieren. In diesem Augenblick - und auch gern immer öfter.

Seid ihr fröhlich? Wann besonders?

Charles Dickens sagt es ganz simpel:


Foto: "Leonce & Lena", Theatergruppe Vorspiel: http://www.facebook.com/TheatergruppeVorspiel

Mittwoch, 24. August 2016

Yelka Marada - Lyrische Theater-Performance

Per·for·mance
Substantiv [die]
kunst
pə(r)ˈfɔːməns/
  1. von einem Künstler dargebotene künstlerische Aktion.



Das Thema Peformance ist immer wieder spannend und verwirrend zugleich.
Performance kann alles sein und gleichzeitig auch nicht.
Es gibt eine eigene Performance-Szene und Performer sind nicht automatisch Schauspieler. Können es aber sein. Sie können aber auch Bildende Künstler oder Schriftsteller oder Musiker sein ... oder nichts von alldem, sondern einfach: Performance-Künstler.

Yelka Marada macht lyrische Theater-Performance. Ich lernte sie bei einem meiner Meet Ups kennen (das nächste ist am Freitag!) und wir mochten uns gleich. Yelka ist dunkel und bunt, feinfühlig und tiefsinnig, emotional, manchmal dramatisch und gleichzeitig fröhlich.
Sie ist ausgebildete Schauspielerin, angehende Bildende Künstlerin, schreibt lyrische Texte und feiert bald mit ihrer ersten lyrischen Theater-Performance Premiere.

Seit wenigen Monaten helfe ich Yelka ab und zu bei ihren Proben und bin als Unterstützung am Start.

Der erste Auftritt ist in Planung, bald erfahrt ihr mehr.

Freitag, 19. August 2016

Großzügigkeit - Blogreihe #wertekatalog

Es ist Value-Friday und es geht weiter mit der Blogreihe #wertekatalog.

Der sechzehnte Wert ist:

GROSSZÜGIGKEIT
Wikipedia sagt:
Großzügigkeit gilt als eine Tugend. [...] Sie besteht darin, ohne Verpflichtung oder Zwang, anderen Leistungen oder Werte in einem Umfang zukommen zu lassen, die über das normale Maß oder das üblicherweise zu Erwartende hinausgehen. Im Allgemeinen gilt Großzügigkeit auch nicht als kalkuliert taktisches Verhalten, das mit adäquaten Gegenleistungen rechnet oder diese herbeiführen will. Das schließt aber nicht aus, dass solche Gegenleistungen erbracht werden oder üblich sind [...].
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Großzügigkeit)
Für mich ist Großzügigkeit einer meiner wichtigsten Werte. Großzügigkeit ist für mich eine Lebens- und Geisteshaltung, die mit Offenheit und Zuneigung einhergeht.

Geben ist immer befriedigender als Nehmen, denn man hat das Gefühl, etwas zu bewirken, einen anderen Menschen glücklich(er) zu machen. Großzügigkeit ist die Voraussetzung für´s Schenken. Den Wert dessen, was man verschenkt, bemisst man selbst. Schenken hat nicht zwingend etwas mit Materiellem oder Geldwerten zu tun, sondern mit dem Wunsch, dem anderen etwas zu opfern, was mir wichtig ist. Wenn man es runterbricht, ist das in den allermeisten Fällen Lebenszeit. Sobald ich jemand anderem Zeit schenke, gebe ich etwas für mich essentiell wichtiges weg oder teile es mit der Person.
Und das Geschenk der Zeit ist unbezahlbar.

Ich bin immer wieder dankbar, wie großzügig meine Theatergruppenteilnehmer Zeit und Engagement an die Gruppe verschenken. Wieviel Einsatz sie zeigen, was sie für Ideen einbringen, wie sie sich gegenseitig unterstützen. Wieviel Essen sie bei den Aufführungen heranschaffen und welche Kontakte sie spielen lassen. Und ohne diese Großzügigkeit geht es nicht, kommt keine Aufführung zustande.

Ohne Großzügigkeit funktioniert auch Liebe nicht. Liebe vermehrt sich, wenn ich sie verschwende. Je knauseriger ich im Verteilen meiner Liebe bin, desto mehr verkümmert sie.
Mit der Kreativität ist es genauso  - auch sie ist ein Gut, das sich nicht verbraucht, sondern - im Gegenteil - stärker wird, je öfter ich es nutze. Wir können in so vielen Dingen großzügig sein und sind es meist doch nicht. Wir haben soviel zu geben, in freien Stücken, so viel Reservoir, das größer wird, je mehr wir davon verschenken.
Wir schöpfen dieses Reservoir aber nicht aus. Aus Angst. Aufgrund schlechter Erfahrungen, in denen unsere Großzügigkeit missbraucht wurde, in denen wir verletzt wurden. Aber fühlen wir uns besser, wenn wir das Reservoir geschlossen halten? Wenn wir nichts mehr raus- und somit auch nichts mehr reinlassen?
Wie wäre es, wenn wir TROTZ dieser negativen Erfahrungen großzügig sind? Dann gewinnen wir. Dann öffnen wir uns wieder und erleben, wie schön es sein kann, zu geben.
Und großzügig heißt nicht unvorsichtig, sondern eben nur - großzügig.


Also seid großzügig!
Schenkt Zeit, Liebe, Zärtlichkeit, Berührungen, Aufmerksamkeit, gute Laune, Witze und euer Lachen, schenkt Hilfe und Unterstützung.
Eure Liebsten haben es verdient. Und ihr selbst auch.


Wie großzügig seid ihr? Und ist euch Großzügigkeit bei anderen wichtig?


Das Zitat von Selma Lagerlöf ist zwar ein Klassiker, aber es passt so schön:

Foto: "Leonce & Lena", Theatergruppe Vorspiel: http://www.facebook.com/TheatergruppeVorspiel

Mittwoch, 17. August 2016

Recap/Preview #1


Ich bin nun seit ein paar Monaten auf dem Blog wieder sehr aktiv und es wird Zeit, regelmäßige Recaps einzuführen, um die letzten Wochen immer mal Revue passieren zu lassen. Und da ich gerne Pläne mache, wird es auch gleichzeitig eine Preview sein. Starten wir doch mal damit!



Sommerloch: Quelle für Veränderungen
In Zeiten des Sommerlochs (die meisten Selbständigen werden es kennen) ist immer viel Zeit für Entspannung, Besinnung, Reflektion und Neuorientierung. Auch diesen Sommer steht genau das auf meinem Programm. Mit der Anfrage bei der Professional Speaker Academy als Dozentin für Improvisation, Status und Bühnenpräsenz dabei zu sein, kam der Gedanke auf, meinen Fokus auf einen bestimmten Bereich zu legen. Weil es mich und meine Teilnehmer immer wieder fasziniert, fiel die Wahl auf "Status-Verhalten". Der Selbstbewusstsein-Onlinekongress und die Begeisterung der Powerfrauen@Berlin haben mir noch einen weiteren Stups in diese Richtung gegeben.
Passend dazu wurden neue Fotos gemacht, die Website aktualisiert und aktuelle Visitenkarten gedruckt.


Beruf, Business, Networking
Und ja, darauf gibt es nur eine Mailadresse und meine Website, denn mir geht es genauso wie in diesem Büronymus-Artikel.
Ich mag aber gern Face-to-Face-Gespräche und nach meinem Besuch beim BNI-Chapter Bär und dem Barcamp Berlin komme ich so langsam auf den Networking-Geschmack. Bald gibt es einen Artikel mit Networking-Tipps für so distanzierte Persönlichkeitstypen wie mich.;)


Highlights des Sommers
Auf jeden Fall die boatify-Bootstour mit den Spielschauern! Es war einfach wahnsinnig schön: perfektes Wetter, gute Stimmung, super Leute.
Auf der Bühne hat mich Das Feuerschiff im Deutschen Theater begeistert, unbedingt angucken in der nächsten Spielzeit!


Vorfreude ist die schönste Freude
In nächster Zeit ist ziemlich viel los! Und ich bin schon sehr gespannt auf alles, was kommt.
Unglaublich, aber wahr: Keith Johnstone, der Begründer des modernen Improtheaters kommt nach Berlin. Auf seinem Statusbegriff fußt mein Status-Training und natürlich muss ich ihn sehen. Im September bin ich Gasthörerin bei seiner Masterclass und werde berichten. Für alle anderen, die ihn ebenfalls sehen wollen, gibt es ein Live-Interview mit ihm im Theaterhaus Mitte. Eintritt kostenlos! Ich bin auf jeden Fall am Start!
Im September kann ich dann die neuen Erkenntnisse gleich mit in den nächsten Status-Workshop einbauen. Es sind noch Plätze frei!
Und an meinem Geburtstag bin ich bei der Scheitern-Konferenz von Get Engaged dabei, Ticket ist schon gekauft. Ich plane ein Speakout zu halten (sofern der Organisation das Thema passt) - schauen wir mal.
Es gibt noch Tickets, also falls mir jemand Gesellschaft leisten will, freue ich mich!
Die Woche drauf starten dann gleich zwei neue Kurse, in denen noch Platz für interessierte Mitspieler ist:
"Gruppendrang", der Kurs, in dem eine neue Theatergruppe entsteht und gemeinsam ein Stück inszeniert, sowie ein Tanztheater-Kurs mit der Tänzerin Elena Faradjollah.


Zu guter Letzt: das neue Spielzeit-Magazin ist online! Randvoll mit spannenden Rückblicken und
Vorschauen!









Freitag, 12. August 2016

Kameradschaft - Blogreihe #wertekatalog

Es ist Value-Friday und es geht weiter mit der Blogreihe #wertekatalog.

Der fünfzehnte Wert ist:

KAMERADSCHAFT
Wikipedia sagt:


Kameradschaft (aus italienisch camerata, „Kammergemeinschaft“) bezeichnet eine zwischenmenschliche Beziehung ohne sexuelle Ansprüche im Sinne einer Solidarität innerhalb einer Gruppe, früher vorwiegend unter männlichen Personen, heute allgemein.
Der Ausdruck wurde in Deutschland bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts in vielen Zusammenhängen verwendet: Klassen-, Sport-, Vereins- und Schulkameradschaft, auch als Bezeichnung für die jeweilige Gruppe. So wird seit alters her im Bergsteigen von Bergkamerad oder bei Expeditionen von Expeditionskamerad gesprochen; das schließt damit gegenseitige Hilfsbereitschaft unter den Bedingungen der Naturgefahren im Gebirge oder während einer Expedition ein.
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Kameradschaft

Kameradschaft klingt schon sehr nach Militär und Nationalsozialismus, oder? Leider wurde der Begriff in unserer Geschichte ziemlich missbraucht. Aber ganz neutral betrachtet: im Militär (und teilweise auch im  Sport) kann Kameradschaft lebensrettend sein - und ist deshalb so wichtig. In diesem Bereichen ist Kameradschaft essentiell und absolut normal.
Für andere klingt Kameradschaft vielleicht eher beängstigend und abstoßend, trägt es doch eben dieses  gewisse Stigma mit sich.
Aber an sich ist Kameradschaft sehr interessant - bedeutet es doch Teamarbeit mit einer gewissen Verantwortlichkeit für den anderen. Eine Verantwortlichkeit, die in der Teamarbeit eigentlich normal sein sollte, es aber leider oft nicht ist.
Kameradschaft hat viel mit Hilfsbereitschaft zu tun - gegenüber Personen, die das gleiche Ziel teilen wie wir selbst.
Aber was unterscheidet dann die Kameradschaft von der Freundschaft?
Die Freundschaft ist eine enge Verbindung auf persönlicher Ebene, unabhängig von gleichen Zielen und Interessen. Eine Freundschaft funktioniert über Sympathie und Gemeinsamkeiten. Diese Gemeinsamkeiten können z.B. Interessen, Eigenschaften, Humor oder Vorlieben sein. Dabei ist es unerheblich, ob wir gemeinsam arbeiten, ob wir an einem Ort sind oder ob wir ein gemeinsames Ziel verfolgen.
Kameradschaft jedoch gilt für eine bestimmte Umgebung - wir sind Kameraden, wenn wir uns in der gleichen Situation befinden und gemeinsam einer Aufgabe nachgehen, deren Gelingen von unserer Zusammenarbeit und gegenseitigem Vetrauen abhängt. Dafür müssen wir jedoch nicht befreundet sein, sondern die Notwendigkeit der Lage (an)erkennen.
Sind Kollegen dann nicht auch Kameraden? Manchmal schon, meistens aber leider nicht. Im Gegenteil: selbst wenn sie im Team arbeiten, fehlt oft das Vertrauen ineinander und das Gelingen des Projektes ist nicht der ausschlaggebende Motivator für alle Teammitglieder. Ganz eigene Motivationen können in den Vordergrund treten, z.B. eigene Aufstiegschancen oder Ausschaltung eines Konkurrenten.


Also schauen wir uns diese Kameradschaft doch mal genauer an. Im Militär ist sie Dienstpflicht, es ist "Pflicht jedes Soldaten, seinem Kameraden unter allen Umständen (auch unter Lebensgefahr) beizustehen". Die "Kameradschaft verpflichtet alle Soldaten, die Würde, die Ehre und die Rechte des Kameraden zu achten und ihm in Not und Gefahr beizustehen". Nunja, an letztere Aussage wird sich garantiert nicht immer gehalten. Und das ist auch schwer möglich, sind es doch alle nur Menschen, mit ihren eigenen Ängsten und Sorgen, mit Überreaktionen und Aggression.
Die Idee dahinter bedeutet eine grundsätzliche Wertschätzung jedes Kameraden. Auch bei der Feuerwehr ist der Begriff stark verbreitet und gilt international.


Aber wann kommt Kameradschaft in unserem nicht-militärischen Leben zum Tragen? In Vereinen? Beim Sport? Mit Sicherheit. Und nicht nur dort.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sie auch im Amateurtheater wichtig ist. Nicht alle Darsteller müssen Freunde sein - aber Kameraden. Sie stehen füreinander ein, sie bilden eine Gruppe mit einem gemeinsamen Ziel. Ohne Loyalität zueinander und zur Gruppe ist die Arbeit schwer. Werden eigene Interessen denen der Gruppe vorangestellt, kann es zu Konflikten kommen. Natürlich hat jeder Teilnehmer seine ganz eigene Motivation, warum er an einem Theaterprojekt mitwirkt. Besonders dann, wenn es nicht sein Beruf, sondern ein freiwilliges Hobby ist. Sind diese Motivationen und die damit verbunden Ansprüche an das, was die Gruppe dem Einzelnen geben soll, zu unterschiedlich, ist die gemeinsame Zielerreichung gefährdet. Umso wichtiger ist es, die einzelnen Interessen zu kennen und in der Gruppe einen gemeinsamen Nenner zu finden, der für alle passend ist und den jeder vertreten kann.
Die dafür nötige Wertschätzung und Loaylität aufrecht zu erhalten und immer wieder neu zu erschaffen, ist eine stetige Aufgabe, die nicht einfach ist, aber bei Gelingen sehr glücklich macht.

Auch wenn das Wort Kameradschaft für mich immer einen unangenehmen Beigeschmack haben wird, so ist die Essenz dieses Wertes eine wichtige Fähigkeit.


Kameradschaft - für euch ein wichtiger Wert?


Auch Peter Bamm unterscheidet zwischen Kameradschaft und Freundschaft. Und wenn man vielen Kollegen nicht misstrauen müsste, wäre unsere Welt ja fast perfekt:

Foto: "Republik Vineta", Theatergruppe Vorspiel: http://www.facebook.com/TheatergruppeVorspiel

Dienstag, 9. August 2016

Rückblick: Fortbildung Lehrkräfte - Gesundheit

Am 01.06.2016 hatte ich die Gelegenheit, an der Tagung "Lehrkräfte-Gesundheit" des LISUM (Landesinstitut für Schule und Medien) teilzunehmen.
Einmal jährlich findet am LISUM eine Lehrkräfte-Tagung mit einem jeweils anderen Thema statt. Die Teilnahme ist kostenlos und ich hatte keine Probleme als Theaterpädagogin (und Nicht-Lehrerin ;) ) einen Platz zu bekommen. Ich war mit der Anmeldung zwar spät dran, da ich erst kurz vor knapp von der Tagung erfuhr, aber meine Anfrage wurde sehr freundlich beantwortet und ich konnte noch einen der letzten Plätze ergattern.
Wer sich rechtzeitig anmeldet, kann sich aus dem großen Workshopprogramm für zwei Workshops entscheiden. Es werden insgesamt zwölf verschiedene Workshops angeboten mit einer Dauer von jeweils zwei Stunden. Alle Workshops finden sowohl einmal am Vormittag als auch einmal am Nachmittag statt.
Das Thema der diesjährigen Tagung war "Gesundheit" (mit dem Fokus auf Burnout-Prävention, Stresslösung und Entspannung) und die folgende Workshops wurden angeboten:

  • Nach fest kommt locker - Entspannungstechniken
  • Krise als Chance nutzen - DOKI (Dialog Orientierte Körperliche Intervention)
  • Nur wer loslässt, hat zwei Hände frei - Work-Life-Balance
  • Wenn man auf dem Tiger reitet, kann man nicht absteigen - Von der Eskalation zur Kooperation
  • Das Unmögliche möglich machen - Feldenkraismethode
  • Verliebt, verlor´n, verbrannt - Burnout-Prävention
  • Schrei nich so, ich kann dich nicht hören! - Sprechtraining
  • Zeit ist der einzige Schatz, bei dem es richtig ist, geizig zu sein - Selbstmanagement
  • Eigentlich bin ich ganz anders ... - Improvisationstheater
  • Mein Platz in der Schule - hier bin ich gern! - Positive Thinking
  • Willst du Recht haben oder glücklich sein? - Gewaltfreie Kommunikation
  • Gib acht - auf dich! - Achtsamkeit im Schulalltag
Da ich wie gesagt nicht zu den frühen Anmeldern gehörte, musste ich die Workshops nehmen, in denen noch Plätze frei waren. In den Workshops Feldenkrais und Entspannungstechniken ergatterte ich noch einen Platz und hatte Glück: sie passten thematisch genau zu meinem nächsten Workshop "One Day Off", ich hatte also gleich noch neue Inspiration inklusive.

Früh morgens ging es los zum LISUM nach Ludwigsfelde in Berlin-Brandenburg. Das Gelände ist wunderschön und wirkt ein bißchen wie ein großes Erholungsklinikum, voller Backsteingebäude und vielen Bäumen.
Der Tag startete mit einem Vortrag von Ulrike Stilijanow, Betriebspsychologin im Kompetenzzentrum Gesundheitsmanagement, über COPSOQ (Copenhagen Psychosocial Questionnaire), einem Instrument zur Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung.
Wir erfuhren, dass es eine gesetzliche Vorgabe zu eben dieser Gefährdungsbeurteilung im Arbeitsschutzgesetz gibt. Zwar ohne Vorgaben für die dafür eingesetzten Instrumente, aber mit Richtlinien für die Prozessqualität.
COPSOQ arbeitet überwiegend mit Fragebögen und erstellt so eine Vergleichsdatenbank.
Es werden Belastungen und Ressourcen abgefragt, z.B. zu Themen wie
- Anforderungen
- soziale Beziehungen & Führung
- Einfluss & Entwicklungsmöglichkeit
- Schulspezifika



Gerade im Lehrer-Beruf ist die Burnout-Gefahr extrem hoch, das sind die häufigsten Auslöser:
  • Work-Privacy
  • Lärm
  • Mobbing
  • emotionale Anforderungen
Es gibt sehr viele Krankschreibungen, mit zunehmendem Alter wird der allgemeine Gesundheitszustand bei Lehrern immer schlechter.

Als ich mich im Saal kurz umsah, muss ich feststellen, dass man es einigen Lehrkräften ansieht. Der Lehrerjob ist einer der härtesten. Aus Gesprächen mit meiner Mutter (Lehrerin) weiß ich, dass besonders Mobbing und Lärm einen erheblichen Stressanteil ausmachen.
Umso wichtiger, dass die Arbeitsbedingungen für Lehrer - besonders in Deutschland - verbessert werden!
Im Vergleich europäischer Länder in der Bewertung von Entspannungsmöglichkeiten am Arbeitsplatz liegt Deutschland auf dem letzten Platz. Spanien hingegen auf Platz eins - der Siesta sei Dank, denn die wird dort auch an den Schulen eingehalten!

Leider wird die Gefährdungsbeurteilung noch nicht flächendeckend durchgeführt. Für die Schulen ist solch eine Aktion natürlich sowohl ein zeitlicher als auch ein finanzieller Aufwand, der sich aber langfristig rentiert. Wie immer ist hier das Standard-Problem zwischen kurz- und langfristigem Denken die Bremse.

Nach diesem interessanten, aber auch ernsten Einstieg, erfolgte eine kurze Auflockerungseinheit durch den Rhythmuslehrer Christoph Renner. Wenn ein ganzer Saal von seinen Sitzen aufsteht und Rhyhmusübungen am Platz ausführt, hat es immer einen eigenartigen Touch, ganz anders als bei einem Theaterworkshop, in dem ein lockerer Umgang herrscht und die Teilnehmer sich meist gegenseitig anschauen. Aber die Übungen waren toll und werden sicherlich bei einer der nächsten Proben ein Revival erleben.

Dann starteten die Workshops. In meinem Fall zuerst "Das Unmögliche möglich machen - Feldenkraismethode". Der Dozent war Psychologe Werner Krejny. Ich hatte vorher gar keine Ahnung von Feldenkrais, fand nur, dass es etwas esoterisch klang, aber ich wollte wissen, was sich dahinter verbirgt.
Das Startmotto klang schon mal spannend:
Das Unmögliche möglich machen, das Mögliche leicht und das Leichte selbstverständlich.
Idee der Feldenkrais-Methode ist, Bewegungsmuster zu ändern, denn das Gehirn kann man trainieren wie einen Muskel. Wir haben alle feste Bewegungsmuster, die wir uns über Jahre angewöhnt haben. Daraus können unter Umständen Schmerzen entstehen, die durch eine Änderung eben dieser Bewegungsmuster  aufgehoben oder gemildert werden können.
In den zwei Stunden Seminar probierten wir verschiedenste Übungen aus, drehten uns, bewegten Finger und Hände vereinzelt und testeten immer wieder kleine Erfolge. Die Übungen sind simpel, aber effektiv, und ich werde mich sicherlich noch einmal mit Feldenkrais beschäftigen.



In der Mittagspause ging es in die Kantine des Geländes ... und vom Kantinenessen ist leider abzuraten. Solltet ihr also auch einmal an einer der Fortbildungen im LISUM teilnehmen - nehmt euch etwas zum Essen mit! Inspiration gibt es in meiner Blogreihe #theatresnack.;)

Es gab noch einen sehr schönen Regenschauer-Moment, den ich im Kofferraum des Autos meiner Mutter verbrachte ... ich habe mich schon lange nicht mehr so kindlich gefühlt, das war toll!

Am Nachmittag fand dann der zweite Workshop statt, Thema diesmal: "Nach fest kommt locker - Entspannungstechniken".
Die Psychologin Bettina Kalus zeigte uns in den zwei Stunden viele verschiedene Übungen aus unterschiedlichsten Entspannungstechniken, angefangen bei kleinen Übungen für den Arbeitsalltag (dazu kommt sicherlich noch ein Blogpost!) über Progressive Muskel-Relaxation bis hin zu Pilates und Autogenem Training, bei dem ich kurz wegnickte.

Tiefenentspannt ließ ich dann die Abschlussrede ausfallen und machte mich auf den nicht ganz so kurzen Heimweg nach Berlin.

Danke LISUM, dass ich teilnehmen durfte! Danke Mama für die Info, die Begleitung und das Mitnehmen!

Eine super Möglichkeit, in einer kurzen Fortbildung in verschiedene Bereiche hineinzuschnuppern, die für sehr viele Berufsgruppen (nicht nur Lehrkräfte) interessant sind.

Freitag, 5. August 2016

Freiheit - Blogreihe #wertekatalog

Es ist Value-Friday und es geht weiter mit der Blogreihe #wertekatalog.

Der vierzehnte Wert ist:

FREIHEIT
Wikipedia sagt:


Freiheit (lateinisch libertas) wird in der Regel als die Möglichkeit verstanden, ohne Zwang zwischen unterschiedlichen Möglichkeiten auswählen und entscheiden zu können. Der Begriff benennt in Philosophie, Theologie und Recht der Moderne allgemein einen Zustand der Autonomie eines Subjekts.
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Freiheit)

Freiheit, DER Wert schlechthin! Freiheit ist für mich ein Basis-Wert, auf dem viele andere Werte aufbauen. Denn nur wenn wir frei sind, können wir überhaupt nach Werten leben, die uns selbst wichtig sind.
Freiheit ist die Möglichkeit, tun zu können, was uns wichtig ist, für uns selbst entscheiden zu können, Optionen zu haben. Also das Gegenteil von Zwang.

In unserem Land haben die meisten diese Freiheit. Leider ist das aber nicht allen bewusst. Viele sehen Zwänge, wo keine sind, oder sie erlegen sich selbst Zwänge auf.
Vieles, was wir als Zwang empfinden, ist nur eine Mauer in unserem Kopf. Diese Mauer können wir niederreißen, aber das würde eine große Umstellung bedeuten. Es würde bedeuten, dass wir wirklich selbst eine Entscheidung treffen und schauen, was hinter dieser Mauer ist. Dort wartet die Freiheit auf uns.

Und ist es nicht so, dass wir Angst haben vor dieser Freiheit? Denn Freiheit geht auch immer mit Verantwortung einher. Wenn ich frei bin, muss ich meine Entscheidungen selbst verantworten, niemand anderes hat sie mir aufgezwungen, ich habe mich aus freien Stücken dafür entschieden. Diese Verantwortung ist Segen und Last zugleich. Sie lässt uns in unendliche Höhen wachsen, aber jagt uns auch Angst ein.
Diese Angst gilt es zu überwinden. Ängste wollen uns immer schützen, aber manchmal sind sie wie Helikopter-Eltern. Sie übertreiben und hemmen uns in unserer Entfaltung und freien Entwicklung. Sie kontrollieren uns. Unsere Ängste machen das ganz geschickt, sie tarnen sich nämlich als Glaubenssätze. Das merken wir gar nicht, denn wir denken, es seien Tatsachen. Alexander Hartmann hat mal den schönen Satz gesagt:
"Wenn etwas wie ein unveränderlicher Fakt erscheint, dann ist es meist ein Glaubenssatz."
Und einen Glaubenssatz kann man ändern. Wir haben diese Freiheit. Wir haben die Freiheit, unsere Glaubenssätze zu ändern, unsere Meinung zu ändern, unser Verhalten zu ändern.
Wenn wir merken, dass uns bestimmte Gedanken einschränken in unserem Leben, in unserem Alltag, in den Beziehungen zu anderen Menschen - dann haben wir die Freiheit, diese Gedanken zu hinterfragen und zu entdecken, dass es noch andere Optionen gibt. Wir können verstehen lernen, was in uns vorgeht, was unsere Freiheit behindert. Wenn wir das verstanden haben, dann können wir uns selbst verändern. Zu dem Menschen, der wir sein wollen.
Mit diesem Verstehen passiert noch etwas anderes wunderbares: wir verstehen auch nicht nur uns selbst, sondern auch andere, denn wir merken, dass wir alle nur Menschen sind. Dass jeder von uns seine Ängste hat, seine Gedanken, seine Mauern im Kopf. Unsere Sympathie und Wertschätzung anderen gegenüber wächst. Wir sind entspannter und ruhiger, wir beziehen weniger auf uns, sondern können Meinungen anderer dort lassen, wo sie zu Hause sind - bei ihnen.
Wir in uns ruhen und Vorbild sein. Klingt das nicht fantastisch? Der Weg ist nicht einfach, aber er lohnt sich.
Unsere Lebenszeit ist leider begrenzt und es wäre schade, wenn wir sie nicht in Freiheit leben.


Ist euch Freiheit wichtig? Nutzt ihr die Freiheit, die ihr habt?


Albert Camus sagt dazu wunderschön:


Foto: "Meister und Margarita", Theatergruppe Vorspiel: http://www.facebook.com/TheatergruppeVorspiel

Montag, 1. August 2016

Vom Wissen und Lernen



In einem der "Per Anhalter durch die Galaxis"-Teile von Douglas Adams gibt es eine schöne Episode, in der der Hauptcharakter, ein Mensch, in der Vergangenheit auf der Erde landet. In der Jetzt-Zeit wurde die Erde schon weggesprengt, weil sie einer intergalaktischen Autobahn weichen musste. Nun steht er dort, allein auf einer Wiese, und ist überzeugt, dass er die Menschheit neu in die Zukunft führen kann, immerhin ist er ein gebildeter Mensch! Und dann stutzt er und fragt sich, ob er überhaupt weiß, wie ein Kühlschrank funktioniert ... hm ... und wie Strom entsteht ... hm ... und wie macht er Feuer?
Er merkt, dass er Dinge nur benutzt, aber keine Ahnung hat, wie sie funktionieren.

Automatisch halte ich mir selbst vor Augen, wie wenig ich weiß. Wie wenig wir alle wissen. Manche sind Spezialisten auf einem Fachgebiet, andere wissen von Vielem ein bißchen. Aber jeder einzeln wissen wir generell nicht allzu viel.
Doch gemeinsam haben wir ein unglaubliches Wissen. Gemeinsam wissen wir Menschen alles. Wir sind ein riesiges Gehirn, dass sich miteinander austauscht, das sich hilft, das voneinander abhängig ist und gerade deshalb so gut als Ganzes funktioniert.

Dennoch bleibt - zumindest bei mir - der Wunsch, viel zu lernen. Mehr Fähigkeiten zu sammeln. Nicht alle Fähigkeiten und Themen sind dabei gleich interessant. Und ich merke, dass ich auf das hören muss, wohin mein Interesse mich von allein lenkt. Denn mein Ich weiß ganz genau, wo die eigenen Talente liegen. Ich muss nur darauf hören.
Das fällt uns aber gar nicht so leicht, auf dieses Ich zu hören. Wir zensieren uns, wir haben Meinungen anderer, die wir zu inneren mahnenden Stimmen umwandeln. Und wir vergleichen uns ständig. Mit anderen, die angeblich irgendeine Fähigkeit haben, die wir nicht haben. Die sich für "sinnvollere" Dinge interessieren als wir. Die "richtige" Hobbies haben.
Dabei ist das Quatsch. Das wichtigste ist, dass wir glücklich sind und uns selbst lieben, denn nur so können wir diese Liebe und dieses Glücksgefühl auch anderen entgegenbringen. Und wir sind dann glücklich, wenn wir etwas tun, was uns Freude bereitet.
Um das zu erreichen, dürfen wir dem inneren Kritiker nicht soviel Raum einräumen. Wir müssen ihm verklickern, dass wir unsere eigenen Bedürfnisse haben. Das ist schwer und auch ich übe ständig. Es geht vorwärts, in kleinen Schritten. Auch wenn mich die inneren Stimmen mahnen, ich solle mich doch mal mit Geschichte beschäftigen. Aber immer, wenn ich versuche, vergesse ich sofort, was ich mir angelesen habe. Es ist einfach nicht mein Thema.
Was uns wirklich brennend interessiert, damit beschätigen wir uns einfach so. Ganz automatisch und ohne darüber nachzudenken. Uns fällt es noch nicht einmal auf. Es passiert einfach. Und es fing meist schon in der Kindheit an. Manche Interessen verfliegen mit der Zeit, andere bleiben hartnäckig und verstärken sich, werden vielleicht sogar zum Beruf.

Aber manchmal gibt es Themen, die uns eigentlich interessieren, wenn auch nicht so stark, dass wir sie automatisch aufsaugen. Es sind oft Fähigkeiten, die wir beherrschen wollen - um sie für uns selbst zu nutzen, um damit etwas für andere zu tun, um uns etwas zu beweisen ... die Gründe sind vielfältig.
Und dann wird die Neugier auf dieses neue Thema immer größer bis wir den ersten Schritt gehen, z.B. ein Youtube-Video gucken, ein Buch kaufen, einen Kurs buchen oder einen Bekannten fragen, der sich mit der Thematik auskennt.



All diese Möglichkeiten sind eben jene Verknüpfung unseres gemeinsamen Wissens, das wir Menschen haben. Umso faszinierender, wenn sich Menschen finden, die gemeinsam ihre Fähigkeiten austauschen. Statt eines Kurses lernt der eine etwas neues vom anderen. Quasi ein Fähigkeiten-Tandem. Bei Fremdsprachen funktioniert das Prinzip wunderbar und auch bei anderen Fähigkeiten oder Themen ist das eine wunderbare Möglichkeit.

Mein Mann bildet gerade ein Tandem mit meiner Freundin Hua: sie bringt ihm Nähen bei, er ihr Themen rund um Computer und Programmieren. Die erste Session musste ich natürlich gleich fotografisch festhalten. Ich bin begeistert, dass dieser Wissens-Austausch so gut funktioniert und lausche bei beiden Themen, um überall ein klein wenig dazuzulernen.

Nächste Woche wird mein Freund Nils mir mehr zu seinem Unifach Erziehungswissenschaften beibringen. Und ich bin schon wahnsinnig neugierig!
Es gibt noch so viele Dinge, die ich gern können und wissen will. Ich mag es, dass stetige Weiterbildung das Leben spannend hält, das Denken anregt, neue Inspirationen und neue Möglichkeiten mit sich bringt.

Durch Austausch und Netzwerken, durch Neugier und Gespräche können wir soviel voneinander lernen und unser Wissen verknüpfen. Eine grandiose Welt ist das!