Mittwoch, 27. März 2019

#monthlyfavourites – März-Lieblinge


Es ist wieder Zeit für die Lieblinge des aktuellen Monats - die #monthlyfavourites im März 




Zum Arbeiten

Diesen Monat hat mein 5. GRUPPENDRANG-Kurs alias "Einigermaßen Ansehnlich" seine Inszenierung "Alice im Wunderland" aufgeführt. Da Alices Katze im Stück Sarah genannt wurde, konnte ich es mir nicht nehmen lassen, bei den ersten beiden Aufführungen mit Katzenöhrchen aufzutauchen. Ich habe die Haarreifen bei Kleiderkreisel gefunden.

Beim Schminken der Darsteller hat mir diese zierliche Lidschatten-Palette von essence gute Dienste geleistet, die ich wegen der pastelligen Farben schon für die letzte Vorspiel-Inszenierung gekauft hatte. Klein, handlich und sehr leicht.

Das Kreppband ist mein Allrounder und kam diesen Monat bei der Auswertung als Zeitstrahl sowie als einfache Möglichkeit, Zettel an der Wand zu befestigen, zum Einsatz.

 

Zum Aufhübschen



Im Bad geht es weiter mit festem Ersatz für Produkte, die sonst in Plastik verpackt sind. Zur Gesichtreinigung ist bei mir diese rosa Salzseife von Rosenrot eingezogen und ich bin begeistert.

Die lila Baskenmütze ist ebenfalls neu bzw. Secondhand. Ich lief an einem Schaufenster vorbei, in dem eine lila Baskenmütze ausgestellt war und wusste: So will ich im Frühling rumlaufen! Fündig wurde ich wie fast immer bei Kleiderkreisel.

Die roségoldenen Ohrringe in Mond- und Sonnenform habe ich schon länger, aber diesen Monat habe ich sie endlich mal intensiv getragen. Genauso wie der lila Lippenstift, den ich seit bestimmt schon 10 Jahren besitze.

Neu sind die beiden Nagellacke in schimmerndem hellem Lila von Catrice und pastelligem Türkis von essence.




Zum Lesen

Über ebay habe ich diese hübsche Ausgabe von "Der Zimmerspringbrunnen" gebraucht gekauft, weil ich es als Teenager mal gelesen hatte und unbedingt noch einmal lesen wollte. Ehrlich gesagt ist das Buch nicht so toll wie ich es in Erinnerung hatte, aber es ist trotzdem in den Favoriten gelandet, weil es eine sehr witzige Stelle über ein Verkaufsseminar gibt, die mich sehr für die Bühne inspiriert.



Zum Essen

Ich war bei IKEA, um Bilderrahmen für's Wohnzimmer zu kaufen, und konnte nicht ohne vollgepackte Süßigkeitentüte nach Hause. Am genialsten sind die gelb-beigen Ovale! Banane-Karamell. Mjam!

Und dazu: An apple a day keeps the doctor away!




Zum Stöbern


Und dazu wie immer ein paar tolle Artikel, die mich diesen Monat begeistert haben:

Dazu noch zwei Blogbeiträge von mir, die euch gefallen könnten:


Zum Hören

Das Salontrio Malheur hat ein Album rausgebracht, dass ich diesen Monat mit viel Freude gehört hab:
https://soundcloud.com/monokelpop/sets/5-uhr-tee-bei-familie-kraus-by-salontrio-malheur
--> mein Lieblingslied ist "Dein erster Brief"

Und es gibt einen neuen Podcast mit David Tennant, der seine Schauspielkollegen interviewt. Amüsant und unterhaltsam!
https://open.spotify.com/show/4NaOYpBHF5WhPvoyRRTkxr




Zum Anschauen

Diesen Monat habe ich mich besonders über die neue Staffel "Fleabag" auf BBC amüsiert. Eine wunderbar gespielte und geschriebene satirische Serie.
Hier die Opening Scene: https://www.youtube.com/watch?v=jPaEqk3kVjo
Und ein Trailer für die zweite Staffel: https://www.youtube.com/watch?v=c39KB2sm9x8

Endlich, endlich, endlich ist auf BBC auch wieder "Sewing Bee" zurück! I missed it so much!
Hier die erste Episode:
https://www.youtube.com/watch?v=StayFibwfLw

Eine zweite Staffel gab es auch von Queer Eye auf Netflix: https://www.youtube.com/watch?v=97Gh0LRdKu4

Außerdem war ich im Kino und habe "Captain Marvel" geguckt. Sehr sehenswert:
https://www.youtube.com/watch?v=Z1BCujX3pw8

Freitag, 22. März 2019

Schwärmst du schon oder spielst du noch?


Die meisten Menschen haben vermutlich schon mal für eine prominente Person geschwärmt. Zu Hause vor dem Fernseher, im Kino oder auf Magazinfotos.
Vielleicht haben sie ein Pinterest-Board angelegt und Google durchwühlt.
Vielleicht haben sie ihr Zimmer mit Postern tapeziert und Filme gesammelt, vielleicht Fan-Art gezeichnet oder Fan-Fiction gelesen (oder geschrieben?).
Vielleicht Podcasts gehört oder sich ein Tattoo stechen lassen.
Oder einfach nur immer ein bißchen geseufzt und gestrahlt, sobald der- oder diejenige auf dem Bildschirm erschien.

Die Schwärmerei für eine prominente und unerreichbare Person hängt dabei oft mit der Rolle zusammen, die die Person in der Öffentlichkeit oder in einem Film/einer Serie spielt.
Wir projizieren die Eigenschaften dieser Rolle in die private Person hinein, obwohl wir sie ja gar nicht kennen.
Vielleicht ist der Mensch privat gar nicht romantisch? Vielleicht ist er gar nicht cool. Vielleicht ist er überhaupt nicht witzig oder charmant? Aber in seiner Rolle ist er das hunderprozentig.
Und im Grunde ist es diese gespielte Rolle, die wir lieben, nicht den schauspielenden Menschen dahinter.

Auch das Theater kann dieses Phänomen hervorrufen.

Wie oft habe ich schon für Schauspieler auf der Bühne geschwärmt und war absolut hingerissen ...
Und nicht nur ich!
In den letzten 12 Jahren, in denen ich schon Stücke inszeniere und selbst auf der Bühne stehe, haben mich viele Zuschauer auf einzelne Spieler angesprochen. Manche ganz verhalten und vorsichtig, andere ganz offen und frei heraus mit Sätzen wie:

"Den fand ich echt heiß!"

"Wie kann man nur so schön sein?"

"Die ist so süß!"

"X ist meine Lieblingsschauspielerin!"

"Kannst du mich mit ihm bekannt machen?"

"Hat er eine Freundin?"

Diese Schwärmerei für Darsteller*innen aus dem Amateurtheater hat dabei einen ganz besonderen Reiz:
sie sind gar nicht so weit entfernt von einem. Die Möglichkeit, sie kennenzulernen, ist tatsächlich gegeben. Und die reelle Chance, zu überprüfen, wieviel die Rolle mit dem/der Darsteller*in tatsächlich gemeinsam hat.

Hinzu kommt noch ein interessanter Effekt, der beim gemeinsamen Spielen auftreten kann: man beginnt, für seine Mitspieler*innen zu schwärmen.

Denn auch wenn wir beim Theater vom Schauspielen sprechen, so erleben wir die Handlungen bei den Proben und Aufführungen immer wieder in einer eigenen Form der Realität. Unser Körper und unser Geist sind in die Handlung involviert und je authentischer wir eine Szene miteinander spielen, desto wahrscheinlicher ist es, dass wir – zumindest für einen kurzen Moment – wirklich in diese Realität eintauchen und genauso fühlen wie unsere Rolle.

An eine Probensituation erinnere ich mich dabei besonders deutlich:
Vor ein paar Jahren hatte ich den Plan "The Breakfast Club" als Freizeit-Projekt auf die Bühne zu bringen (Die Inszenierung kam leider nie auf die Bühne). Der Teenie-Film aus den 80er Jahren hat mittlerweile Kultstatus und zeigt auf besonders einnehmende Art und Weise fünf verschiedene Jugendliche, die gemeinsam Nachsitzen müssen. Aus anfänglichen Abneigungen und Vorurteilen wird im Laufe eines Tages Freundschaft und teilweise sogar richtige Anziehung.
Ich spielte Claire, eine Tochter aus reichem Hause, die sich in den Außenseiter-Rebell John verknallt. Mein guter Freund und Vorspieler Nils spielte John. Wir hatten für die Proben eine Klassenzimmer-Situation aufgebaut, immer zwei Tische nebeneinander, insgesamt vier Stück, an denen die vier Schüler saßen und vorn zum Aufsichtslehrer schauten. Claire saß vorn, ganz rechts, John an dem Tisch hinter ihr, aber weiter links. Während ein Gespräch zwischen anderen Rollen stattfand, sollten die beiden miteinander flirten – und das war aufregend! John wurde so überzeugend gespielt, dass nicht nur Claire Herzklopfen bekam, sondern auch ich, in echt. Für einen Moment schwärmte nicht nur Claire für John, sondern auch Sarah für Nils – und das mit vollem Gefühls-Einsatz.

Und genau das ist einer von vielen Punkten, die ich am Theaterspielen liebe:
Die Möglichkeit solche kleinen Momente zu erleben, Schwärmereien zu entwickeln, die ganz natürlich kommen und gehen, und die Chance zu haben, Rollen zu spielen, die so geliebt und umschwärmt werden.

Wenn ihr selbst mal wieder schwärmen wollt: kommt ins Theater und schaut zu!

Mittwoch, 20. März 2019

"Intimacy on Set" – Vortrag von Intimacy Director Ita O'Brien




Im Schauspiel geht es darum, die Realität abzubilden – mal auf besonders authentische, mal auf überspitzte Weise. In beiden Fällen ist jedoch auch immer Intimität ein Teil der Realität. Die Intimität zwischen zwei Menschen, sei es eine gewollte, eine leidenschaftliche, eine vorsichtige, eine liebevolle, eine brutale oder aufgezwungene Intimät.
Weil sie dazu gehört, muss sie auch abgebildet werden. Aber wie macht man das so, dass sich die Schauspieler*innen dabei sicher fühlen? Denn die Darstellung von Intimität birgt auch immer das Risiko einer Grenzverletzung und somit sexueller Belästigung.
Für Stuntmenschen gibt es an jedem Filmset eine*n Stunt Coordinator, der dafür zuständig ist, die richtigen Bedingungen und Vorkehrungen zu schaffen, damit die maximale Sicherheit bei den Stunts gewährleistet ist.
Im Bezug auf intime Szenen gab es das bis vor Kurzem nicht. In jüngster Zeit ist jedoch der Beruf des Intimacy Coordinators oder Directors hinzugekommen, einer Person, die dafür verantwortlich ist, bei intimen (Nackt-)Szenen für die maximale Sicherheit der Schauspieler*innen zu sorgen – körperlich und emotional.

Im Amateurtheater hat man seltener mit intimen Szenen zu tun. Selbst ein kurzer Kuss ist nichts, was ich je von einem meiner Teilnehmer erwarten oder verlangen würde.
Allerdings ist es in vielen Szenen sinnvoll, Berührungen auf der Bühne zu zeigen. Mit ihnen stellen wir eine Beziehung zwischen zwei Figuren dar, wie beispielsweise Partnerschaft oder Freundschaft, aber auch einen Kampf, eine Rangelei, eine Gefangennahme oder auch eine Belästigung.

Doch auch wenn wir eine Rolle spielen, stehen wir selbst dort mit unserem eigenen Körper auf der Bühne, der selbstverständlich auf Berührungen reagiert. Jeder Mensch hat seine eigenen körperlichen Grenzen und es kann wahnsinnig schnell mindestes einer Person ein körperliches Zuviel an Berührung entstehen. Wie kann ich also sicherstellen, dass alle Spielenden sich in Szenen mit Berührung sicher fühlen?
Antworten erhoffte ich mir, als ich sah, dass Intimacy Director Ita O'Brien in Berlin einen Workshop geben würde – inklusive Vortrag, der auch für diejenigen offen ist, die nicht Regisseur*innen oder Schauspieler*innen, aber dennoch Kreativschaffende sind.
Folgendes Video gab mir vorher schon einen guten Einblick in ihre Arbeit und Vorgehensweise:
https://vimeo.com/298289741

Am letzten Samstag war es dann soweit. Ich fand mich zeitig genug im Acting Studio im Eden in Pankow ein und war gespannt auf den Vortrag.
Ita riss mich sofort mit ihrer wachen und begeisterten Art mit. Sie ist total in ihrem Thema drin und liebt ihren Job, das merkt man als Zuhörer.
Sie gab eine kurze Einführung in das Thema und bat uns dann, uns mit unseren Sitznachbar*innen kurz auszutauschen, warum wir dort sind und welche guten und schlechten Erfahrungen wir bisher bei intimen Szenen gemacht haben.
Danach fragte sie, ob einige ihre Erfahrungen in der großen Gruppe teilen möchten und drei Frauen berichteten von teilweise wirklich schlimmen (Gewalt-)Erfahrungen bei Filmdrehs und Bühnenszenen.
Die Berichte waren teilweise sehr emotional und Ita bedankte sich bei den Frauen für das Teilen ihrer Erfahrungen.
Sie fasste dabei in einem Satz perfekt zusammen, was das Ziel ihrer Arbeit ist:

"We shouldn't allow our personal body to be hurt in the work of art."
Ihre Ambition ist, für Schauspieler am Set Sicherheit zu schaffen: Sicherheit für Körper, Geist und Seele.
Denn wenn wir uns bei Stunts oder beim Tanzen zwar körperlich verletzen können, so ist die Verletzungsgefahr bei intimen Szenen noch um einiges höher. Das sind Situationen, in denen die Verletzungsgefahr nicht nur physischer, sondern auch psychologischer und emotionaler Natur ist.
Besonders die #metoo-Debatte und die Aufdeckungen zu Harvey Weinstein und Kevin Spacey haben uns gezeigt, dass im Bereich Film noch immer zuviel Raum für Belästigungen und Machtmissbrauch ist. Mit klareren Regeln, die auch vertraglich unterzeichnet werden, lässt sich ein Grundstein für mehr Sicherheit legen.

Um diese Sicherheit in Grundzügen zu gewährleisten, Ita Guidelines entwickelt, die findet ihr hier:
https://www.itaobrien.com/intimacy-on-set-guidelines.html

Diese Guidelines dienen als Basis für die gemeinsame Arbeit am Set, können aber auch auf das Theater/die Bühne übertragen werden. Diese Guidelines als Team am Anfang der gemeinsamen Arbeit zusammen(!!!) durchzulesen und sich über die Einhaltung zu verständigen, ist dabei ein guter Start.

Entscheidend sind eine offene Kommunikation von Anfang an, ein angemessener Sprachumgang mit sexuellen Begriffen (z.B. die Körperteile korrekt benennen und keine abwertenden Namen oder "Kosewörter" verwenden) und immer Nachfragen statt Annehmen.

In ihrer Arbeit als Intimacy Director geht sie noch einen Schritt weiter. Ihre Aufgabe ist, intime Szenen nach den Vorstellungen der Regie genau zu koordinieren und mit den Schauspielern zu proben, sowie Sicherheitsvorkehrungen vor Ort zu treffen, wie beispielsweise entsprechende Unterwäsche, die Genitalien und/oder Brustwarzen bzw. Brüste bedeckt, aber trotzdem noch genug nackte Haut zeigt.

Sie vergleicht Sexszenen bzw. intime Szenen treffend als Tanz, als körperliche Fortsetzung der gesprochenen Kommunikation. Umso wichtiger ist es, sich vorher genau über den Ablauf und die Choreographie zu verständigen.
Um eine intime Szene zu inszenieren, durchläuft sie dabei folgende Schritte:
  • Grundform und groben Ablauf der Szene festlegen.
  • Sich verständigen, welche körperlichen Berührungen für die beteiligten Personen okay sind, und das auch ausprobieren (die Vorstellung einer Berührung und die tatsächliche Aktion sind oft nicht identisch), und zwar ganz konkret: Den anderen fragen, ob man z.B. an die Innenschenkel fassen darf, bei "Okay" die Hände dort auflegen und fragen, ob es immer noch okay ist. So tastet man sich im wahrsten Sinne des Wortes am Körper des anderen entlang, testet gemeinsam die Grenzen und legt sie fest.
    Wichtig dabei: Ein "Vielleicht" ist in der Regel ein "Nein".
    Ebenfalls wichtig: Die Grenzen können sich jederzeit ändern. Immer in Kommunikation bleiben und die eigenen Grenzen klar benennen, auch wenn sie an einem Tag anders sind als am anderen.
  • Den Szenenablauf trocken mit Worten und Berührungen (ohne Emotion!) üben, als Choreografie. Beispiel: "Ich gehe nach vorn (geht nach vorn), gucke dir in die Augen (guckt in die Augen), dann lege ich meine Hand auf deine Wange (legt die Hand auf die Wange des anderen), dann küsse ich dich (küsst die Person).".
  • Wiederholung dieser Abfolge bis sie ins Körpergedächtnis übergegangen ist.
  • Den emotionalen Szenenablauf festlegen und üben (welche emotionale Reise durchlebt die Figur?)
  • Kombination mit der emotionalen Ebene der Figur: "Ich bin überrascht und gehe nach vorn, sehe dir verwundert in die Augen, dann lege ich vorsichtig meine Hand auf deine Wange, dann küsse ich dich plötzlich von Leidenschaft erfasst.".
  • Alles zusammen üben und die Szene fertig gestalten.
  • Nach dem Dreh die Rolle in verschiedenen Übungen abschütteln, die Emotionen nicht mit nach Hause nehmen.

Um die Choreografie einer intimen Szene zu gestalten, nutzt Ita Bewegungsmethoden, zu denen die Schauspieler einen Bezug haben, z.B. die verschiedenen Elemente (Feuer, Wasser, Erde, Luft), die Laban-Bewegungslehre oder unterschiedliches Paarungsverhalten und die passenden Kopulationsbewegungen aus der Tierwelt.
Auf diese Weise kann man für jede Szene eine spezifische und vor allen Dingen wiederholbare Choreografie entwickeln, in der man sich als Schauspieler sicher fühlt.

Diese Sicherheit ist das A und O bei der Arbeit an intimen Szenen. Gemeinsame Absprachen und genau geregelte Abläufe bieten den Spielenden einen geschützten Rahmen, um sich emotional auf ihre Rollen einzulassen, ohne eine Überschreitung ihrer persönlichen Grenzen fürchten zu müssen.
Mit dem Intimacy Director bzw. Coordinator ist somit ein unglaublich wichtiger und essentieller Beruf entstanden, der schon lange überfällig war.


Thank you Ita and keep on changing the world!



Montag, 18. März 2019

#theaterunterwegs – Meine Notizbücher und ich




Als ich mit meiner Theaterarbeit vor 10 Jahren begann, plante ich meine Workshops und Proben am Rechner. Ich legte Dokumente an, schrieb mir Ablauf und Übungen auf und druckte die Zettel aus.
Bei den Proben machte ich mir Notizen auf lose (Schmier-)Blätter und alles zusammen wurde in dicken Ordnern abgeheftet. So richtig praktisch war das nicht.

Irgendwann stand ich – damals wohnten wir noch im Wedding – in einem Bürobedarf-Laden Nähe Amrumer Straße und schaute mir Notizbücher an. Schon seit meiner Kindheit war ich Fan von Notizbüchern jeglicher Art, verewigte darin Picknicklisten, Outfit-Ideen, Bastel-Inspirationen, Rezepte und mehr.
Ein schwarzes, stabil gearbeitetes Notizbuch der Marke Clairefontaine fiel mir in die Hände – und eine neue Arbeitsweise war geboren.
Ich kaufte erst eines dieser Notizbücher, dann ein zweites, dann ein drittes, dann noch mehr.

Für jeden Kurs und jede Workshopreihe legte ich ein schmales oder dickeres Notizbuch an. Um sie voneinander zu unterscheiden, beklebte ich die Front mit ausgedruckten, schwarz-weißen Grafiken, die immer assoziativ mit dem jeweiligen Thema oder den verschiedenen Projekten in diesem Notizbuch verbunden waren, beispielsweise eine Bienenwabe für Kooperationen oder auf einem der Vorspiel-Notizbücher eine Katze für "Meister & Margarita", ein Krug für "Mirandolina", ein telefonierender Mann für "Top Dogs", ein Dino für "Wir sind noch einmal davongekommen" und eine Teetasse für "Ernst".
Auf die Buchrücken habe ich mit Prägeband schmale Klebestreifen mit den Themen des Buches erstellt, allerdings haften sie nicht auf jedem Buch gut, was einfach an der Benutzung und Biegung des Buchrückens liegt.

Das Praktische: Je nachdem, zu welcher Probe oder welchem Event ich unterwegs bin, kann ich einfach das entsprechende Notizbuch mitnehmen.

Die Notizbücher bieten mir mehrere Vorteile:
  • ich schreibe weniger auf und reduziere mich mehr auf's Wesentliche
  • ich habe alle Notizen zu einer Gruppe/einem Projekt beieinander und brauche nur zurückzublättern, wenn ich etwas suche
  • ich drucke nicht mehr soviel aus
  • die Bücher sind mit dem A5-Format handlicher als A4-Blätter in einem Ordner



Über die Jahre ist meine Sammlung schwarzer Notizbücher (ich bin Clairefontaine treu geblieben) auf über 10 Stück angewachsen. Manche sind schon komplett vollgeschrieben, andere beinhalten nur ein einziges Projekt.
Mit der Zeit kamen auch weitere Themenkomplexe hinzu. Somit habe ich mittlerweile für folgende Themenfelder jeweils mind. ein Notizbuch:

  • Theatergruppe Vorspiel
    Tatsächlich sind es hier schon 2 Notizbücher, die prall gefüllt mit Probenplanung, Notizen und Organisatorischem gefüllt sind.
    Von der Grundstruktur her schreibe ich als Überschrift das Probendatum und daneben die Teilnehmer auf, die an dem Abend fehlen. Darunter sind Notizen zum Ablauf des Abends (WarmUp-Übungen, zu probende Szenen, organisatorische Themen ...) und dahinter wird alles geschrieben, was an diesem Abend notierenswert ist.
  • Frühere Gruppen
    Manche Theatergruppen gibt es nicht mehr oder ich betreue sie nicht mehr, z.B. die Großstadtfenster und die Spielschauer. Aber von den Notizbüchern habe ich mich noch nicht getrennt, da sie immer noch ein wichtiges Nachschlagewerk sind.
  • GRUPPENDRANG Abend- und Feierabendkurse
    In ein Notizbuch passen etwa drei Kurse. Da die Gruppen sich sehr stark selbst organisieren müssen, nehmen im Laufe des Kurses die Notizen immer mehr ab und am Ende bei der Auswertung dann schlagartig wieder zu.
  • Kooperationen
    Ein Notizbuch für gemeinsame Projekte mit Kollegen oder Netzwerkkontakten sowie Seminare, die ich für "externe" Kunden gebe, wie z.B. meine Zusammenarbeit mit dem Adolf-Althausen-Institut oder die Workshops für intrinsify.me.
  • Workshopreihen & GRUPPENDRANG Basiskurs
    Um die Kurse voneinander zu trennen, gibt es z.B. für den Basiskurs ein anderes Notizbuch als für meine Abendkurse, in denen eine Inszenierung erarbeitet wird.
  • VORGLÜHEN-Workshops
    Bei den Workshops sind die Seiten etwas anders gefüllt: anfangs notiere ich ganz allgemein Übungsideen zum Workshopthema und schiebe sie im Kopf hin und her bis ich dann einen festen Ablauf aufschreibe. Dazu kommt dann noch eine numerierte Liste aller Teilnehmer, um am jeweiligen Workshopabend im Blick behalten zu können, wer von den angemeldeten Personen schon da ist und wer nicht.
  • Privatunterricht / Theater-Coaching
    Normalerweise arbeite ich mit Gruppen, aber ganz manchmal kommt es vor, dass ich Menschen einzeln coache und sie z.B. bei einem Solo-Theaterprojekt als Regie unterstütze oder einfach allgemein Theaterübungen mit ihnen mache.
  • Networking
    Ein Notizbuch, das ich bei Theater Meet Ups und anderen Netzwerktreffen oder Barcamps bei mir habe, und neue Kontakte und Erkenntnisse eintrage.
  • Freizeit-Theaterprojekte
    In meiner Freizeit stehe ich selbst auf der Bühne und für diese Theaterprojekte brauchte ich unbedingt ein eigenes Buch. Dort finden sich Probennotizen zu allen Projekten mit der "Genossenschaft" und auch noch zu "Weiße Katze" ... man merkt, da schreibe ich nicht allzuviel.;)
  • Solo-Theater
    Mit "The Lost Companion" fing vor einigen Jahren das Interesse an Solo-Theater an. Es ruhte lange, aber mit "Orangeplaty" und meiner Meeres-Trilogie ist es wieder auferstanden.

Vielleicht ist die Notizbuch-Methode auch für euch und eure Arbeit passend? Wie plant und organisiert ihr? Ich bin gespannt!