Freitag, 30. Juni 2017

Sicherheit - Blogreihe #wertekatalog

Es ist Value-Friday und es geht weiter mit der Blogreihe #wertekatalog,

Der einundsechzigste Wert ist:


SICHERHEIT

Wikipedia sagt:
Sicherheit (lateinisch sēcūritās zurückgehend auf sēcūrus „sorglos“, aus sēd „ohne“ und cūra „(Für-)Sorge“) bezeichnet einen Zustand, der frei von unvertretbaren Risiken ist oder als gefahrenfrei angesehen wird. Mit dieser Definition ist Sicherheit sowohl auf ein einzelnes Individuum als auch auf andere Lebewesen, auf unbelebte reale Objekte oder Systeme wie auch auf abstrakte Gegenstände bezogen.[...] (https://de.wikipedia.org/wiki/Sicherheit)

Heute hat die Mehrheit im Bundestag für die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare gestimmt. Diese Entscheidung war lange überfällig und ich bin wahnsinnig froh, dass nun alle die Möglichkeit haben, mit ihrem Partner/ihrer Partnerin eine Ehe einzugehen.
Die Ehe hat einen romantischen Ruf, ist aber in erster Linie gesetzliche Regelung einer Verbindung zweier Menschen. Ich wollte früher nie heiraten, ich fand das spießig und überflüssig. Meine Eltern waren nicht verheiratet und ich hatte auch nur sehr kurze Partnerschaften gehabt, die gar nicht für eine Ehe in Frage kamen.
Dann lernte ich meinen jetzigen Mann kennen und wir waren uns beide sofort einig, dass wir den Rest unseres Lebens miteinander verbringen wollen. Dieser Fakt sorgte dafür, dass der Gedanke an eine Ehe auf einmal nicht mehr abwegig war und einige Vorteile mit sich brachte. Mir war es wichtig, rechtlich abgesichert zu meinem Partner zu gehören, Entscheidungsbefugnisse im Notfall zu haben – und ja, auch Steuereinsparungen zu nutzen.
In dem Moment als ich den Ehevertrag unterschrieben habe, fühlte ich ein warmes und beruhigendes Gefühl der Sicherheit. Ich hatte vorher keine Angst, dass mein Partner mich verlassen könnte, die Partnerschaft war genauso fest wie jetzt die Ehe. Aber die Eheschließung gab mir die Sicherheit, auch vor allen anderen Menschen als Partner anerkannt zu werden. Sie schweißte uns ganz offiziell enger zusammen.

Ich denke nicht, dass die Ehe besonders wichtig oder heilig ist. Auch ohne Institution Ehe könnten wir sehr gut leben. Aber heute, an diesem doch auch historischen Tag, passte die Erinnerung an meine Eheschließung perfekt zum heutigen Wert.

Sicherheit ist etwas, was der Mensch instinktiv anstrebt. Wir wollen Rückhalt, ein Netz, das uns auffängt. Wir wollen Regeln, die uns helfen, uns Orientierung geben.
Manche Menschen brauchen von dieser Sicherheit sehr viel, andere können gut mit sehr wenig Sicherheit auskommen, je nach Persönlichkeitstyp.

Das blöde im Leben ist: wir haben diese Sicherheit selten. Es kann jederzeit alles den Bach runtergehen, Unerwartetes über uns hereinbrechen oder wie es Frau Gabor im Stück "Frühlings Erwachen" so schön sagt:

"Sind wir denn für den Zufall verantwortlich?!"

Nein, sind wir nicht. Und genau das macht uns Sorge. Doch wenn wir alles im Leben beeinflussen könnten – und wir können ja schon ziemlich viel beeinflussen –, dann gäbe es gar keine Überraschungen mehr. Keine negativen, aber eben auch keine positiven. Uns würde nichts mehr passieren, was neue Horizonte eröffnet, wir würden nicht unerwartet in eine neue Richtung geschubst werden.

Diese neuen, unerwarteten Impulse brauchen wir aber für unsere Weiterentwicklung, für Fortschritt, für neue Ideen.

Im Alltag können wir mit kleineren Überraschungen meist gut umgehen, haben aber dennoch oft Angst vor Spontanität. Wenn wir unsere Kindheit hinter uns lassen, wächst unsere Scham und unsere Furcht vor Fehlern. Wir wollen uns nicht blamieren, nicht als dumm dastehen, nicht inkompetent wirken, nicht zuviel von uns verraten.
Dadurch verlieren wir etwas: Leichtigkeit und Abenteuer.

Der Meister des Improvisationstheaters Keith Johnstone hat dazu gesagt:

“Those who say ‘Yes’ are rewarded by the adventures they have, and those who say ‘No’ are rewarded by the safety they attain.”

Diese Angst vor´m Blamieren, vor Fehlern und vor fehlendem Perfektionismus habe ich im Laufe meiner Ausbildung abgelegt. Was hat mir dabei geholfen? Eben besagtes Improvisationstheater. Jede Woche mussten wir uns spontan Geschichten überlegen, jede Woche vor unseren Kollegen Szenen ohne (große) Vorbereitung spielen. Und mit jeder Woche wurden wir sicherer und entspannter, machten uns weniger Sorgen darüber, was die anderen denken, sondern hatten einfach nur Spaß am Sein, am Spiel und an der eigenen Schaffenskraft.

Sicherheit ist wichtig. Leider können wir uns nicht darauf verlassen. Denn Sicherheit ist immer ein Wunsch, aber nie ein Fakt. Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit.
Aber wir können lernen, mit Unsicherheit umzugehen. Lasst es uns wagen!

Joachim Ringelnatz sagt es ganz nonchalant:

Foto: "Wer zuletzt lacht", Theatergruppe GROBKOST: https://www.facebook.com/grobkost/

Mittwoch, 28. Juni 2017

#monthlyfavourites - Juni-Lieblinge



Es ist wieder Zeit für die Lieblinge des aktuellen Monats - die #monthlyfavourites im Juni! 




Zum Arbeiten


Nach dem wirklich schlechten und unübersichtlichen Buch "Statusspiele" (Tom Schmitt/Michael Esser) lese ich gerade "Die smarte Art, sich durchzusetzen". Die Texte sind auf den Punkt und leicht verständlich, das Buch toll strukturiert und ansprechend gestaltet.
Meine Johnstone-Bibel ist bei mir trotzdem auf Platz 1, aber für jeden, der mehr über Status-Verhalten erfahren möchte, ist dieses Buch hier eine super Wahl.



 
Zum Aufhübschen

Im Sommer darf es gern bunt zugehen - bei der Kleidung und im Gesicht.
Neu eingezogen sind deshalb Lipglosse in Pink (Manhattan) und hellem Braun (essence), türkise Wimperntusche (p2), eine Kette mit kleinem Mundharmonika-Anhänger, Ohrstecker in Seestern-Form (six) und ein lustiges Wackelbild-Täschchen, das einem zuzwinkert (Zoella Kollektion, bei Rossmann erhältlich).



Zum Lesen


Neben der Fachliteratur ist ein bißchen leichte Lektüre immer schön. Im Juni begleiten mich die wunderschöne "flow" und das passende und deutlich dickere "flow Ferienbuch".



Zum Essen


An den heißen Tagen war es wieder Zeit für Eistee! Das Rezept habe ich schon einmal verbloggt und der Eistee-Sirup wird im Moment wieder regelmäßig nachgekocht.
Auch ein anderes Blogrezept kam wieder zum Einsatz: Möhrenküchlein, diesmal mit Walnüssen und in dieser schönen Form gebacken.
Und ich liebe im Moment klassische bunte Kaugummis. Ich habe zu Hause einen kleinen Kaugummi-Automaten im Retro-Look, der nun mal wieder nachgefüllt werden muss. Die sommerliche Flamingo-Box ist eigentlich eine Tampon-Box (aktuell bei DM erhältlich), aber passt von der Größe her perfekt für die Kaugummis.



Zum Stöbern

Wie im letzten Monat gibt es auch dieses Mal als Tipp einen sehr langen, aber sehr interessanten Artikel. Dieses Mal über Chelsea Manning. Die Fotos im Artikel finde ich wunderschön!
https://www.nytimes.com/2017/06/12/magazine/the-long-lonely-road-of-chelsea-manning.html?smid=tw-share&_r=0



Zum Hören

Im Moment läuft bei mir ständig im Hintergrund der schöne Podcast "Die kleine schwarze Chaospraxis" von Ninia LaGrande und Denise M'Baye. Die beiden reden ganz frei und ungezwungen über alles mögliche, ihren Alltag, ihre Arbeit, die Gesellschaft und Kultur. Wie ein anregender Plausch unter Freunden.




Sobald die Hitze zunimmt, wird mein iPod neu bespielt. Neben sommerlichen Klängen wie Beach Boys und Gipsy Kings höre ich auch gern Berliner Lieder. Hier eines meiner Favoriten, vorgetragen von Günther Pfitzmann (nach einem Gedicht von Kurt Tucholsky):





Zum Anschauen

Diesen Monat war ich sogar zweimal im Kino! Ein großer Spaß war "Guardians of the Galaxy Vol. 2":





Sehr beeindruckt hat mich "Wonder Woman"! Tolle Hauptdarstellerin und überraschender Plot:





Auch eine neue Netflix-Perle ist jetzt online: die grandiose Serie "Glow" über die Produktion einer Wrestling-Show mit Frauen, in den 80ern. Sehr witzig, mit super Schauspielern und Hammer-Outfits:




In den letzten Monthly Favourites wurde ja schon deutlich, dass ich eine Vorliebe für handwerkliche Shows habe - sei es Backen, Nähen, Töpfern oder Puppenbau.
Auf Netflix habe ich "Skin Wars" entdeckt, eine Show, in der Bodypainter gegeneinander antreten.
Leider habe ich keinen vernünftigen Trailer gefunden, deshalb hier mein Lieblingsteilnehmer Gear:





Achso, darf ich vorstellen: das ist Londo, mein kleiner schwarzer Kater. Er hat auch eine getigerte Schwester - G'Kar -, leider nicht im Bild. Die beiden sind vor einem Monat bei uns eingezogen und wir haben sehr viel Spaß miteinander:






Montag, 26. Juni 2017

#theatreDIY: Flyer-Design - Tipps & Tricks!

 
Wer mich kennt, weiß, dass ich bei meinen Theaterkursen, Workshops und besonders den Inszenierungen eine große Freude daran habe, mich gestalterisch beim Grafikdesign der Plakate und Flyer auszutoben.

Besonders häufig gestalte ich Veranstaltungsflyer und ebenso häufig werden mir welche übergeben oder ich nehme sie auf Events mit. Von letzteren bin ich manchmal begeistert, aber oft auch abgeschreckt oder verwirrt, denn es fehlen entscheidene Informationen, der Flyer ist unleserlich oder von schlechter Qualität. Das ist schade, ist doch der Flyer der erste Eindruck der Veranstaltung.

Egal ob ihr mit einem Grafikdesigner zusammenarbeitet oder alleine werkelt, ein paar essentielle Regeln habe ich über die Jahre in meine Flyer-Routine integriert.
Deshalb gibt es hier für euch meine persönlichen Tipps & Tricks:



1. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte

Ein Flyer soll Menschen animieren, ihn mitzunehmen und zu lesen. Gerade Veranstaltungen, die um Zuschauer buhlen, können mit interessanten Fotos oder Grafiken punkten.
Wichtig: das Motiv sollte nicht zu detailliert und kleinteilig sein, sondern schnell zu erfassen, simpel, originell und ästhetisch ansprechend.

Trick 17: Wenn euch nichts tolles einfällt: Sex und Crime geht immer! ;) Wie bei Filmplakaten. Aber bitte nur, wenn es auch inhaltlich mit eurer Veranstaltung zu tun hat.


2. Großer Titel

Eure zukünftigen Teilnehmer/Zuschauer müssen auf einen Blick sehen, wie eure Veranstaltung heißt. Also spart nicht an der Textgröße für euren Titel. Der muss krachen!
Ebenfalls wichtig: Kontraste, Kontraste, Kontraste! Wählt zwischen Schriftfarbe und Hintergrund einen starken Kontrast, damit der Titel leicht ins Auge springt.


  4. Corporate Identity vs. "Logo reicht"

Habt ihr eine Website und/oder Visitenkarten in einem bestimmten Design? Dann passt nach Möglichkeit die Gestaltung des Flyers entsprechend an euer Design an. Wählt die gleichen Farbtöne und Schriftarten, die zu eurem Unternehmen oder eurer Gruppe passen.
Wenn euch allerdings die Einzigartigkeit der Veranstaltung wichtig ist, spricht auch nichts dagegen, mit Schriftarten, Farben und Bildern so zu experimentieren, das sie perfekt zur Veranstaltung passen. So verfahre ich in der Regel bei meinen Theaterinszenierungen, deren Flyer stets den "Vibe" der Veranstaltung widerspiegeln.
Achso: Logos nicht vergessen! Sowohl euer eigenes als auch das des Veranstalters, die der Kooperationspartner, Sponsoren usw.
Guckt genau in Gastspiel- oder Raumvermietungsverträge, ob eine Benutzung des jeweiligen Logos Bedingung ist!

Trick 17: Euer Flyer sollte in sich selbst einen festgelegten Stil haben. Ist der Flyer mehrseitig, sieht es toll aus, Elemente des Covers oder neue Elemente im gleichen Stil auf der Rückseite oder weiteren Seiten wieder einzubauen (Bilder, Schriften, Grafiken ...), um ein einheitliches Bild zu schaffen.


 

5. Wenig Schriften, wenig Stile

Für ein einheitliches und gut lesbares Erscheinungsbild, sollten es nicht mehr als zwei Schriftarten und -farben sein. Spielt lieber mit zwei bis vier verschiedenen Schriftgrößen sowie fetten und kursiven Varianten der Schrift.




 

6. Abstand halten!

Wie im Restaurant gilt auch beim Flyer: Der Rand gehört dem Gast! Lasst an den Seiten des Flyers ausreichend Platz, damit der Inhalt nicht gequetscht wird. Lieber den Text kürzen als den Flyer zu sehr überfüllen. Grundsätzlich gilt: so wenig Text wie möglich, so viel wie nötig.

Trick 17: Beim Druck werden die Ränder des Flyers für ein randloses Erscheinugsbild beschnitten. Achtet beim Design darauf, dass Bilder und Grafiken stets über den einzuhaltenden Druckrand hinausragen. Die Größen und Daten dazu teilt euch die Druckerei mit, bei Onlinedruckereien findet ihr die entsprechenden Infos inkl. passender Vorlagen auf der Website.


7. Weniger ist mehr

Beschränkt euch auf die wichtigsten Infos. Zu lange Ankündigungstexte liest sowieso niemand wirklich durch. Der Text sollte Lust auf die Veranstaltung machen ohne alles zu verraten.


8. Was, wo, wann, wieviel?

Diese vier Fragen sollte der Flyer präzise und knapp beantworten. Was ist es für eine Veranstaltung? Wo findet sie statt (Adresse!)? Um wieviel Uhr geht es los und wie lang dauert die Veranstaltung?
Und ein Punkt, der besonders bei Workshops oder Seminaren oft vergessen wird: Wieviel kostet der Spaß? Eine für eure Teilnehmer bzw. Zuschauer sehr wichtige Auskunft!

Trick 17: Wenn die Veranstaltung in Zukunft häufiger stattfinden soll, die Termine und Orte aber noch nicht feststehen, könnt ihr Geld sparen, indem ihr ein Blankofeld auf dem Flyer freihaltet und die Termine je nach Bedarf entweder per Stempel oder Aufkleber einfügt. Ein klassischer Bürostempel mit auswechselbaren Buchstaben hat mir dabei schon gute Dienste erwiesen. Wichtig: wasserfeste Stempfelfarbe verwenden! Mein Favorit ist diese hier: Klick!



 9. Wer seid ihr?

Zum Schluss vergesst nicht zu erwähnen, wer der Veranstalter ist. Bei Platzmangel reichen Namen und Webadresse vollkommen aus.


10. Menschen lieben Menschen

Wir Menschen sind interessiert an anderen Menschen. Fotos und Namen der Akteure kommen also immer gut auf einem Flyer. Wenn der Platz es hergibt, erwähnt auch die anderen Mitwirkenden an der Technik, der Grafik etc. ... jeder hat eine Erwähnung und somit auch Werbung für sein Können verdient.



Ich wünsche euch viel Freude beim Gestalten eurer Flyer! Und das wichtigste: habt Spaß und tobt euch aus!






Freitag, 23. Juni 2017

Treue - Blogreihe #wertekatalog

Es ist Value-Friday und es geht weiter mit der Blogreihe #wertekatalog,

Der sechszigste Wert ist:


TREUE

Wikipedia sagt:
Treue (mhd. triūwe, Nominalisierung des Verbs trūwen "fest sein, sicher sein, vertrauen, hoffen, glauben, wagen") ist eine Tugend, welche die Verlässlichkeit eines Akteurs gegenüber einem anderen, einem Kollektiv oder einer Sache ausdrückt. Sie basiert auf gegenseitigem Vertrauen beziehungsweise Loyalität, ist aber nicht der Beweis dafür, dass der Gegenstand der Treue ihrer auch würdig ist (vgl. Nibelungentreue).[...] (https://de.wikipedia.org/wiki/Treue)
Was für ein schöner Wert! Und gleichzeitig ein gar nicht so leicht zu lebender.



Doch was heißt Treue? Es ist die Verlässlichkeit einer oder mehreren Personen oder einer Sache gegenüber.

Treue ist eine Eigenschaft, die sich viele von ihrem Partner wünschen. Doch sagt Treue nicht automatisch etwas über die Zuneigung einer Person zu einer anderen aus. Sie ist in erster Linie eine Verlässlichkeit, eine Loyalität.

Wenn man in Berlin mit Theater zu tun hat - oder generell mit Projekten, die Engagement erfordern - gibt es oft ein Problem mit Verlässlichkeit und somit letztendlich auch mit Treue.
Am Anfang ist man euphorisiert, schwebt auf einer Wolke aus wunderbaren Ideen und ist der Meinung, dass die anderen Mitwirkenden die tollsten Menschen der Welt sind.
Doch dann bricht die Realität in diese Traumwelt ein und man merkt plötzlich, was einen alles stört. Das Stück sagt einem nicht zu, die Mitspieler sind blöd, die Regie hat komische Ansichten, der Probenraum ist im falschen Stadtteil ... tausend Gründe, die einen merken lassen: es passt nicht.

Wie bei einer Beziehung verändert sich die Verliebtheit und die Aufregung des Neuen in Gewohnheit und Alltag. Auf einmal fallen einem Fehler an den anderen auf und die Träume und Sehnsüchte vom Anfang verschwinden unter Sorgen, Gereiztheit und fehlendem Elan.

Ein Paar muss durch diese Phase (meist) allein durch - sie zeigt, ob die Beziehung Bestand hat und ob aus Verliebtheit Liebe wird.
Eine Theatergruppe hat im Optimalfall eine Leitperson (offiziell oder inoffiziell), die der Anker der ganzen Unternehmung ist. Eine Person, die der Gruppe Sicherheit gibt, die immer da ist, auch wenn der größte Unmut herrscht. Eine Person, die Probleme auf den Tisch bringt, die Diskussionen führt, die Mut gibt und neue Energie. Eine Person, die der Gruppe Raum lässt, ihren eigenen Weg zu finden ohne dabei unterzugehen.

Nach und nach wächst dann das Vertrauen in der Gruppe. Ineinander und untereinander. Denn um einer Person oder Gruppe treu zu sein, müssen wir ihr erstmal vertrauen. Und mit diesem Vertrauen wächst die Treue, die der langlebige Motor einer Unternehmung werden kann.


Marie von Ebner-Eschenbach hat dafür einen wunderbaren Satz parat:
Foto: "Wir sind noch einmal davongekommen", Theatergruppe Vorspiel: https://www.facebook.com/TheatergruppeVorspiel/

Freitag, 16. Juni 2017

Tradition - Blogreihe #wertekatalog

Es ist Value-Friday und es geht weiter mit der Blogreihe #wertekatalog,

Der neunundfünzigste Wert ist:


TRADITION

Wikipedia sagt:
Tradition (von lateinisch tradere „hinüber-geben“ oder traditio „Übergabe, Auslieferung, Überlieferung“) bezeichnet die Weitergabe (das Tradere) von Handlungsmustern, Überzeugungen und Glaubensvorstellungen u. a. oder das Weitergegebene selbst (das Traditum, beispielsweise Gepflogenheiten, Konventionen, Bräuche oder Sitten). Tradition geschieht innerhalb einer Gruppe oder zwischen Generationen und kann mündlich oder schriftlich über Erziehung, Vorbild oder spielerisches Nachahmen erfolgen. Die soziale Gruppe wird dadurch zur Kultur. Weiterzugeben sind jene Verhaltens- und Handlungsmuster, die im Unterschied zu Instinkten nicht angeboren sind. [...] (https://de.wikipedia.org/wiki/Tradition)

Zum Thema Tradition habe ich Vorspielerin und Freundin Anne-Katrin Hennig gefragt, ob sie einen Gastbeitrag schreiben will. Sie wollte glücklicherweise und hier ist er:



TRADITION
Als Kind bekam ich ein Buch geschenkt – zum Glück besitze ich es immer noch, es steht im Regal meines alten Kinderzimmers im Haus meiner Eltern – und ich brenne darauf, es demnächst meiner kleinen Nichte, sie ist fast sechs Jahre alt, zu zeigen und es gemeinsam mit ihr zu lesen (und in ein paar Jahren mit meinen eigenen Kindern). Das Buch heißt „Was weißt du von…“. Es geht um verschiedene Alltags- oder Freizeitaspekte, die der US-amerikanische Autor für die kleinen Leser beschreibt: Ballons, Hüte, Süßigkeiten oder einfach – Türen. Ich liebe den Aufbau dieses Buchs. Eine Doppelseite widmet sich stets einem Thema, eben zum Beispiel Türen: Haustüren, Hoftüren, Türen aus Holz, Kunststoff, Glas und so weiter. Auf jeder Seite spielen Kinder eine Rolle und erforschen sozusagen den Gegenstand: sie stehen beispielhaft an den Türen, öffnen sie, klemmen sich vielleicht auch mal den Finger, schließen sie wieder – und so fort. Es ist wahnsinnig liebevoll und anschaulich gestaltet. Das, was ich am Tollsten an diesem Buch fand, war der abschließende Satz, der jedes Thema so herrlich auf den Punkt gebracht hat, bei den Türen klang es so: „Aber die Hauptsache ist, dass Türen auf und zu gehen.“ BAM. So einfach.
Natürlich kann nicht alles im Leben so simpel heruntergebrochen werden. Wir leben ja nicht in Trumps Wunderland. Diese Welt ist kompliziert und vielschichtig. So ist es auch mit dem Wert Tradition. Ich will es trotzdem versuchen, denn ich schätze Traditionen sehr, beziehungsweise das, was wir aus ihnen lernen können. Und weil ich finde, dass man sich einer komplizierten Sache umso schlichter nähern sollte, habe ich während des Schreibens das wunderbare Buch „Was weißt du von…“ im Hinterkopf.
Fakt ist: Es gibt gute und es gibt schlechte Traditionen. Der Grund für die Entstehung von Traditionen findet sich im lateinischen Ursprung des Wortes: Es kommt vom Verb tradere, hinübergeben, beziehungsweise vom Nomen traditio, das Übergabe, Auslieferung oder Überlieferung bedeutet.
Der Mensch will nicht vergessen werden und überliefert seit Jahrtausenden seine Geschichte und Handlungsweisen an seine Nachfahren, auf dass sie nicht vergessen werden.

Traditionen haben sich in verschiedenen Bereichen verbreitet, in großen und kleinen Umfängen: Es gibt regionale Bräuche, die von den unterschiedlichen Religionen und deren Historie in ihrer jeweiligen Umgebung geprägt sind: Hochzeiten, Taufen, Bar Mitzwas und viele andere Feiertage. Es gibt traditionelle Tänze und andere Rituale, die uns eine wahnsinnige Gänsehaut bescheren können.
Beispiel: 



Doch es existiert auch das genaue Gegenteil. Traditionen dienen nicht nur der Weitergabe von lieb gewonnenen und von Menschen-verbindenden Bräuchen und Sitten, sondern auch der Unterdrückung, Erniedrigung und Machtausübung. Dazu gehören etwa Ereignisse wie die Trennung von Ethnien – wie in den USA des 20. Jahrhunderts – oder die Beschneidung von Mädchen in einigen afrikanischen Ländern oder auch der per Gesetz (und nicht durch persische Tradition!) auferlegte Hijab-Zwang im Iran. Eine Facebook-Seite – My Stealthy Freedom – klärt in verschiedenen Sprachen zu diesem Thema auf und zeigt die Geschichten mutiger Frauen und Männer, die sich gegen das Verbot stemmen.
Was für ein ambivalenter Wert. Traditionen polarisieren also. Es gibt Rituale, die ins Tiefste des Herzens schielen, natürlich auch im privaten Raum – zum Beispiel liebe ich es, wenn mein Vater seine Gitarre hervorholt und wir rock’n’rollige Lieder gemeinsam mit der ganzen Familie grölen – getragen von der grandiosen rockigen Stimme meines Vaters, oder wenn wir zu Weihnachten zusammen sind und meine Mutter die schönste, liebevollste Atmosphäre schafft – mit ihrem einzigartigen herzlichen Esprit, oder wenn mein Mann, den ich schon 13 wundervolle Jahre kennen darf, mir zum Geburtstag unter anderem immer einen wunderschönen Kalender vom letzten gemeinsamen Urlaubsort schenkt, oder wenn mir meine kleine Nichte bei jedem Besuch ein selbst gemaltes Bild überreicht. Das alles rührt mich, und durch diese Rituale fühle ich mich beschützt, geborgen, behütet. In dieser großen, ungestümen Welt wirkt das sehr beruhigend.
Gleichzeitig gibt es furchtbare und unfaire Bräuche, auch in unseren Breitengraden. Einfaches Beispiel: die ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern. Und solche gilt es stets unbedingt zu hinterfragen!
Das Hinterfragen hat übrigens auch seine Tradition. Zum Beispiel haben die Reformation und die Aufklärung in Europa sowie das Civil Rights Movement in den USA explosive und signifikante Anstöße gegeben, um schlechte Traditionen aus der Welt zu schaffen.
Dieser Kreislauf ist unendlich – so hoffe ich jedenfalls. Wir brauchen Traditionen, um uns in der großen und in unserer persönlichen kleinen Welt wohlzufühlen und unseren Platz zu finden – oder neu zu ordnen. Ebenso wichtig ist ein ständiges Hinterfragen: „Brauchen wir das noch so? Tut uns das gut?“
Tradition ist ein vielschichtiger Wert. Er lädt ganz offensichtlich zum Reflektieren ein – von privaten Traditionen und genauso von politischen oder nationalen Bräuchen, die die Gesellschaft hinterfragen muss.
Aber die Hauptsache ist, dass Traditionen unter die Haut gehen.




Danke, Anne, für diesen wunderbaren Text!

Das heutige Zitat zum Wert stammt von George Bernard Shaw:

Foto: "Meister und Margarita", Theatergruppe Vorspiel: https://www.facebook.com/TheatergruppeVorspiel/

Freitag, 9. Juni 2017

Toleranz - Blogreihe #wertekatalog

Es ist Value-Friday und es geht weiter mit der Blogreihe #wertekatalog,

Der achtundfünzigste Wert ist:


TOLERANZ

Wikipedia sagt:
Toleranz, auch Duldsamkeit, ist allgemein ein Geltenlassen und Gewährenlassen anderer oder fremder Überzeugungen, Handlungsweisen und Sitten. Umgangssprachlich ist damit heute häufig auch die Anerkennung einer Gleichberechtigung gemeint, die jedoch über den eigentlichen Begriff („Duldung“) hinausgeht.[...] (https://de.wikipedia.org/wiki/Toleranz)

Vor über einem Jahr schrieb ich einen Artikel über "Akzeptanz", in dem ich auch die Toleranz erwähnte. Denn wie auch in der Definition angedeutet, verschwimmen im modernen Sprachgebrauch die Grenzen zwischen den Begriffen.

Toleranz ist eine notwendige Grundhaltung, ohne die ein gewaltfreies menschliches Zusammenleben nicht funktioniert. Daran, dass es bis jetzt noch kein gewaltfreies menschliches Zusammenleben gibt, wird offensichtlich, dass auch Toleranz noch nicht von jedem gelebt wird.

Um tolerieren zu können, muss ich andere Meinungen aushalten, ohne sie als Angriff auf meine eigenen Überzeugungen zu sehen.
Das hieße aber ein komplett unabhängiges in sich ruhendes Ich zu haben - und das haben die allerwenigsten. Fast alle machen wir uns von Meinungen anderer abhängig - manche sehr stark, andere weniger.
Wenn unsere Ansichten in Frage gestellt werden, können wir zeitweise entspannt den anderen einfach sein lassen. Manchmal fühlen wir uns herausgefordert und diskutieren gern. Und ab und zu fühlen wir uns einfach hilflos.
Hilflos, weil die Unterschiede so gravierend sind, dass wir keine Brücke sehen, auf der wir uns begegnen können, keine gemeinsame Ebene.
Das ist der Moment, in dem wir zu Toleranz gezwungen sind oder aggressiv werden, je nach Charakter. Dabei wäre es gewinnbringender - über die bloße, passive Toleranz hinaus - aktiv an der Akzeptanz zu arbeiten. Zu akzeptieren, dass wir Menschen verschieden sind.

Alle einzelnen kleinen Faktoren, die uns in unserem Leben umgeben, haben Einfluss auf uns. Sie legen die Grundsteine für das Verarbeiten von Informationen, sorgen für Ängste und Unsicherheiten, führen zu bestimmten Vorlieben und Interessen. Jeder von uns hat unterschiedlichste Faktoren, die ihn in seinem Leben beeinflusst haben und es immer noch tun. Und jede Entscheidung führt zu anderen Entscheidungen. Dabei gleichen wir uns aneinander an oder entfernen uns meilenweit.

Toleranz ist die Basis, aber sie gibt uns nicht viel Handlungsspielraum. Akzeptanz ist ein Feld voller Möglichkeiten. Wir sollten es freudig beschreiten - es lohnt sich.
Denn vielleicht merkt man, dass eine andere Sichtweise auch eine Option ist ... und das wir unsere eigene überarbeiten sollten.

So wie es Kurt Tucholsky beschreibt:

Foto: "Die Vögel", Schnellzünder-Projekt: https://www.facebook.com/groups/voooegel/

Mittwoch, 7. Juni 2017

Recap/Preview #6



Plötzlich ist der Sommer aufgetaucht! Zeit für Recap #6!



Sommerloch - Zeit für Neues!
Immer wenn das Sommerloch da ist, taucht bei mir die große Frage auf: was tun mit der freien Zeit? Letztes Jahr begann ich mit dem Networking, das Jahr davor habe ich mich intensiv Fortbildungen gewidmet.
Dieses Jahr geht es mit beidem weiter, in verschiedenen OpenSpace-Formaten:

  • bei MeetUps und dem ersten Local Wevent von intrinsify.me
  • beim nächsten Powerfrauen-Frühstück
  • im Workshop des Literatur-Ensembles Wortoertlich, das ich bei meinem letzten Theater MeetUp kennenlernen durfte
  • und zu guter Letzt bei der ausgiebigen Lektüre der Fachbücher, die in meinem Regal vor sich hin stauben ... irgendwann wird es ja mal Zeit, die zu lesen



Im Zeichen der Freundschaft

Nicht nur ich, auch andere meiner Freunde sind von privaten Theaterprojekten angefixt. So mancher Amateur-Schauspieler hat ein Herzensstück, was er gern mal inszenieren möchte.
Bei meiner Freundin Carmen ist es "Maria Stuart" von Friedrich Schiller. Zusammen mit einem kleinen Team von Theaterenthusiasten wird eine coole Fassung dieses Klassikers erarbeitet und am 01. und 02. September auf die Bühne des Verlängerten Wohnzimmers gebracht. Ich bin als Technikerin und Grafikerin mit an Board und auf die Proben sehr gespannt.

Vor einer Weile wurde der Kontakt zu einem ehemaligen Mitglied der Theatergruppe Berlin - Matthias Börner - wiederbelebt. Matthias ist freiberuflicher Regie-Assistent beim Film und dreht in seiner Freizeit gern Kurzfilme. Jetzt ist wieder ein Projekt geplant und ich bin für das Maskenbild mit an Board. Ich sag nur: Zombies!



Stürmische Zeiten
Die Vorspieler haben sich für Shakespeares "Der Sturm" entschieden - allerdings ganz anders inszeniert als man es erwarten würde, mit einem aufregenden Setting ... seid gespannt!



Im Sommer billiger ...
... ist es beim Summerdeal in diesem Sommer. Für mehrere Wochen wird es auf alle Schnuppertermine und Workshops einen Sommer-Rabatt geben. Wann genau? Das wird auf meiner Website und auf Facebook bekanntgegeben.




Freitag, 2. Juni 2017

Vertrauen - Blogreihe #wertekatalog

Es ist Value-Friday und es geht weiter mit der Blogreihe #wertekatalog,

Der siebenundfünzigste Wert ist:


VERTRAUEN

Wikipedia sagt:
Vertrauen ist in psychologisch-­persönlichkeits­theoretischer Perspektive definiert als subjektive Überzeugung von der (oder auch als Gefühl für oder Glaube an die) Richtigkeit, Wahrheit bzw. Redlichkeit von Personen, von Handlungen, Einsichten und Aussagen eines anderen oder von sich selbst (Selbstvertrauen). [...] (https://de.wikipedia.org/wiki/Vertrauen)

Als ich die Werte-Liste von "Ein guter Plan" das erste Mal durchgegangen bin und meine wichtigsten Werte rausgeschrieben habe, war Vertrauen mit dabei.

Vertrauen ist für mich die Basis für menschliche Beziehungen. Und dieses Vertrauen habe ich mir über die Jahre erarbeitet.
Als Teenager war ich eine extreme Traschtante und Lästerbacke und nicht besonders vertrauensselig. Mehrmals habe ich das Vertrauen von Freunden missbraucht - aus Neugier, Geltungsbedürfnis und Redseligkeit.
Irgendwann merkte ich dann, dass mir meine Freunde weniger anvertrauen. Und ich merkte, dass zur Vertrauenswürdigkeit gehört, verlässlich zu sein, Dinge für sich zu behalten und den anderen in seinen Wünschen zu respektieren und ernst zu nehmen.

Mein Vertrauen in andere war jedoch stets ungebrochen und offen. Grundsätzlich bringe ich jedem ein Grundvertrauen entgegen - auch weil ich aus eigener Erfahrung weiß, dass Vertrauensbrüche selten aus Bösartigkeit, sondern eher aus Gedankenlosigkeit, mangelndem Ernst ... und fehlendem Selbstvertrauen entstehen.
Letzteres brauchen wir für ein entspanntes Leben nach unseren eigenen Vorstellungen.
Je mehr wir uns selbst vertrauen - und auch ZUtrauen - desto leichter fällt es uns, anderen zu vertrauen. Wir müssen unsere eigenen Stärken und Schwächen kennen und vor allen Dingen akzeptieren, um sie auch bei anderen Menschen annehmen und verstehen zu können.

Wenn wir mit Vertrauen großzügig umgehen, schaffen wir eine Basis für ein angenehmes Miteinander auf Augenhöhe. Wenn wir unserem Gegenüber Vertrauen entgegenbringen, geben wir ihm die Möglichkeit sich uns gegenüber zu öffnen und seine eigenen Potentiale angstfrei auszuleben - was für alle in der Regel ein Gewinn ist.

Vertrauen ist besonders dann eine Herausforderung, wenn man ein Mensch ist, der ungern Kontrolle abgibt. Besonders sehr sicherheitsliebende Persönlichkeitstypen sind selten vertrauensselig, sie haben Sorge, dass sich andere nicht an Regeln halten und ihr sicheres Gefüge - und somit ihre Wohlfühlumgebung - aus den Fugen gerät.
Ich musste mühsam lernen, dass auch alles gut werden kann, wenn ich nicht alles kontrolliere oder selbst mache, sondern anderen den Raum gebe, sich zu entfalten - und ihnen einfach vertraue.
Dabei kommen wunderbare Dinge heraus, die nicht meine eigene Idee oder Leistung waren, sondern die eines Teams.
Und mit unterschiedlichen Qualifizierungen und extrem komplexen Aufgaben, ist diese Arbeitsweise die Arbeitsweise der Zukunft.
Die Fähigkeit im Team Stärken zu bündeln und gemeinsam neues zu erschaffen, ist extrem wichtig für die Zukunft der Arbeit.

Lasst uns einander mehr vertrauen - wir wissen schon, was wir tun!


Matthias Claudius beschreibt es so, wie auch ich es empfinde:

Foto: "Leonce & Lena", Theatergruppe Vorspiel: https://www.facebook.com/TheatergruppeVorspiel/