Samstag, 30. Juli 2022

Corona-Theatertagebuch – Woche 123 & 124



Woche 123

Dienstag:

Gestern habe ich ziemlich komplett frei gemacht, das hat sehr gut getan. Abends waren wir am Meer und haben den Sonnenuntergang beobachtet.
Heute früh dann sofort wieder ans Meer. Ich war zum ersten Mal im Meer schwimmen seit ich hier wohne. Verrückt, oder? Aber es war so lange so kalt und dieses Mal hat alles gepasst.
Es war wirklich traumhaft, ich habe es so sehr genossen. Ich würde mich gern öfter zum Meer-Baden überwinden können, auch bei kühleren Temperaturen als 29 Grad. Vielleicht schaffe ich das ja irgendwann. #LifeGoals
Auf jeden Fall habe ich mir noch Badeanzüge und Bikinis zum Probieren bestellt (bei meiner Größe immer sehr schwierig) und eine Dry Bag, die man sich um den Bauch schnallen kann – für Handy und Wertsachen.

Nachmittags Home Office mit Mails, Überweisungen und Termin-Planungen.


Mittwoch:

Der heißeste Tag in Rostock bis jetzt. Es sind 37 Grad und bis auf einen kurzen Supermarkt-Einkauf heute früh schließe ich mich den Rest des Tages in die (noch) kühle Wohnung ein, mit Wassermelone, Bulgur-Salat und selbstgemachtem Eistee. Ich bin weiterhin im Urlaubs-Modus und genieße das sehr.

Abends Probe mit meiner Online-Theatergruppe. Momentan sind wir im typischen Tief in der Mitte eines jeden Projektes. Viele fehlen, was die Motivation drückt. Wir bleiben einfach weiter dran und starten nächste Woche ins Spielen mit dem ersten umgeschriebenen Text. Es läuft weiter, in kleinen Schritten.

Abends "The Money Pit" geguckt und viel gelacht:
https://youtu.be/TLLQquBdU8M


Donnerstag:

Nachts meine Tage bekommen, mit Bauchschmerzen im Morgengrauen ein Buch zu Ende gelesen und dementsprechend müde und zurückgezogen heute.
War kurz am Hafen, habe dann mit einem Freund gesprochen und werde den Rest des Tages chillen.




Freitag:

Der Morgen lief ähnlich wie gestern, nur mit Handy statt Buch.
Aber es geht wieder etwas besser schmerztechnisch.

Nachmittags sind mein Mann und ich mit dem Zug nach Wismar gefahren, sind durch Hafen und Altstadt geschlendert und dann abends wieder zurückgefahren. Erster richtiger Ausflug! Whoop whoop!
Da "Nosferatu" in Wismar und anderen Orten an der Ostseeküste gedreht wurde und dieses Jahr Jubiläum hat, gibt es viele Nosferatu-Veranstaltungen vor Ort, sowohl Filmvorführungen mit Live-Musik, Stadtführungen und Theatervorstellungen. Für die "Nosferatour" (hehe, Wortspiel!) habe ich mir ein Ticket gekauft und bin schon ganz vorfreudig. Puppenspiel + Stadtführung + Hörspiel in einem – klingt perfekt!
https://www.nosferatour.de/



Woche 124




Montag:

Heute ist es wieder recht warm und wir fahren direkt morgens früh wieder ans Meer zum Schwimmen. Dieses Mal habe ich meine neue wasserdichte Handyhülle dabei und kann im Wasser Videos und Fotos machen. Auf den Buhnen sind nicht nur Möwen, sondern auch Kormorane, die mich immer wieder faszinieren. Sie haben etwas urzeitliches und sehen aus wie Drachen, wenn sie ihre Flügel zum Trocknen ausstrecken.

Ich merke richtig, dass ich im Urlaubsmodus bin, weil ich null Lust habe, irgendwas zu arbeiten. Mache ich aber trotzdem jeden Tag ein kleines bißchen, z.B. ein paar Mails schreiben.
Heute habe ich außerdem angefangen, die Fotos der Vorspiel-Generalprobe zu sortieren.

Abends haben die Vorspieler und ich zusammen per Zoom die nächste Spielzeit geplant. Die Proben werden weiterhin donnerstags sein, dazu kommt dann wieder ein Probenwochenende in Rostock und mehrere Extraproben in Berlin. Ich denke, das ist ein ganz guter Kompromiss. Nicht perfekt, aber wir schauen mal, wie es diese Spielzeit läuft. Es wird auf jeden Fall sportlich, weil die Gruppe gern im Frühjahr aufführen will, wir aber erst Mitte September wieder beginnen.


Dienstag:

Der Tag startete mit der 200. (!!!) Privatstunde mit Nick, großes Jubiläum! Wir haben getanzt und Bewegungsübungen zu diesen Songs gemacht:
https://youtu.be/7TOCBeabAcI
https://youtu.be/U_O1QKQCsGs
Anschließend "Ja, und" gespielt und am Schluss noch improvisiert. Ich hab nicht damit gerechnet, dass ich dienstagvormittags Olaf Scholz am Ostseestrand spiele – im Gespräch mit Gerhard Schröder.😃

Nachmittags stürmischer Hafen und Princess Charming.

 
Mittwoch:

Mit meiner Online-Gruppe habe ich abends einen Teil des 1. Aktes geprobt und man bekommt eine erste, leichte Ahnung, wie das werden könnte. Ich freue mich darauf, das Stück gemeinsam entstehen zu lassen.

Nach der Arbeit Besuch von einem Freund, wir quatschen bis in die Nacht.




Donnerstag:

Zum Einstieg in den Tag ein langer, wichtiger Artikel:
https://raul.de/allgemein/das-sind-die-tuecken-des-disability-pride-month/?fbclid=IwAR02ygwxyINtDPj7Fkisvv5as3RolgEtw-J6IyB9we9nTrs1MzzLJTkPCIs
 
Nachmittags mit Freund und Mann zum Meer, wo es heute richtig voll und überraschend sonnig und warm ist. Da war ich nicht drauf eingestellt und bin dann doch ganz froh, der blendenden Sonne irgendwann entfliehen zu können.

Zuhause dann noch Freund verabschieden, Newsletter-Verschicken, Websites updaten und Co. So der übliche Homeoffice-Kram. Und Erdbeerkuchen mit tonnenweise Sahne!


Freitag:

Die Nacht über habe ich kaum geschlafen, weil meine Katzen irgendwie sehr wild drauf waren und uns kaum Ruhe gelassen haben.
Dementsprechend müde hänge ich heute vor dem Rechner und wechsle langsam zu einer kreativ-entspannten Tagesaufgabe: Einladungen für meine Geburtstagsfeier basteln. Das erste Mal seit 2019 möchte ich gern in etwas größerer Runde im Garten meiner Mutter feiern. Etwa 14 Leute will ich einladen. Das ist für mich schon ganz schön viel. 2020 habe ich nur mit meiner Familie gefeiert, 2021 war ich mit meiner Mutter mittags essen und abends im Kino und habe wenige Tage später mit meinen vier Genoss*innen im Restaurant nachgefeiert.

Abends erschüttert mich eine Nachricht sehr. Ich weiß nicht, ob ihr es mitbekommen hattet, aber in Oberösterreich wurde eine Ärztin von Corona-Leugnern massiv bedroht, über viele Monate. Sie teilte ihre Erlebnisse auf Twitter und ich hatte den Fall mitverfolgt. Die Polizeit tat nicht viel, sie selbst investierte 100.000 € in Schutzmaßnahmen. Ein Praxis-Betrieb war kaum noch möglich. Sie wurde in der Praxis bedroht, bekam Morddrohungen und Hassmails. Vor kurzem musste sie dann ihre Praxis vorübergehend schließen, dann gab sie bekannt, dass sie die Praxis endgültig schließt, weil ihre Arbeit nicht mehr möglich ist. Jetzt wurde sie tot in ihrer Praxis gefunden, Suizid. Das ist so schrecklich, dass mir die Worte fehlen.

Dennoch starte ich noch wunderbar ins Wochenende mit einem langen Spaziergang im Sonnenuntergang, auf dem mein Mann und ich viele wilde Brombeeren genascht haben.
Ich komme immer mehr in dieser neuen Stadt an und liebe sie sehr. Ich finde sie wunderschön, genau mit der richtigen Mischung aus urban und Natur und alter Bausubstanz. Und ganz viel Meer und maritimer Lifestyle.



Dienstag, 26. Juli 2022

#monthlyfavourites –Juli-Lieblinge


 

Es ist wieder Zeit für die Lieblinge des aktuellen Monats - die #monthlyfavourites im Juli!



Zum Arbeiten/Freizeiten:

Dieser Monat begann sehr arbeitsintensiv mit den Aufführungen der Vorspieler (inklusive Erkältung, Insektenstich und Co.) und ging dann Schritt für Schritt in eine arbeitsfreiere Zeit über.
Mitte Juli fand mein erstes Theaterwochenende in Rostock statt, zu Henrik Ibsens "Die Frau vom Meer", weshalb ich das Buch (ebay) natürlich auch viel in der Hand hatte.
Passend dazu habe ich endlich die kleinen Messing-Klammern benutzt, als Mini-Lesezeichen für Textstellen, die ich für den Kurs interessant fand. Ich hatte die irgendwann mal im Navucko-Onlineshop gekauft, dort gibt es sie aber nicht mehr. Die Marke heißt Midori.

In meiner Freizeit bin ich aufgegangen im Kalimba-Spielen. Ich liebe dieses Instrument so so sehr und habe es auch öfter mal bei Ausflügen oder am Hafen dabei, um vor mich hin zu klimpern.

Außerdem war ich diesen Monat zum ersten Mal – seit ich hier wohne – in der Ostsee schwimmen. Damit ich das auch mal allein machen kann – UND für Videoaufnahmen im Wasser – habe ich mir eine wasserdichte Handyhülle gekauft, in der das Handy außerdem auf dem Wasser schwimmt, falls es aus der Hand rutscht.



Zum Aufhübschen:
 



Im Schrank haben schon die ganze Zeit diese dunkelgrüne Sommershorts und das gelb-weiß gestreifte Shirt von TwoThirds darauf gewartet, getragen zu werden. Der Juli startete in Rostock ganz schön kalt, aber dann wurde es Mitte Juli heiß genug dafür.

Die Löwenzahn-Ohrstecker gehörten zur letzten DearPrudence-Bestellung. Sind sie nicht enzückend?

Vor einer Weile hatte ich eine kleine Haarseife von Helemaal Shea ausprobiert und fand die echt gut. Also habe ich mir ein großes Paket mit einer großen Version dieser Seife und ganz vielen Mini-Seifen zum Testen bestellt.



Zum Lesen:
 

 

Im öffentlichen Bücherschrank habe ich "Der Tag der Heuschrecke" von Nathanael West gefunden, ein amerikanischer Klassiker (wenn auch in der deutschen Übersetzung). Es war sehr interessant und teilweise auch sehr abschreckend. Schwierig fand ich, dass es eine Ausgabe aus den 80ern war, die noch das N-Wort enthielt. Also inhaltlich interessanter Roman, aber diese Ausgabe – so cool sie auch aussieht – darf gern zurück in den öffentlichen Bücherschrank.

Frisch angefangen habe ich "Far From The Maddow Crowd" von Thomas Hardy, ein englischer Klassiker, dessen Sprache durchaus herausfordernd ist. Aber ich mag Herausforderungen und bin gespannt auf die Geschichte. Ich mochte die Ausgabe optisch total, hab das Buch bei ebay gefunden, aber der Druck ist sehr billig. Als ich das Buch mit am Strand hatte, wurde der Leineneinband an einer Stelle feucht und die aufgedruckten Bienen lösten sich sofort und wurden teilweise verwischt.



Zum Essen:


 

Sommerzeit ist Eistee-Zeit! Mit selbst gemachtem Zitronensirup!
Ebenfalls geliebt habe ich diesen Monat Wassermelone und die Gyros Pita vom griechischen Imbiss "To Steki" in Rostock.



Zum Stöbern


Ich habe dieses Mal tatsächlich keinerlei Links. Klingt komisch, ist aber wahr.


Zum Hören:

Der Soundtrack von "Call Me By Your Name":
https://youtube.com/playlist?list=PLM1rZjbS5GVrSxZSfqTabeInUWw0ePtry



Zum Anschauen

Hier wie immer ein paar Tipps zum Anschauen!

Ein wirklich guter Film ist "First Man":
https://youtu.be/PSoRx87OO6k

Sehr amüsiert habe ich mich über "The Money Pit":
https://youtu.be/TLLQquBdU8M

Ich bin mir nicht sicher, ob "Jurassic World Dominion" zu den Favoriten gehört, es war halt einfach nur Action, ABER den CEO-Schauspieler fand ich ziemlich gut und der Original-Cast war dabei:
https://youtu.be/fb5ELWi-ekk

Weil ich finde, dass es ein wunderbarer Sommerfilm ist, habe ich nochmal "Call Me By Your Name" geguckt:
https://youtu.be/Z9AYPxH5NTM

Falls ihr eine Comedy-Serie sucht, in der ausnahmsweise mal Körper nicht bewertet werden (fällt einem erst spät auf, aber dann ist man umso faszinierter), sollte mal einen Blick auf "Resident Alien" werfen. Und außerdem spielt Alan Tudyk die Hauptrolle. Braucht man mehr Argumente?
https://youtu.be/T4J7QjGNTs4

Es gibt eine neue Staffel von "For All Mankind"!!! Und ja, sie ist gut. Und ja, sie ist wie immer gleichzeitig frustrierend und nervenaufreibend.
https://youtu.be/M4EOW9oqZ4k

Auch "What We Do In The Shadows" ist mit einer neuen Staffel zurück. Whoop whoop!
https://youtu.be/CuYcR8SgSKk

In der ARD-Mediathek habe ich die Comedy-Kurzserie "How To Dad" entdeckt. Die Schauspieler sind cool, Ramon meine Lieblingsfigur und das Popcorn in der Nase fand ich erstaunlich lustig:
https://www.ardmediathek.de/video/how-to-dad/

Sonntag, 17. Juli 2022

Corona-Theatertagebuch – Woche 122


Montag:

Der Kräuterspaziergang war super interessant und es war schön, seit Ewigkeiten mal wieder im Wald zu sein. Er fand im Hütter Wohld nahe Rostock statt, in Parkentin.
Einen Tipp will ich euch gleich weitergeben, weil ja gerade Sommer und dadurch Stechmückenzeit ist: Die Blätter vom Spitzwegerich (wächst auf fast jeder Wiese) könnt ihr zwischen den Fingern zerreiben und zerquetschen und dann mit dem Blättermatsch Insektenstiche (z.B. Mückenstiche) einreiben. Es kühlt sofort und lindert durch die Inhaltsstoffe den Juckreiz. So sieht Spitzwegerich aus: Klick!

Sonntag früh waren wir am stürmischen Meer. Es war kalt und sehr windig und ich war total im Herbstfeeling.

Und ja, ich habe viel geschwiegen am Wochenende und mein Hals ist ein minibißchen besser.

Nachmittags endlich mal wieder auf dem Wasser unterwegs: mit der Fähre flink rüber ans Gehlsdorfer Ufer und dort im Schatten eine Baumes chillen, Kalimba spielen und auf's Wasser gucken.

Abends gucke ich noch einmal die Online-Inszenierung "möwe.live", zusammen mit ein paar Leuten aus meiner Online-Theatergruppe.




Dienstag:

Nick hatte heute überraschend doch Zeit für eine gemeinsame Stunde. Also Einstieg mit Harry Belafonte:
https://youtu.be/QGm6rcUmkkE
Im Anschluss ein paar Übungen und als Finale wieder Postkarten improvisieren, jeder ein Wort. Hier unsere Ergebnisse:

"Lieber Herr Rechtsanwalt,
ich habe das gestern getan, was Sie mir verboten haben. Wie wollen Sie es wieder rückgängig machen? Denn Sie können ja auch nicht mehr zaubern. Damals, als Sie zaubern konnten, war ich viel bei Lord Albany zuhause, wo ich ganz viele Insekten getötet habe. Sie hatten mich genau dort stehen lassen. Manchmal habe ich Angst vor den ganzen fabelhaften Menschen, die Sie immer mitbringen. Albus Albany ist mir sehr unsympathisch, aber wenn Sie ihn gerne küssen wollen, kann ich damit klar kommen.
Grüßen Sie mir Albus Albany,
Ihre Minerva, Hexe McGonagall"

"Guten Morgen Herr Andriani,
Ihre Schwester ist kacke. Wäre Sie nicht Ihre Schwester, könnte ich sie erwürfen. Das tue ich aber nicht, da Sie mir etwas bedeuten. Dies sind meine Abschiedsworte, denn ich werde mich verdünnisieren. In der Abwesenheit erwarte ich, dass Sie Ihre Schwester töten. Sie können mich jederzeit kontaktieren, wenn Sie Hllfe beim Morden benötigen. Ich werde Sie finden, indem Sie Ihre Haus verwanzen. Sterben ist eine schöne Angelegenheit.
Machen Sie es gut,
ich auch, aber noch leben wir ja noch,
auf Wiedersehen,
Ihr Ingolf"


Hals ist so mittel, ich glaube, ich sollte doch nochmal zum HNO, um es abklären zu lassen. ICH WILL NICHT!



Mittwoch:

Nach vielen Tränen gestern abend (ja, meine Arztangst ist noch da), bin ich heute früh zu einer HNO-Praxis gefahren, mit der Überweisung im Gepäck.
Trotz krass überfüllter Praxis und langer Wartezeit kam ich dann doch noch dran (traurig aber wahr: Privatpatienten-Status zieht immer) und war bei einer ganz lieben Ärztin, die meinte, dass diese anhaltende Halsentzündung mit den dicken Mandeln durchaus mit der Corona-Erkrankung vor wenigen Wochen zusammenhängen kann. Der Körper braucht teilweise Wochen oder Monate, um mit dem Virus fertig zu werden.
Das ist zwar keine schöne Aussicht, aber ich bin dennoch erleichtert und fühle mich deutlich befreiter.





Donnerstag:

Morgens als erstes ganz früh ans Meer gedüst, sich mit Sand panieren lassen und am Strand rumliegen. Jetzt im Sommer macht es wirklich am meisten Sinn, schon morgens um 8 Uhr in Warnemünde zu sein. Oder auch schon früher, wenn man es schafft. Ab 9 Uhr kommen scharenweise Touristen und dann wird es sehr voll.
Nächste Woche soll es ausnahmsweise mal heiß werden in Rostock (max. 35 Grad), da könnte ich mir vorstellen, endlich mal im Meer zu baden. Das habe ich dieses Jahr noch nicht gemacht und es wird mal Zeit.

Auf dem Heimweg habe ich gedacht, was für einen geilen Beruf ich doch habe. Im Laufe des Tages werde ich weiter das Theaterwochenende vorbereiten, indem ich Texte zusammenstelle und ausdrucke, mir die letzten Übungen überlege und Postkarten bastle, die die Teilnehmenden am Schluss an sich selbst schreiben können (ich verschicke sie dann wenige Wochen später an die Teilnehmenden). Gleichzeitig habe ich Zeit, einfach mal so ans Meer zu fahren und einen Vormittag "zu verplempern". Der Beruf ist so vielseitig in seinen Tätigkeiten, komplett frei gestaltbar und flexibel. Das genieße ich sehr. Der Verdienst könnte deutlich besser sein, gerade wenn man für Institutionen arbeitet und nicht für selbst organisierte Veranstaltungen.

Die Aufregung auf mein erstes Theaterwochenende hier in Rostock steigt auf jeden Fall.
Heute habe ich eine Mail bekommen mit der Nachfrage, warum ich gesunde, ungeimpfte Menschen nicht mitmachen lasse. Der Grund ist, dass ich seeehr vorsichtig bin und als Veranstalterin selbst festlegen darf, mit welchen Hygienemaßnahmen ich arbeiten will. Das ist ein Luxus, das ist mir bewusst. Ich wollte gern, dass die Teilnehmenden ohne Maske spielen können. Ich selbst fühle mich dann sicherer, wenn ich weiß, dass alle a) geimpft und b) negativ getestet sind. Und ja, auch dann kann ich mich anstecken, das ist mir ja in Berlin passiert. Aber dennoch ist die Ansteckungsgefahr geringer, je mehr Maßnahmen man ergreift.

Mittags Hafenspaziergang mit meiner Nachbarin Marie, die ich schon ewig nicht mehr getroffen habe. Noch nicht mal zufällig, was sonst eher Standard war. Irgendwie sind unsere Rausgeh-Zeiten gerade sehr diametral.


Freitag:

Meine Freundin  – und für dieses Wochenende Kollegin – Carmen kam heute in Rostock an und wir sind aufgeregt und vorfreudig wegen morgen. Leider gab es in den letzten Tagen zwei Absagen – Corona. Das Virus ist ein Biest.


Samstag:

THE DAY HAS COME! Mein erstes offenes Theaterwochenende in Rostock! Mit Teilnehmenden aus Berlin, Rostock, Dresden, Nürnberg und Wien!
So ein langer analoger Tag haut ganz schön rein! Aber ich genieße es sehr, die Teilnehmenden hier in meiner neuen Heimat begrüßen zu können. Die Gruppe versteht sich gut und ist ganz entspannt. Es macht Freude, sie beim Spielen zu beobachten. Die Yoga-Einheiten sind auch für mich eine willkommene Gelegenheit, mich mal wieder ein bißchen zu bewegen. Besonders die Yin-Yoga-Übungen am Abend habe ich sehr genossen.

Nach Feierabend ein Hafenspaziergang mit Carmen und meinem Mann, ein Rest CSD-Stimmung (den habe ich leider verpasst, weil er genau heute stattfand) und ein leckeres Tapas-Abendessen im "Besitos" am Hafen (kleiner Tipp für den nächsten Rostock-Urlaub ;) ).


Sonntag:

Der zweite Tag war sehr berührend, denn heute wurde es nach einem Yoga-WarmUp biografischer und die Teilnehmenden teilten eigene Geschichten miteinander und setzten diese in Szenen um.
Auch heute dachte ich wieder, dass ich eigentlich den für mich schönsten Job der Welt habe. Ich kann kreativ-künstlerisch arbeiten, sehr viele Witze machen, viel Lachen und anderen dabei zuschauen, wie sie ihre Kreativität entfalten und gemeinsam Neues erschaffen. Das berührt mich sehr.

Die Teilnehmenden hatten Spaß miteinander und haben sich wohl gefühlt. Das ist für mich das wichtigste. Ich freue mich über solch einen entspannten Einstand in Rostock und bin gespannt, wie es im Herbst wird.

Für alle, die auch an so einem Wochenende teilnehmen möchten:
Am 22. & 23. Oktober 2022 findet das nächste Theaterwochenende in Rostock statt, dann zu der Geschichte "Das Feuerschiff" von Siegfried Lenz. Klick!
 


Samstag, 9. Juli 2022

Corona-Theatertagebuch – Woche 121



Montag:

Die Woche beginnt etwas müde und ich beschließe, heute so gut wie gar nicht zu arbeiten. Stattdessen fahren wir spontan morgens ans Meer und genießen das schöne Wetter (hier ist es deutlich kühler als in Berlin) bis die ersten Touris kommen und um uns herum platzieren. Zeit zu gehen.

Abends dann kollegialer Austausch in Mini-Runde. Es war wunderbar!





Dienstag:

Heute aktiver Homeoffice-Tag. Mein Hals-Rachen-Schnupfen-Ding hab ich immer noch. Sehr hartnäckig.
Das Knie ist mittlerweile deutlich abgeschwollen.

Abends Sonnenuntergang am Hafen und tanzende Menschen.


Mittwoch:

Planungstreffen LAG zur zukünftigen Leitung der Grundlagenbildung. Aufregende Zeiten stehen bevor!

Nachmittags Live-Talk mit Mark:
https://www.facebook.com/MarkKitzigKinderStaerken/videos/429764429005050

Abends wieder Sonnenuntergang am Hafen, dieses Mal mit meiner Kalimba im Gepäck. Ich LIEBE dieses Instrument!


Donnerstag:

Ich denke, morgen muss ich mal zum Arzt wegen des Halses. Es ist unangenehm und will nicht weggehen – trotz aller Tees und Lutschtabletten. Vielleicht ist mein Immunsystem durch die Corona-Erkrankung einfach zu schwach?

Letzte Nacht hatte ich angefangen mit den Buchungen für die Umsatzsteuer-Voranmeldung, heute geht es damit weiter.

Nachmittags nehme ich an einem Online-Workshop zum Thema "Einfache Sprache" teil. Endlich mal wieder selbst eine Fortbildung besuchen. Es ist sehr interessant und ich nehme einiges mit.

Abends Spaziergang am Hafen – im Sonnenuntergang.


Freitag:

Morgens war ich beim Arzt in der Akutsprechstunde, wegen des Halses. Da es nichts bakterielles ist, kann ich nicht viel machen. Er empfiehlt tausend Liter Salbeitee pro Tag, gurgeln und runterschlucken. Ansonsten bitte nicht reden und keine Lutschtabletten mehr.
Ich versuche den Tag über so viel wie möglich zu schweigen, gebe aber abends noch meinen Online-Workshop "Text & Stimme" – muahaha. Die Teilnehmenden haben viel Spaß und ich bin happy. Wie schön, dass doch immer noch ab und zu Online-Formate laufen.

Nach dem Workshop wieder ein Sonnenuntergangs-Hafen-Spaziergang. Das wird nie langweilig.

Jetzt erstmal Wochenende, da kann ich viel schweigen und Tee trinken. Morgen machen mein Mann und ich einen Kräuterspaziergang mit. Vorfreude!



Dienstag, 5. Juli 2022

Corona-Theatertagebuch – Woche 120



Montag:

Vormittags ein Kennenlern-Treffen per Zoom für einen Auftrag als Gastdozentin. Das ist zwar erst im November, aber ich bin jetzt schon gespannt, denn ich werde mal ausprobieren, das Thema Digitale Theaterpädagogik analog zu unterrichten (mit Rechner am Start). Ist für mich eher die Notlösung, muss ich zugeben. Aber mir wird schon irgendwas einfallen.

Am Augenlid habe ich übrigens ein richtiges Veilchen von meinem Zusammenstoß mit der Tür. Aber die Farbe verändert sich langsam. Ich glaube, es dauert noch eine ganze Weile bis das weg ist.


Dienstag:

Morgens Schauspieltermin mit Nick, mit Impros und diesem Song:
https://youtu.be/E07s5ZYygMg

Nachmittags seit Ewigkeiten mal wieder B12-Spritze.


Mittwoch:

Heute gleich vormittags nach Berlin. Diese Woche geht's richtig ab: Aufführungen! Die ersten analogen Aufführungen der Vorspieler seit 2019! Das ist so crazy. Dass wir das noch erleben!


Nach Besuch bei meiner Oma dann abends Probe mit meiner Online-Gruppe und einer neuen Interessentin. Jetzt ganz doll Daumendrücken, dass sie mitmacht!



Donnerstag:

Ich bin erkältet aufgewacht und war schon wieder genervt von der Welt. Vermutlich der Stress und der eiskalte Regionalzug am Vortag.
Aber dafür kam mittags mein lieber Freund Michael aus dem fernen Nordrhein-Westfalen angedüst und nach einem Mittagessen im Garten ging es dann zur Generalprobe der Vorspieler. Michael hatte vor wenigen Jahren – da lebte er noch in Berlin – bei den Vorspielern und den Spielschauern schonmal die Technik gefahren. Als er meinte, er bräuchte mal wieder eine Auszeit vom Alltag, fragte ich, ob er Lust hätte auf eine Berlin-Reise mit Aufführungen und Technik. Und er hatte Lust!
Überraschung im Theater: Der Fundus-Schlüssel ist nicht da und wir können unseren ganzen Kram nicht aus dem Fundus holen. Nach viel Rumtelefoniererei wird er 45 min später zu uns gebracht.
Gemeinsam mit den Vorspielern wurde alles eingerichtet und aufgebaut, und ich schminkte und frisierte, was das Zeug hielt. Nach so langer Zeit ging das alles gar nicht mehr so schnell und leicht von der Hand – schon gar nicht erkältet. Aber sie sahen umwerfend aus und die Generalprobe lief so, wie eine Generalprobe laufen sollte – vergessene Requisiten und Texthänger inklusive.

Auf dem nächtlichen Rückweg war ich in der Bahn komplett erledigt. Alles tat mir weh und fragte mich, ob ich morgen entweder okay fit oder komplett krank bin.




Freitag:

Ich bin okay fit. Allerdings kommt ja ein Unglück selten allein, so dass ich nach dem Frühstück im Garten bemerkte, dass mein Knie leicht rot und angeschwollen war. Nach dem Einkauf der Premierengeschenke wurde es dann langsam stärker. Ich googelte wie blöde und vermutete eine Schleimbeutelentzündung (woher auch immer die kommen sollte).
Durch die Schwellung war es etwas unangenehm das Knie zu bewegen, aber ich kühlte am Vormittag und drückte mir selbst die Daumen, dass schon alles okay wird.
Nachmittags dann auf ins Theater zur Premiere. Die Vorspieler waren gehyped wie immer, die Stimmung vor den Aufführungen ist traditionellerweise nach der ersten Ich-ruh-mich-kurz-mal-aus-Phase ziemlich ausgelassen und laut.
Das Publikum war heute etwas verhalten in den Reaktionen, hat aber wahnsinnig viel und lange applaudiert. Die Vorspieler sind happy.

Diagnose der Ärztin im Vorspiel-Team sowie einer Arzthelferin aus dem Publikum sowie meiner Mutter: das am Knie ist vermutlich ein Insektenstich. Mit wurde Cetirizin empfohlen und Cortison-Salbe


Samstag:

Heute vormittags LAG mit dem Farbräume-Programm, die ich leider nicht mehr besichtigen konnte, weil ich nachmittags schon los musste ins Theater.

In der Apotheke habe ich mir Cortison-Salbe geholt und das Gefühl, dass es ein bißchen hilft.
Im Theater dann die Überraschung: eine Gruppe probt dort und hat alles von uns weggeräumt. Da gab es eine Fehlkommunikation. Passiert. Die andere Gruppe (in der lustigerweise ein Teilnehmer meines letzten Kurses mitspielt, der aber heute nicht bei der Probe war) ist sehr kooperativ und gemeinsam wird alles wieder zurück- und neu aufgebaut.
Wir werden trotzdem fertig und haben Freude an einer wunderbaren Warm-Up-Übung von Steffen, der vor wenigen Wochen bei den Vorspielern einsprang und mit viel Enthusiamus und Einsatzbereitschaft in ganz kurzer Zeit seinen Platz gefunden hat. Steffen war in der letzten Grundlagenbildung der LAG und ich bin sehr froh, dass ich genau ihn gefragt habe, ob er so spontan zwei Rollen übernehmen will.

Das heutige Publikum war trotz Hitze voll dabei, hat viel gelacht, jejohlt und gejubelt.
Nachts waren wir alle gemeinsam noch im Restaurant und haben die Derniere gefeiert.


Sonntag:

Nachts um 3 Uhr kamen Michael und ich im Haus meiner Mutter an, schliefen etwa 2 Stunden und dann saßen wir noch gemeinsam am sehr frühen Morgen im noch kalten Garten und blickten in den erwachenden Tag. Ich verabschiedete Michael, der wieder zurück in die Heimat fuhr, schlief nochmal 2 Stunden und am frühen Nachmittag fuhr auch wieder nach Rostock.

Im Zug hatte ich Zeit, das Wochenende sacken zu lassen und zu reflektieren.
Es war ein wilder Ritt. Die Vorspieler bedeuten mir sehr viel, denn sie sind meine langjährigste Gruppe, mit der ich gerade jetzt in den letzten Corona-Jahren – aber auch davor – durch so viele Phasen durchgegangen bin.
2019 stand die Gruppe das letzte Mal auf der Bühne, das ist jetzt 2,5 Jahre her. So lange hat es gedauert bis dieses Stück auf die Bühne kam.
Wir haben es geschafft.
Die Verbundenheit und Wertschätzung und Liebe innerhalb der Gruppe zu beobachten, hat mich sehr berührt. Da war dieses Wochenende ganz viel Freude und Glück zu spüren.
Und genau das ist doch das, was Theaterpädagogik erreichen möchte: Gemeinschaft schaffen, ein Miteinander, ein Raum zum Ausprobieren, zum Spaßhaben, zur Entwicklung.

Nach 2,5 Jahren wieder all das zu erleben, war ziemlich krass. Intensiv, belebend, beglückend – und ja, auch erschöpfend.

Wir werden diesen Sommer erstmalig eine Pause von mehreren Wochen haben, aber die Zeit nutzen, um uns online darüber auszutauschen, wie wir das nächste Projekt probentechnisch gestalten wollen. Es wird neue Strukturen geben und ich kann es kaum erwarten, gemeinsam in das nächste Stück zu starten.