Corona-Theatertagebuch – Woche 123 & 124



Woche 123

Dienstag:

Gestern habe ich ziemlich komplett frei gemacht, das hat sehr gut getan. Abends waren wir am Meer und haben den Sonnenuntergang beobachtet.
Heute früh dann sofort wieder ans Meer. Ich war zum ersten Mal im Meer schwimmen seit ich hier wohne. Verrückt, oder? Aber es war so lange so kalt und dieses Mal hat alles gepasst.
Es war wirklich traumhaft, ich habe es so sehr genossen. Ich würde mich gern öfter zum Meer-Baden überwinden können, auch bei kühleren Temperaturen als 29 Grad. Vielleicht schaffe ich das ja irgendwann. #LifeGoals
Auf jeden Fall habe ich mir noch Badeanzüge und Bikinis zum Probieren bestellt (bei meiner Größe immer sehr schwierig) und eine Dry Bag, die man sich um den Bauch schnallen kann – für Handy und Wertsachen.

Nachmittags Home Office mit Mails, Überweisungen und Termin-Planungen.


Mittwoch:

Der heißeste Tag in Rostock bis jetzt. Es sind 37 Grad und bis auf einen kurzen Supermarkt-Einkauf heute früh schließe ich mich den Rest des Tages in die (noch) kühle Wohnung ein, mit Wassermelone, Bulgur-Salat und selbstgemachtem Eistee. Ich bin weiterhin im Urlaubs-Modus und genieße das sehr.

Abends Probe mit meiner Online-Theatergruppe. Momentan sind wir im typischen Tief in der Mitte eines jeden Projektes. Viele fehlen, was die Motivation drückt. Wir bleiben einfach weiter dran und starten nächste Woche ins Spielen mit dem ersten umgeschriebenen Text. Es läuft weiter, in kleinen Schritten.

Abends "The Money Pit" geguckt und viel gelacht:
https://youtu.be/TLLQquBdU8M


Donnerstag:

Nachts meine Tage bekommen, mit Bauchschmerzen im Morgengrauen ein Buch zu Ende gelesen und dementsprechend müde und zurückgezogen heute.
War kurz am Hafen, habe dann mit einem Freund gesprochen und werde den Rest des Tages chillen.




Freitag:

Der Morgen lief ähnlich wie gestern, nur mit Handy statt Buch.
Aber es geht wieder etwas besser schmerztechnisch.

Nachmittags sind mein Mann und ich mit dem Zug nach Wismar gefahren, sind durch Hafen und Altstadt geschlendert und dann abends wieder zurückgefahren. Erster richtiger Ausflug! Whoop whoop!
Da "Nosferatu" in Wismar und anderen Orten an der Ostseeküste gedreht wurde und dieses Jahr Jubiläum hat, gibt es viele Nosferatu-Veranstaltungen vor Ort, sowohl Filmvorführungen mit Live-Musik, Stadtführungen und Theatervorstellungen. Für die "Nosferatour" (hehe, Wortspiel!) habe ich mir ein Ticket gekauft und bin schon ganz vorfreudig. Puppenspiel + Stadtführung + Hörspiel in einem – klingt perfekt!
https://www.nosferatour.de/



Woche 124




Montag:

Heute ist es wieder recht warm und wir fahren direkt morgens früh wieder ans Meer zum Schwimmen. Dieses Mal habe ich meine neue wasserdichte Handyhülle dabei und kann im Wasser Videos und Fotos machen. Auf den Buhnen sind nicht nur Möwen, sondern auch Kormorane, die mich immer wieder faszinieren. Sie haben etwas urzeitliches und sehen aus wie Drachen, wenn sie ihre Flügel zum Trocknen ausstrecken.

Ich merke richtig, dass ich im Urlaubsmodus bin, weil ich null Lust habe, irgendwas zu arbeiten. Mache ich aber trotzdem jeden Tag ein kleines bißchen, z.B. ein paar Mails schreiben.
Heute habe ich außerdem angefangen, die Fotos der Vorspiel-Generalprobe zu sortieren.

Abends haben die Vorspieler und ich zusammen per Zoom die nächste Spielzeit geplant. Die Proben werden weiterhin donnerstags sein, dazu kommt dann wieder ein Probenwochenende in Rostock und mehrere Extraproben in Berlin. Ich denke, das ist ein ganz guter Kompromiss. Nicht perfekt, aber wir schauen mal, wie es diese Spielzeit läuft. Es wird auf jeden Fall sportlich, weil die Gruppe gern im Frühjahr aufführen will, wir aber erst Mitte September wieder beginnen.


Dienstag:

Der Tag startete mit der 200. (!!!) Privatstunde mit Nick, großes Jubiläum! Wir haben getanzt und Bewegungsübungen zu diesen Songs gemacht:
https://youtu.be/7TOCBeabAcI
https://youtu.be/U_O1QKQCsGs
Anschließend "Ja, und" gespielt und am Schluss noch improvisiert. Ich hab nicht damit gerechnet, dass ich dienstagvormittags Olaf Scholz am Ostseestrand spiele – im Gespräch mit Gerhard Schröder.😃

Nachmittags stürmischer Hafen und Princess Charming.

 
Mittwoch:

Mit meiner Online-Gruppe habe ich abends einen Teil des 1. Aktes geprobt und man bekommt eine erste, leichte Ahnung, wie das werden könnte. Ich freue mich darauf, das Stück gemeinsam entstehen zu lassen.

Nach der Arbeit Besuch von einem Freund, wir quatschen bis in die Nacht.




Donnerstag:

Zum Einstieg in den Tag ein langer, wichtiger Artikel:
https://raul.de/allgemein/das-sind-die-tuecken-des-disability-pride-month/?fbclid=IwAR02ygwxyINtDPj7Fkisvv5as3RolgEtw-J6IyB9we9nTrs1MzzLJTkPCIs
 
Nachmittags mit Freund und Mann zum Meer, wo es heute richtig voll und überraschend sonnig und warm ist. Da war ich nicht drauf eingestellt und bin dann doch ganz froh, der blendenden Sonne irgendwann entfliehen zu können.

Zuhause dann noch Freund verabschieden, Newsletter-Verschicken, Websites updaten und Co. So der übliche Homeoffice-Kram. Und Erdbeerkuchen mit tonnenweise Sahne!


Freitag:

Die Nacht über habe ich kaum geschlafen, weil meine Katzen irgendwie sehr wild drauf waren und uns kaum Ruhe gelassen haben.
Dementsprechend müde hänge ich heute vor dem Rechner und wechsle langsam zu einer kreativ-entspannten Tagesaufgabe: Einladungen für meine Geburtstagsfeier basteln. Das erste Mal seit 2019 möchte ich gern in etwas größerer Runde im Garten meiner Mutter feiern. Etwa 14 Leute will ich einladen. Das ist für mich schon ganz schön viel. 2020 habe ich nur mit meiner Familie gefeiert, 2021 war ich mit meiner Mutter mittags essen und abends im Kino und habe wenige Tage später mit meinen vier Genoss*innen im Restaurant nachgefeiert.

Abends erschüttert mich eine Nachricht sehr. Ich weiß nicht, ob ihr es mitbekommen hattet, aber in Oberösterreich wurde eine Ärztin von Corona-Leugnern massiv bedroht, über viele Monate. Sie teilte ihre Erlebnisse auf Twitter und ich hatte den Fall mitverfolgt. Die Polizeit tat nicht viel, sie selbst investierte 100.000 € in Schutzmaßnahmen. Ein Praxis-Betrieb war kaum noch möglich. Sie wurde in der Praxis bedroht, bekam Morddrohungen und Hassmails. Vor kurzem musste sie dann ihre Praxis vorübergehend schließen, dann gab sie bekannt, dass sie die Praxis endgültig schließt, weil ihre Arbeit nicht mehr möglich ist. Jetzt wurde sie tot in ihrer Praxis gefunden, Suizid. Das ist so schrecklich, dass mir die Worte fehlen.

Dennoch starte ich noch wunderbar ins Wochenende mit einem langen Spaziergang im Sonnenuntergang, auf dem mein Mann und ich viele wilde Brombeeren genascht haben.
Ich komme immer mehr in dieser neuen Stadt an und liebe sie sehr. Ich finde sie wunderschön, genau mit der richtigen Mischung aus urban und Natur und alter Bausubstanz. Und ganz viel Meer und maritimer Lifestyle.



Kommentare