Corona-Theatertagebuch – Samstag, 21. März 2020






11:17  Uhr:


Heute habe ich etwas länger geschlafen, nach dem Aufstehen kurz mit einem Freund ge-jitsi-t und war dann im Rossmann, wo alle (außer ich, weil ich sie anfangs übersehen habe) brav an den Aufklebern in 1,5 m-Abständen gewartet haben.

Fühle mich etwas ausgelaugt. Mein Hirn kollabiert aufgrund der ganzen neuen Infos und Lerninhalte und Ideen für Online-Kurse. Immerhin scheint die Sonne heute.
Die Tage haben immer noch keine richtige Struktur. Heute ist Samstag, könnte aber auch ein anderer Wochentag sein.

Im Briefkasten war ein Päckchen für meinen Mann, aus Amerika. Er hat über ein Forum Kontakt mit einer Schmuckdesignerin, mit der er viel schreibt. Da mein Mann Würfel aus verschiedensten Materialien sammelt, haben die beiden sich entschlossen, sich Päckchen zu schicken. Er hat ihr Fossilien und Steine sowie deutsche Süßigkeiten geschickt und sie ihm Edelsteine, Edelstein-Würfel und eine Kette. Die kleinen Edelsteine hat er mir geschenkt (inkl. Bonbon, den sie mitgeschickt hat) und sie sind wunderschön. Thank you, Cypress!


11:45 Uhr:

Ich höre meinen Mann in der Küche werkeln. Zum Mittag gibt's PIZZAAAA!


16:00 Uhr:

Eine Freundin – Yogalehrerin – hat mich angerufen und mit mir über technische Möglichkeiten für Online-Unterricht gesprochen.
Ein Aspekt, der viele Unterrichtende (Tanz- oder Yogalehrer, Sporttrainer, Theaterleute ...) gerade sehr umtreibt, ist das Thema Bezahlung. Gerade weil es für viele Dinge schon super professionelle Videos auf Youtube gibt, die kostenlos für alle ansehbar sind. Warum sollten meine Kunden dann mir für ein nicht mal annähernd so gut aufgenommenes und gestyltes Video oder wackelige Zoom-Meetings überhaupt Geld zahlen. Geschweige denn soviel Geld wie für die Kurse vor Ort?
Diese Sorge kann ich verstehen, weil für viele die Online-Varianten wie ein "billiger" Ersatz wirken.
Aber zwei Aspekte muss man dabei bedenken: Es steckt mindestens genauso viel Arbeit und Vorbereitung (und zum jetzigen Zeitpunkt für viele sogar viel MEHR) in den Online-Alternativen wie in den Vor-Ort-Kursen. Und die Kunden sind ja MEINE Kunden. Der Grund, warum sie bisher an MEINEN Kursen und nicht an denen von jemand anderem teilgenommen haben, hat ja in vielen Fällen auch persönliche Gründe. Sie mögen mich, sie kennen und schätzen meine Arbeit und meine Art und wollen diese Arbeit vielleicht auch einfach gern weiter unterstützen. Das mag nicht für alle Kunden gelten, aber für viele. Genau diesen Fakt müssen wir uns jetzt immer vor Augen halten. Wir dürfen auch für unsere Online-Arbeit Geld verlangen. Noch wichtiger: wir MÜSSEN sogar! Denn genau unsere Berufsgruppen sind finanziell gerade besonders stark betroffen. Natürlich sind wir keine professionellen Youtuber und können nicht mit perfekten Videoinhalten glänzen, denn wir haben weder die Erfahrung noch die Ausstattung. Aber was wir haben, ist eine bestehende – hoffentlich gute – Geschäftsbeziehung zu unseren Kunden. Und das ist viel wert.
Das Zauberwort ist hier Transparenz! Wir dürfen offen mit unseren Kunden sprechen und ihnen unsere prekäre Lage mitteilen. Das kann man neutral und simpel formulieren, ohne zu jammern oder zu betteln. Denn es ist ein Fakt, den viele vielleicht nicht als erstes auf dem Schirm haben, weil sie natürlich alle logischerweise gerade ihre ganz eigenen Schwierigkeiten und Probleme haben. Aber sobald sich die Lage etwas "normalisiert" (sofern man überhaupt von Normalität in dieser Krise sprechen kann) hat und sich alle noch mehr an den aktuellen Zustand gewöhnt haben, wird auch mehr Aufmerksamkeit da sein. Bitte lasst uns alle zu dem Wert unserer Arbeit stehen, ob online oder offline. Wenn wir anfangen, zu viel kostenlos zu arbeiten, schaden wir uns nicht nur selbst, sondern auch einander.
Wir alle brauchen jetzt Geld, also lasst uns auch dazu stehen! Unsere Arbeit ist immer noch genauso viel wert.


17:25 Uhr:

Eine Pause mit Wassermelone, Hefezopf (ebenfalls von meinem Mann gebacken ... ich werde verwöhnt!), Tee und "The Office".


Jetzt bin ich entspannter. Ich war bis vorhin sehr angespannt und getrieben von dem Gefühl, möglichst schnell möglichst viel machen, lernen und umsetzen zu müssen, erschlagen von der Fülle an neuen Informationen und Möglichkeiten. Dabei hab ich ja für vieles jetzt lange Zeit. Ich muss nicht ALLES jetzt sofort lernen und können. Aber ich kann mich die nächsten Tage auf konkrete Dinge vorbereiten wie meinen Workshop zum Thema "Text & Stimme" am nächsten Freitag und das Wochenende mit den Teilnehmenden der Grundlagenbildung der LAG.


17:55 Uhr:

Zeit für eine neue Zoom-Experience: ich nehme am Workshop "Grundlagen-Seminar Kommunikation" von Stefan Peters teil. Mein Freund Michael will auch teilnehmen. Vorfreude!


19:54 Uhr:


Das war ein schöner, entspannter Workshop und eine tolle Möglichkeit, Zoom weiter zu erkunden. Danke Stefan!

Ich mache jetzt Feierabend und werde noch mit einem Freund und meinem "The Goonies" als Netflix-Party gucken. Yeah! ... und ich hab noch Pizza übrig!!!!

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