Jahresrückblick 2020




Ganz traditionell blicke ich am Ende des Jahres noch einmal zurück auf alles, was passiert ist.


Und was war DAS bitte für ein Jahr?! Ich bin geplättet und überrascht, aber auch fasziniert, dass ich in meinem Leben so etwas erlebe. Das meine ich ganz neutral, einfach als Tatsache. Das ist doch unglaublich, nicht wahr?

Ja, wie war es denn nun für mich, dieses Jahr? Jetzt bitte einmal alle laut lachen, denn letztes Jahr habe ich in meinem Jahresrückblick geschrieben:
"Was ich mir für's neue Jahr wünsche? Mehr Zeit ohne Internet und ohne Handy."

Tjaaa ... das absolute Gegenteil trat ein. Die Pandemie brachte nicht nur den Zwang, sondern auch die Gelegenheit mit sich, digital Theater zu machen. Diese Chance habe ich ergriffen und nicht mehr losgelassen.
Ein volles, volles Jahr liegt hinter mir. Voller Zoom-Termine, voller Internetstunden, voller Online-Fortbildungen, voller Online-Gespräche mit Kolleg*innen, voller Streams und Inszenierungen, die ich angeschaut habe. Ich bin angefüllt mit neuem Wissen, neuen Kontakten, neuen Erkenntnissen, neuen Erfahrungen und neuen Ideen.

Aber der Reihe nach:
Der 13. März 2020 war der Tag, der alles veränderte. Klar, Corona war vorher schon Thema und in den Wochen zuvor hatten wir oft in meinen Kursen (ich hatte zu dem Zeitpunkt vier Kurse) darüber gesprochen. Mein damals aktueller Theatergruppenkurs wollte im April aufführen. Immer wieder wälzten wir das Thema "Was machen wir, wenn wir nicht aufführen dürfen?". Und immer wieder entschieden wir uns, erstmal weiterzuproben und abzuwarten. Bis zum Abend des 12. März, an dem die Regierung sagte, dass alle Veranstaltungen, die nicht dringend notwendig sind, abgesagt werden müssen. Bumm!
Am nächsten Morgen schnappte mir ein leeres Blatt und schrieb einen Krisenplan. Mit allen Gruppen und Kursen musste ich mich kurzschließen, teilweise Online-Krisensitzungen veranschlagen und Lösungen finden. Nach dem Erstellen der Liste ging ich auf Facebook und gründete eine neue Gruppe: "Theaterschaffende & Corona-Krise – Ideen, Lösungen, Austausch". Diese Gruppe hat mich durch das Jahr getragen. Ich habe dort soooo wunderbare Kolleg*innen kennengelernt, die ich nicht mehr missen möchte. Gemeinsam haben wir Video-Tools getestet, uns über Übungen und Fortbildungen ausgetauscht, gelernt, gelitten und viel – SEHR viel – gelacht.
Ich schrieb an diesem Tag auch meinen ersten Corona-Theatertagebuch-Eintrag. Und ich schreibe noch immer.
Am Abend des 14. März reservierte ich mir eine neue Domain. Zwei Tage später war meine neue Website online: http://www.theaterkurse-online.de/
Ab da ging es los: Lernen, lernen, lernen! Jeden Tag probierte ich Dinge aus, testete Videofunktionen, nahm an Workshops teil, hatte Krisensitzungen und schrieb unendlich viele Mails.
Zwei Wochen später fand mein erster Online-Workshop statt. Es funktionierte.

Jetzt sitze ich hier, 26 Online-Workshops und viele Online-Probentermine später und bin neu verliebt. Neu verliebt in meine Arbeit.
Diese neue digitale Arbeit wäre aber nicht ohne die Unterstützung vieler Menschen möglich gewesen. Ich danke allen voran meinen Kund*innen, die mich nicht nur durch ihr Teilnehmen mit Neugierde und Offenheit, sondern auch durch Spenden unterstützt haben.
Und natürlich danke ich meinen Kolleg*innen, besonders Vera Hüller von der LAG, die sich sofort auf die Online-Fortführung der Spielleiter*innen-Ausbildung eingelassen hat. Gemeinsam probieren und entwickeln wir unsere Arbeit weiter und ermöglichen so auch angehenden Theaterpädagog*innen einen Einstieg in die digitale Theaterpädagogik.
Von meiner Kolleg*innen-Clique aus der Facebook-Gruppe habe ich super viel gelernt, danke dafür! Mit Marion Bachmann und Michael Kallweitt gebe ich sogar seit November Seminare zum Thema Online-Theaterpädagogik.
Dieses Jahr war das Jahr, in dem ich angefangen habe, zu lehren und Wissen an Kolleg*innen weiterzugeben. Das fühlt sich gut an.
Vernetzung war ein weiteres Stichwort in diesem Jahr. Und so tauchte ich auch in Podcasts auf und mache mit Mark Kitzig regelmäßig Live Talks auf Facebook. Hier ein paar Links:
Interview in Stefan Peters Podcast zu "Psychologie trifft Gruppendynamik"
Interview in Mark Kitzigs Podcast zu "Status & Gruppendynamik"
Interview in Mark Kitzigs Podcast zu "Online-Theaterpädagogik"

Als gegen Sommer die ersten Lockerungen eintraten, rückte die Theaterarbeit an der frischen Luft in den Fokus. Bisher hatte ich kaum draußen gearbeitet, aber diesen Sommer habe ich es sehr genossen. Selten habe ich soviel Zeit draußen verbracht wie im Sommer 2020. Darauf freue ich mich auch im Jahr 2021: wieder draußen arbeiten – im Park, auf dem Tempelhofer Feld und auf dem wunderbaren Waldgrundstück in Nassenheide, das mir einer meiner Kunden im Sommer für einen Workshop zur Verfügung gestellt hatte.

Fortbildung war für mich DAS Thema in 2020. Zum Thema Online-Unterricht und digitale Theaterarbeit habe ich viele Workshops besucht, aber ich habe noch viel mehr gelernt und ausprobiert, z.B.:


Podcasts habe ich gehört, sehr viele. Blogartikel habe ich gelesen, sehr viele. Und dabei neue Begriffe gelernt, z.B.:

  • Relaxed Performance
  • Blackfishing
  • Transmysogynie
  • #cottagecore
  • Manic Pixie Dream Girl
  • The Magical Negro
  • Both-Side-ism

Aufführungen mit meinen Gruppen gab es in diesem Jahr nicht. Das war für mich eigenartig, da diese Aufführungen normalerweise meinem Jahr Struktur geben und es in "Sinnabschnitte" teilen. So fühlte sich das Jahr wie eine gemischte Sauce an und die Zeit verschwomm.

Ich selbst alias Orangeplaty stand im Januar auf der Bühne, mit Teil 3 meiner Meeres-Trilogie: "Bailey". Fotos findet ihr hier: https://orangeplaty-berlin.blogspot.com/p/blog-page.html
Als Orangeplaty habe ich mich danach dem Thema Audiowalks gewidmet. Wenn es keine Bühne zum Auftreten gibt, dann gibt's mich eben auf die Ohren. Einen Audiowalk gestaltete ich zusammen mit meinem Privatschüler Nick, einen weiteren dann im Herbst allein. Wer weiß, vielleicht folgt noch einer ...?
Die Audiowalks könnt ihr euch hier runterladen und anhören:
https://orangeplaty-berlin.blogspot.com/p/audiowalks.html

Ich war sogar verreist! Im Januar vier Tage und im Spätsommer zwei Tage in Rostock. Und der Wunsch dorthin zu ziehen wurde fest ins Auge gefasst.

Im Theater war ich auch – online und offline. Gesehen habe ich u.a. folgende Inszenierungen:

Durch Corona hatte ich die Gelegenheit, viel mehr Theaterinszenierungen zu sehen und zu erleben als sonst, weil ich die Streams auch zu Uhrzeiten anschauen konnte, an denen ich nicht arbeiten muss. Ich hoffe sehr, dass es auch in Zukunft oft die Möglichkeit geben wird, digital an Inszenierungen teilzuhaben.

Das Jahr ist fast vorbei und ich habe viel mitgenommen. Eine vollkommen verzerrte Zeitwahrnehmung zum Beispiel. Viele neue Kolleg*innen. Wahnsinnig viel neues Wissen, Kenntnisse und Fertigkeiten. Meinen ersten Online-Theatergruppenkurs. Zu wenig Bewegung. Ein paar Kilos mehr. Die Erkenntnis, dass der Lockdown selbst bei mir, die sich ja für ach so entspannt hält, Spuren hinterlässt.

Was ich mir für's neue Jahr wünsche? Gar nichts. Ich lasse alles auf mich zukommen.


Meine Favoriten 2020



Meine liebsten Blogartikel:

Corona-Theatertagebuch, 13. März 2020

Liebesbriefe an Serien: Halt and Catch Fire

Liebesbriefe an Serien: Star Trek



Meine liebstenTheaterinszenierungen des Jahres:

Die Pest


werther.live

Apollo 13: The Dark Side of the Moon

Der Tod in Venedig

Professor Bernhardi



Mein liebstes Foto des Jahres:

Während meines Workshops "Theater & Natur" in Nassenheide.






Meine liebsten Filme des Jahres:

Call me by your name

Three Bilboards Outside Ebbing, Missouri

Booksmart

Rocketman

Onward

The Boys in the Band




Meine liebsten Serienentdeckungen des Jahres:

The Mandalorian

Picard

Halt & Catch Fire

Staged

Star Trek Voyager

The Office

For All Mankind

Hollywood



Meine liebsten Podcasts des Jahres:

Gut zu Vögeln

Kanackische Welle

David Tennant does a Podcast with ...





Meine liebsten Songs/Musikstücke:

Mandalorian Theme

What becomes of the broken hearted (Jimmy Ruffin)


Blue Eyes (Elton John)

Love My Way (The Psychedelic Furs)



Fortbildung des Jahres:

Meine Gebärdensprachkurse. Tolle Sprache!



Mal sehen, was 2021 bringt ... ich bin bereit!

Kommentare