Jahresrückblick 2022



Ganz traditionell blicke ich am Ende des Jahres noch einmal zurück auf alles, was passiert ist.

Drittes Jahr Pandemie. Verrückt, nicht wahr?

Mein erstes komplettes Jahr in Rostock, das war 2022 eine der stärksten Erfahrungen.
Somit auch ein Jahr voller Pendelei zwischen zwei Städten, die sich jetzt zu einer Routine entwickelt hat. Eine zugegeben oft stressige Routine, aber sie ist da.
Als Co-Dozentin der Grundlagenbildung der LAG arbeite ich meist in Berlin vor Ort und besuche dann auch gleich die analogen Proben der Theatergruppe Vorspiel. Wenn ich nicht in Rostock bin, bin ich bei den Vorspielern hybrid zugeschaltet – oder wir treffen uns direkt alle per Zoom.
Auch in diesem Jahr gab und gibt es eine Online-Theatergruppe, die im Januar ihre Inszenierung per Zoom aufführen werden. Wenn sich eine langfristige Gruppe etablieren könnte, würde mich das sehr glücklich machen.
Zweimal durfte ich auch in Rostock analog arbeiten, denn ich holte mir meine Leute hierher. Die Vorspieler waren im April für ein Probenwochenende hier und im Juli fand mein erstes Theaterwochenende am Meer statt, zu Henrik Ibsens "Die Frau vom Meer". Ich habe das Wochenende sehr genossen und hoffe sehr, dass es noch weitere geben wird. Für nächstes Jahr sind auf jeden Fall drei davon geplant.

Das Jahr war also ein Mix aus Berlin und Rostock, aus analog und digital.

Privat stand aber nicht nur die Erkundung von Rostock auf dem Plan, sondern leider vor allem das Thema Krankheit. Das Jahr begann direkt mit Unterleibsschmerzen, bei denen ich eine Blasenentzündung vermutete. Dem war nicht so. Es handelte sich um eine mit Blut gefüllte Zyste, die durch – Achtung! – Endometriose entstanden ist. Der erste Besuch beim Hausarzt, die Überweisung zur Gynäkologin, die erste Blutabnahme meines Erwachsenen-Lebens, die Diagnose der chronischen Krankheit Endometriose und die OP (Bauchspiegelung) fanden in einem Gesamtzeitraum von 7 Tagen statt. Das war heftig und die zweieinhalb Tage im Krankenhaus eine emotional sehr harte Erfahrung. Das allererste Mal in meinem Leben habe ich Heimweh und Einsamkeit erlebt. Wie schlimm dieses Gefühl ist, war mir vorher nie bewusst.
Die kommenden zwei Monate standen im Zeichen der Heilung. Ich bin viele Wochen nicht nach Berlin gefahren, habe aber weiterhin online gearbeitet.
Im Frühjahr war es dann soweit ganz okay und es ging wieder regelmäßig nach Berlin. Doch im Juni – Bäm! – hatte ich Corona. Nach über zwei Jahren Pandemie hatte es mich dann doch erwischt. Natürlich hatte es wenige Tage später auch mein Mann und es war wirklich nicht schön. Dieses Virus ist heftig und definitiv keine einfache Erkältung.
Nebenbei nahm ich Eisentabletten und bekam den Großteil des Jahres B12-Spritzen, weil meine Werte so sehr im Keller waren. Jetzt sind sie wieder gut und ich nehme alle paar Tage eine Eisentablette und jeden zweiten Tag B12, ebenfalls in Tablettenform.

Mein Kater erkrankte ja schon im November letzten Jahres und wir waren den Großteil der Zeit damit beschäftigt, ihn liebevoll aufzupäppeln und regelmäßig für Ultraschall und Blutuntersuchungen in die Klinik zu fahren. Anfang des Jahres hatte dann auch seine Schwester eine Leberentzündung und auch hier waren wir mit ihrer Gesundwerdung beschäftigt. Beiden geht es wieder deutlich besser, die Blutwerte werden weiterhin regelmäßig gecheckt. Es könnte auch bei ihnen eine chronische Erkrankung sein.

Im Juli standen die Vorspieler endlich, endlich, endlich nach über mehr als zwei Jahren wieder auf der analogen Bühne in Berlin. Was für ein fröhliches Wochenende das war – auch wenn ich starke Halsprobleme und ein durch einen Insektenstich geschwollenes Knie hatte. Wenn es kommt, dann immer alles auf einmal.

Für den Sommer hatte ich mir vorgenommen, eine ganze Weile nicht nach Berlin zu fahren. Ich war fast den ganzen Juli und fast den ganzen August hier und habe hier den Sommer, den ich Berlin immer nicht mochte (zu heiß, zu stickig, zu anstrengend), total genossen. Ich war oft gleich morgens früh im Meer schwimmen, ganz in Ruhe, nur das klare, windstille Wasser, die Möwen, die Kormorane und ich.
Im Hafen jagten sich die Schwalben und flogen beeindruckende Manöver über der Wasseroberfläche. Das 9€-Ticket ermöglichte viele Ausflüge und ganz viel Zeit am Meer. Besonders die Fährfahrten über die Warnow wurden einen Sommer lang zur Normalität und wir pflückten auf der anderen Warnow-Seite ganz, ganz viele Brombeeren.
Im Rahmen der Hansesail hatte ich dann die Möglichkeit, auf einem großen Segelschiff mitzufahren. Die vierstündige Fahrt auf die Ostsee (in den Sonnenuntergang hinein!) war eines der berührendsten und allerschönsten Erlebnisse des Sommers.
Und Besuch hatte ich im Sommer! Freunde und Familie kamen nach Rostock, wohnten bei uns und sorgten für viele lustige Stunden und Erlebnisse.

Diese sommerliche Stimmung endete abrupt am 30. August, dem Tag, an dem meine Oma starb. Es war nicht unerwartet, denn sie lag schon jahrelang im Heim, aber es war unerwartet schnell. Ihre Bestattung einen Monat später war sehr berührend und wirklich schön. Und das kann ich nicht oft über Beerdigungen sagen.

Meinen Geburtstag habe ich Mitte September in Berlin nachgefeiert, mit Freund*innen im Garten meiner Mutter, eingepackt in Decken rund um's Feuer. Auch dieses Erlebnis gehört zu meinen Highlights des Jahres.

Zum Endes des Jahres gab es dann noch ein kleines Mini-Hörbuch mit meinem Privatschüler Nick, das wir bei unseren Zoom-Proben aufnahmen. Quasi die Weihnachtsversion unseres Audiowalks "Blaue Laguna".

Mit meinem Kollegen Nils Holst habe ich zu Beginn des Jahres mehrere Fortbildungs-SNACKS gegeben, doch in den warmen Monaten mussten leider viele davon ausfallen. Wie es im nächsten Jahr damit weitergeht, ist noch in Planung.

Das Jahr klingt also nach einer Erkältung Anfang Dezember ruhig aus.
Die Entscheidung für Rostock habe ich nicht bereut und genieße jeden Tag, den ich hier bin. Die Umgebung, die Natur, die Ruhe und Entspannung tun mir gut und inspirieren mich – auch zu neuen Hobbies. Während meiner Corona-Quarantäne habe ich angefangen, Kalimba zu spielen. Ich übe selten und komme deshalb nicht schnell voran, aber es ist ein wirklich schönes Instrument, das ich auch schon oft mit ans Meer oder den Hafen genommen habe.
Momentan spiele ich ein bißchen mit Aquarellfarben rum und merke, dass ich gerade für die kreativ-künstlerische Arbeit mit meinem Händen mehr Raum und Zeit schaffen möchte.

Das nächste Jahr wird wieder arbeitsam und sehr aufregend, denn der aktuelle Grundlagenkurs bei der LAG wird im März in die Intensivphase gehen und im April enden. Meine Kollegin Vera Hüller wird danach nur noch die Aufbauweiterbildung unterrichten und die Grundlagenbildung übernehmen meine neuen Kolleginnen Katti Geighardt, Cora Guddat und ich. Ein ganz neues, frisches Team und eine große neue Herausforderung, vor der ich ordentlich Respekt habe, aber mich auch total drauf freue.

Fortbildungen standen auch in diesem Jahr nicht im Fokus, aber ein paar Online-Netzwerkevents und Öffentlichkeitsarbeit waren durchaus vorhanden, z.B. wurde ich für's Sekretaria-Magazin zum Thema Statusverhalten interviewt.

Theaterbesuche gab es ein paar, auch wenn es mich oft Überwinsung gekostet hat, weil die Maskenpflicht abgeschafft wurde und dann irgendwann niemand mehr freiwillig Maske getragen hat. Das war mir dann meist zu heikel, ganz allein mit meiner FFP2-Maske.
Gesehen habe ich folgende Inszenierungen:

  • "Der Kirschgarten" – Volkstheater Rostock
  • "Die Riesen vom Berge" – Theaterforum Kreuzberg
  • "Der Traum eines lächerlichen Menschen" – Volkstheater Rostock
  • "Eugen Onegin" – Volkstheater Rostock
  • "Die Amazonen" – Medienhof Wedding
  • "Nosferatour" – Kulturmühle Wismar
  • "Girls & Boys" – Volkstheater Rostock
  • "Die Krankheit der Jugend" – Volkstheater Rostock

Ich habe auch in diesem Jahr in jedem Monat mindestens ein Buch gelesen, in der Regel sogar mindestens zwei.

Was ich von diesem Jahr mitgenommen habe? Wertschätzung für Gesundheit, eine (schon vorher ewig vorhandene) Erkrankung, eine noch größere Liebe für meine neue Heimat,

Was ich mir für's neue Jahr wünsche? Gesundheit (!), Lust auf Neues, viel Lachen, Kreativität, ein bißchen Party und Abenteuer und soviel Meer wie geht.



Meine Favoriten 2022



Meine liebsten Blogartikel:

Weltperiodentag: Theaterarbeit & Periode(nschmerzen)

Liebesbriefe an Serien: "Doctor Who"



Meine liebstenTheaterinszenierungen des Jahres:

Eugen Onegin (Volkstheater Rostock)

Nosferatour (Kulturmühle Wismar)



Mein liebstes Foto des Jahres:

Dieses Bild steht für den Sommer, der mir einfach sehr viel Spaß gemacht hat. Besonders dieser Moment, in dem ich für meine Theaterwochenenden ein Buch mit ins Meer genommen und unter Wasser fotografiert habe. Gleichzeitig steht es für eben diese Theaterwochenenden und all die kreativen Ideen, die ich damit verbinde.


 




Meine liebsten Filme des Jahres:

The French Dispatch

Don't Look Up!

Luca

Ghostbusters Afterlife

Promising Young Woman

Silent Running

The Man Who Know Too Much

Woman in Motion

Rear Window

M – Eine Stadt sucht einen Mörder

Logan Lucky

Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush

Leander Haußmanns Stasikomödie

Nope

Bullet Train

The Menu

The Electrical Life of Louis Wain



Meine liebsten Serienentdeckungen des Jahres:

Strange New Worlds

Andor

Resident Alien

Euphoria

The English

The Sandman

Katla

War Of The Worlds

Severence

Stargate SG-1

Rings Of Power

Kranitz


Meine liebsten Podcasts des Jahres:

Gut zu Vögeln

Die kleine schwarze Chaospraxis



Meine liebsten Songs/Musikstücke:

Ehrlich gesagt keine Ahnung. Ich habe dieses Jahr gar nicht soviel Musik gehört und dann auch einfach nur random durcheinander.


Meine liebsten Bücher des Jahres:

"Tauben" – Karin Schneider

"Maurice" – E.M. Forster

"Die Leuchtturmwärter" – Emma Stonex

"This One Summer" – Jillian & Mariko Tamaki

"Zeiten der Heuchelei" – Petros Markaris

"Der Wal und das Ende der Welt" – John Ironmonger

"Füchse" – Katrin Schumacher

"The Shore" – Sara Taylor



Fortbildung des Jahres:

Einführung in "Einfache Sprache" (online)



2023 wird herausfordernd ... Let's do it!

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