Welt-Periodentag: Theaterarbeit & Periode(nschmerzen)





Heute ist Welt-Periodentag!

Die Periode ist ein essentielles Thema und betrifft alle Menschen in irgendeiner Weise, ob als menstruierende Person, als Kind, Verwandte oder Partner*in.

Meine Periode habe ich im Alter von 14 Jahren bekommen und mich null darüber gefreut. Sie war auch von Anfang an schmerzhaft. SEHR schmerzhaft. Schon immer musste ich Schmerzmittel nehmen, dazu ein Kissen auf den Bauch und viel liegen.
Über die Jahre habe ich meine Periode besser kennengelernt und herausgefunden, wie ich damit am besten umgehe. Wann spüre ich das erste Ziehen im Bauch, wann sollte ich meine erste Tablette nehmen. Viele Wärmflaschen in unterschiedlichen Qualitäten begleiteten mich, liefen aus, gingen kaputt. Ich habe dann die der Marke Fashy für mich entdeckt und schätzen gelernt. Mein Favorit im Moment:
https://www.ebay.de/itm/191692537291?epid=2300836818&hash=item2ca1c3fdcb:g:1XgAAOSwJvxijiRN

Ich nahm immer Wegwerf-Binden, meist günstige Marken, weil Always und Co. oft parfümiert sind, was ich ganz schrecklich finde. Produkte zum Einführen waren nie so mein Ding.
Irgendwie kam ich damit durch die Schulzeit, musste aber immer mal früher nach Hause gehen, weil ich keine Schmerzmittel dabei hatte und einfach echt gelitten habe. Auf dem Heimweg saß ich dann oft minutenlang vor irgendwelchen Häusern auf den Treppenstufen, weil mein Kreislauf schlappgemacht hatte.
Ein erster großer Gewinn war der Wechsel von Aspirin (das waren die Schmerzmittel, die wir standardmäßig zuhause hatten) zu Ibuprofen. Was für ein Unterschied! Die halfen deutlich besser und mir wurde davon auch nicht so schlecht.
Nach dem Abi folgte eine kaufmännische Ausbildung an der Berufsschule und nach wenigen kurzen Praktika ging es direkt in die Selbständigkeit. Ich hatte während der Ausbildung meinen Mann kennengelernt und hatte damit dauerhaft einen Partner an der Seite, der mich während meiner Periode unterstützte und mir Gutes tat. Wie wunderbar!

So ging das viele Jahre vor sich hin. Nach der Ausbildung begann ich in meiner Freizeit in einer Theatergruppe zu spielen, die ich mit anderen Interessierten gegründet hatte. Die langen Proben- und Aufführungstage in der Endphase eines jeden Projektes waren schlauchend, wenn ich gleichzeitig meine Periode hatte. Aber es war immer noch Freizeit und ich konnte auch mal fehlen, wenn es gar nicht ging.

Mit meiner Ausbildung zur Theaterpädagogin begann auch meine selbständige, theaterpädagogische Arbeit. Dort konnte ich dann nicht mehr fehlen oder jammernd in der Ecke rumsitzen. Neben Ibuprofen hatte ich dann auch immer die kleinen Wärmekissen am Start, die man sich im Winter in die Manteltasche packen kann. Wenn man ein kleines Metallplättchen knickt, kristallisiert die Masse, wird fest und heiß. Es bedurfte starken Zusammenreißens, aber diese kleinen Mini-Wärmflaschen waren perfekt für die schlimmen Momente, wenn die Tablette noch nicht wirkte, aber man trotzdem halbwegs konzentriert oder auch in Bewegung sein musste.

Vor einigen Jahren kam dann Periodenunterwäsche auf den Markt, die für mich viel veränderte. Ich kombinierte sie an den ersten starken Tagen mit Stoff-Binden und war begeistert. Ein viel angenehmeres Tragegefühl als klassische Einwegbinden, kein Verrutschen, kein so unangenehmer Geruch mehr, und vor allem ein viel größeres Fassungsvermögen, so dass ich nicht gefühlt alle halbe Stunde zum Wechseln auf Toilette muss. Was für ein Gewinn für die Theaterarbeit, wo die Toilette oft ständig belegt ist, man als Leitung nur kurze Pausen hat und schnell wieder am Start sein muss.
Auf Reisen ist es leider mit der Periodenunterwäsche nicht so praktikabel, weil man einen Ort braucht, an dem man sie nach dem Auswaschen trocknen lassen kann. Bei kurzen Aufenthalten reicht mitunter auch die Zeit nicht aus. Da muss ich dann immer ein bißchen rumplanen und greife zusätzlich noch auf Einwegprodukte zurück, allerdings umweltfreundlichere als früher.

Einen großen Schatz entdeckte dann mein Mann mit der Kickstarter-Kampagne für das TENS-Gerät "Livia". Ich liebe dieses kleine Gerät zum Anklipsen. Es ist ein Reizstromgerät, das die Nervenbahnen ablenkt. Gegen sehr starke Schmerzen hilft es nicht, aber gegen leichte. Außerdem hat es die kleinen Handwärmer ersetzt, die ich vorher benutzt habe. Zwei Klebepads auf dem Bauch sind auch leichter unter der Hose unterzubringen als so eine Mini-Wärmflasche. Auch unter einem Kostüm ist das entspannt zu verstecken.
Livia begleitet mich bei meiner Periode ständig bei der Theaterarbeit. Eine unglaubliche Erleichterung, eben gerade in diesen "Aaaahh, die Tablette wirkt noch nicht"-Momenten. Anfangs noch ungewohnt, ist dieses Kribbeln im Bauch mittlerweile richtig beruhigend und entspannend für mich.
Besonders in der aktiven Theaterarbeit mit WarmUps und Übungen und dem "Mit-Tun" als Dozentin ist dieses kleine Gerät für mich ein großes Geschenk. Mittlerweile besitze ich zwei, damit ich immer eines mit vollem Akku habe und das andere währenddessen aufladen kann.

Für die Arbeit im Homeoffice und ruhigere Online-Workshops und Online-Besprechungen mit Kolleg*innen habe ich mir einen Wärmeschal für den Bauch gekauft. Das ist ein sehr breiter Schal aus Stoff mit einem Fach für eine Wärmflasche, die man dann auf Bauch oder Rücken tragen kann. Damit kann ich die Wärmflasche auch mal bei einem Spaziergang mitnehmen.

Zu Beginn des Jahres wurde bei mir Endometriose diagnostiziert. Das erklärt natürlich auch die Schmerzen. Am Eierstock hatte sich eine mit Blut gefüllte Zyste gebildet, die mir bei einer OP entfernt wurde, zusammen mit Endometriose-Herden.
Seitdem sind die Schmerzen ein klein bißchen weniger geworden und die Blutung ist auch nicht mehr ganz so stark. Ohne meine Hilfsmittel geht das Arbeiten aber trotzdem nicht.

Mir ist bewusst, dass das reine Funktionieren nicht das oberste Ziel ist. Unwichtigere Termine verschiebe ich auch durchaus mal. Wenn ich weiß, dass ich bald meine Periode bekomme, nehme ich mir nicht die krassesten Sachen vor, sondern lasse es sehr ruhig angehen.
Einen Arbeitsrhythmus zu finden, der gut mit dem Zyklus zusammenpasst, finde ich nach wie vor schwierig, aber ist ein langfristiges Ziel von mir.
Wichtig ist mir ein offener Umgang mit dem Thema Periode. Offen über Schmerzen, PMS, Unwohlsein, Abgeschlagenheit und andere Symptome zu sprechen. Auch mit Menschen, die keine Periode haben.
Wir dürfen das! Wir dürfen uns offen dazu äußern und um Rücksichtnahme bitten. Niemand sucht sich das Menstruieren freiwillig aus. Das ist uns (noch) gar nicht möglich. Deshalb gehört es für mich auch zum Thema Inklusion, die Periode und eventuelle Symptome mitzudenken. Für uns selbst und andere.

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