Corona-Theatertagebuch – Woche 97


 

Montag:

Nach diesem Wochenende in Berlin, an dem ich mit vielen Menschen zusammengearbeitet und zusätzlich oft in der Kälte gestanden habe, bin ich leicht kränklich und verschnupft. Habe morgens einen Schnelltest gemacht, der ist negativ. Abwarten.

Ein interessanter Radiobeitrag über Analphabetismus:
https://www.deutschlandfunkkultur.de/analphabetismus-konnte-nicht-mal-das-etikett-auf-babynahrung-lesen-100.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

 

Dienstag:

Morgens Online-Stunde mit Nick, unser heutiger Tanzsong:
https://www.youtube.com/watch?v=GhCXAiNz9Jo

Habe heute noch eine große Challenge vor mir. Da schreib ich ein andermal drüber.



Mittwoch:

Vielleicht erinnert ihr euch an den Artikel über meine Arzt-Angst und Spritzen-Angst. Hier ist er nochmal:
https://theaterberlin.blogspot.com/2017/09/freitagsgedanken-meine-angste-und-ich.html

Da ich die letzten zwei Wochen den Verdacht hatte, eine Blasenentzündung zu haben, habe ich mich gestern abend dann überwunden zu einem Hausarzt zu gehen, der mich netterweise behandelt hat. Ein Urintest ergab: nichts. Kein Hinweis auf Blasenentzündung. Er meinte, er möchte heute früh Blut abnehmen. Ich war schon voller Panik.
Heute früh habe ich mich dann dieser riesigen Challenge gestellt und habe die Blutabnahme überstanden. Ich bin sowas von stolz auf mich, das glaubt ihr nicht. Schon vorher habe ich sowohl zuhause als auch gestern auf dem Heimweg als auch direkt vorher im Wartezimmer und auf der Liege liegend einige Tränen vergossen.
Ich wurde zu einer anderen Ärztin überwiesen und muss mich nun sehr spontan operieren lassen. Das passiert direkt nächsten Montag.  WTF???
Puuuhhhh ... mit einer OP habe ich nun wirklich nicht gerechnet, als ich gestern Abend zum Arzt ging. Eher mit ner Packung Antibiotika. Alter Falter. Darauf muss ich jetzt erstmal klarkommen.


Donnerstag:

Ich habe Angst vor dem Eingriff. Es ist meine erste Vollnarkose und mein erster bewusster Krankenhausaufenthalt (als Kleinkind war ich mal im Krankenhaus, kann mich aber nur sehr verschwommen dran erinnern). Ich habe Angst vor der Narkose, den Nebenwirkungen, vor Komplikationen, vor den Übernachtungen dort, vor den Schmerzen .... kurz: vor so ziemlich allem.
 
An dieser Stelle möchte ich gern ein großes Dankeschön an Natascha Griesinger rausschicken, die mir geholfen hat, mich meiner Spritzenphobie zu stellen. Der Gedanke an die Hypnosestunde hat mir auch jetzt – ein paar Jahre später – noch geholfen.💚

Da mein schöner Booster-Termin am Montag ja nun wegfiel, durfte ich mich heute spontan in der Arzt-Praxis boostern lassen. Einfach mal alles auf einmal. Haut rein das Zeug!
 
Abends wieder eine kleine Online-Runde mit den Vorspielern. Zusammen waren wir in der Planung für das Probenwochenende im Ferienwohnungs-Himmel.


Freitag:

Heute war ich vorstationär in der Klinik (Was man alles so für Wörter lernt ...) und mir geht es gerade DEUTLICH besser. Das medizinische Personal hier in Rostock ist so angenehm, freundlich und entgegenkommend. Das ist für mich genau richtig und entspannt mich sehr. Mir hat es heute sehr geholfen, alles mal zu sehen und das Personal und die Abläufe kennenzulernen. Und auch, alles lesen zu können. So schlimm diese Komplikationen auch immer sind, die in den seitenlangen Informationsunterlagen sind, so wichtig sind sie für mich. Ich brauche Fakten, um mich auf etwas gut einstellen zu können. Wissen gibt mir Sicherheit.
Aber so ne Aufnahme ins Krankenhaus ist wie diese Szene aus Asterix & Obelix, wo sie die ganze Zeit durch so ein Amt rennen, von einem Zimmer zum anderen. Kompliziert ...

Mittags war ich endlich zuhause und am Nachmittag hatte ich eine schöne Begegnung und einen spontanen Hafenspaziergang mit meiner Nachbarin Marie, die mir auch von ihren Operationserfahrungen erzählt hat. So ein Austausch hilft mir sehr.
Dann habe ich noch wichtige Sachen gekauft, die mir andere Leute und das Internet empfohlen haben: Badeschlappen, Snacks und Ohropax. Außerdem hab ich noch eine Schlafmaske rausgesucht, einen sehr gemütlichen Schlafanzug, Jogginganzug und warme Socken.

Was ich jetzt lieber machen würde, ist Waldbaden. Hab nämlich grad diesen Artikel hier gelesen:
https://femtastics.com/stories/waldbaden-lara-keuthen/

Abends noch ein Online-Theaterworkshop zum Thema "Emotionen". Dieser war ganz ruhig und konzentriert, eine schöne Stimmung.
Die letzten Tage habe ich sehr viel Zuspruch und viele liebe Worte von Freunden, Familie und Bekannten bekommen. Das wärmt mein Herz und macht mich ganz froh. Heute im Workshop meinte eine Teilnehmerin, dass gerade Mut und Zusammenhalt wichtige Themen sind (darum ging es nämlich in einer Szene), und näher dran an meiner jetzigen Situation könnte es kaum sein. So ist es. Immer wieder finde ich es schön, wie Theater genau dafür auch Raum schafft.

Anfang Januar habe ich auf Facebook eines dieser klassischen Wörter-Suchbilder gesehen, wo dann drüber stand: "Die ersten 4 Wörter, die du entdeckst, bestimmen dein Jahr 2022". Meine Wörter waren: Connection, Strength, Gratitude und Money. Und da ich da gerade schon die Bauchschmerzen hatte, habe ich zynisch bei mir gedacht: "Ahja, vermutlich weil ich krank werde und für die Behandlung dann ordentlich Knete und Unterstützung brauche." ---> Ähm ... ja!
Und ich bin für diese Unterstützung sehr, sehr dankbar!

Am Wochenende die letzten Vorbereitungen und dann erstmal für mehrere Tage in die Klinik. Rein theoretisch soll ich Donnerstag etwa entlassen werden, je nachdem wie es mir geht.
Ich werde vermutlich nächste Woche kein Corona-Tagebuch schreiben. Vielleicht aber auch doch. Ich habe noch keine Ahnung. Also: Stay tuned!

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