Theatertagebuch #2



Eine neue Woche, ein neues Theatertagebuch.


Montag:

Dinge, die leider auch manchmal sein müssen: Zahnarzt.
Das erste Mal sind meine Zähne in Ordnung und es muss nichts gemacht werden. Ich glaub es selbst kaum. Erfolgserlebnis des Tages!
Danach Homeoffice.


Dienstag:

Wieder mal Privatunterricht in Tegel. Statt der geplanten Friedbald/Gerlinde-Szene, die wir gemeinsam schreiben wollten, switchen wir spontan um zu einem improvisierten Monolog.
Und das ist wirklich schöner Aspekt meines Berufs: man muss sich nicht sklavisch an Pläne halten, sondern kann (und sollte!) – je nach Stimmung und aktuellen Bedürfnissen – spontan umdisponieren.

Am Nachmittag hatte ich Besuch von Stefan Peters, den ich beim Business Netzwerken kennengelernt habe. Er geht nicht nur als als Trainer in Firmen, sondern spielt in seiner Freizeit auch Improtheater.
Wir haben uns viel über tolle Themen ausgetauscht, über die Arbeit mit Gruppen, über Status und Tabus und ich konnte wahnsinnig viele neue Inspirationen mitnehmen.
Besonders das Thema "Tabus" hat mich gereizt. Was sind für uns persönlich Tabus? Was würden wir nie sagen oder machen? Und sind die Tabus im privaten Bereich die gleichen wie auf der Bühne?
Was sind eure Tabus? Als Spieler?
Und als Zuschauer? Was wollt ihr auf keinen Fall auf der Bühne sehen?
Ein Thema, das unglaublich individuell ist und in jeder Gruppe neu verhandelt werden muss.

Man findet nicht so oft Kollegen, mit denen man sich lebhaft austauschen kann, da bin ich sehr dankbar für. Danke für deinen Besuch!

Abends durfte ich mal wieder Zuschauer sein, und zwar im Deutschen Theater bei "Solaris". Es war wirklich wunderschön und genau MEINE Art von Theater. Hier habe ich darüber geschrieben und ich kann alles immer noch genauso unterstreichen.
Aber nicht nur das Theaterstück an sich war schön, sondern der ganze Abend. Mal wieder ganz allein unterwegs sein, allein zu einer Veranstaltung gehen. Ich liebe das!


Mittwoch:

Morgens Home Office, Mittagessen mit der Family und nachmittags gings mit einer guten Freundin in die EVA-Lichtspiele zum "Alten deutschen Film". Schon seit ein paar Jahren bin ich großer Fan der Filmreihe, die immer mittwochnachmittags ein ganzes Kino mit Menschen fortgeschrittenen Alters füllt, die dann immer eifrig über die Schauspieler fachsimpeln. Es wird stets ein Ton-Film aus den 20er-50er Jahren gezeigt. Für mich gilt dabei: je älter der Film, desto toller. Die Kriegs- und Nachkriegsfilme sind mir meist zu konservativ und sexistisch, während die Filme der 20er und 30er erstaunlich modern und fortschrittlich sind.
Leider war es diesmal "Das Wirtshaus im Spessart" von 1957 und naja ... man kann es sich vorstellen. Aber immerhin habe ich diesen Film nun auch endlich mal gesehen. Und Liselotte Pulver ist immer toll!
Hier findet ihr übrigens das Kino und stets den Film für die nächste Woche: http://www.eva-lichtspiele.de/

Abends bei der Probe der Gruppendrang-Gruppe Einigermaßen ansehnlich haben wir endlich das Stück "Alice im Wunderland" zu Ende gelesen. Es kristallisieren sich schon jetzt einige sehr witzige Szenen und Ideen heraus, auf die ich mich schon freue. Die Gruppe hat bis jetzt sehr viel Arbeit geleistet, dafür sind wir die letzten Wochen aber nicht zum Spielen gekommen. Nächste Woche wird zwei Stunden lang mal nur improvisiert und gespielt.
Wie ich gestern schon geschrieben habe, ist das schöne am Beruf, dass man mit dem Flow gehen kann. Aber das ist auch gar nicht so einfach. Mit jedem Kurs gucke ich neu, welche Vorgehensweise für die Gruppe die beste ist, wo das Interesse gerade hingeht und was die aktuellen Wünsche sind. Manchmal gelingt mir das gut, manchmal nicht so. Momentan switcht es immer hin und her und ich bin sehr gespannt auf die nächsten Wochen und den Einstieg in die richtige Rollenarbeit und Probenphase.



Donnerstag:

Nach Yoga und Home Office waren abends wieder die Vorspieler dran. Ich nutzte die Gelegenheit, noch ein letztes Mal vor der Vorspiel-Probe essen zu gehen, denn ab Oktober wird donnerstags der Feierabendkurs stattfinden.
Die abendliche Probe war komplett den Tanzszenen gewidmet, die wir dieses Mal in die Inszenierung einbauen wollen. Wir haben gelacht und geschwitzt und gelacht und geschwitzt und gelacht und geschwitzt. Und waren dabei dennoch erstaunlich produktiv. Eine sehr gute Probe!



Freitag:

Den ganzen Tag Home Office und abends seit Ewigkeiten mal wieder mein Theater Meet Up!
Vor ein paar Jahren habe ich es bedauert, wenig Austausch mit Kollegen zu haben. Ich hatte das Gefühl, ich bin mit meinem Kursangebot allein auf weiter Flur. Was geschäftsmäßig natürlich nicht schlecht ist (Nische und so), aber ich hatte eben auch keine Kollegen, die ich hätte empfehlen können oder mit denen ich mich hätte austauschen können.
Also dachte ich, dass ich doch mal ein Theater Meet Up starten könnte. Und zwar nicht nur für Theaterpädagogen, sondern für alle aus dem Amateurtheaterbereich. Denn kostenpflichtige Kurse sind ja nicht die einzige Möglichkeit, Amateurtheater zu machen. Es gibt auch Vereine und andere etablierte Gruppen ohne professionelle Leitung oder mit wechselnder Leitung oder Amateurspieler, die sich in kleinen Mini-Grüppchen zusammenschließen und auf eigene Faust Stücke machen (wie meine "Genossenschaft"). Seit ein paar Jahren veranstalte ich nun dieses Meet Up. Anfangs vierteljährlich, aber da blieben mir irgendwann die Teilnehmer aus.
Seit einer Weile nur noch halbjährlich und seitdem läuft es wieder besser und es sind meist so um die 10 bis 15 Leute dabei. Ich bin gespannt, wie viele es heute sind ... Aufregung!

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