Tag des Waldes – Waldbaden meets Theaterpädagogik




Die Zeit der Corona-Lockdowns und Veranstaltungs-Einschränkungen brachte mir nicht nur eine tiefe Liebe zur digitalen Theaterarbeit, sondern auch zur Theaterarbeit in der Natur!

Die Sommer 2020 und 2021 verbrachte ich viel an der frischen Luft. Jede Woche probte ich mit meiner Berliner Theatergruppe Vorspiel und mit der Grundlagenbildung Theaterpädagogik BuT der LAG Spiel & Theater Berlin e.V. auf dem Tempelhofer Feld. Auf einer Wiese, im Schatten großer Bäume.
Zwei Workshops fanden auch statt: Ein Status-Workshop auf dem Tempelhofer Feld und ein Workshop auf einem Waldgrundstück in Nassenheide bei Berlin.

Im Herbst 2021 zog ich von Berlin nach Rostock. Dort eröffnete sich mir eine Welt voller Natur! Keine Großstadtparks, sondern Meer, Strand, Küstenwälder voller Kiefern und tiefe, grüne Mischwälder.

Waldausflüge wurden zu regelmäßigen Auszeiten und die Liebe zu Vögeln nahm zu. Mit einem Fernglas und einem kleinen Bestimmungsbuch bin ich seitdem oft in meiner Freizeit unterwegs und erfreue mich an Kleibern, Meisen, Krähen und mehr.

Vom Waldbaden hatte ich schon öfter mal gelesen, aber im letzten Jahr erwachte meine Neugier. Im Herbst kaufte ich mir einen Online-Kurs zum Thema.
Waldbaden – im Japanischen Shinrin Yoku – ist eine therapeutische Entspannungsmethode, bei der die Wald-Umgebung und deren achtsame Wahrnehmung im Fokus stehen.
Seitdem probiere ich bei meinen Waldausflügen immer mal Übungen aus dem Kursrepertoire aus und stelle fest, dass sich viele mit Theaterpädagogik verbinden lassen. Als Achtsamskeitsübung, als Einstieg in ein Thema oder zum Entspannen.

Deshalb möchte ich euch heute zum Tag des Waldes drei vom Waldbaden inspirierte Übungen vorstellen, die vielleicht für eure Theaterarbeit – oder euren nächsten Ausflug in den Wald – interessant sein könnten.
Alle Übungen können in der Natur oder im geschlossenen Raum stattfinden.


Achtsam Hören:

Du brauchst: ggf. Sitz- oder Liegeunterlage

Finde einen Platz für dich (im Wald/im Raum) und setze dich, lege dich oder stelle dich entspannt hin. So, wie es für dein Wohlbefinden am besten passt.

Schließe die Augen und konzentriere dich auf deine eigenen Atemgeräusche. Atme langsam ein und aus. Welche Geräusche nimmst du in dir selbst wahr?
Nimm dir einen Moment, um dich selbst zu hören.

Gehe jetzt mit der Achtsamkeit in dein engeres Umfeld. Welche Geräusche nimmst du in deiner Nähe wahr?
Nimm dir wieder einen Moment zum Lauschen.

Erweitere die Wahrnehmung in den ganzen Raum. Wenn du draußen im Wald bist, konzentriere dich auf die Geräusche im Umkreis von etwa 5 Metern. Nimm dir Zeit zu Lauschen.

Horche nun nach den Geräuschen, die von weit weg kommen. Außerhalb des Raumes oder im Wald in weiter Ferne. Nimm dir Zeit zum Lauschen.

Kehre noch einmal zu deinem engeren Umfeld zurück und horche, welche Geräusche vor dir und welche hinter dir zu hören sind. Welche sind rechts und welche sind links von dir? Welche sind über und welche sind unter dir?

Atme noch einmal tief in den Bauch ein, halte den Atem kurz und öffne beim Ausatmen die Augen.


Ideen für Anschluss-Übungen: Kurz-Reflexion, Geräuschkulissen erstellen, Kreatives Schreiben, Geräusche nachmachen o. körperlich darstellen





Baum im Wind:

Finde einen Platz, an dem du Bewegungsfreiheit hast. Dehne dich und lockere dich, wie es für dich angenehm ist. Schüttele den Körper aus.
Stelle dich dann entspannt hin, die Füße etwa hüftbreit voneinander entfernt, fest auf dem Boden.
Schließe die Augen.
Dein Rücken ist entspannt, die Arme hängen locker neben dem Körper.

Atme tief in den Bauch ein und aus. Wie fühlt sich dein Körper jetzt an? Nimm dir einen Moment zum Wahrnehmen.
Stell dir nun vor, dass aus deinem Körper Wurzeln wachsen und sich in den Boden graben, dich fest verankern. Über deinen Füßen bleibt dein Körper jedoch beweglich.
Du wirst zu einem Baum. Was für ein Baum bist du? Ein großer oder kleiner Baum? Ein schmaler oder breiter? Ein ganz junger oder alter Baum?
Stell dir vor, dass erst ein leichter Windhauch durch deine Äste strömt, dann ein starker. Wie bewegst du dich im Wind? Nimm die Arme dazu, wenn es für dich passt.
Welche Tiere leben auf und an dir? Welche Pflanzen und Pilze wachsen um dich herum oder direkt an dir dran?
Nimm dir Zeit, in Ruhe alles wahrzunehmen, was um dich als Baum herum geschieht.

Komme langsam wieder zurück, öffne die Augen und schüttle noch einmal den ganzen Körper aus.


Ideen für Anschluss-Übungen: einen ganzen Wald bauen, Baum-Menschen erschaffen, Kreatives Schreiben




Kreatives Schreiben mit Naturmaterialien:


Du brauchst: Papier/Notizheft, Stift, Stoppuhr/Timer (Handy), ggf. Sitzunterlage

Mache dich auf die Suche und sammle mindestens 5 verschiedene Gegenstände aus der Natur. Bitte reiße nichts ab, sondern sammle nur Material, das frei liegt, z.B. einzelne Blätter, Stöckchen, Steine, Federn, Eierschalen, leere Schneckenhäuser, Kiefernzapfen usw.

Suche dir einen Platz, an dem du entspannt schreiben kannst und lege Stift und Papier bereit.

Wähle nun aus deiner Sammlung zufällig drei Gegenstände aus. Du hast nun drei Minuten Zeit (Timer stellen), einen kurzen Text zu verfassen, in dem diese drei Gegenstände vorkommen.


Ideen für Anschluss-Übungen: einen Ort in der Umgebung finden und den Text dort präsentieren, Texte für andere freigeben/tauschen und damit weiterarbeiten, Text in Gruppenarbeit szenisch umsetzen







Wenn ihr mehr über das Thema Waldbaden / Shinrin Yoku erfahren wollt, empfehle ich folgende Links:

https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/natur-erleben/natur-tipps/27790.html

https://youtu.be/12CCjoixpkA?si=gmsdXf9DqCwYIhzW

https://femtastics.com/wellbeing/lara-keuthen-waldbaden/

https://youtu.be/0zaBChEQr2w?si=544Yn7CrTh8WTBTh


 


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