Corona-Theatertagebuch – Woche 163-167

Eine Hand hält eine weiße Vogelfeder vor einem blauen Himmel.


Woche 163

Die Woche beginnt mit einer Erkältung, die ich aus Berlin mitgebracht habe. Hurra ...
Alles findet langsamer statt, mit sehr viel Ruhe. Dienstag und Mittwoch auch ohne Spaziergänge, nur ich in meinem kleinen Arbeitszimmer, den ganzen Tag. Ohne Ende Youtube-Videos und Sprachnachrichten. Dabei habe ich diese zwei wunderbaren Videos entdeckt:
https://youtu.be/2Tzq23Ux4Ds
https://youtu.be/fTC_z4kRwbs

Am Wochenende nutze ich die Zeit zum Arbeiten.
Auf nebenan.de hat jemand unter einer meiner Veranstaltungen gefragt, ob die Teilnahmebedingungen (Corona-Impfung & negativer Schnelltest) ein Aprilscherz seien. Habe die Veranstaltung daraufhin gelöscht, denn sie findet eh nicht statt. In den anderen Veranstaltungen habe ich dazu geschrieben, dass ein negativer Schnelltest Teilnahme-Voraussetzung ist, damit auch Menschen mit Vorerkrankungen teilnehmen können. Ich habe das Gefühl, das ist das einzige Argument, was noch irgendwie akzeptiert werden würde. Gerade hier in Rostock. Die Impfungen habe ich rausgenommen, weil mir meine Ärztin bei meiner vierten Corona-Impfung letzte Woche mitgeteilt hat, dass es keine weiteren Impfungen für die Bevölkerung geben wird.
Ich spüre Wut aus Verzweiflung. Wie soll das in Zukunft gehen? Wie soll ich am öffentlichen Leben teilnehmen oder meinen Job analog ausführen ohne jegliche Hygienemaßnahmen? Und bei mir ist es nur der Wunsch, nicht noch einmal an Corona zu erkranken und mich so vor weiteren Schäden in meinem Körper und vor Long Covid zu schützen.
Ich hab immerhin noch die Option, auf meine Gesundheit zu scheißen und Russisch Roulette zu spielen, was ich jeden Dienstag beim Gebärdensprachkurs mache.
Was machen Menschen, die zwingend auf Schutz vor dem Virus angewiesen sind? Die schon Long Covid haben, in Chemotherapie sind, anderen Vorerkrankungen mitbringen ... Was sollen die machen? Was???
Für mich ist es schon schwer, die Kraft aufzubringen, immer an meinen Eigenschutz zu denken und komisch beäugt zu werden, wenn ich als einzige Person eine Maske trage. Wenn aber die Kraft nicht da ist und das "Unter-Leute-gehen" schon genug Anstrengung und Energie kostet, wie soll man dann noch die Kraft aufbringen, das fehlende Verständnis der anderen zu ertragen und sich selbst immer und permanent so gut es geht zu schützen?
Ich habe kein Problem damit, eine Maske zu tragen. Andere Leute haben aber anscheinend des öfteren ein Problem damit, wenn ich eine trage. Ich werde auch bei Veranstaltungen in geschlossenen Räumen immer mal wieder gefragt, warum ich eine Maske trage. Das ist doch offensichtlich! Was ist denn da los bei den Menschen? Ich kann total gut nachvollziehen, dass niemand mehr Lust auf Hygienemaßnahmen hat. Und sie sind ja auch gefallen. Aber viele tun so, als hätten sie vergessen, dass es je welche gab und welchen Zweck sie hatten.

Am Wochenende hätte mein Theaterwochenende stattgefunden, aber ich habe es schon vor einer Weile abgesagt. Es wäre mir auch gerade zuviel gewesen, aber das im Sommer würde ich total gern machen. Wenn ihr mitmachen wollt, schaut mal hier: https://www.sarah-bansemer.de/kurseworkshops/kurse

Ein Sandstrand am stürmischen Meer, der Himmel ist bewölkt. Im Vordergrund zwei Füße in grauen Turnschuhen.


Woche 164

Meine Nachbarin Marie ist Montag für mind. ein Jahr aus ihrer Wohnung ausgezogen. Weg aus Rostock. Jetzt bin ich mit meinem Mann und den Katzen hier in Rostock ganz allein. Ein komisches Gefühl. Es war so toll, mit Marie hier in einem Haus zu wohnen. Also ein trauriger Start in die Woche, der aber zusammenfiel mit den unendlichen Möglichkeiten des 49€-Tickets, das seit Montag gilt.
Zur Einweihung sind wir früh aufgestanden und sind mit der Tram in die Innenstadt gefahren, zum Hafen gelaufen, wieder in die Innenstadt und von da mit der Tram zurück bzw. ich noch weiter in die Kunsthalle Rostock, die an diesem 1. Mai ziemlich überlaufen war.

Dienstag direkt morgens ans Meer, wo es stürmte und ganz einfach ganz wunderbar war. Genau solche Momente wie an diesem Tag sind die schönsten am Meer. Wir saßen im Windschatten einer Düne, tranken Tee aus der Thermoskanne und schauten auf die Wellen.
Danach zwei Stunden online mit Nick, mit diesem Tanzsong: https://youtu.be/C1wKQUFuzng
 
Mittwoch vormittags ins Schiffahrtsmuseum, wo wir fast die einzigen Besucher*innen waren. Gefühlt das ganze Schiff nur für uns. Wenn ihr mal in Rostock seid: Sehr große Empfehlung!

Blick aus einem Bullauge auf das Deck eines Schiffes. Das Deck hat einen grünen Boden und eine weiße Rehling. Im Hintergrund Wasser und Ufer mit Bäumen.

Dann bin ich erstmal zuhause geblieben und habe Donnerstag und Freitag an einer Online-Weiterbildung teilgenommen: "Transformation kommt von Innen – Organisationen und Arbeitskulturen in Zeiten des permanenten Wandels", angeboten im Rahmen von "Dive In" von der Bundesakademie für kulturelle Bildung Wolfenbüttel.
Ich war begeistert von der Struktur, der Tandem-Arbeit (mochte die Idee vorher nie) und dem sehr praktischen Ansatz. Ich habe sehr viel mitgenommen aus den zwei Tagen und bin gespannt, wann und wie ich die gelernten Methoden umsetzen kann.

Das Wochenende dann wieder ganz entspannt mit einem langen Ausflug in die Rostocker Heide. Ich liebe es, wenn ich direkt vom Wald an den Strand gelange und von allem etwas hab: Bäume, Vögel, Meer, Strand ... Es war himmlisch! An einem frisch abgebrochenen Küstenabschnitt waren unzählige Uferschwalben, die dort hin und her flogen und vermutlich gerade neue Nester bauten. Ein faszinierendes Gewimmel, das mich total geflasht hat.

Ein Sandweg zwischen Bäumen, der hoch zu Dünen führt. Im Hintergrund blauer Himmel.


Ein Strandabschnitt im Profil, rechts das Meer, links Sandstrand und ganz links Bäume und Gras.



Viele gesammelte Muscheln auf einem Baumstamm am Strand.

 

Woche 165

Start in die Woche mit einem Besuch im Botanischen Garten, in dem gerade die Japanische Zierkirsche in voller Blüte steht. Wenn auch noch ein leichter Wind die Blütenblätter durch die Luft weht, fühlt man sich wie in einem Anime-Film.
Direkt am Montag auch gleich noch eine Weiterbildung, die allerdings enttäuschend war – vor allem im Vergleich zur letzten Woche.

Insgesamt war es eine sehr dichte Woche mit mehreren LAG-Onlinetreffen, noch einer interessanten Online-Fortbildung am Mittwoch zu "Barrierefreiheit im digitalen Raum", totalen Zeit-Verwirrungen und schönen Unternehmungen am Ende der Woche.

Das große, große Highlight der Woche: Mein neues Spielzeit-Magazin ist online!!!!!!

Ihr findet es hier: https://www.sarah-bansemer.de/magazin



 

Kirschblütenzweige mit rosa Blüten vor blauem Himmel


 

Woche 166

Boah, was für eine Woche!

Der Start war schon der absolute Hammer, denn am Montagnachmittag überraschte mich mein Mann mit einer Segeltour! Genauer gesagt, eine Mitfahrt auf dem Schiff J.R. Tolkien, das fast täglich ab Warnemünde für eine zweistündige Segeltour auf die Ostsee hinaus fährt.
Ich war hin und weg! Glückseliger hätte die Woche gar nicht beginnen können. Schiffe finde ich ja grundsätzlich cool, aber gerade Segelschiffe haben etwas Majestätisches an sich, was mich immer wieder umhaut.

Ein Schiffsdeck mit Holzverkleidungen und weiß gestrichenen Metallwänden. Oben ein Stück helles Segel, im Vordergrund Seile.



Helle Segel, Taue und Wanten vor blauem Himmel

Wahrscheinlich hat mir diese Tour dann einen Schubs gegeben und ich habe mich Mittwoch endlich, endlich, endlich nach vielen Jahren bei Instagram angemeldet. Mit dem Vorhaben, den Account auch wirklich regelmäßig zu nutzen. Bei der Anmeldung musste ich einen Nutzernamen angeben und ich hirnte eine ganze Weile rum, bis mir "Theaterkapitänin" einfiel. Und ich denke, das wird jetzt der neue Name für mein Business!
Wenn ihr mir folgen wollt, findet ihr mich also ab jetzt unter @theaterkapitaenin auf Instagram.

Donnerstag ging es dann gleich morgens wieder nach Berlin. Dieses Mal zur Generalprobe meiner Gruppe Vorspiel. Die Generalprobe lief wunderbar holprig, so wie es sein muss, und ich dachte, wir sind perfekt bereit für die Premiere.
Doch am Premierentag bekam ich nachmittags einen Anruf unserer Hauptrolle, dass er wegen eines familiären Notfalls nicht spielen kann. An dieser Stelle möchte ich nochmal viel Kraft an ihn rausschicken!
Im Theater machten wir dann wenige Stunden vor der geplanten Premiere Krisensitzung. Die Frage, ob wir überhaupt spielen, wurde relativ schnell mit "Ja" entschieden. Aber wie? Wir hatten dieses Mal einen Gastspieler dabei, was bei den Vorspielern nicht so ungewöhnlich ist. Über die Jahre kamen viele neue Mitspielende zu den Vorspielern und viele setzen immer mal wieder für eine Weile aus, weil es beruflich oder familiär andere Prioritäten gibt. Und manchmal kommen sie nur für eine kleine Rolle zurück. Aus dieser kleinen Rolle wurde aber dieses Mal die Hauptrolle, die unser Spieler Sven mit Text auf dem Padlet in der Hand übernahm. Das Publikum war sehr wohlwollend und die beiden Vorstellungen liefen ziemlich geschmeidig über die Bühne. Mit den üblichen Improvisationen natürlich.:D Es hat richtig, richtig viel Spaß gemacht, ich habe das Wochenende sehr genossen.
Fotos findet ihr hier: https://www.facebook.com/TheatergruppeVorspiel

Fünf Schauspielende auf einer Bühne, alle stehen um einen großen Kessel, jede Person hat eine bestimmte Körperhaltung eingenommen. Im Hintergrund ein Bett und eine 70er-Jahre-Tapete in orange, gelb und braun.


Woche 167

Wie, noch eine Woche im Tagebuch? Jap. Ich habe einfach Anfang der Woche vergessen, diesen Tagebuch-Eintrag fertigzustellen. Also habe ich eine Woche drangehangen.

Ich startete rechte beschwingt in die Woche, denn die schönen Aufführungen der Vorspieler wirkten noch nach. Das Nach-Aufführungs-High quasi.

Meine dezente "Wie soll ich ohne Hygienemaßnahmen analog arbeiten?"-Krise dauert weiterhin an. Die Maske ist weiterhin mein bester Freund. Da bei den Vorspielern alle getestet waren, habe ich die Vorbereitungen und das WarmUp ohne Maske gemacht, aber im Publikum sitzend und bei der Interaktion mit den Gästen dann eine Maske getragen. Ging ganz gut.

Zum Glück war das bei den Online-Weiterbildungen, an denen ich diese Woche teilgenommen habe, unwichtig. Ich bin froh, dass es immer noch (oder wieder mehr?) entsprechende Angebote gibt. Die Weiterbildungen waren sehr unterschiedlich, bei der einen habe ich mich nicht so wohl und eher verloren gefühlt (mangels Struktur), bei der anderen habe ich sehr viel Input mitgenommen zum Thema "Urheberrecht".
Dann kam meine Periode, wie immer mit Schmerzen (hallo Endometriose!) und ich war die restliche Woche eher lustlos und zurückgezogen. Dennoch habe ich mich aufraffen können zu Ausflügen ans Meer und auf die andere Warnow-Seite. Also Natur, frische Luft und Zimtschnecken. Gutes Wochenende!



Die nächsten Wochen kann ich mich noch ein Weilchen um die analoge Interaktion mit vielen Leuten drücken, Mitte Juni sind dann die nächsten Aufführungen der Vorspieler und gleich zwei wichtige LAG-Termine, u.a. die Basiswerkstatt zur nächsten Grundlagenbildung. Also wenn auch ihr die Weiterbildung zum/zur Theaterpädagog*in in Erwähnung zieht, findet ihr hier alle Infos:
https://lagstb.de/grundlagenbildung-theaterpaedagogik/

Ansonsten bin ich schon in der Planung für das Theaterwochenende im Juli, auch wenn ich noch nicht genügend Teilnehmende zusammen habe. Aber einige coole Ideen für Übungen und Szenenarbeit habe ich schon. Und ich hab richtig Bock drauf!

Zwei Glasvasen in grün und gelb auf einem braunen Beistelltisch vor einer dunkelblauen Wand. In der größeren Vase sind Wiesenblumen, davor und daneben liegen Steine und Muscheln. Hinter den Vasen ein oranges Glas-Kerzenlicht und ein altes Buch mit einem Vogel auf dem Cover.

Leerer Sandstrand, dahinter Meer und blauer Himmel, am Horizont ein paar weiße Boote.

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