Corona-Theatertagebuch – Woche 159-162




Woche 159

So langsam komme ich in einen geordneteren Arbeitsalltag hier in Rostock. Ja, noch immer eine lange To-Do-Liste, aber es gibt erste Erfolge und Dinge, die ich abhaken kann. Zum Beispiel bin ich am Ende der Woche (genauer gesagt Sonntagabend um halb zehn) mit dem Plakat der Vorspieler fertiggeworden. Ich liebe es, weil es auch farblich anders ist als bisherige Plakate. Die nächsten Tage noch die Flyer und dann können die Sachen in den Druck gehen, um hoffentlich Mitte April im Theater anzukommen.

Momentan ist wieder eine typische Zeit mit vielen Aufgaben, die zu meiner Arbeit dazugehören, aber nicht unmittelbar Geld einbringen. Diese Zeiten sind für mich immer sehr interessant, weil sie sehr gegensätzlich sind. Viele dieser Aufgaben machen mir nämlich viel Spaß und kosten viel Zeit, z.B. die Arbeit an meinem Spielzeit-Magazin und das Design von Plakaten und Flyern. Sie bringen aber überhaupt kein Geld, sondern dienen "nur" als Werbung. Also schleicht sich da manchmal ein bißchen schlechtes Gewissen ein, wenn ich damit viel Zeit verbringe. Mit diesen zwiespältigen Gefühlen muss ich wohl leben.


Woche 160

Ostern wartet auf mich und die Woche startet wieder mit vielen Aufgaben.

Tanzsong mit Nick: https://youtu.be/6X9CEi8wkBc

Im Laufe der Woche ist der Vorspiel-Flyer fertig geworden und ist jetzt im Druck! Die Probensituation ist gerade eher verhalten, so dass das Probenwochenende nächste Woche ganz schön was reißen muss. Kriegen wir hin! Ging bisher immer!

Manchmal frage ich mich, was für eine Pandemie oder Epidemie als nächstes kommt. Also was für eine Art von Krankheit. Gibt es da schon Anwärter?
Deutschland ist auf jeden Fall null vorbereitet. Der aktuelle Umgang mit dem Corona-Virus spricht Bände. Es passiert ja nichts mehr. Offiziell scheint der Virus nicht mehr zu existieren, was in krassem Gegensatz zu den Erkrankungen in meinem Umfeld und der zunehmenden Zahl von Long-Covid-Fällen steht.
Es gibt einen neuen Podcast, den mir meine Kollegin Katja geschickt hat: Endemie-Rebellen. Vielleicht ja auch für einige interessant, die weiterhin am Schutz vor Corona interessiert sind.

Die Ostertage nutze ich für Buchungen. Was mich richtig annervt, sind Reisekostenabrechnungen. Diese ganzen kleinen, flatterigen Tickets von BVG und RSAG, die Bahntickets, die Auflistung der Reisetage mit den jeweiligen Stunden für die Kalkulation des Verpflegungsmehraufwands. Nervig! Aber es nicht zu machen, will ich mir geldmäßig nicht leisten. Es sind ja nunmal ganz schön hohe Ausgaben für die ganzen Geschäftsreisen nach Berlin. Umso freue ich mich auf das 49€-Ticket und kann es kaum erwarten! Das wird die Reisekostenabrechnung sowas von erleichtern. Aber hallo!

Die freien Ostertage waren entspannend und ruhig. Ich habe ein neues Buch angefangen und manchmal auch einfach nur rumgelegen und aus dem Fenster geguckt. Oder mit meinem Mann auf unserer Lieblingsbank am Hafen gesessen. Oder einen großen Spaziergang durch die Stadt gemacht (es wird Zeit, die Winterschuhe wegzupacken). Auf Youtube habe ich dieses schöne, simple Video entdeckt: https://youtu.be/xMDpLpw6QdI




Woche 161

Wieso macht mich das Thema Hygienemaßnahmen eigentlich dauernd so nervös? Ich kann doch einfach Maske tragen und fertig ist. Ich glaube, es ist der Außenseiter-Status, der damit einhergeht. Plötzlich ist man anders. Es fällt mehr auf, es kommen mehr Fragen und vor allem mehr Blicke. Durchhalten ...

Tanzsong mit Nick: https://youtu.be/c1zJzr-kWsI

Am Wochenende waren die Vorspieler in Rostock zu Besuch. Ein intensives Probenwochenende war das, voller Lachen und Albernheiten, Wind und Möwen, Raumkälte und Herzenswärme, vielen Äpfeln, Running Gags und natürlich einer Menge Obszönitäten. Ohne die wären die Vorspieler nicht die Vorspieler. Genau das liebe ich an der Arbeit mit ihnen. Am Sonntag lag ich platt in meinem Homeoffice rum und blätterte durch das Buch "Vogel entdeckt – Herz verloren" von Philipp Juranek und Antonia Coenen und hatte ein Tränchen im Auge beim Gedanken, dass das alles miteinander zusammenhängt. Denn dieser Philipp war bei der ersten Inszenierung der Vorspieler vorbei, war also einer derjenigen, die das alles gestartet haben. Seitdem haben die Vorspieler sich verändert, aber einen eigenen Geist und Kern entwickelt, der sich über die Jahre immer mal wieder ein bißchen verwandelt, aber in seiner Power gleich bleibt. Am Wochenende haben wir Begegnungen mit Möwen gehabt und über Krähen geredet und zack, es endete mit dem Lesen in genau diesem Buch. Wie schön ist das bitte?!



Woche 162

Die Woche startet mit Homeoffice und der Realisation, dass ich in wenigen Tagen seit einer ganzen Weile mal wieder nach Berlin fahre. Ich war doch gerade erst hier wieder "heimisch" geworden ...
Aber ein bißchen freue ich mich auch auf die Termine in Berlin.

Tanzsong mit Nick: https://youtu.be/oRdxUFDoQe0

Dienstag war ereignisreich: Ich habe meine vierte (und somit letzte, denn es sind keine weiteren Corona-Impfungen für die deutschen Bürger*innen geplant ... warum auch immer ...) Corona-Impfung bekommen und dann am Abend am ersten Abend des DGS-Grundkurses an der VHS Rostock teilgenommen. Eine andere Teilnehmerin und ich hatten Masken auf und wurden anfangs rausgebeten, um zu besprechen, wie man damit umgeht. Wir haben uns bereit erklärt, die Masken abzusetzen, und ich wusste auch schon vorher, dass ich sie mit großer Wahrscheinlichkeit nicht tragen kann, weil man für Gebärdensprache zwingend die Mimik und das Mundbild braucht. Dennoch war es eine unangenehme Situation, mit der ich dann im Raum sitzend erstmal innerlich klarkommen musste. Ich werde auch weiterhin hingehen, auch wenn es für mich ehrlich gesagt, ganz schön herausfordernd ist.
Wir werden sehen, wie es sich entwickelt ...

Donnerstag und Freitag waren wieder den Vorspielern gewidmet und wir probten auf der Bühne und in meinem alten Probenraum "Studio in Bewegung". Es wird eeeernst!

Die Zeit in Berlin nutze ich auch regelmäßig für Familientreffen und Ausstellungsbesuche. Dieses Mal die "Nosferatu"-Ausstellung in der Sammlung Scharf-Gerstenberg, zusammen mit meinem Vater und meinem Bruder. Spontan fand danach ein Treffen mit meinem Freund Nils statt, bei dem ich dann einen ehemaligen Teilnehmer der Theatergruppe Spielschauer traf. Berlin ist ein Dorf!

Ich wurde in der KSK aufgenommen!!!!!!!!!!!!!!!! Großes Partygefühl, auch wenn jetzt noch einiges an Papierkram ansteht, z.B. die Kündigung der PKV und die Anmeldung bei der Techniker Krankenkasse.

Dann kam das letzte Wochenende mit unserer Grundlagenbildungs-Gruppe. Die Stimmung war wirklich schön und entspannt, es entstanden lustige und berührende Szenen und am Schluss wurde es noch richtig emotional und ich vergoss einige Tränchen. Wenn eine Gruppe nach 1,5 Jahren fertig ist, fühlt es sich immer ein bißchen komisch an. Eine Mischung aus Ungläubigkeit, Abschied und Erleichterung. Und Stolz!

Die nächsten Wochen rücken die Vorspieler mit ihren Aufführungen in den Mittelpunkt. Außerdem sucht die Online-Theatergruppe nach einem neuen Stück für ihre nächste Inszenierung.
Gibt es je einen Ruhepunkt bei dieser Arbeit? Ich glaube nein ... :D


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