Corona-Theatertagebuch – Woche 155-158




Woche 155

Die Woche startete mit Wäschewaschen, Kofferpacken, Geräte aufladen, nochmal Gynäkologin (alles in Ordnung), Telefonaten und Planung der Berlin-Zeit.
Tanzsong mit Nick war dann zur Einstimmung für die Vorspiel-Proben dieser Song:
https://youtu.be/oALKAh_bL5g

Am Donnerstag ging es nach Berlin und direkt sofort los. Berlin empfing mich mit eisigen Armen und schickte mich von Tag zu Tag in neue Herausforderungen.



Am Donnerstagabend war niemand im Theater Verlängertes Wohnzimmer, in dem die Vorspieler und ich proben wollten. Also saßen wir stattdessen in einem Imbiss gegenüber, tranken Tee und besprachen ein paar organisatorische Dinge.
Am Freitag war dann tagsüber Familienzeit angesagt mit Besuch der Ausstellung im Humboldt-Forum (sehr empfehlenswert!) und Essengehen.
Abends starteten meine Kollegin Vera und ich in die Intensivphase unserer Grundlagenbildung Theaterpädagogik. Im Fabriktheater Moabit konnten wir jedoch den Ofen nicht benutzen, weil der Schornsteinfeger nicht da war. Also froren wir uns mit kleinen Heizläuftern durch das Wochenende und freuten uns sehr, als uns am Montag ein etwas größerer Heizlüfter mit 15 KW geliehen wurde. Über Nachhaltigkeit sprechen wir jetzt mal lieber nicht ...





Woche 156

Die Probenwoche war intensiv und fordernd. Es gab Erfolgserlebnisse und lustige Momente, aber auch viele Diskussionen und sehr viel Frieren und Unwohlsein. Szenen wurden entwickelt und wieder verworfen, an einigen viel gefeilt, andere nur wenig verändert. Die Szenenreihenfolge unserer Collage wurde immer mal wieder verändert, aber fand relativ schnell eine klare Struktur. In den Mittagspausen saßen Vera und ich zusammen und besprachen jeden Tag die weitere Vorgehensweise, welchen Szenen oder Übungen wir uns als nächstes widmen wollen, was noch erledigt werden muss usw. Wir sammelten Musik und Sounds und der Aufführungsflyer, den ich am Wochenende gestaltet hatte, wurde fleißig geteilt.
Draußen war es winterlich, in Karow bei meiner Mutter lag Schnee. Von zuhause hatte ich mir einen kleinen Hai mitgenommen, den ich ein paar Tage vor der Abreise in einem Überraschungsei hatte. Den nam ich täglich mit und schickte ab und zu mal Hai-Fotos an meinen Mann.








Am Generalprobentag konnte dann erstmalig der Ofen genutzt werden. Hurra!
Ein Highlight der Woche war eine sehr große handgefertigte Ratten-Figur, die im Backstage auf dem Tisch "saß" und mich jedes Mal wieder erfreute, wenn ich nach hinten musste, um die Sicherungen an- oder auszuschalten.



Mit den Scheinwerfern gab es noch ein paar Schwierigkeiten, die aber alle gelöst werden konnten. Ich habe bei den fünf Aufführungen die Technik gefahren und hatte daran viel Freude. Das mache ich immer gern, weil es so eine klare Aufgabe ist, die zwar Aufmerksamkeit und Wachheit erfordert, aber einem auch einen gewissen Rückzugsraum gibt.
Zur Premiere gab es viel erfreutes Feedback und für Vera und mich diese wunderschönen Blumen:






Am Samstag besuchte mich mein Mann und wir verbrachten einen sonnigen Nachmittag in Berlin. Wir machten einen riesigen Spaziergang durch die Innenstadt und am späten Nachmittag düste er wieder zurück nach Rostock.










Woche 157

Auch die letzten beiden Aufführungen zu Beginn der Woche liefen entspannt. Der letzte Abend war noch sehr schön und gelöst, mit vielen kleinen Gesprächen und Tanzen in großer Runde.

Tanzsong mit Nick:
https://youtu.be/ojULkWEUsPs


Am Mittwoch ging es dann wieder zurück nach Rostock. Endlich! Ich liebe es, wieder hier zu sein, bei meinem Mann und meinen beiden Katzen, in meinem eigenen Zuhause. Meine Mutter hatte es mir wunderbar gemacht in Berlin, mit reichlich Bekochen und schönen Gesprächen und vielen Leckereien. Aber dennoch habe ich mein ganz eigenes Zuhause vermisst, und auch die Ruhe in Rostock und das Wasser.

Highlight am Freitag: Ich habe am Hafen einen kleinen Vogel entdeckt, den ich noch nie zuvor gesehen hatte. Zuhause durchblätterte ich ein kleines altes Vogelbüchlein von 1953, das ich letztens in einem öffentlichen Bücherschrank gefunden hatte und fand ihn! Es war eine Bachstelze. Sehr süßer, entzückender Vogel.

Das Wochenende war voller Periodenschmerzen und voller freier Zeit. Ich habe es genossen, viele Serien zu gucken, viel zu lesen und zu kuscheln. Ich habe vegane Muffins gebacken, mit meiner Nachbarin einen Spaziergang am Hafen gemacht und versucht, mich bestmöglich zu entspannen.

Sonntag habe ich den ersten halben Tag mit Spaziergang und Vögel-Beobachten im Botanischen Garten verbracht (Grünspecht, Möwen, Nebelkrähen, Elstern, ein Rotkehlchen, Kohlmeisen, zwei Eichelhäher, Kraniche, ein Teichhuhn, Enten) und den anderen halben Tag Depot-Konten verglichen und eine Entscheidung für ein neues Girokonto inkl. Tagesgeld- und Depotkonto getroffen. Das wird dann eine Aufgabe für die nächsten Wochen und Monate. Ich bin ja eh gerade in dem ganzen Finanzen- und Versicherungskram drin, dann mach ich das jetzt halt auch. Hab ich Lust drauf? Nein. Ist es notwendig? Ja.





Woche 158

Die Woche beginnt etwas lustlos und mit einer riesengroßen To-Do-Liste, die mich abnervt. Dennoch arbeite ich mich Stück für Stück voran.

Tanzsong mit Nick:
https://youtu.be/bWXazVhlyxQ
Wir starten gerade wieder in die Planung für ein neues kleines Hörbuch, das im Sommer fertig werden soll. Stay tuned!

Dienstag ging es noch einmal für einen Abend nach Berlin, wo ich erst meine Freundin Katja besuchte (im nächsten Spielzeit-Magazin werdet ihr ein sehr wichtiges Interview mit ihr finden) und dann mit der Ausbildungsgruppe essen ging. Ein wirklich lustiger, fröhlicher und entspannter Abend, der – so glaube ich – ein passender Abschluss für die Intensivphase war. Wir werden aber natürlich am letzten Weiterbildungswochenende noch ausführlich in die Reflexion gehen, auch zur gesamten Weiterbildungszeit. Welch komischer Gedanke, dass diese Gruppe in einem Monat mit der Weiterbildung fertig ist.😮



Der Rest der Woche war gefüllt mit dem Abarbeiten einiger To-Dos. Freitagabend hatte ich ein ganz wunderbares Gespräch mit meiner Bekannten Lydia (Lest unbedingt ihren Blog! https://www.bueronymus.de/)  über unsere Katzen, unsere Arbeit, Vögel und Matrosenkleider. Achja: und Hygienemaßnahmen. Ein Thema, das mich weiterhin sehr viel beschäftigt. Seit alle Maßnahmen aufgehoben sind, fühle ich mich mittlerweile schon ziemlich bekloppt mit meiner Maske, aber möchte nach wie vor nicht auf Maßnahmen für mich selbst verzichten. Wenn alle Teilnehmenden einer Veranstaltung sich testen, fühle ich mich auch ohne Maske ganz wohl. Wenn niemand getestet ist, trage ich in der Regel Maske. Es sei denn, ich kann gut Abstand halten und der Raum ist ausreichend groß. Damit stehe ich relativ allein auf weiter Flur. Das fühlt sich eher so naja an. Aber deshalb alle Maßnahmen sein zu lassen, finde ich wiederum irrwitzig. Um mich herum erkranken jetzt wieder viele Leute an Corona. Manche zum ersten, andere zum wiederholten Mal. Ich will jetzt niemandem die Stimmung verderben, aber als kleiner Hinweis: mit jeder neuen Infektion erhöht sich das Risiko, Long Covid zu bekommen. Und glaubt meiner Freundin Katja: Das wollt ihr nicht haben! Es gibt bisher keine Heilung für die Krankheit, das finde ich erschreckend und abschreckend. Ich fand ja schon die Corona-Erkrankung schlimm. Mehr muss nun wirklich nicht sein! Zu dem Thema werdet ihr noch mehr ausführlichere Gedanken und Infos im nächsten Spielzeit-Magazin finden.

Und am Wochenende dann viel Zeit für mich und meinen Mann, leckeres Essen, Zeit am Hafen, Zeit zum Lesen und Filme-Gucken. Großes Highlight am Sonntag: Im Barnstorfer Wald hatte ich einen mir unbekannten Vogel entdeckt und überlegt, ob es ein Kleiber war. Ich schlug bei einer Rast auf einer Bank in meinem Vogelbuch nach, während mein Mann gleichzeitig auf Youtube guckte und ein Video von einem Kleiber startete, indem auch Gesang vorkam. Plötzlich kam ein Kleiber zu uns geflogen, angelockt vom Gesang aus dem Video, saß auf einem Baumast über unseren Köpfen und sang mit dem Videosound im Chor. Ich war hin und weg! Wir quälten ihn aber nicht zu lang, immerhin war er dann auf der Suche nach dem anderen Vogel, der gesungen hatte.

Insgesamt krasse vier Wochen mit allen Emotionen. Anspannung, Neugierde, Glück, Euphorie und Freude, aber auch Schmerz, Heimweh, Frustration und Erschöpfung. Für die nächsten Wochen wünsche ich mir Lust am Arbeiten, aber vor allem ganz viel Entspannung.
Ganz unbemerkt sind jetzt schon drei Jahre Corona um. Einfach so, ohne dass ich darüber nachgedacht habe. Dieses Tagebuch startete am 13. März 2020. So fing damals alles an:

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