Corona-Theatertagebuch – Woche 128



Montag:

Hab mir die Haare geschnitten, konnte das Elend nicht mehr ertragen.

Aber nachmittags das eigentlich Highlight: ein Ausflug nach Schwerin! Was für eine wunderschöne Stadt, wow! Ich bin komplett verliebt in das Schloss. So kitschig und so wunderbar. Ich komme im Herbst oder Winter wieder und freue mich auf einen ausgedehnten Spaziergang im Schlosspark.



 


Dienstag:

Der Wecker klingelt um 6 Uhr und ich sterbe innerlich. Ich bin soooo müde, aber will vor der Arbeit unbedingt noch ans Meer, Baden!
Ich werde belohnt und finde es heute besonders schön. Das Wasser fühlt sich zum ersten Mal für mich nicht so an wie sich Wasser sonst immer anfühlt, sondern wie eine Art andere Luft, durch die ich durchgleite.

Dann schaffe ich es trotz S-Bahn-Notarzteinsatz noch gerade so pünktlich zur Online-Stunde mit Nick, mit diesem Song:
https://youtu.be/yMR45cZbvDw

Auch heute hält sich die Motivation SEHR dezent im Hintergrund und ich muss untypischerweise eine kleine Runde Mittagsschlaf einschieben, weil ich so fucking müde bin. Danach gehts so halbwegs.

Ich bin einerseits total okay damit, dass jetzt die arbeitsreiche Zeit und die Pendelei wieder beginnt, andererseits ist da auch ein Teil in mir, den es schmerzt, diese viele freie Zeit in Rostock erstmal aufzugeben. Und ein Teil, der leicht überfordert von allem ist: plötzlich wieder Bahntickets kaufen müssen, plötzlich wieder mit Menschengruppen konfrontiert sein, plötzlich wieder mehr Angst vor Corona.


Mittwoch:

Kontrolltermin bei der Gynäkologin. Die letzten Tage bin ich schon vor Sorge innerlich gestorben und hatte Angst, dass die Zyste, die im Januar wegoperiert wurde, wieder da ist. Aber es ist alles in Ordnung! Yessss!

Unser Mittagessen nehmen wir heute mit zum Hafen und essen Salat und Quesadilla mit Blick auf's Wasser.

Abends verlängerte Probe mit der Online-Theatergruppe. Wir sind heute intensiv vorangekommen, weil wir uns drei Stunden am Stück Zeit genommen haben und fast alle da waren, worüber ich mich total gefreut habe!



Donnerstag:

Auf nach Berlin – nach sechs Wochen Rostock!
Einige Leute tragen in der Regionalbahn keine Maske (oder die übliche Maske unter der Nase), im ÖPNV in Berlin trägt locker die Hälfte der Menschen keine Maske. Mich nervt das richtig an. Was soll der Scheiß? So eine simple Maßnahme und so viele Leute, die selbst dieses Mindestmaß an Schutz nicht aufbringen wollen ...

Direkt auf dem Hinweg besuche ich meine Oma im Heim. Wir wissen nicht, wie lange sie noch leben wird, deshalb sind diese Besuche gerade sehr kostbar.

Da die Vorspieler erst in zwei Wochen wieder mit den Proben beginnen, habe ich abends Zeit und gehe mit meiner Mutter essen.




Freitag:

Heute ist großer Planungstag!

Morgens Frühstück mit meinen beiden neuen Kolleginnen, mit denen ich ab Herbst 2023 die Grundlagenbildung bei der LAG leiten werde. Wir kommen immer weiter voran in unserer Planung und sind schon seeehr vorfreudig!

Nachmittags fahre ich nach Brandenburg an der Havel, um meine Kollegin Anke Beutel zu besuchen. Mit ihr habe ich vor vielen Jahren zusammen die Ausbildung zur Theaterpädagogin absolviert und wir haben uns quasi sofort ineinander "verliebt", als wir uns zum ersten Mal bei der Basiswerkstatt gesehen haben. Seitdem waren wir die ganze Ausbildung über ein eingeschworenes Team.
Nun arbeiten wir zum ersten Mal zusammen, denn Anke wird ein Wochenende bei der aktuellen Grundlagenbildung der LAG geben – und ich bin als Co-Dozentin dabei. Gemeinsam haben wir Ideen gesammelt, wie das Wochenende gestaltet werden kann.


Samstag:

LAG-Time! Thema heute: Videowalks. Schrittweise haben sich unsere Leute an das Thema herangewagt und verschiedene Videowalk-Elemente ausprobiert. Morgen dann die Schluss-Aufgabe.


Sonntag:

Technisch war es heute etwas chaotisch, aber ich liebe technische Herausforderungen, die machen mir gute Laune.😁 Die Videowalks waren überraschend und berührend. Ich mag dieses Medium sehr, für die Arbeit mit Jugendlichen ist es perfekt.

Gut gelaunt habe ich die Rückreise angetreten und abends noch Zeit gehabt, im Sonnenuntergang ein bißchen am Rostocker Hafen zu sitzen. Wenn das so weitergeht, kann ich ganz gut mit der Pendelei umgehen.


Kommentare