Corona-Theatertagebuch – Woche 112

 


Montag:

Und zack geht eine Woche einfach in eine neue Woche über. Also nehme ich mir weiterhin jeden Tag meine kleinen Auszeiten, besonders da es für mich kein Wochenende gab.

Abends im Kollegialen Austausch war ich fast die ganze Zeit mit meiner Kollegin Marion allein. Aber wir hatten viel Spaß und unser Kollege Alexander kam auch mal kurz auf einen Gruß vorbei.

Mit meiner Nachbarin habe ich über die aktuelle Kriegs-Situation gesprochen und unseren Umgang damit. Wann weiß ich, ob wirklich Gefahr droht? Und was tue ich dann? Wann weiß ich, wann es Zeit ist, zu gehen? Und wohin gehe ich?
Ich selbst verdränge dieses Thema die meiste Zeit. Ich möchte mich damit erst beschäftigen müssen, wenn es soweit kommen sollte. Und ich hoffe, dass es nicht soweit kommt. Ich hoffe, dass Deutschland da irgendwie heil raus kommt. Ob das realistisch ist, kann ich nicht sagen. Ich habe keinerlei Ahnung.

Thema Corona: Vor über zwei Jahren fing der ganze Bumms an und es gab mehrere Artikel, die ältere Epi- und Pandemien zu Rate gezogen haben, um eine ungefähre Dauer abschätzen zu können. Zwei Jahre klangen für mich realistisch und das war auch das, was ich immer so im Hinterkopf hatte. Diese zwei Jahre sind jetzt vorbei und die meisten Maßnahmen sind gefallen. Dennoch bin ich im Kopf noch immer voll im Corona-Modus. Auch weil um mich herum ständig Menschen erkranken. Es ist ein Dauerthema, noch immer. Und das wird es voraussichtlich noch ein Weilchen bleiben.
Manche Menschen isolieren sich jetzt schon seit Ewigkeiten, weil die Gefahr des Sterbens so groß für sie ist. Rücksichtnahme und Maßnahmen aus Solidaritätsgründen funktionieren ja schon lange nicht mehr wirklich. Einen passenden Twitter-Thread dazu findet ihr hier:
https://www.twitterperlen.de/thread-warum-wir-gesellschaftlich-so-schlecht-mit-covid-klarkommen/?fbclid=IwAR3aogZotBiLmnaY7E-j7cRNvPLijAxBgjumiHuf3qjFGvhIIE-YObjNgtU



Dienstag:

Der Tag begann trübe und wurde nach und nach immer sonniger. Mit Nick habe ich zu diesem Song getanzt:
https://www.youtube.com/watch?v=5_AAtZyfeMs
Neben unseren Theaterübungen unterhalten wir uns auch immer ein bißchen und kennen uns jetzt nach so vielen Jahren gemeinsamer Arbeit schon ziemlich gut. Heute meinte Nick, dass unsere Stunden auch immer ein bißchen wie eine Therapie-Sitzung sind. Und es stimmt! Ich glaube, Theaterpädagogik ist immer auf irgendeine Weise ein kleines Stückchen Therapie.
Außerdem habe ich ein lustiges Wort von ihm gelernt: Basal-Aggression.

Ein interessanter Artikel ist dieser hier:
https://www.derstandard.de/story/2000135255251/wie-zoom-teams-und-co-das-kreative-denken-beeintraechtigen?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE
Und ich kann das total gut nachvollziehen und auch bestätigen. Die Menge an Austausch und Ideen ist im analogen Raum auch in meiner Erfahrung deutlich höher. Die Brauchbarkeit der Ideen ist aber nicht anders als im digitalen Raum. Faszinierend.

Nach meiner monatlichen B12-Spritze, die heute sehr schmerzhaft war, spazierten meine Nachbarin Marie, mein Mann und ich in den Botanischen Garten und saßen dort eine Weile auf der Wiese zusammen. Zuhause angekommen, legten wir nur ein paar Sachen ab, und mein Mann und ich gingen direkt weiter zum Hafen, um dort den Sonnenuntergang zu genießen.
Nach meiner Berlin-Reise bin ich gerade nicht in der Lage, mich hier in Rostock warm genug anzuziehen. Da muss ich wieder reinkommen. Wind, Wind, Wind!


Mittwoch:

Vormittags ein Live-Talk mit Mark zum Thema Partizipation:
https://www.facebook.com/MarkKitzigKinderStaerken/videos/731074487899723
Danach haben wir beide noch ein Weilchen gequatscht, unter anderem über zu geringe Stundenlöhne in der Theaterpädagogik (leider Standard!) und Möglichkeiten, an Aufträge zu kommen, Akquise etc. Ich habe dann gemerkt, dass ich mir zwar auch mehr Geld wünsche, aber momentan nicht mehr mehr arbeiten will, weil mir meine Auszeiten sehr wichtig sind. Vor allem die Auszeiten außerhalb der Wohnung. In Berlin habe ich viel vor dem Rechner rumgehangen und zwischendurch Serien geguckt etc. Hier in Rostock liebe ich es, täglich wenigstens für ne halbe Stunde draußen zu sein – am Hafen, im Botanischen Garten, bei einem Stadtspaziergang oder am Meer. Um diese Auszeiten weiter beibehalten zu können, muss ich mir entsprechend viel freie Zeit im Kalender lassen. Das ist gerade eine Priorität, die ich nicht aufgeben will.

Speaking of that: Mittags machten wir uns mit heißer Suppe in Thermobehältern auf ans Meer zum Mittagessen am Strand.

Ich habe heute diese Musik-Challenge entdeckt und beschlossen, ab heute die nächsten 30 Tage täglich ein Musikvideo nach dieser Liste auf Facebook zu veröffentlichen:
http://dj-little-l.de/songs-fuer-30-tage-die-30-day-song-challenge/
Als ich meinen ersten Song rausgesucht habe, sprang als nächstes Video dieses hier an. Ich kannte diesen Song noch nicht, finde ihn und das Video mit Robert Downey Junior aber großartig:
https://www.youtube.com/watch?v=ufbexgPyeJQ



Donnerstag:

Diese Woche rast vorbei und ich merke, dass ich manche Sachen noch gar nicht gemacht habe. Hoppala!


Vor über einem Jahr hat im O-Berlinhaus eine Pflegerin vier Bewohner*innen getötet. Hier ein wichtiger Artikel dazu:
https://www.angrycripples.com/Ein-Jahr-nach-Potsdam?mc_cid=8fcd44ae53&mc_eid=58152a8173

Nachmittags bin ich heute so müde und kopfschmerzig, dass ich am liebsten den Tag schon beenden würde. Manchmal gibt es so Tage.

Mein Freund Michael wird die Technik bei den Vorspiel-Aufführungen übernehmen und ich freue mich total drauf, mit ihm im Sommer die Aufführungstage zu verbringen, denn er wohnt ebenfalls nicht mehr in Berlin und reist dafür an. Zusammen wohnen wir dann im Haus meiner Mutter und können vormittags immer noch ein bißchen chillen. Das wird gut!
Abends hat er per Zoom bei der Vorspiel-Probe zugeguckt. Er wird dann demnächst anfangen, bei den hybriden Proben die Musik über seinen Rechner einzuspielen.



Freitag:


Der Tag ist voller Online-Meetings und MeetUps und ich bin froh, dass ich keinerlei analoge Termine habe, denn ich merke, dass ich kränklich bin und eigentlich am liebsten schlafen möchte. Ich habe einen Schnelltest gemacht, der ist negativ, deshalb hoffe ich mal, dass es kein Corona ist. Vermutlich habe ich mich vorgestern beim abendlichen Hafen-Chillen verkühlt. Da war ich eindeutig zu dünn angezogen.

Auch Nils ist krank und den abendlichen SNACK-Automat zum Tag der Theaterpädagogik moderiere ich alleine. Es ist eine wunderbar offene und lehrreiche Runde mit Tipps und Tricks. Ich denke, das werden wir irgendwann wiederholen.



Samstag:

Immer noch kränklich beschließe ich, das Haus heute nicht zu verlassen. Stattdessen dümple ich in Schlafhose rum, esse irgendwas, was noch da ist, träume von leckeren Burgern und lausche der Mitgliederversammlung der LAG per Zuschaltung.

Der abendliche Corona-Test ist wieder negativ.

Morgen kommt eine Freundin zu Besuch und ich hoffe, ich bin dann fit genug, um mit ihr ans Meer zu fahren – mit Ersatzverkehr, denn die S-Bahn fährt dieses Wochenende wegen Bauarbeiten nicht.


 

 

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