Corona-Theatertagebuch – Woche 90

 


 

Montag: 

Müder Start in eine neue Woche. Die Mitarbeitenden der Tierarztpraxis sind in Quarantäne, aber ich habe einen spontanen Termin in einer anderen Praxis bekommen. Dort machen sie dann heut nachmittag einen Ultraschall. Insgesamt geht es unserem Kater recht gut, er hat auch schon zugenommen. Endlich!

Der Hafenbesuch war heut minikurz, weil Regen. Aber jedes Mal schön.

Der Raum, in dem die Vorspieler die letzten 2,5 Monate geprobt haben, muss seine Pforten schließen, weil das Haus einen neuen Eigentümer hat. Jetzt heißt es wieder Raum- und Bühnensuche! Die Pandemie macht das nicht leichter ...

Hier mal noch ein guter Artikel:
https://raul.de/leben-mit-behinderung/das-ding-mit-dem-speziellen/

Update: Die Prognose für unseren Kater ist sehr schlecht. Seine Blutwerte sind erschreckend und es ist ein Wunder, dass er noch lebt. Die Tierärztin vermutet durch den Ultraschall, dass er einen Tumor (oder mehrere) an den inneren Organen hat. Genau kann man es nur durch eine Biopsie feststellen. Ich weiß, dass so eine Biopsie für ihn nicht schön ist und habe mit meinem Mann heute viel überlegt. Aber seine schlechten Werte passen nicht zusammen mit seiner aktuellen Fitness. Wenn er im Sterben läge und nichts mehr fressen und trinken würde (was bei seinen Werten und der Gelbsucht eigentlich der Fall sein müsste), dann würde ich keine Behandlungen mehr machen lassen und ihn noch die letzte Zeit begleiten.
Da er aber fröhlich frisst, sich mit seiner Schwester kloppt und neugierig und gut drauf ist, möchte ich die Biopsie gern machen lassen. Ich möchte wissen, was genau es ist. Wie man dann weiter vorgeht und ob man noch irgendwas macht, entscheiden wir dann. Aber ohne eine genaue Diagnose kann ich die Entscheidung zum Nichtstun nicht treffen. Vielleicht gibt es ja doch noch eine Chance.
Was das mit Theater zu tun hat? Nichts. Aber mit meinem Leben in der Pandemie.
Eben hatte ich einen Zoom-Call mit einer Frau, die technische Unterstützung für ihre Online-Aufführungen sucht. Ich kenne sie nicht, aber musste im Gespräch anfangen zu weinen. Sie war sehr liebevoll und empathisch, so dass ich mich nicht geschämt habe. Und ja, da verzahnen sich Arbeit und Theater und ein krankes Haustier.
Ja, und wenn ihr Lust hat, per Zoom Technik zu fahren, meldet euch bitte bei mir, ich gebe euch dann ihre Mailadresse!


 
Dienstag:

Kater-Update: Mein Mann hat ihn heute in die Tierklinik gebracht, wir konnten zur Akut-Sprechstunde kommen. Dort bleibt er über Nacht und wird noch einmal genauer untersucht. Ich hoffe, sie können eine klarere Diagnose stellen.
Das ist etwas, was ich an Rostock sehr schätze: Man bekommt schnell und unkompliziert für alles mögliche Termine – beim Tierarzt, beim Bürgeramt etc. Das ist in Berlin ganz anders.

Dennoch waren wir heute wieder am Hafen und jetzt stürmt und regnet es ganz schön.

Wenn ich gerade nicht weine, versuche ich alles abzuarbeiten, was sich so aufgestaut hat die letzten Tage: Holzbretter beizen, Mails beantworten, Rechnungen schreiben. Letzteres ist besonders wichtig, weil ich jetzt viel Geld brauche für die ganzen Untersuchungen und Behandlungen.

Vormittags wieder Online-Stunde mit Nick. Unser heutiger Tanz-Song:
https://www.youtube.com/watch?v=ZbZSe6N_BXs

Und wo bleibt eigentlich die Impfpflicht? Hier ein interessanter Artikel zum Thema:
https://www.sueddeutsche.de/bayern/impfpflicht-pocken-impfung-geschichte-widerstand-1.5472406?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

Für den Abend steht ein LAG-Termin an. Dieses Mal online, mit dem Thema "Objekttheater".


Mittwoch:

Eine komische Stimmung heute. Mein Kater ist noch in der Klinik, heute wird die Biopsie gemacht. Ich bin angespannt. Kann mich schwer konzentrieren. Mir ist schlecht. Ich weine oft.
Eigentlich habe ich eine recht hohe Ambiguitätstoleranz, z.B. beim Theaterspiel, in Gruppenprozessen und allgemein im Leben. Aber Ungewissheit beim Thema Leben und Tod halte ich kaum aus. Gibt es Menschen, die das kalt lässt? Ich glaube kaum. Ist vermutlich auch nicht wünschenswert.

Zur Ablenkung ein interessanter Artikel. Wusstet ihr, dass sich in Deutschland Goldschakale angesiedelt haben?
https://www.sueddeutsche.de/wissen/goldschakal-breitet-sich-in-deutschland-aus-tierart-1.5473222?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

Ebenfalls eine schöne Ablenkung: Meine liebe Freundin Katja hat mir ein ganz entzückendes weihnachtliches Päckchen geschickt! (s. Foto oben)

UPDATE:
Es ist eine Leberentzündung. Man kann diese wohl anscheind (hoffentlich!) behandeln. KEIN KREBS! Ihr glaubt nicht, wie erleichtert ich gerade bin.

Der Abendtermin mit meinem Basiskurs steht diesmal unter dem Thema "Geräuschkulisse" und die Teilnehmenden haben sehr lustige Szenen entwickelt.


Donnerstag:

Unser Kater ist wieder da! Wir durften ihn heute nachmittag abholen. Er ist sehr aufgeregt und es gab die Bedingung von der Klinik, dass er bei uns frisst. Sollte er hier nichts fressen, muss er wieder zurück in die Klinik, wo sie ihn über eine Sonde ernähren würden. Er hat nämlich in der Klinik jegliches Futter verweigert. Kaum spazierte er hier zuhause aus seiner Tragetasche, hat er sich auf's Futter gestürzt!
Ich bin so froh, dass er hier ist und bibbere, dass seine Entzündung irgendwie zu heilen ist. Wir geben unser Bestes! Jetzt bekommt er wieder Antibiotika und noch ein anderes Medikament und Montag müssen wir nochmal in die Tierklinik zur Blutkontrolle.

Anderes Problem:
Die Vorspieler haben leider ab Mitte Dezember keinen Probenraum mehr. Der Leere Raum in Berlin, in dem die Gruppe die letzten 2,5 Monate proben konnte und auch aufführen wollte, muss zumachen, denn das Haus wurde an einen neuen Besitzer verkauft.
Für die Aufführungen, die nun etwas später im Juli stattfinden werden, haben wir unser Stammtheater bekommen. Das ist GROSSARTIG! Allerdings brauchen wir noch einen Probenraum. Es wäre auch schön, endlich wieder einen dauerhaften Raum zu haben, keine Provisorien mehr. Wenn ihr was in der Berliner Innenstadt wisst (innerhalb des S-Bahn-Rings), was nicht mehr als 10-15 € pro Stunde kostet, gebt mir gern Bescheid. Barrierefrei wäre absolut fantastisch, aber davon wage ich gar nicht zu träumen.
Die Pandemie macht die Raumsuche nicht einfacher. Viele Räume müssen komplett und für immer schließen, weil sie sich nicht halten können. Andere Räume, z.B. in Jugendzentren, dürfen an Externe gar nicht vermieten.


Freitag:

Die Nervosität wegen meines Katers ist immer noch da. Momentan warten wir darauf, dass die Verdauung wieder in Gang gerät. Er frisst und frisst, aber geht (noch) nicht auf Klo. Positiv bleiben. Bis morgen geben wir ihm noch, dann sollten wir zur Not nochmal in die Klinik.

Ich bin einerseits glücklich ihn hier zu haben und mit ihm kuscheln zu können, andererseits sehr angespannt.

Theatermäßig heute nichts.
Und jetzt: Wochenende!

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