Corona-Theatertagebuch – Woche 78
Montag:
Jetzt, wo ich gerade alles für den Umzug einpacke, beginne ich schon Dinge zu vermissen, die in den Kisten sind. Nicht weil ich sie grad brauche, sondern weil ich es mag, wenn mein Zuhause voller griffbereiter Möglichkeiten ist. Ein Ort des Stöberns, Abtauchens und der Kreativität. Das ist – neben vielen anderen Dingen – ein sehr nerviger Faktor beim Umziehen. Umso mehr freue ich mich schon jetzt darauf, die neue Wohnung einzurichten und alle Kartons wieder auszupacken.
Die größte Herausforderung wird der Stauraum, denn wir haben schon fast alle Schränke verkauft. Die IKEA-Klassiker wollten wir nicht mehr, also müssen in der neuen Wohnung neue Möglichkeiten zum Verstauen gefunden werden.
https://www.youtube.com/watch?v=Wao0_uB4Zw4
Dienstag:
Gestern abend war ich bei einer (leider nicht so tollen) Lesung und habe den Kollegialen Austausch total vergessen. Ach man, man merkt, dass ich gerade viel im Kopf habe ...
“The best thing about the future is that it comes one day at a time.” – Abraham Lincoln
Und ja, so versuche ich das jetzt auch zu handhaben. Stück für Stück, Tag für Tag, Aufgabe für Aufgabe. Ende letzter Woche bin ich fast verzweifelt beim Anblick des Kellers, der voller Kisten und Fundus-Taschen war. Eine unlösbar scheinende Aufgabe, ein riesiger Berg. Aber dann habe ich durchgeatmet und durchgezählt und festgestellt: Wenn ich jeden Tag zweimal in den Keller gehe und Sachen hochhole, müsste ich nach einer Woche etwa damit fertig sein. Jetzt sind die ersten Tagen um und der Keller sieht schon viel schaffbarer aus. Zudem habe ich mich sehr über einige Dinge amüsiert, die ich in den Kisten gefunden habe.
Mittwoch:
Es ist Mitte der Woche und ich habe so ein bißchen was geschafft. Unseren ersten SNACK-Workshop für Montagabend geplant, mit meiner Gruppe den letzten Akt geprobt, am Magazin gewerkelt und ein bißchen Kram gepackt.
Aber das wichtigste: Ich habe neue Schneidezähne!!!!!!! Ich brauche noch ein Weilchen, um mich an die neue Form zu gewöhnen. Immerhin hatte ich viele viele viele Jahre andere Zähne. Aber wird schon. Irgendwann ist es dann normal.
Ich war heute früh zu müde für Yoga. Und bei der Vorstellung, morgen um 5 Uhr aufstehen zu müssen, um rechtzeitig in Rostock auf dem Bürgeramt zu sein, bin ich auch nicht grad voller Jubel.
Ein sehr passender Blogbeitrag dazu ist dieser hier:
https://www.thisisjanewayne.com/news/2021/09/09/das-wahre-problem-ist-dass-das-leben-immer-noch-erschoepfend-ist-weil-die-pandemie-auf-so-viele-unsichtbare-weisen-erschoepfend-war-und-bleibt/
Ich glaube, die meisten von uns sind durch die Pandemie einfach (immer noch) erschöpft. Sie ist ja existent, sie fordert uns immer noch einiges ab. Zusätzlich haben wir teilweise soziale Interaktion verlernt, sind vorsichtiger und vor allem empfindsamer geworden. Konnte ich früher locker in engen Bahnen durch die Stadt fahren, stresst mich das heute sehr. Wegen der Ansteckungsgefahr und wegen des Nicht-mehr-gewohnt-seins.
Der Fundus-Keller ist fast leer. Nur noch zweimal laufen, dann hab ich alles oben in der Wohnung. Und dann hoffe ich, dass meine Teilnehmenden und Kolleg*innen möglichst viel mitnehmen.
Gestern abend war vermutlich die letzte Draußen-Probe mit den Vorspielern. Mal schauen, ob es mit dem Probenraum nächste Woche klappt. Die Kommunikation ist grad etwas kompliziert.
Heute früh ging es ganz früh nach Rostock. Um 11:47 Uhr waren wir dann umgemeldet. Ich bin jetzt offiziell Rostockerin! Klingt total absurd, da ich mein ganzes Leben lang Berlin als Wohnsitz hatte. Aber es ist aufregend, etwas Neues zu wagen!
Wir haben leckere Dinge gegessen, sind mit unserer zukünftigen Nachbarin spazieren gegangen und haben in der Wohnung rumgelegen und nochmal alles ausgemessen.
Für die Anmeldung waren wir im Rathaus und davor liegt Johannes, die berühmte Schlange des Rostocker Rathauses. Hier die passende Geschichte:
https://www.rostock.de/erlebnisse/die-rathausschlange.html
Nach ingesamt über 6 Stunden Busfahrt gestern, bin ich heute früh ziemlich gerädert und mit leichten Rückenschmerzen aufgewacht. Hin- und Rückfahrt an einem Tag ist echt nicht ohne, besonders mit Bus. Aber Flixbus ist eben deutlich günstiger und momentan sind immer mal Bahnstreiks.
War den ganzen Tag eher unbrauchbar, aber habe es mit Hilfe meines Mannes geschafft, endlich den Keller leer zu räumen. Jetzt muss der ganze Fundus-Kram nur noch von Leuten abgeholt werden.
Alles, was niemand mitnimmt, wandert in die Kleiderspende.
Während ich der Gruppe beim Spielen gelauscht habe, habe ich mich richtig entspannt und wieder gemerkt, was für einen bemerkenswerten Effekt mein Job hat. Egal wie gestresst, genervt oder angespannt man gerade ist, sobald man ins Theaterspiel eintaucht, wird alles leicht und wohlig. Ich liebe das. Und ich danke meiner Gruppe für diese Erfahrung.
Sonntag:
Und jetzt reicht's dann auch für diese Woche. Morgen geht's gleich weiter mit Arbeit. Let's go!
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