Corona-Theatertagebuch – Woche 64


 

 

Montag:

Ich beginne diesen Tagebucheintrag direkt am Abend, denn heute ist Grund zum Feiern: mein Kollege und einer meiner engsten Freunde Nils Holst und ich haben endlich zum ersten mal zusammen gearbeitet. Heute fand unser Workshop "Immer, Nie und Sowieso! – Status meets Transaktionsanalyse" statt. Wir hatten eine lustige, fröhliche Gruppe am Start und hatten wirklich viel Freude mit den Teilnehmenden und miteinander. Wir wollen den Workshop gern nach dem Sommer wieder online anbieten, dann aber etwas länger, weil wir gestern gemerkt haben, dass die Zeit wahnsinnig schnell verflogen ist und wir eigentlich gern noch mehr mit den Teilnehmenden ausprobieren möchten.
Einer der größten Gewinne der digitalen Theaterarbeit ist für mich (und für die Teilnehmenden, denn das melden sie auch zurück) die Möglichkeit sehr unkompliziert überregional und sogar international zu arbeiten. Gestern trafen sich im Workshop der Raum Kassel mit Köln, Peine und Berlin. Wann fährt man in echt mal eben durch Deutschland, um für 3 Stunden an einem Workshop teilzunehmen? Seltenst. Ist ja auch sehr zeitaufwendig und klimatechnisch auch eher suboptimal.
Ich genieße es also sehr, den digitalen Raum nun zusätzlich (!) zum analogen Raum zu haben. Der eine ersetzt nicht den anderen, sondern vergrößert den allgemeinen Spielraum.


Dienstag:

Wo es gestern um den digitalen Raum ging, ging es heute um den analogen. Meine Kollegin Vera und ich haben heute gemeinsam die erste Räumlichkeit besichtigt, die evt. für unsere Abschlussinszenierung bei der LAG in Frage kommt. So einen Termin, die vor Corona standard war, hatte ich schon sehr lange nicht mehr. Es hat Spaß gemacht, auch der gemeinsame Spaziergang danach, auf dem wir uns noch weiter austauschen konnten.

Jetzt bin ich müde und kann mich nur schwer zum Homeoffice aufraffen. Aber ein bißchen was möchte ich heute noch an dem Magazin werkeln, das meine Theatergruppe gerade gestaltet. Bzw. eigentlich ist das Magazin ein bißchen auf einen Nebenplatz gerückt, denn die Gruppe hat sich ja für eine Online-Inszenierung entschieden. Dennoch ist das Magazin als Begleitung zum Stück gedacht, als eine Art umfangreicheres "Programmheft", das der Gruppe Raum für kleine künstlerische Spielereien gibt, die mit ihren Rollen im Stück zu tun haben.

Und nochmal zurück zum digitalen Raum:
Im Dezember (ich weiß, eeeeeewig hin!) habe ich die Ehre einen Wochenend-Workshop für das Multiplik-Programm vom Bundesverband Theaterpädagogik (BuT) zu leiten.
Das tolle daran: Es können auch Nicht-BuT-Mitglieder teilnehmen (wie ich z.B. ... hihi) und es wird ein Wochenende lang gespielt. Wir haben uns für ein Format entschieden, bei dem die Selbsterfahrung, also des Selbst-Spielen und Ausprobieren im Fokus steht. Menschen, die im Bereich Theaterpädagagogik arbeiten, nehmen natürlich aus dem Wochenende lauter Spielideen mit, die sie in ihrer eigenen Arbeit umsetzen können. Aber was ich eigentlich sagen wollte: Das allertollste ist, dass es an dem Wochenende um "Eine Weihnachtsgeschichte" von Charles Dickens geht. Es können also alle schauspielerisch in die Geisterwelt der Weihnachtsgeschichte eintauchen. Woohooo! Ich freue mich sehr drauf, auch wenn es noch ewig hin ist.
Und wenn ihr interessiert seid, könnt ihr euch hier dafür anmelden. Vorerfahrung braucht ihr nicht, es sind alle willkommen:
https://www.butinfo.de/fortbildung/6-die-geister-die-ich-nicht-rief-eine-weihnachtsgeschichte-in-zoom



Mittwoch:

Gestern abend habe ich noch bei der ersten Forrest-Yoga-Stunde von Marie-Theres Schwinn geschwitzt. Herausfordernd, aber auch gut. Ich drücke mich ja meist vor sportlicher Betätigung und war dann am Schluss doch stolz, dass ich mitgemacht habe. Wenn ihr auch Lust habt – hier entlang:
https://www.unterhaltungsmatrosin.de/yoga/

Diese Woche ist voll, voll, voll. Heute vormittags bei meiner Oma im Heim gewesen. Habe ihr aus dem neuen Roman vorgelesen, den ich gerade angefangen habe: "Manhattan Beach" von Jennifer Egan. Mal wieder ein Buch einer AutorIN, was bei mir wirklich selten war bisher. Nicht absichtlich, aber männliche Autoren fallen eben eher in den Blick, leider. Dieses Buch hat mir meine Mutter geliehen, schon vor 2 Jahren oder so. Jetzt endlich habe ich angefangen. Die Geschichte hat mich richtig gepackt, ich freue mich total auf alles, was darin noch passieren mag. Es ist ein richtig dicker Wälzer und ich bin ganz froh, dass ich die deutsche Übersetzung lese, das geht mir dann doch leichter von der Hand. Mit der Buch-Challenge (jeden Monat mind. ein Buch) komme ich voran und habe es bis jetzt jeden Monat geschafft. Manchmal waren es sogar zwei Bücher. 

Abends mit der Theatergruppe Magazin-Update (es wird, es wird) und Diskussionen über die Art wie die Geschworenen in der Online-Inszenierung abstimmen. Denn es gibt ein paar Personen, die im Stück zwei Rollen spielen, also bei Abstimmungsrunden sich rein theoretisch zweimal melden müssen. Ist noch nicht ganz geklärt, aber es wurden alle möglichen Optionen durchgesprochen.


Donnerstag:

Der vollste Tag der Woche: Yoga, Live-Talk auf Facebook (hier geht's lang: ), Besichtigung eines möglichen Spielortes für die Abschlussinszenierung der LAG, kurzer Besuch bei meiner Freundin, die neben diesem Spielort wohnt, Telefonat und dann Theatergruppe Vorspiel.
Solche Tage mag ich aber auch ganz gern, wenn ich mir gleich von vornherein klar mache, dass ich Homeoffice-Aufgaben gar nicht erst anfangen brauche.

Der besichtigte Spielort war ein Traum und danach saßen meine Kollegin und ich noch lange auf der Terrasse meiner Freundin Eva und quatschten über Theater und gemeinsame Kontakte. Das habe ich sehr genossen, mal wieder Zeit dafür zu haben und dank niedriger Inzidenzen, ersten Impfungen und einem negativen Testergebnis am Tag vorher deutlich entspannter miteinander umzugehen.

So langsam drängt es alle Gruppen nach draußen, auch mit den Vorspielern und der "neuen" Theatergruppe geht es in den nächsten Wochen raus.
 
 
Freitag:

Der Tag heute ist größtenteils Freizeit. Ich habe meine Freundin Katja besucht, mit ihr draußen bei Flammkuchen und Kokos-Schoko-Tarte vor einem Café gesessen und auf der langen S-Bahn-Fahrt viel gelesen.

Zuhause angekommen, muss noch einiges im Homeoffice erledigt werden. Durch die Lockerungen entsteht gerade ganz viel Organisationsarbeit. Wann besichtigt man was? Wann gehen wir raus? Was sind die aktuellen Bestimmungen? Wer bringt was mit? Was kommt alles ins Magazin? Haben wir schon alle Kapitel für's Hörbuch aufgenommen? Welche Möbel und Gegenstände will ich loswerden? Warum sind die Menschen bei ebay-Kleinanzeigen so anstrengend? ... usw.

Noch bin ich ein bißchen im Lockdown-Kokon, aus dem ich mich nur langsam herauswage. Mir ist noch gar nicht nach vielen Unternehmungen. Auch das Testen schreckt mich ehrlich gesagt ab. Ich habe zwar Selbsttests zuhause, aber für die habe ich ja keinen Nachweis. Das heißt, ich müsste in ein Testcenter, aber da reiße ich mich auch nicht so drum. Das ist irgendwie alles so umständlich, "nur" für ein kulturelles Event. Wie geht es euch damit?

Weiter darüber sinnierend gehe ich so langsam ins Wochenende, das dieses Mal frei ist. Juhuu!

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