Corona-Theatertagebuch – Woche 36
Montag:
Puh, das Wochenende war voller Input. Mein zweiter Gebärdensprachkurs liegt hinter mir. Ich fühle mich jetzt etwas sicherer im Sprechen, also hab mich mehr an Unterhaltungen mit den anderen Kursteilnehmenden rangetraut. Das war richtig schön. Allerdings ist es durchaus schwierig, die unterschiedlichen Sprachlevel bei verschiedenen Dozent*innen zu machen. Dadurch waren Dinge, die als Level-1-Inhalte wiederholt wurden, total neu für mich und einiges von den neuen Inhalten von Level 2 kannte ich schon. Ich habe meine Freundin gefragt, die Übersetzerin ist, und sie meinte, dass generell Sprachkurs-Inhalte recht willkürlich sind – und bei jeder Institution/jede*r Dozent*in anders. Hm ... Dennoch liebe ich die Gebärdensprache noch immer und möchte auf jeden Fall damit weitermachen.
Ein bißchen obsessed bin ich gerade mit den kurzen Videos von Dr. Johannes Wimmer, die er für die Techniker Krankenkasse aufnimmt. Ich find den toll!
https://www.facebook.com/watch/?v=282849799783480
Merke gerade wieder sehr stark, WIE priviligiert ich bin. Ich kann im Homeoffice arbeiten, kann wirklich im Lockdown sein und so das Ansteckungsrisiko für andere und mich deutlich verringern. So viele Menschen können das nicht. Sie müssen jeden Tag raus, arbeiten in systemrelevanten Berufen, müssen sich selbst permanent einem Ansteckungsrisiko aussetzen oder haben mit Risikogruppen zu tun und der Angst, dass sie diese anstecken. Es ist doch verflixt ungerecht.
Habe einen neuen Workshop online gestellt: "digital theatral" für Menschen, die online Theater unterrichten wollen und dafür Input und Austausch suchen:
http://www.theaterkurse-online.de/#workshops
Heute abend ist wieder Planungstreffen mit meinen Kolleg*innen Michael und Marion für unser Basis-Seminar, das wir am Freitag das erste Mal veranstalten werden. Aufregung!!!
Obwohl ich lang geschlafen habe, bin ich heute ein bißchen müde. Könnte auch daran liegen, dass ich seit langem mal wieder meine Augen geschminkt habe und die dadurch etwas überfordert und tränig sind.
Die Krise hat natürlich auch einen Einfluss auf Freundschaften. Dieser Artikel beschreibt das ganz gut:
https://www.thisisjanewayne.com/news/2020/11/17/unbequeme-wahrheiten-das-virus-und-die-freundschaft/
Auch ich sehe wirklich nur noch sehr wenige Menschen in natura. Ich habe eine Handvoll etwas engere Freunde, mit denen ich halbwegs regelmäßig schreibe. Treffen tue ich davon aber momentan kaum jemanden. Dann einige Bekannte und losere Freund*innen, von denen ich 2-3 ab und zu mal treffe – auch jetzt in der Krise. Es gibt auch so Freunde, die ich eh nur einmal im Jahr treffe. Die habe ich dieses Jahr zum Beispiel gar nicht gesehen. Der Kreis ist irgendwie enger geworden. Ich finde es okay und kann damit gut leben. Ich vermute, dass sich durch die Krise viele Freundschaften langfristig verändern werden. Manche rücken näher zusammen, andere verlieren sich. Aber so ist es ja in jeder (Lebens-)Krise.
Habe meine Oma heut im Heim besucht und direkt einen neuen Termin für nächste Woche vereinbart. Ich glaube, momentan kümmert sich das Personal nicht viel um sie. Vielleicht sind sie alle überfordert.
Sehr früh aufgestanden. Müde. Bin kurz vor 8 mit einer Bekannten, die ich beim Kollegialen Austausch kennengelernt habe, zu einem Morgenspaziergang aufgebrochen. Perfekter Start in den Tag.
Plan für den Tag: nachmittags das erste Mal mein Workshop "digital theatral" (Aufregung!!!) und abends wieder Probe mit meinem neuen Theatergruppenkurs.
Workshop lief gut. Aber man ... das ist echt viel Input, den ich da wegquatsche. Ich schau mal, wie ich das vielleicht noch ein bißchen runterbrechen und vereinfachen kann. Die Teilnehmenden haben gesagt, dass sie jetzt Lust haben, es selbst auszuprobieren, und das freut mich sehr!
Meine neue Theatergruppe hat heute die Stückvorschläge konsensiert und wir haben ein paar Stücke rausgeschmissen, gegen die es viel Widerstand gab. Jetzt wird die kleinere Auswahl online konsensiert (über acceptify) und wir gucken uns nächste Woche die Ergebnisse an. Bin vom systemischen Konsensieren immer wieder begeistert.
Donnerstag:
Apropos Ausgaben: ich habe mir einen wunderschönen kleinen Wandkalender für 2021 gekauft. Vom Künstler Dan Pop, auf Etsy:
https://www.etsy.com/de/listing/903075905/strange-planet-tourist-dan-pop-kalender?ref=shop_home_feat_1&frs=1
Kalender für's nächste Jahr zu benutzen, hat irgendwie etwas beruhigendes. Es geht ja doch irgendwie alles weiter. Wie auch immer ...
Momentan merke ich, dass mir im Lockdown die Bewegung fehlt. Ich habe viele Online-Termine, habe viel Arbeit. Das finde ich super. Aber ich muss mehr in Bewegung kommen. Heute vormittag hatte ich Yoga. Immerhin. Gleichzeitig habe ich Lust auf Urlaub. Auch gern zuhause. Zeit zum Lesen, zum Basteln, zum Sortieren und Rumliegen. Diese Unruhe im Körper, die ich auch im ersten Lockdown hatte, ist wieder da. Faszinierend wie der Körper immer ähnlich reagiert.
Vorspiel-Probe heute in ganz kleiner Runde. Und recht produktiv. Lustig ist es mit den Vorspielern sowieso immer.
Freitag:
Bin aufgeregt. Heute das erste Basis-Seminar "Theaterpädagogik ONLINE" mit meinen Kolleg*innen Marion & Michael. Den ganzen Tag nicht viel gemacht außer ein bißchen in das Thema Sketchnoting reingeschnuppert. Ich überlege, meine Abschlusspräsentation für die Transferqualifizierung zu "sketchnoten". Wir wurden ermutigt, mal eine für uns neue Präsentationsform zu nutzen.
Unser Seminar war lustig, stressig, ermunternd, aufschlussreich und – finde ich zumindest – durchaus gelungen.:) Wir haben auch eben noch ein ganz tolles Feedback bekommen:
"Ich bin total euphorisiert 😉
Das war so motivierend, klärend und aufschlussreich für mich… Wirklich!
Ihr habt mich total abgeholt und mein bisher recht massives „Brett vorm
Kopf“ was dieses Thema betrifft, habt Ihr mir mit Eurer Leichtigkeit
und den super Vorschlägen einfach abgenommen…"
Wochenendeee!
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