Corona-Theatertagebuch – Freitag, 31. Juli 2020

8:11 Uhr:

Ich habe unruhig geschlafen und mir war zwischendurch so heiß, dass ich dachte, ich hätte plötzlich Fieber. Hab ich aber nicht. Jetzt ist wieder alles normal.
Heute gehe ich zum ersten Mal seit Ewigkeiten zum Offline-Netzwerken, bei Barbara Fischer & Friends. Es findet in der Schwartzschen Villa draußen statt und ich hoffe darauf, dass sie leckeren Kuchen da haben.


18:32 Uhr:

Netzwerken war wunderbar entspannend. Es waren hauptsächlich Menschen, die ich schon kannte, aber auch zwei neue Personen. Eine tolle Runde mit lebhaften Gesprächen. Gerne wieder!

Dann ging es nach Weißensee zum Audiowalk "Theater geht" in der Brotfabrik. Der Walk begann im Innenhof an einem hübschen, schattigen Plätzchen, führte dann durch's Foyer über eine Treppe in den Theatersaal, von dort durch verschiedene kleine Nischen hinter den Vorhängen in den Backstage-Bereich, die Künstlergarderobe und dann wieder zurück nach draußen, auf den Vorplatz.
Der Walk war oft berührend, besonders auf der Treppe ins Theater, bei der jede Stufe mit einem Datum versehen war, dass ein bestimmtes Event (neue Regelungen, Lockdown, erste Öffnungen ...) der aktuellen Pandemie-Zeit markierte. Am meisten Spaß hatte ich beim Tanzen und der Drag-Lipsynch-Nummer auf der leeren Bühne vor dem leeren Zuschauerraum, doch als es um Interaktion mit fremden Menschen ging, habe ich gekniffen. Aber genau das fand ich gut an dem Audiowalk, dass er mich mit meiner eigenen Komfortzone konfrontiert hat. Ich tue mich nämlich ganz schwer mit alleiniger Darbietung im öffentlichen Raum, wenn die Situation nicht für alle als Vorführungssituation definiert ist. Also mitten auf der Straße auf einmal irgendwas spielen, laut ein Lied singen, tanzen etc. finde ich extrem unangenehm. Auf einer Bühne in einem definierten Theaterrahmen ist das hingegen kein Problem. Die Bühne ist für mich ein Schutzraum, sie liefert mir die "Erlaubnis" mich so zu verhalten. Der öffentliche Raum tut das nicht. Dort kommt es unter Umständen zu Interaktionen, die ich nicht möchte. Und das macht mir Angst.
Auf jeden Fall eine schöne und intensive Erfahrung und eine tolle Gelegenheit, um die Brotfabrik besser kennenzulernen.

Die Vorspieler finden alle die Hörspiel-Idee gut. Ich werde mal noch die pausierenden Vorspieler fragen, ob von denen noch jemand dabei sein möchte. Nächste Woche sammeln wir dann erste Textvorschläge. Der Gedanke ist beflügelnd, weil es etwas ist, was wir auch mit einer zweiten Welle realisieren können. Kein Bangen und Warten mehr, einfach ein Plan, der jetzt mal für eine Weile feststeht. Und gleichzeitig wieder frischer, neuer Wind.

Das Corona-Theatertagebuch werde ich voraussichtlich jetzt erstmal eine Weile wöchentlich schreiben, weil täglich einfach gerade nicht genug Input da ist. Außerdem kann ich dann nächste Woche auch mal ein paar Tage Social-Media-Pause machen.

Feierabend.

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