Corona-Theatertagebuch – Montag, 18. Mai 2020



21:05
Uhr:

Was war das bitte für ein schöner, entspannter Tag heute?!
Was macht man, wenn man zwar eine volle To Do List hat, aber keine der Sachen dringend gemacht werden muss? Richtig: Prokrastinieren.

Bin morgens zu Rossmann gegangen, dann zurück nach Hause und habe eines der besten Stücke der Welt – "Linie 1" vom Grips-Theater (Nur noch bis morgen online! https://www.youtube.com/watch?v=Ozm7Xi_kcmQ) – halb geguckt, halb nur über mein Headset gehört, während ich in der Küche Kekse gebacken habe. Diese Inszenierung packt mich immer und immer wieder. Keine Ahnung, wie oft ich das Stück schon auf der Bühne gesehen habe. Jedes Mal ist es toll. Dank des Streams konnt ich laut statt leise mitsingen, musste manchmal weinen, wenn mich ein Song besonders berührt hat, und dann wieder Lachen. Dieses Theaterstück ist ein emotionales Auf und Ab.

Mit dem letzten Backblech kam ein Anruf meines Bruders, dass er in meiner Gegend ist, ob wir uns spontan treffen wollen. Ich sagte zu, holte die Kekse aus dem Ofen und hab meinen Bruder endlich wieder gesehen ... nach mind. zwei Monaten. Das war toll!
Wir haben uns auch ganz brav nur mit den Ellenbogenspitzen begrüßt ... aber nicht 1,5 m Abstand gehalten, ich geb's zu. Das war bei uns zu Hause auch eher schwierig, aber es entwickelte sich dann ein Hoffice-Event: Er in der Küche am Rechner, ich im Büro, mein Mann im Wohnzimmer. Jeder am Rechner, mein Bruder bei einer Online-Vorlesung seiner Uni, ich beim Emails-Schreiben und mein Mann beim Programmieren. Ganz gemütlich, ganz normal. Eine neuer Alltag, den ich durchaus öfter haben könnte.

Ich habe Ohrringe repariert, Kekse verziert und gedacht, wie schön entspannt gerade alles ist.
Später mit meinem Mann wieder die übliche Pause mit "Halt and Catch Fire" (Cameron macht mich wahnsinnig!) und danach eine lockere Stunde kollegialer Austausch. Heute hatten wir uns gar nicht soviel zu erzählen, aber alle waren gespannt auf den Bericht von einem Kollegen aus Nordrhein-Westfalen, der heute die erste Probe mit Kindern/Jugendlichen hatte – mit Abstand und Mundschutz. Für die Kinder war's okay, ansonsten wohl eher semi. Da geht einfach viel Theaterenergie verloren und die Theaterarbeit ist mit Mundschutz sehr anstrengend.
Vielleicht gibt es ja irgendwann noch mehr Lockerungen ... oder den nächsten Lockdown. Wer weiß das schon. Ich werde erstmal online weitermachen und auf noch mehr Teilnehmende hoffen.

Feierabend.

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