Corona-Theatertagebuch – Donnerstag, 28. Mai 2020




9:43 Uhr:

Ein schöner Abend war das gestern. Gemütlich, entspannt, ein bißchen zu warm. Aber dann haben wir die Fenster geöffnet und in den Bäumen draußen rauschte leise der Wind, manchmal regnete es ganz kurz. In der untergehenden Sonne haben wir ohne Licht auf dem Bett gelegen und uns mal wieder eine Theaterinszenierung ausgedacht. Das ist quasi ein Hobby von meinem Mann und mir. Meistens inspiriert von Serien oder Filmen. Wenn meine Freunde und Bekannten wüssten, in wieviele fiktive Theaterstücke sie bereits eingeplant sind und welche Rollen sie dort spielen ... :D


11:50 Uhr:

Die Leute sind glaube ich gerade online-müde. So generell. In den sozialen Netzwerken passiert nicht soviel, viele sehnen sich nach Urlaub, der halt grad nicht überall möglich ist. Alles so zäh, müde und ausgelutscht.

Ich arbeite einfach gerade ab: Proben-Planungen, Workshop-Planungen, Werbung posten.
Zwischendurch sortiere ich Dateien auf dem Rechner aus. Unendlich viele Fotos, die ich seit etwa 2010 auf diesem Rechner gespeichert habe. Bilder zu den Themen Mode, Einrichtung, Stars, Beauty ... all dieser Kram, für den ich jetzt Pinterest habe. Und ich merke, wie viel sich im letzten Jahrzehnt getan hat. Als Mode-Fan habe ich besonders Freude an den ganzen alten Outfit-Bildern von irgendwelchen Blogs – von 2010, 2011, 2012. Ich mag den "Blogger"-Style der Zeit noch immer sehr gern. Blumige, kurze Kleidchen, lange Ketten, Loop-Schals, verspielter Schmuck, romantische Frisuren, Hüte.
An der Mode kann man auch immer die gesellschaftliche Entwicklung ablesen. Und der neu erstarkte moderne Feminismus der letzten Jahre hat junge Mode komplett verändert. Kantige Schnitte, kräftige Farben, Unisex, Männer mit lackierten Fingernägeln, praktische Kleidung, mehr Diversität bei der Model-Auswahl, weniger MakeUp – all das zeigt, wie viel sich gerade in Sachen Gleichberechtigung ändert.
Und dass Geschichte nicht irgendwas aus der Vergangenheit ist, sondern dass wir immer und permanent mittendrin sind. Das vergesse ich so oft. Danke für die Erinnerung, liebe Fotos.


15:28 Uhr:

Ich verirre mich im Netz, lese hier einen halben Artikel, google was, gucke ein Youtube-Video, werde inspiriert was anderes zu googeln und springe hin und her. Schluss jetzt.


17:31 Uhr:

Wow, immerhin die Workshop-Vorbereitung für morgen steht. Besser als nix.


21:38 Uhr:

Wir kommen weiter voran. Nachdem wir bei den Vorspielern eine Weile Szenen gelesen und geprobt hatten, widmeten wir uns heute nochmal dem Text. Einige Stellen müssen noch geändert und umgeschrieben werden, manche Szenen fliegen raus.

Heute soll es neue Regeln für Berlin geben. Ich bin gespannt. Super wäre es, wenn man sich schon mit Kleingruppen treffen dürfte, im Park z.B. Dann könnte ich zumindest mit meiner Gruppe Vorspiel wieder ein paar Offline-Proben machen – mit Abstand natürlich.

Feierabend.

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