Ausstellung "Ödön von Horváth und das Theater" – Theatermuseum Wien



Vor einigen Jahren machte ich im Rahmen meiner theaterpädagogischen Ausbildung einen Sommer lang Theaterpraktika in Wien. Eine Woche verbrachte ich in einem kleinen Theater und betreute Kinder bei einer Theater-Freizeit. An einem der Tage stand ein Besuch im Theatermuseum Wien auf dem Plan und das war unser erstes Date.

Jahre später folgte das zweite Date mit dem Theatermuseum. Und dieses Jahr das dritte. Ihr seht, die Beziehung zwischen mir und dem Theatermuseum Wien bahnt sich zu einer festeren Sache an.
Aber es passt auch einfach gut zwischen uns. Wir haben gleiche Interessen und ich lerne viel in dieser Beziehung. Ich werde zum Staunen und zum Lachen gebracht und verliebe mich jedes Mal neu.


Unser neuestes Date fand im Rahmen der Ausstellung "Ödön von Horváth und das Theater" statt. Den Namen hatte ich schon gehört, aber ich hatte nie ein Stück von Horváth gelesen oder auf der Bühne gesehen. Schon Wochen vor der Reise hatte ich mir deshalb bei ebay gebrauchte Bücher mit Horváth-Stücken bestellt und bereits zwei davon gelesen. Sie gefielen mir und ich war angefixt. Ja, ich MUSSTe die Ausstellung besuchen. Das dritte Buch nahm ich mir mit auf die Reise nach Wien.

Wie immer war die Ausstellung wunderschön gestaltet. Das Theatermuseum überrascht mich immer wieder mit seinen fantasievollen Ausstellungskonzepten, mit der Inszenierung der Objekte und der absolut genialen Raumgestaltung. Die Ausstellungsräume der Sonderausstellungen sind an sich schon Bühnenbilder voller Requisiten, die einen in eine andere Welt treten lassen.


Im Foyer gibt es anhand von Fotos und Briefen einen ersten Kurzeinstieg in Ödön von Horváths Biografie, quasi als Basis für die Reise in seine Literatur.
Im Innenhof wurde eine Luftschaukel aufgebaut, als Remineszenz an sein Theaterstück "Kasimir und Karoline", das im ersten Ausstellungsraum genauer vorgestellt wurde. Und da sind wir auch schon bei dem Konzept der Ausstellung. Drei seiner Stücke wurden exemplarisch herausgepickt und in jeweils einem passend gestalteten Ausstellungsraum erläutert, mit Hintergrundinfos unterfüttert und angrenzenden Themen aus Horváths Leben bereichert.

"Kasimir und Karoline" spielt auf dem Wiener Prater, einem großen Rummel. Der Ausstellungsraum wurde passend mit Lichtern, Bänken, Holzverschlägen und – ja, wirklich! – einem halben Kettenkarussell ausgestattet. Sogar mit passender Geräuschkulisse und der Möglichkeit per Kopfhörern verschiedene Textausschnitte zu hören.


Der zweite, kleinere Ausstellungsraum bildet eine Metzgerei ab, wie sie in "Geschichten aus dem Wiener Wald" vorkommt. Eine geniale Idee und auch vom Licht her wunderbar kühl beleuchtet.






Der letzte Raum ist ein Wirtshaus, in dem ordentlich randaliert wurde. Scherben von Bierkrügen, abgerissene Dekoration und umgekippte Bierbänke machten das Durchlaufen des Raumes schwierig und interessant zugleich. Tolles Detail: die Bierkrüge und Bierdeckel wurden mit Zitaten bedruckt.
Als Stückvorlage diente "Italienische Nacht", das übrigens gerade in der Schaubühne Berlin gezeigt wird. Ich habe es noch nicht gesehen, aber es steht auf meiner "Guck-Liste".





Und mein Fazit? Ich bin Horváth-Fan geworden, definitiv. Ich mag seinen Schreibstil, unaufgeregt gesellschaftskritisch (eigentlich hasse ich dieses Wort, aber es passt so gut), witzig, mit absolut österreichischem Humor, der oft heftig und boshaft ist und immer mit einer Vorliebe für das Thema Tod jongliert.
Übrigens hat sich mein aktueller Gruppendrang-Kurs gerade für ein Stück entschieden – und es ist "Hin und Her" von Horváth! Und ja, der Stückvorschlag kam von mir ... hehe.


Übrigens sind auch die Dauerausstellungen sehr schön. Ich bin überall einmal durchgeflitzt, denn ich habe sie bei meinen vorherigen Besuchen schon gesehen. Besonders entzückend ist eine Sammlung feiner Marionettenfiguren, mit denen wohl auch ab und zu kleine Stücke gespielt werden. Hier der Raum, in dem sie ausgestellt sind:







Das Theatermuseum und ich, wir werden noch weitere Dates haben. Vielleicht nicht nächstes Jahr, aber doch immer wieder. Da bin ich mir sicher.

Solltet ihr mal in Wien sein und Lust auf einen Museumsbesuch haben, wisst ihr jetzt, wo ihr hin müsst. Und gebt dem Theatermuseum einen dicken Kuss von mir!


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