#freitagsgedanken – Mein Bett, meine Liebe


Mein Bett, meine Liebe

Ich liebe mein Bett!
Schon immer habe ich mein Bett geliebt.

Als Kind hatte ich ein Einzelbett, zusammen in einem Zimmer mit meinem Bruder. Mein Bett stand an der rechten Wand, das meines Bruders an der linken. Manchmal hat sich einer von uns abends zum anderen mit ins Bett gelegt zum Kuscheln ... oder zum Kloppen, je nachdem. Das ging ja auch irgendwie stets ineinander über.

Später hatte ich ein Hochbett, eines von der großen Sorte. Darauf lag eine schmale Matratze und ein Teppich und jede Menge Kram, den ich hochgeschleppt habe: Kuscheltiere, Bücher, Süßigkeiten, Walkman, Discman, Puppen, Taschentücher ... Ich war eingehüllt in ein Meer der Wonne und des Mülls.

Später wurde es wieder ein Einzelbett, da war dann nicht soviel Platz für Kram neben mir. Eine Auszeit in meiner intensiven Bett-Liebe.

Als Jugendliche wünschte ich mir dann ein Doppelbett. Ein Ausklappsofa von IKEA sollte es werden, und ich habe es geliebt. Wenn nicht gerade Freunde, Partner oder irgendwelche Dates darin mit mir übernachteten, war auch diese Fläche von 1,40 x 2,00 m vollgeräumt mit allem, was man zum Überleben braucht. Ich lag in der Mitte oder am Rand und suhlte mich in dieser Dekadenz der Lethargie.

In der ersten WG war dieses Sofa mit im Gepäck. Hier wurde es fast noch schlimmer. Mein Zimmer war ein schmaler Schlauch von 12 qm und ich beschloss das Sofa an die linke Wand zu stellen. Wenn ich das Bett nun ausklappte, stand es einfach quer im Raum. Um den hinteren Teil des Raumes betreten zu können, musste ich über das Bett rübersteigen. Selbstredend wurde der hintere Zimmerteil dadurch eher selten genutzt.
Ohne Waschmaschine war das Leben in diesem Bett eher muffiger Natur. Zusätzlich hatte ich eine Katze, die mit mir in diesem Zimmer wohnte. Und einen Nebenjob, der größtenteils aus Nachtschichten im Homeoffice bestand ... alias mein Bett und mein Laptop.
Zusammen mit meiner Katze eingekuschelt in versiffter Bettwäsche, mit Chips, Schoki, Zeitschriften, Pizza, Döner, Cola und Tee um mich herum, saß ich dann dort bis in die frühen Morgenstunden. Zwischendurch fiel ich in den Sekundenschlaf und brachte mich somit meist um den eh schon viel zu geringen Verdienst.

Dann lernte ich online meinen Mann kennen. Er liebte mich trotz meiner engen Liebe zu meinem Bett und schaffte es, mich davon loszueisen.
Besagtes Sofa ging in der WG kaputt und die Matratze, auf der ich dann einfach auf dem Boden schlief, wurde beim Auszug entsorgt. Sein Bett zog als unser Bett ein und ich liebte es heiß und innig. Sofort wurde es wieder zu meinem Bett.

In unseren gemeinsamen Wohnungen gab es immer wieder Phasen, in denen ich weiterhin viel auf dem Bett rumhing. Immer wenn diese Phasen überhand nahmen, wies mein Mann mich darauf hin und ich kam zurück in die Zivilisation.

Mittlerweile ist das Rumlungern auf dem Bett eine Seltenheit geworden. Tagsüber gern mal kurz zum Kuscheln mit den Katzen, aber dann auch nur kurz.
Um ein Versacken zu verhindern, räumen wir das Bett einfach jeden Morgen leer. Wo keine verknautschten Decken rumliegen, neigt man auch nicht dazu, sich zu verkriechen.

Aber wenn ich krank bin, dann ist das Bett wieder meine stetige Heimat.
Diese Woche war ich krank und habe tagelang im Bett gelegen. Heute ist der letzte Tag des Bettliegens und ich bin ein bißchen traurig. Die Liebe zu diesem Bett zieht mich wie ein Magnet an der Matratze fest. Ich komme kaum davon los.
Doch die Bettwäsche ist gewechselt, der Krankheitsvibe aus dem Schlafzimmer entfernt und das Bett leer.
Diese #freitagsgedanken schreibe ich trotzdem noch vom Bett aus. Zwar vom gemachten Bett aus, aber zumindest noch im Pyjama. Yes!

Die Liebe zu meinem Bett wird nie sterben. Aber ab und zu am Schreibtisch sitzen – das ist gar nicht so übel. Und besser für den Rücken.



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