#freitagsgedanken – Freunde? Muss nicht sein.


Freunde? Muss nicht sein.

Teamarbeit ist ein Thema, das mich seit vielen Jahren begleitet. Im Alltag natürlich schon mein ganzes Leben, aber beruflich ist es wichtiges Thema seitdem ich als Theaterpädagogin selbständig bin.

Ich hab ein Herz für die Teamarbeit. Im Team kann man so geniale Ideen erdenken UND umsetzen, die man allein nicht unbedingt schafft.
Dafür braucht man natürlich ein gut funktionierendes Team. Aber was ist ein gut funktionierendes Team? Ich finde, das ist eine Frage, die gar nicht so leicht zu beantworten ist.
Zumindest ahne ich so langsam, dass diese Frage der Grundstein vieler Teamprobleme ist.
Wann zum Teufel ist man in einem guten Team?

Für mich ist das wichtigste: a good team gets shit done!
Man arbeitet in einem Team, um ein Ergebnis zu erzielen, ein Projekt auf die Beine zu stellen, gemeinsam etwas umzusetzen. Wenn dabei ein gutes Ergebnis rauskommt, ist das auf jeden Fall schon mal mindestens die halbe Miete.
Wenn am Schluss dann auch noch alle am Leben gelieben sind und nicht die Hälfte des Teams flöten gegangen ist, umso besser.

Meine Ansprüche an ein Team sind über die Jahre realistischer geworden. Es haben sich ein paar Werte herauskristallisiert, die ich versuche vorzuleben und meinen Gruppen zu vermitteln:
Wertschätzung untereinander, Respekt, Freundlichkeit, Offenheit, Transparenz, Spaß, Vertrauen, Informationsteilung und individuelle Aufgabenverteilung.
Mit diesen Werten kann ein Team angenehm, befriedigend und gewinnbringend zusammen arbeiten.

Was nicht in der Liste auftaucht: Freundschaft.
In all den Jahren, in denen ich selbst in Teams war, habe ich gemerkt, dass Freundschaft absolut kein Indikator für ein gut funktionierendes Team ist. Freundschaft kann für eine tolle Stimmung in der Gruppe sorgen, aber hat in der Regel keinen Einfluss auf die Arbeitsleistung. Manchmal ist der Einfluss sogar negativ, weil Arbeit liegen bleibt oder verschoben wird, weil keine Ergebnisse gefordert werden, weil keine Konsequenzen durchgesetzt werden.

Früher dachte ich, dass alle Teammitglieder befreundet sein müssen, besonders in einer Freizeitgruppe. Ein fataler Denkfehler. In meiner Freizeitgruppe wollte ich mit allen irgendwie befreundet sein. Das Bemühen um ein freundschaftliches Verhältnis mit meinen Mitspielern hat die Arbeit jedoch enorm erschwert, weil auf einmal private Entscheidungen mit Gruppenentscheidungen kollidierten und Gruppenprozesse extrem verkomplizierten.
In meiner Ausbildung lernte ich dann, dass eine gute Zusammenarbeit auch mit Menschen stattfinden kann, die man doof findet. Ein extrem wichtiges Aha-Erlebnis!

In einem guten Team müssen nicht alle befreundet sein. Das ist auch kaum möglich, denn es kommen nie nur Leute eines bestimmten Typs zusammen. Oft sind sogar sehr unterschiedliche Menschen in einem Team. Mit vielen harmoniert man einfach nicht auf einer persönlichen Ebene. Muss man auch nicht. Respekt und eine gute Aufgabenverteilung – mehr braucht es kaum.
Jeder sollte sich für seine Arbeit gewertschätzt fühlen und die anderen für ihre Arbeit wertschätzen. Mit dieser Wertschätzung ist die Grundstimmung innerhalb der Gruppe positiv und sorgt dafür, dass sich alle angenommen fühlen.
Freundschaften entstehen meist trotzdem – aber sie müssen nicht sein.

Kommentare

  1. Stimmt genau! Freundschaft macht es zwar möglich, vieles gemeinsam zu leisten (z.B. beim Umzug helfen, gegenseitig Babysitten, füreinander einkaufen, zusammen die Alpen bezwingen o.ä.) aber das ist eben gegenseitige Hilfeleistung und nicht wirklich Teamarbeit. Wenn es um kollektive Kooperation für ein gemeinsames Ergebnis geht, braucht es vor allem Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft um des Zieles willen. Und das geht auch ohne Freundschaft, aber nicht ohne Wertschätzung.

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