Vorspiel-Tagebuch: Arbeit 4.0 ... auch auf der Bühne?
Aktuell steht die Inszenierung "DREAMS INC." der Gruppe Vorspiel kurz vor der Aufführung. Es wird eifrig geprobt und letzte Ideen und Textänderungen umgesetzt.
Im Stück geht es um die Arbeit der Firma DREAMS INC., die ihren Kunden Wünsche erfüllt.
Die Wunscherfüllungen machen den Großteil der Inszenierung aus, aber natürlich erleben wir in kurzen Momenten auch die Kommunikation des Kollegen-Teams untereinander sowie die Ansagen der Chefin.
Das Stück ist zwar inspiriert von einer Vorlage, wurde aber intensiv umgeschrieben und somit stark verändert. Bei solchen Änderungen hat natürlich die Fantasie viel Platz und es kann alles so gestaltet werden, wie es einem gefällt.
Und genau an dieser Stelle wird es spannend: was gefällt denn überhaupt?
Um das Team noch mehr in den Mittelpunkt zu rücken, wurden noch Textvorschläge gemacht. Wir besprachen die Ideen und ich stellte fest: wir sehen diese Firma ja ganz unterschiedlich!
Da hatte ich glatt versäumt, schon zu Beginn der Probenzeit die Frage zu erörtern wie es um die Augenhöhe in der Firma bestellt ist.
Wir hatten beschlossen, dass es eine Art StartUp ist, mit einer innovativen Idee und vielen frischen Mitarbeitern, ein ganz neues Team. Wir hatten uns für jeden Mitarbeiter einen Charakter ausgedacht und überlegt, wie er zu den anderen Mitarbeitern steht, wen er mag und wen er nicht mag.
In den Szenen war die Kommunikation entweder schleimig oder bewundernd, manchmal auch ironisch oder motivierend. Interessanterweise war sie nie abwertend.
In den Textvorschlägen bekamen die Mitarbeiter von der Chefin zum ersten Mal einen richtigen Anschiss. Das war super geschrieben und (leider) auch sehr realistisch. Dennoch wirkte es ungewohnt, da es vorher so im Stück gar nicht vorkam.
Daraufhin entstand eine interessante Diskussion in der Gruppe, ob die Chefin sich den Mitarbeitern gegenüber wirklich so verhalten soll oder nicht. Eine gute Frage!
Einige fanden es witzig und realitätsnah, denn solch ein Runtermachen der Mitarbeiter kommt vor in Stresssituationen. Andere waren der Meinung, die Chefin solle die Mitarbeiter lieber motivieren statt sie zu bestrafen.
Ein Dilemma, das man nicht so einfach löst. Ich liebe auf der Bühne Streitigkeiten, fiese Charaktere, gemeine Intrigen und dergleichen. Ich mag es auch, wenn schlechte Kommunikation, herablassende Kommentare, Erniedrigung und Aggression die Beziehung zwischen bestimmten Figuren bestimmen. Das bringt Action, ist realistisch (wenn auch oft überzogen dargestellt) und spannend.
Andererseits hat Theater nicht nur die Funktion die Realität zu spiegeln oder Dystopien zu entwickeln, sondern bietet auch die Möglichkeit, Utopien zu zeigen und Vorbild zu sein.
Aktuell ist Arbeit 4.0 DAS Thema in der Arbeitswelt. Es geht um flachere Hierarchien und besonders um Augenhöhe, um ein Miteinander statt ein Gegeneinander. Darum, dass das Wohl des Mitarbeiters im Vordergrund steht.
Das wäre eine schöne Vision, die durchaus auf der Bühne gezeigt werden kann und leider (noch) viel zu selten gezeigt wird.
Was ist nun die richtige Wahl?
Ich denke, wir haben einen guten Kompromiss gefunden. Was für einen? Das könnt ihr euch am 17./18. Februar und 17./18. März im Theater Verlängertes Wohnzimmer live anschauen!
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