Balance - Blogreihe #wertekatalog

Es ist Value-Friday und es geht weiter mit der Blogreihe #wertekatalog, die vor wenigen Wochen startete.


Und der vierte Wert ist:

BALANCE



Wikipedia sagt:

Balance steht für:

  • Gleichgewicht, siehe Balancieren
Balancieren bedeutet, sich selbst, einen Gegenstand oder auch andere Personen unter dem Einfluss des Schwerefeldes im mechanischen Gleichgewicht zu halten, wobei das Gleichgewicht wie beim inversen Pendel durch fortwährende Feinkorrekturen erreicht wird, da die Position selbst instabil ist. Bereits das gewöhnliche Stehen und Gehen ist ein Akt des Balancierens.[...]
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung)
Mein erster Gedanke: Im Gleichgewicht sein ist elementar, um entspannt zu sein. Ein Ungleichgewicht bedeutet immer, dass etwas Überhang hat, und wenn etwas Überhang hat, selbst wenn es ein positiver Überhang ist, wird es langfristig schwierig, man wird unausgeglichen und gewöhnt sich an dieses Ungleichgewicht mit dem ständigen Gefühl, dass etwas nicht stimmt.
Zum Leben gehören alle gegensätzlichen Gefühlspaare, denn ohne das eine zu kennen, können wir das andere nicht wertschätzen. Erst durch den Kontrast können Gefühle wachsen, können wir sie erst wahrnehmen und ausleben. Wenn wir Trauer nicht kennen, wissen wir nicht, was Freude ist. Wenn uns Unglück fremd ist, wissen wir Glück nicht zu schätzen.

Beim Theater entsteht die Balance aus dem Kontrast von Extremen. Je gegensätzlicher die Charaktere, desto interessanter ist es für den Zuschauer.
Wir sehen gern Menschen, die aus der Balance gekippt sind. Gern in übersteigerter Form, so sehr aus der Balance, dass wir uns gut fühlen, das eigene Leben entspannter und besser erscheint. Wir lieben es, wenn die Figur dort oben einen Gegenpart hat, der genau in die andere Richtung die Balance verloren hat. Wie finden die beiden zueinander? Pendeln sie sich aufeinander ein? Verstärken sie ihr Ungleichgewicht oder verringern sie es?
Und je stärker eine Figur in eine Richtung schwingt, desto stärker reagiert die andere in ihre eigene Richtung. Wie in Shakespeares Sommernachtstraum, in dem die junge Helena unsterblich in Demetrius verliebt ist, dieser sie aber nicht will. Je anhänglicher sie ist, desto abwehrender reagiert er. Sie wird noch anhänglicher, er noch abstoßender.

Im täglichen Leben, in jedem Moment der Kommunikation bemühen wir uns um Balance - ein Verhältnis von Macht und Unterwerfung, das ständig wechselt. Wir wollen das Verhalten des anderen ausgleichen, bilden mit dem gegenüber eine Wippe, die ständig versucht die Balance zu finden, aber nie ganz stillsteht. So ist mal eine Person oben und hat einen Augenblick mehr Macht als die andere - und im nächsten Moment ist es umgekehrt. Im Improvisationstheater wurde dafür der schöne Begriff Status etabliert, der auch immer wieder in meiner Arbeit auftaucht.
Aber nicht nur die innere und die kommunikative Balance ist wichtig, sondern auch die Balance im Tun. Der Ausgleich zwischen Geben und Nehmen. Viele geben gern, aber können schwer annehmen. Anderen nehmen gern, aber geben ungern. Ich meine damit kein Aufrechnen, es geht nicht darum, jedes Mal, wenn ich für jemand anderen etwas tue, zu überlegen, was ich dafür zurückbekommen müsste. Geben hat immer etwas mit Großzügigkeit zu tun und das kann auch zu einem Überhang führen. Der wird im besten Fall irgendwann ausgeglichen ... das muss nur nicht sofort passieren. Und manchmal müssen wir genauer hingucken, um zu erkennen, WAS der andere uns zurückgibt. Vielleicht ist es nicht das, was wir erwarten, aber es ist dann seine Art zurückzugeben - und so die Balance wiederherzustellen.

Was sagt ihr zum Thema "Balance"?


Zum Abschluss lass ich Johann Gottfried Seume sprechen:



Foto aus "Lysistrate", Theatergruppe Vorspiel: https://www.theatergruppe-berlin.de/vorspiel



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