3 Dinge, die ich vom Theater für´s Leben lernte - "Work"-Issue
Im dritten Teil der Reihe "Dinge, die ich vom Theater für´s Leben gelernt habe" geht es um die Arbeit.Hier also drei wichtige Aspekte, die ich für meine Arbeit gelernt habe:
1. Ruhe bewahren
Wenn Menschen unsicher sind, wenn sie unter Druck stehen, dann entstehen Stresssituationen. Im Theater kommt das besonders zum Ende der Probenzeit und an den Aufführungstagen immer wieder vor. Ganz besonders bei Menschen, die zum ersten Mal auf einer Bühne auftreten, die das Gefühl noch nicht kennen, für die es ein völlig neuer Prozess ist.
Schnell neigt man dazu, sich von dieser Stimmung infizieren zu lassen. Doch damit potenziert sich die Angst der Teilnehmer. Immerhin bin ich das Vorbild, die Person, die wissen muss, wo es langgeht, die Person, die alles schon kennt. Ich bin generell ein ruhiger Mensch, aber über die Jahre haben mich sämtliche Theaternotfälle gelehrt, noch tiefer in mir zu ruhen und diese Ruhe weiterzugeben.
Nur wenn ich kurz aus meinem (inneren) Hamsterrad aussteige und die Situation von außen betrachte, kann ich klare und sinnvolle Entscheidungen treffen.
2. Transparenz
Zu Beginn meiner Selbständigkeit fiel es mir sehr schwer, meinen Kunden gegenüber komplett transparent zu sein. Ich hatte Angst, dass meine Arbeit nicht richtig gewürdigt wird und verspürte ständig den Drang, mich zu rechtfertigen. Ich hatte noch nicht das Selbstbewusstsein, frei heraus im Gespräch ein Angebot zu machen oder mit normalem Tonfall ohne Rechtfertigung oder Erklärung meine Preise zu nennen (die damals viel niedriger waren).
Bevor ich als Theaterpädagogin startete, war ich als Büroassistentin in mehreren Büros tätig und einen Fehler zu gestehen, fiel mir enorm schwer. Die Fehlerkultur in Deutschland ist nicht gerade ermutigend, viele werden es aus eigener Erfahrung am Arbeitsplatz kennen.
Aber mit der Zeit merkte ich, dass das Verschweigen von Fehlern und die Scham vor der Forderung einer angemessenen Bezahlung für die eigene Arbeitsleistung nicht zielführend sind. Im Gegenteil, denn diese Scham blockiert mich und verkleinert mein Selbstvertrauen. Und das strahle ich dann auch aus.
Meine Teilnehmer haben stets Tranparenz und Offenheit gefordert und nach und nach fiel es mir immer leichter, diese auch zu leben.
Transparente Handlungen, offene Kommunikation und Fehlertoleranz erhöhen das Vertrauen meiner Kunden in mich und umgekehrt auch mein Vertrauen in sie - ein schönes Gefühl.
3. Respekt
Beim Thema Respekt hat das Theater mir wirklich sehr geholfen. Wir alle kennen es, wenn wir unendlich genervt von Personen sind, wenn wir sie irgendwann kaum noch ertragen können, wenn wir immer wieder mit ihren "Fehlern" konfrontiert werden. In diesen Fällen wird der Respekt dieser Person gegenüber immer geringer. Vielleicht war er auch nie da. Doch dieser mangelnde Respekt macht den Umgang nicht leichter. Er sorgt dafür, dass die Abneigung wächst und das Konfliktpotential steigt.
In der Arbeit in und mit einem Theaterensemble bin ich ständig mit unterschiedlichsten Menschen konfrontiert. Das Wissen über die verschiedenen Persönlichkeitstypen, sowie deren Ängste und Wünsche, hat mir die Augen geöffnet und den Anstoß gegeben, herauszufinden, warum jeder so agiert, wie er es tut.
Die Basis, um mich tiefer mit anderen zu beschäftigen, ist Respekt. So bin ich offener und neugieriger, mehr über den anderen zu erfahren.
Foto aus "Weiße Katze": https://www.facebook.com/weissekatzetheater
Ich würde am liebsten an jeden Absatz ein Ausrufezeichen knallen! Yes, Sarah. Du hast das A und O des Miteinander auf den Punkt gebracht. Von Deiner "Art zu ruhen" versuch ich mir auch immer wieder etwas abzugucken. - Anne
AntwortenLöschenHey, danke für deinen Kommentar! Und dann bin ich nicht die einzige, das ist super.:)
LöschenDie "Art zu ruhen" habe ich von meinem Vater geerbt.;) Aber ich ruhe innerlich nicht immer so gut, da arbeite ich dran.
Du bist in deinem stringenten Handeln und deiner Organisiertheit immer ein großes Vorbild! :)
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