Die Hamletmaschine - Deutsches Theater Berlin

Eine Inszenierung von und mit Dimiter Gotscheff, ein Text von Heiner Müller. Eine Freundin fragte mich, ob ich "Die Hamletmaschine" mit ihr gucken wolle. Ich sagte zu, auch wenn mich Titel und Inhalt nicht ansprachen. Aber ich finde es wichtig, immer wieder neues auszuprobieren, auch Dinge anzuschauen, die einem im ersten Moment nicht zusagen. Schon oft wurde ich in solchen Situationen positiv überrascht.
Leider nicht dieses Mal. Ich bin ein sehr aufmerksamer Theaterbesucher, der sich immer bemüht, einer Inszenierung konzentriert zu folgen, sich aktiv auf das Bühnengeschehen einzulassen und den Agierenden somit auch Respekt zu zollen. Aber ich habe es einfach nicht geschafft. Ich habe mich bei einer Inszenierung noch nie so gelangweilt wie bei dieser.
Dimiter Gotscheff war der Meinung, den Großteil dieser 70 Minuten allein auf der Bühne stehen zu müssen. Aber Gotscheff ist kein Schauspieler. Auf der Bühne passiert nichts. Er geht mal von links nach rechts, von rechts nach links, von vorne nach hinten, von hinten nach vorne. Er spielt mit seinen Haaren, die er anscheinend sehr mag, lässt sie immer wieder ins Gesicht hängen, versteckt sich dahinter. Und redet. Und redet. Und redet. Anstatt ein bißchen Text an die beiden Schauspieler abzugeben, die zwei kürzere Passagen in der Inszenierung haben, trinkt er lieber zwischendurch mal Wasser (Gehört das zur Inszenierung? Ich kann es nicht sagen.) und liest die letzten 10 Minuten den Text ab (Ist das auch Inszenierung? Ich weiß es nicht.).
Heiner Müllers Text strengt dabei an und ist schwer verständlich. Alexander Khuon gibt seinen Textpassagen am Anfang und am Ende der Inszenierung mehr Pfiff. Wenn er spricht, bin ich sofort wacher. Im Vergleich Khuon und Gotscheff merkt man es wieder: Khuon ist Schauspieler, Gotscheff nicht.
Nach zwei Dritteln darf auch Valery Tscheplanowa auf die Bühne. Als sie anfängt, bin ich mir sicher: sie ist nur gekommen, um mich zu quälen. Gefühlte 5 Stunden (in Wirklichkeit etwa 10 Minuten) schreit sie ihren Text - von lautem, ächzendem Atmen unterbrochen - auf Zehenspitzen stehend, den Kopf zurückgelehnt in das über ihr hängende Mikro. Ich wünsche mir einen Knopf, um sie abzuschalten. Was sie dort tut, ist der Wahnsinn. Auf jeden Fall eine herausragende Leistung - aber kein Genuss.
Ganz am Schluss beendet sie dann auch die Inszenierung mit einem - zum Glück stummen - Schrei.

Mein persönliches Highlight in den 70 Minuten: eine blaue Scheinwerferfolie, die langsam von der Decke ins Publikum schwebt. Wunderschön - aber wohl nur ein Versehen.

Vielleicht ist diese Inszenierung nur etwas für Theaterwissenschaftler und/oder Gotscheff-Anbeter. Für mich leider einfach nur langweilig.

Bilder: Website Deutsches Theater

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