Rückblick: Fortbildung Lehrkräfte - Gesundheit

Am 01.06.2016 hatte ich die Gelegenheit, an der Tagung "Lehrkräfte-Gesundheit" des LISUM (Landesinstitut für Schule und Medien) teilzunehmen.
Einmal jährlich findet am LISUM eine Lehrkräfte-Tagung mit einem jeweils anderen Thema statt. Die Teilnahme ist kostenlos und ich hatte keine Probleme als Theaterpädagogin (und Nicht-Lehrerin ;) ) einen Platz zu bekommen. Ich war mit der Anmeldung zwar spät dran, da ich erst kurz vor knapp von der Tagung erfuhr, aber meine Anfrage wurde sehr freundlich beantwortet und ich konnte noch einen der letzten Plätze ergattern.
Wer sich rechtzeitig anmeldet, kann sich aus dem großen Workshopprogramm für zwei Workshops entscheiden. Es werden insgesamt zwölf verschiedene Workshops angeboten mit einer Dauer von jeweils zwei Stunden. Alle Workshops finden sowohl einmal am Vormittag als auch einmal am Nachmittag statt.
Das Thema der diesjährigen Tagung war "Gesundheit" (mit dem Fokus auf Burnout-Prävention, Stresslösung und Entspannung) und die folgende Workshops wurden angeboten:

  • Nach fest kommt locker - Entspannungstechniken
  • Krise als Chance nutzen - DOKI (Dialog Orientierte Körperliche Intervention)
  • Nur wer loslässt, hat zwei Hände frei - Work-Life-Balance
  • Wenn man auf dem Tiger reitet, kann man nicht absteigen - Von der Eskalation zur Kooperation
  • Das Unmögliche möglich machen - Feldenkraismethode
  • Verliebt, verlor´n, verbrannt - Burnout-Prävention
  • Schrei nich so, ich kann dich nicht hören! - Sprechtraining
  • Zeit ist der einzige Schatz, bei dem es richtig ist, geizig zu sein - Selbstmanagement
  • Eigentlich bin ich ganz anders ... - Improvisationstheater
  • Mein Platz in der Schule - hier bin ich gern! - Positive Thinking
  • Willst du Recht haben oder glücklich sein? - Gewaltfreie Kommunikation
  • Gib acht - auf dich! - Achtsamkeit im Schulalltag
Da ich wie gesagt nicht zu den frühen Anmeldern gehörte, musste ich die Workshops nehmen, in denen noch Plätze frei waren. In den Workshops Feldenkrais und Entspannungstechniken ergatterte ich noch einen Platz und hatte Glück: sie passten thematisch genau zu meinem nächsten Workshop "One Day Off", ich hatte also gleich noch neue Inspiration inklusive.

Früh morgens ging es los zum LISUM nach Ludwigsfelde in Berlin-Brandenburg. Das Gelände ist wunderschön und wirkt ein bißchen wie ein großes Erholungsklinikum, voller Backsteingebäude und vielen Bäumen.
Der Tag startete mit einem Vortrag von Ulrike Stilijanow, Betriebspsychologin im Kompetenzzentrum Gesundheitsmanagement, über COPSOQ (Copenhagen Psychosocial Questionnaire), einem Instrument zur Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung.
Wir erfuhren, dass es eine gesetzliche Vorgabe zu eben dieser Gefährdungsbeurteilung im Arbeitsschutzgesetz gibt. Zwar ohne Vorgaben für die dafür eingesetzten Instrumente, aber mit Richtlinien für die Prozessqualität.
COPSOQ arbeitet überwiegend mit Fragebögen und erstellt so eine Vergleichsdatenbank.
Es werden Belastungen und Ressourcen abgefragt, z.B. zu Themen wie
- Anforderungen
- soziale Beziehungen & Führung
- Einfluss & Entwicklungsmöglichkeit
- Schulspezifika



Gerade im Lehrer-Beruf ist die Burnout-Gefahr extrem hoch, das sind die häufigsten Auslöser:
  • Work-Privacy
  • Lärm
  • Mobbing
  • emotionale Anforderungen
Es gibt sehr viele Krankschreibungen, mit zunehmendem Alter wird der allgemeine Gesundheitszustand bei Lehrern immer schlechter.

Als ich mich im Saal kurz umsah, muss ich feststellen, dass man es einigen Lehrkräften ansieht. Der Lehrerjob ist einer der härtesten. Aus Gesprächen mit meiner Mutter (Lehrerin) weiß ich, dass besonders Mobbing und Lärm einen erheblichen Stressanteil ausmachen.
Umso wichtiger, dass die Arbeitsbedingungen für Lehrer - besonders in Deutschland - verbessert werden!
Im Vergleich europäischer Länder in der Bewertung von Entspannungsmöglichkeiten am Arbeitsplatz liegt Deutschland auf dem letzten Platz. Spanien hingegen auf Platz eins - der Siesta sei Dank, denn die wird dort auch an den Schulen eingehalten!

Leider wird die Gefährdungsbeurteilung noch nicht flächendeckend durchgeführt. Für die Schulen ist solch eine Aktion natürlich sowohl ein zeitlicher als auch ein finanzieller Aufwand, der sich aber langfristig rentiert. Wie immer ist hier das Standard-Problem zwischen kurz- und langfristigem Denken die Bremse.

Nach diesem interessanten, aber auch ernsten Einstieg, erfolgte eine kurze Auflockerungseinheit durch den Rhythmuslehrer Christoph Renner. Wenn ein ganzer Saal von seinen Sitzen aufsteht und Rhyhmusübungen am Platz ausführt, hat es immer einen eigenartigen Touch, ganz anders als bei einem Theaterworkshop, in dem ein lockerer Umgang herrscht und die Teilnehmer sich meist gegenseitig anschauen. Aber die Übungen waren toll und werden sicherlich bei einer der nächsten Proben ein Revival erleben.

Dann starteten die Workshops. In meinem Fall zuerst "Das Unmögliche möglich machen - Feldenkraismethode". Der Dozent war Psychologe Werner Krejny. Ich hatte vorher gar keine Ahnung von Feldenkrais, fand nur, dass es etwas esoterisch klang, aber ich wollte wissen, was sich dahinter verbirgt.
Das Startmotto klang schon mal spannend:
Das Unmögliche möglich machen, das Mögliche leicht und das Leichte selbstverständlich.
Idee der Feldenkrais-Methode ist, Bewegungsmuster zu ändern, denn das Gehirn kann man trainieren wie einen Muskel. Wir haben alle feste Bewegungsmuster, die wir uns über Jahre angewöhnt haben. Daraus können unter Umständen Schmerzen entstehen, die durch eine Änderung eben dieser Bewegungsmuster  aufgehoben oder gemildert werden können.
In den zwei Stunden Seminar probierten wir verschiedenste Übungen aus, drehten uns, bewegten Finger und Hände vereinzelt und testeten immer wieder kleine Erfolge. Die Übungen sind simpel, aber effektiv, und ich werde mich sicherlich noch einmal mit Feldenkrais beschäftigen.



In der Mittagspause ging es in die Kantine des Geländes ... und vom Kantinenessen ist leider abzuraten. Solltet ihr also auch einmal an einer der Fortbildungen im LISUM teilnehmen - nehmt euch etwas zum Essen mit! Inspiration gibt es in meiner Blogreihe #theatresnack.;)

Es gab noch einen sehr schönen Regenschauer-Moment, den ich im Kofferraum des Autos meiner Mutter verbrachte ... ich habe mich schon lange nicht mehr so kindlich gefühlt, das war toll!

Am Nachmittag fand dann der zweite Workshop statt, Thema diesmal: "Nach fest kommt locker - Entspannungstechniken".
Die Psychologin Bettina Kalus zeigte uns in den zwei Stunden viele verschiedene Übungen aus unterschiedlichsten Entspannungstechniken, angefangen bei kleinen Übungen für den Arbeitsalltag (dazu kommt sicherlich noch ein Blogpost!) über Progressive Muskel-Relaxation bis hin zu Pilates und Autogenem Training, bei dem ich kurz wegnickte.

Tiefenentspannt ließ ich dann die Abschlussrede ausfallen und machte mich auf den nicht ganz so kurzen Heimweg nach Berlin.

Danke LISUM, dass ich teilnehmen durfte! Danke Mama für die Info, die Begleitung und das Mitnehmen!

Eine super Möglichkeit, in einer kurzen Fortbildung in verschiedene Bereiche hineinzuschnuppern, die für sehr viele Berufsgruppen (nicht nur Lehrkräfte) interessant sind.

Kommentare